RE:Mulsum
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Honigwein, ein in römischer Zeit sehr beliebtes Getränk | |||
Band XVI,1 (1933) S. 513–514 | |||
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Mulsum, Honigwein, ein in römischer Zeit sehr beliebtes Getränk, das vorzüglicher war als ähnliche, künstlich bereitete Getränke, wie die alica (s. d.) und der Rosinenwein, passum, den Mart. XIII 106 mulsum pauperis nennt. Das m. wurde bei den Mahlzeiten genossen (Plaut. Pers. 87. Cic. Tusc. III 44. Varr. r. r. III 16, 1), beim prandium (Cic. Cluent. 166), hauptsächlich bei der gustatio Horat. sat. II 4, 24. Petron. 34, 1, weshalb sie auch promulsis heißt, Cic. fam. IX 16, 8. 20, 1; vgl. Corp. gloss. lat. IV 378, 55. Auch die Arvalbrüder erhielten bei ihren Mahlzeiten ein bestimmtes Maß m., Act. Arv. an. 219 (p. CCVIII); Henzen ebd. 35. Inschriftlich werden Spenden von Backwerk und m. an die Bürger erwähnt, CIL XI 47.[1] 89. 5222. Amphoren mit der Inschrift mulsum wurden in Pompeii gefunden, Bull. d. Inst. 1881, 234. Not. d. scav. 1879, 51. Auch aus gesundheitlichen Gründen genossen die Römer das m., als Mittel gegen Heiserkeit (Cic. de orat. II 282), gegen die Gelbsucht, Varr. b. Plin. n. h. XXII 114. Romilius Pollio schreibt ebd. sein hohes Alter von mehr als hundert Jahren dem regelmäßigen Genuß des m. zu, welche Anekdote übrigens auf Demokrit zurückgeht, bei Athen. II 46f., wo statt des m. Honig empfohlen wird.
Der griechische Name für m. ist οἰνόμελι, Corp. gloss. lat. VI 715. Diosc. V 8, 1f. Wellmann. Geop. VIII 25, 1. 26; später jedoch unterschied man m. und οἰνόμελι, indem letzteres für Süßwein gebraucht wurde, Dig. XXXIII 6, 8.
Die Bedeutung des m. wird verschieden angegeben. Weitläufige Anweisungen über die beste Art geben Colum. XII 41. Pallad. XI 17. Sollte es möglichst haltbar sein, so erforderte die Zubereitung 50 Tage. Nachdem man Honig, am besten frischen hymettischen (Horat. sat. II 2, 15. Mart. IV 13, 4. XIII 108. Macrob. Sat. VII 12, 9) hatte sieden lassen, mischte man ihn mit frischem Most oder gutem Wein, namentlich Falerner (ebd.) oder Massiker, Mart. IV 13, 4. Andere Weine empfiehlt (Plin. n. h. XIV 75. 80), auf jeden Fall alten, weil er sich besser mit dem Honig mischte, ebd. XXII 113. Diosc. a. O. Feinschmecker liebten zur gustatio ein mildes Getränk, weswegen Horat. sat. II 4, 24 den Aufidius tadelt, weil er dem m. zu [514] feurigen Falerner zusetzte. Über das Mischungsverhältnis finden sich verschiedene Rezepte, Diosc. V 8, 2 (2/3 Wein, 1/3 Honig oder ein Sextar Honig auf sechs Sextare gekochten Most). Geop. VIII 25, 1ff. (4/5 Wein, 1/5 Honig); VIII 26 (10/11 gekochten Most mit 1/11 att. Honig); vgl. Oribas. I p. 399.
Eine ähnliche, aber vom M. ausdrücklich unterschiedene Mischung heißt μελιτίτης, aus herbem Most, Honig und Salz, Diosc. V 7. Plin. n. h. XIV 85. XXII 115. – Becker-Göll Gall. III 439f. Blümner D. röm. Privatalt. 202. 382. Dar.-Sagl. III 1705. V 920. Vgl. d. Art. Mel.