Hadrianos. 1) Ἀδριανός, als römischer Bürger wahrscheinlich Claudius Hadrianos (Groag Wien. Stud. XXIV 264, 3), griechischer Sophist aus Tyros, geboren spätestens im J. 113 n. Chr. (Clinton Fast. Rom. II p. 119 zum J. 131), Schüler des Herodes Attikos in Athen in seinem 18. Lebensjahr, Mitglied des Κλεψύδριον genannten Kreises von Herodes' vorzüglichsten Schülern, in Rivalität mit Aristeides (Suid. s. Ἀδριανός); scheint später auch in Ephesos aufgetreten zu sein (Philostr. vit. soph. p. 107, 25 Kayser). Nach dem Tod des Herodes, dem er die Leichenrede hielt, wurde er etwa 176 dessen Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Rhetorik (Suid. s. Ἠρώδης Ἰούλιος). Von hinreißender Beredsamkeit, voll von Selbstgefühl und glänzend im äußeren Auftreten, wurde er vom athenischen Volk hoch gefeiert, zum athenischen Bürger gemacht und wesentlich in folge seiner allgemeinen Beliebtheit von der Schuld an der Tötung eines ihm unbequemen Sophisten vom Statthalter von Achaia freigesprochen. Nach Herodes’ Tod hörte ihn Marcus Aurelius bei einem Besuch in Athen und zeichnete ihn besonders aus. Damals scheint er auch mit dem Consul Cn. Claudius Severus bekannt geworden zu sein, dem er vermutlich das römische Bürgerrecht verdankt, und dem er später in Ephesos eine Statue gesetzt hat (Groag Wiener Stud. XXIV 261ff.). Auch in Rom, wohin er dann als Lehrer der Rhetorik an dem von Kaiser Hadrian gestifteten Athenäum versetzt wurde, erregte er die größte Bewunderung selbst derjenigen, welche nicht Griechisch verstanden. Galen. XIV 627. 629 K. erwähnt seine Anwesenheit bei anatomischen Demonstrationen mit der Bemerkung, H. sei damals noch ρήτωρ, nicht Sophist, d. h. noch nicht Inhaber der römischen Professur gewesen. Diese Episode muß jedenfalls nach 163 fallen. Als er schon im Sterben lag, übertrug ihm Commodus noch (spätestens im J. 192) das Amt eines kaiserlichen Sekretärs. Er starb im 80. Lebensjahr. Seine Schüler sind die Sophisten Polydeukes, Proklos und Apollonios von Naukratis, Apollonios von Athen, der Lykier Herakleides und Quirinus von Nikomedia. Das Pathos seiner Reden übte er durch Studium der Tragödie. Für Lobpreisungen der Schönheit einer Stadt empfiehlt ihn als Muster Menand. de encom. (Walz Rh. Gr. IX 244, 19). Nach Suidas s. v. schrieb er technische Schriften (5 Bücher περὶ ἰδεῶν λόγου, 3 Bücher περὶ τῶν ἐν ταῖς στάσεσιν ἰδιωμάτων), μελέται, 7 Bücher Metamorphosen, epideiktische Reden, einen Phalaris, eine Trostrede auf den kaiserlichen Sekretär Celer. Vgl. im ganzen Philostr. vit soph. II 10 p. 89–94 K. Erhalten glaubt man von ihm vier kurze μελέται und einige Sentenzen, die zuerst von Leo Allatius (Excerpta varior. Gr. sophistar. et rhetor., Rom 1641) herausgegeben, dann in Walz Rhet. Gr. I 526–533 und in Hincks Polemo p. 44–51 abgedruckt sind. Es ist jetzt erkannt, daß alle diese Stücke außer dem ersten (über ein wegen Giftmords angeklagtes Weib, das nicht verbrannt werden kann, als durch ein anderes Weib, welches dann wegen Zauberei ebenfalls zu verbrennen der Rhetor beantragt – solche
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ὑποθέσεις mögen ihm nach Philostr. vit. soph. p. 94, 9 K. den Beinamen γόης eingetragen haben; s. übrigens über diesen Beinamen auch Diels S.-Ber. Akad. Berl. 1884, 344, 1. W. Schmid Atticismus II 2, 1) von Iamblichos sind (Hercher Herm. I 362ff.). Daß er (wie Kayser zur Einzelausgabe von Philostr. vit. soph. p. 346 meint) in Luc. Demon. c. 14 gemeint sei, ist nicht wahrscheinlich (Bergk Griech. Lit. IV 551, 45). Eine Ausgabe von H.s Schriften besaß Libanios (ep. 546), der auch (T. III 362 R.) eine Trauerrede von ihm auf den Geliebten des Kaisers Verus, den Tänzer Paris, erwähnt (Rohde Kl. Schr. II 96, 1). Er wird auch identisch sein mit dem Verfasser einer homerisch stilisierten Ἀλεξανδριάς in mindestens sieben Büchern, aus der Steph. Byz. s. Ἄστραια und Σάνεια zitiert.