Vibidius 1) ein Possenreißer bei Horat. sat. II 8, 22. 33. 40. 80. Zum Namen vgl. W. Schulze Eigennamen 428, 1. 457 (latinische Gentilnamen). Er war einer von den gewerbsmäßigen scurrae, wie sie von angesehenen zu einem Gastmahl geladenen Männern zur Erheiterung der Gesellschaft mitgenommen wurden; als nicht geladene Gäste hießen sie umbrae: Horat. sat. II 8, 22; epist. I 55, 28. Unser V. erscheint a. O. als scurra des Maecenas, der bei Nasidienus als Ehrengast geladen war, und liegt bei diesem Mahle auf dem medius lectus zu Seiten des hohen Gastes. Der öde, belästigende Kommentar zur Speisenfolge, den ein Beauftragter des Wirtes zu geben hatte, veranlaßt
[1945]
V. zu der Bemerkung (v. 34): ,Wollen wir hier nicht ungerächt vor Langeweile sterben, so gilt’s, mörderisch zu zechen‘; und sein Schrei nach größeren Bechern (v. 35) wird nicht nur von Balatro, dem zweiten scurra des Maecenas, sondern auch von diesem selbst und dem summus lectus, auf dem die Literaten liegen, begeistert aufgenommen. Ganze Weinkrüge stürzen nun V. und Balatro in ihre mächtigen Humpen und bereiten dem Wirt größtes Bangen, da sie durch ihr Beispiel viele Gäste zu gleichem Tun verleiten. Und V. erweist sich als Erzzecher, der selbst dann, als der an der Zimmerdecke über dem Speisetisch angebrachte Baldachin auf eine eben mittels der Schüssel aufgetragene Muräne herabstürzt und dadurch alle anderen Gäste zum Schweigen oder zu Flüstergesprächen veranlaßt, laut seine Stimme erhebt und die weinschenkenden Sklaven höhnisch fragt, ob nun infolge des Baldachinsturzes auch der Weinkrug in Scherben gegangen sei: denn er sitze trotz seines Drängens trocken da (v. 80ff.). Und Balatro sekundiert dabei mit seinen Späßen ,wie im Mimus der Spaßmacher‘ dem V., der hier gewissermaßen als Träger der Hauptrolle (archimimus) erscheint: s. Kießling-Heinze Horatius’ Satiren, Komm.5 (1921) 346. E. P. Μorris Horace, The Satires New York 1909, 247f.