Topographia Circuli Burgundici: Middelburg

Topographia Germaniae
Middelburg
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 146–147.
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[146] Middelburg. Diß ist die Haupt-Statt in gantz Seeland / und absonderlich auch desselbigen Lands vornehmster Insel Malcheren / in deren Mitten sie lieget / und daher den Nahmen hat. Ist groß / vest und wohl erbauet / auch mit Brücken / Thürnen und Bollwercken / zum gebrauch und zur Zierde / stattlich versehen. Hat

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Middelburg

[147] einen gar geringen Anfang gehabt / und ist Anno 1121. nur noch ein Dorff gewesen / folgends aber so gestiegen / daß sie jetzt an Reichthumb und Macht unter die fürnemste Stätt in gantz Niederland zu zehlen. Hatte vorhin eine gewaltige Aptey zu S. Nicolao / Praemonstratenser Ordens / so jetzt das Landhauß ist / darinn die Seeländische Landtäge gehalten werden / und daselbsten auch die RentCammer / die Admiralität / die Müntz / und dergleichen sich befinden. Das Rahthauß / so mit Bildern und sinnreichen Sachen geziehret; Item die Spitze auff dem höchsten Thurn der Statt / sampt der schönen Vhr darauff / so gemeine Statt auf die 150. tausent Gulden gekostet haben solle / seyn auch wohl allhie zu sehen. Ligt 17. Meilen von Dordecht / 64. von London / und ein Meil vom hohen Meer. Ihre meiste Freyheiten hat sie vom Käyser Wilhelm / Graffen in Holl- und Seeland / (so allhie in gedachtem S. Nicolai Klosters ansehenlichem Tempel / sampt seiner Gemahlin begraben ligt /) bekommen. Hat ein doppelten Meerhafen / oder Port / darunter der Neue so weit / und tieff / daß über 200. Last-Schiff biß in die Statt / mit grossem der Burger Nutzen / kommen können: und ist doch diese lustige Statt auch an diesem Orth wohl verwahret. Die Gassen seyn gar schön / die Häuser weit und groß. Sie hat die Stapelgerechtigkeit / daß man mit dem Wein / den man auß Franckreich / Spanien / und von andern Orten zu Wasser in diß Land bringet / da anländen muß. Es wird ein grosses Gewerb allhie getrieben / wie sie dann / wegen der Schiffarten / und grossen Handels zu Meer / deme sie schon vor längsten obgelegen / vor der Zeit auch ein Hansee-Statt gewesen. Vnd hat sie sonderlich Anno 1590. wegen der Ost Indianischen angefangnen Schiffart gewachsen und zugenommen. Die Lufft wollen gleichwol nicht alle für gesund loben; aber wohl / daß es gar schöne Mannspersonen da gebe / sagen. In einer Raißbeschreibung wird also ihrer gedacht / Middelburg ist ein herrlich schöne grosse Handels-Statt / da viel und mancherley Schiff ihr Niderlag haben. Ist mit Pasteyen von Erden wol erbauet / so denen zu Ambsterdam nicht unehnlich seyn sollen / allein / daß sie etwas nähers bey einander / und tapfferer erbauen / und die Flügel auch dicker angelegt seynd / deren einer bey hundert Schuh dick ist. Haben sonsten keine Casamaten / und Cavallieri. Nahend dieser Statt / so ein Meil von Flissingen gelegen / ist der berühmte Jurist Nicolaus Everhardi gebohren worden. Anno 1572. ward diese Statt von denen von Flissingen / und andern belagert / welche zu entsetzen / der König in Hispanien sieben tausent mal tausent Gulden auffgewendet haben solle: Muste gleichwol / als nach zweyjähriger Belagerung / die Seeländer einen gewaltigen Sieg zur See erlangt / und die Middelburger schon Katzen und Ratzen auffgezehrt hatten / sich dem Printzen von Vranien Anno 74. ergeben. Sihe Ludov. Guicciardinum, pag. 220. seq. VVerdenhagen part. 4. de Rebusp. Hanseat. cap. 3. fol. 25. Georg. Braun / im 2. Buch von den Stätten / C. Ens in delic. apodem. p. 133. und Meteranum im vierdten Buch seiner Niederländischen Historien.

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