Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Platz des republikanischen Comitium bei der Curia in Rom
Band VII,2 (1912) S. 16921693
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Graecostasis, erhöhter Platz an der Südseite des republikanischen Comitium gegenüber der Curia, den Rostra benachbart (Varro de l. l. V 155. Cic. ad Quint. fr. II 1. Plin. VII 212. XXXIII 19; vgl. Obsequ. 24). Zwischen diesen und dem G. sah ein Beobachter von der Curie aus zu Mittag die Sonne (Plin. VII 212). Wie aus Obsequ. 24 (in Graecostasi et comitio sanguine fluxit; vgl. auch 28. 31) hervorgeht, war die G. ein offener Platz. Dort nahmen die fremden (griechischen) Gesandtschaften Aufstellung, um in den Senat geführt zu werden, wohl auch, um der Volksversammlung beizuwohnen. Auf dem Platze hat im J. 305 v. Chr. Cn. Flavius (s. Flavius Nr. 15) eine Kapelle der Concordia errichtet; aus den Fast. Pinc., CIL I2 219[1] erfahren wir von einem Opfer der Luna auf der G. Die große Bautätigkeit unter Caesar, welche das alte Comitium ganz veränderte, hatte eine Verlegung der Rostra zur Folge; was mit der G. geschah, die ihren alten Platz nicht bewahrte, ist ungewiß. In der Kaiserzeit erscheint nun der Name Graecostadium in der Hist. aug. Pius 8 (Graecostadium post incendium restitutum), im Chronogr. 354 p. 148 M. (Carino et Numeriano imperatoribus arserunt senatum, forum Caesaris, basilicam Iuliam et Graecostadium), in der Not. urb. reg. VIII und im Curiosum urb. reg. VIII (Jordan Topogr. II 553. Forma urb. 51); wahrscheinlich ist auch die Inschrift Grecost[... auf dem nicht mehr erhaltenen Fragment III 19 des kapitolinischen Stadtplans zu Grecostadium zu ergänzen. Das Verhältnis der beiden Namen zueinander ist strittig. Die Annahme, daß das Graecostadium als Nachfolger der G. in der Nähe der neuen Rostra lag (Jordan Topogr. I 2, 243. Richter Topogr.2 84), hat Hülsen Röm. Mitt. XX 11f. aus topographischen Gründen abgelehnt. Er sucht es auf dem Raume von S. Maria della consolazione, südlich der Basilica Iulia. Die Inschrift eines im Nuov. bull. di arch. christ. 1902, 126 veröffentlichten Sklavenhalsbandes: Tene me, fugio. reboca me in Grecostadio Eusebio mancipe, läßt schließen, daß es am Graecostadium Geschäfte oder Wohnungen gab. Die Vermutung Urlichs (Rh. Mus. 1857, 219), daß die bei Plut. de consol. anim. 19 genannte Ἑλλήνων ἀγορά, an welcher ein Barbier sein ἐργαστήριον hatte, mit dem Graecostadium identisch sei, erhält dadurch eine bedeutende Stütze. Mit Detlefsen Ann. d. Inst 1860, 153 wegen der Berichte über ,Brände‘ des Graecostadium anzunehmen, daß es ein Gebäude gewesen, ist nicht notwendig, da ja im Chronogr. 354 neben dem Graecostadium auch das Forum Caesaris als brennend bezeichnet wird, mit dem Platz eben auch die Gebäude an demselben und die Buden auf ihm gemeint sind.

Literatur: Detlefsen De comitio Romano, Ann. d. Inst 1860, 152f. Gilbert Geschichte u. Topogr. Roms III 173. Jordan Topogr. der [1693] Stadt Rom I 2, 243. Richter Topogr. der Stadt Rom2 98. Homo Lexique de topogr. Rom. 278f. Thédenat Le forum Rom.3 1904, 136f. Ruggiero Dizionario epigr. s. v. Hülsen Röm. Mitt. VIII (1893) 87. 91. XX (1905) 11f.

[Weiss. ]

Anmerkungen (Wikisource) Bearbeiten

  1. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 219.