3) Nach Ailian. var. hist. III 26 und Polyain. VI 50, die wohl beide derselben Quelle entstammen, Tyrann von Ephesos, Sohn des Melas, der mit einer Tochter des Lyderkönigs Alyattes verheiratet war, wodurch seine Zeit auf die erste Hälfte des 6. Jhdts. festgelegt ist. Er ererbte die Herrschaft von seinem Vater und war noch in ihrem Besitz, als sein Oheim Kroisos bald nach seinem Regierungsantritt (Herodot. I 26) heranrückte,
[1698] um die Stadt zu belagern, die von P. verteidigt ward. Als im Laufe der Belagerung einer der Mauertürme einstürzte, der danach später im Volksmund ‚der Verräter‘ hieß, riet P. den Ephesern, ihre Stadtmauer mit dem 7 Stadien entfernten Tempel der Artemis durch ein Seil (Herodot. a. O.) zu verbinden und so die Stadt in den Schutz der Göttin zu stellen. Daraufhin stellte Kroisos die Belagerung ein, verlangte aber, daß sein Neffe die Stadt verlassen sollte, was dieser auch bereitwillig tat. Er ging unter Zurücklassung seines Sohnes nach der Peloponnes‚ wo er vielleicht bei den dortigen Tyrannen Periandros von Korinth oder Kleisthenes von Sikyon Aufnahme erhoffte. Die Belagerung und die Kriegslist findet sich auch bei Herodot. I 26, der aber den Namen des P. nicht erwähnt.
Im Anschluß daran und aus andern Gründen hat Plaß die Tyrannis des P. überhaupt angezweifelt; er sieht in ihm einen Angehörigen des in Ephesos sehr angesehenen Geschlechts der Basiliden, dessen Vornehmheit aus der Ehe mit der Tochter des Lyderkönigs hervorgeht. Als solche habe P. die Leitung der Angelegenheiten gehabt oder sie beim Herannahen des Feindes übernommen. Daß auf die Ausdrucksweise der späten Quellen, die ihn als Tyrann bezeichnen, nicht viel zu geben ist, stimmt und daß Herodot ihn nicht erwähnt, ist ebenfalls befremdlich. Vgl. Plaß Die Tyrannis I 229 (1852) und Ure The origin of tyranny p. 273 (1923).