RE:Εὐπατώριον

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Pflanzenart, Rosacee, Odermennig = Agrimonia Eupatoria L.
Band VI,1 (1907) S. 11621163
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Εὐπατώριον ist bei Dioskorides mat. med. IV 41 (vgl. Plin. n. h. XXV 65) nach der verhältnismäßig sehr guten Beschreibung unzweifelhaft Agrimonia Eupatoria L., Odermennig, eine sowohl in Griechenland (in mehreren Formen) und Italien (Halacsy Consp. fl. Gr. 533. Arcangeli Fl. it. 543), als auch bei uns sehr gemeine Rosacee. Abbild u. a. Thomé Flora v. Deutschland III 234 tab. 411. Den Namen selbst führt Plinius (n. h. XXV 65) in der Form eupatoria auf Mithridates Eupator zurück, vielleicht darf man nach n. h. XXV 62 Krateuas, den Leibarzt dieses Fürsten, als den Erfinder annehmen. In der interpolierten Dioskoridesüberlieferung finden sich noch die Synonyma ἡπατώριον und ἡπατῖτις, wahrscheinlich fortlebend in dem Apothekernamen Lappula hepatica, Leberklette (Fischer-Benzon Altdeutsche Gartenflore 77), sowie Volucrum maius; doch fehlen diese im lateinischen Dioskorides (cod. Paris. 9332 IV 38. Roman. Forsch. XI 24), also wohl auch in den Originalhandschriften. Schon Dioskorides selbst bekämpft m. m. II 207 und IV 41 fin. die Gleichstellung unserer Pflanze mit der ἀργεμώνη, einer Mohnart, doch mag des Plinius argemon = lappa canaria (n. h. XXIV 176) hieher gehören, während sicher verschieden sind dessen argemonia (n. h. XXV 102. XXVI 23 und öfter) und argemonion = inguinalis (herba) XXVI 92 (= ἀστὴρ ἀττικός Diosk. m. m. IV 118. Ps.-Apul. de herb. 61 u. ö.). Von der agrimonia des Celsus de med. V 27, 10, wo dieses Wort zuerst im Latein vorkommt, läßt sich weiter nichts sagen, weil dort eben nur der Name gegeben ist. Ganz außer acht bleiben kann die ἀργεμώνη ἑτέρα bei Diosk. m. m. II 208, da dieses bedenklich an Ps.-Apuleius gemahnende Kapitel sicher unecht ist (Wellmann Herm. XXXIII 383, 38). Es fehlt auch im lateinischen Dioskorides. Die weiteren Erwähnungen des . und der ἀργεμώνη bei Galen. XI 879. X 920. XIII 604. 664. XIX 725. 729, Aetius, Paulus Aegin. u. s. w. bieten botanisch nichts Neues, dagegen hat der lateinische Oribasius VI 439 Bussem.-Darembg. die Benennung argimonia quam rustici lappa inversa vocant, was auf die abwärts gebogenen Hakenfrüchte gut paßt (vgl. Fischer-Benzon a. a. O.). In dem sog. Galen. ad Patern. finde ich zum erstenmale die Gleichung: Argemonia herba est ... huius ergo radicem Graeci eupaturium dicunt; vgl. Langkavel Botanik der späteren Griechen 7. Das ging dann über in den alphabetischen lateinischen Dioskorides s. Agrimone, in die Glossare (Thesaur. Gloss. emend. s. Argemonia) und zu Simon Ianuensis s. Argimonia; eigentümlich ist Corp. gloss. III 538, 65 eupaturio id est marrubio subventaneo. Unter argimonia zitiert die Pflanze oftmals Marcellus Empiricus (Helmreichs Index), bei Theodorus Priscianus finden sich hsl. die Formen agrimonia und acrimonia. Die Form agrimonia hat nach Fischer-Benzon a. a. O. 182 auch das Inventar des kaiserlichen Hofguts Treola vom J. 812, die Glossae Theotiscae (189) des Hortulus des Walafried Strabo, wo sie auch Sarcocola heißt XXI 359–368 (188) und die Physica der heiligen [1163] Hildegard I 114 (196). Ferner finde ich sie in den Spuria Macri 2 (S. 125 Choulant), welches Kapitel aus dem alphabetischen lateinischen Dioskorides stammt, und bei Albertas Magnus de veget. VI 283, der deutlich den Odermennig beschreibt. Weitere Namen, wie liburnia, concordialis, pergalia, sarcocolla u. a. finden sich im interpolierten Dioskorides (Archiv f. lat. Lex. X 95ff. XI 105ff. Hermes XXXIII 379ff.), bei Ps.-Apuleius 32 (besonders im Cod. Vratislav.) und in den Glossaren (Thesaur. Gloss. em. a. a. O.). Auf Verwechslung scheint zu beruhen die Verquickung mit aristolochia longa (Corp. gloss. III 543, 13. 611, 1), vgl. auch Pickering Chronol. hist. 440. Nach Galen. de comp. med. sec. loc. V (XII 856) heißt es in einem dem Archigenes entlehnten Rezepte gegen Zahnweh: ὡσαύτως δὲ καὶ ἡ τῆς πενταφύλλου ῥίζα ὑπὸ δὲ τινων εὐπατωρίου λεγομένης. Medizinisch gibt Dioskorides das Kraut äußerlich mit Schweinefett gegen schwerheilende Wunden, Same (Frucht) und Kraut innerlich in Wein gegen Ruhr (Plin. n. h. XX 65) und Schlangenbiß. Gegen Flechten (vitiligines) empfiehlt Plin. n. h. XXX 121 muscas inlini iubent cum radice eupatoriae. Nach Galen. XI 879 ist εὐπατώριον ἡ πόα λεπτομεροῦς καὶ τμητικῆς καὶ ῥυπτικῆς δυνάμεως ἄνευ θερμότητος ἐπιφανοῦς, ὅθεν καὶ τὰς καθ' ἧπαρ ἐμφράξεις ἐκκαθαίρει' μετέχει δὲ καὶ στύψεως βραχείας, δὶ' ἣν καὶ τόνον ἐπιτίθησι τῷ σπλάγχνῳ. Ähnlich Aetius Amid. VII 3 u. a., vgl. Dragendorff Heilpfl. 280 und Art. Ἀργεμώνη.

Etwas ganz anderes ist unser Eupatorium cannabinum L., der Wasserdost (Abbild. u. a. Thomé Flora v. Deutschl. IV 268 Tab. 564), eine Komposite, welche zwar von Sibthorp Fl. Gr. Prodr. II 164 und Boissier Fl. or. III 154 für Griechenland, von Arcangeli Fl. it. 661 für Italien angegeben wird, aber meines Wissens noch niemals ernstlich mit einer antiken Pflanze identifiziert wurde, während doch die Alten die stattliche Staude nicht wohl übersehen konnten. Vielleicht steckt sie also unter einem anderen, bisher falsch gedeuteten Namen. In der späteren Pharmazie ging sie unter dem Namen: Herba cannabis (-inae) aquaticae und Herba Sanctae Cunigundae und wurde auch als Eupatorium Avicennae von dem als Eupatorium veterum sive agrimonia bezeichneten Odermennig unterschieden, vgl. Bauhini Pinax Theatri botan. s. Eupatorium. Herbar. Blackwell. II 110. Wittstein Handwörterbuch d. Pharmakogn. d. Pflr. 889, wo indessen bei dem Absatz über die Geschichte nicht an Eupatorium cannabinum, sondern an Agrimonia Eupatoria zu denken ist. Das Wort argemone selbst deutet H. Lewy Die semitischen Fremdwörter im Griechischen 49 mit Lagarde Abh. Gött. Ges. d. Wiss. XXXV 202 als entstanden aus dem hebr. ᾽argāmān ,roter Purpur‘, was auf die Mohnart trefflich paßt.