17) Eudemos, ein jüngerer Zeitgenosse des Herophilos und Erasistratos (Gal. XVIII A 7), gehörte zu den berühmten Anatomen der ersten Ptolemaeerzeit in Alexandreia (Gal. XV 134) und war vermutlich Verfasser einer anatomischen Schrift (ἀνατομή). Die Drüsenlehre hat er wie Herophilos, nach diesem, wie es scheint, in Angriff genommen und besonders über die Bedeutung der Pankreasdrüse eingehende Untersuchungen angestellt (Gal. IV 646). Ferner hat er sich um die weitere Ausgestaltung der Nervenlehre Verdienste erworben (Gal. VIII 212). Die weiblichen Geschlechtsteile muß er genau untersucht haben; er kannte die Fimbrien der Muttertrompeten und verglich sie mit den Fangarmen der Tintenfische (πλεκτάναι Gal. II 890), er wußte, daß der Nabelstrang des Embryo Blutgefäße enthält, und berichtet, daß diese sich im Embryo unter dem Diaphragma in die sog. Hörner (κέρατα) trennen (Sor. περὶ γυν. I 17, 57). Über seine Knochenlehre sind wir leider ebenso mangelhaft unterrichtet; den Griffelfortsatz (Processus styloideus) des Schläfenbeins verglich er mit Hahnenspornen, ließ ihn aber unbenannt (Ruf. ed. Ruelle 152). Irrtümlich hielt er das Akromion für einen eigenen kleinen Knochen (Ruf. 142). Dagegen fand er richtig, daß die Mittelhand- und Mittelfußknochen fünf Knochen haben und daß der Daumen und die große Zehe nur aus zwei Phalangen bestehen (Gal. III 203), vgl. außerdem Ruf. 162. Es ist nicht unmöglich, daß die von Kalbfleisch-Schöne (Berliner Klassikertexte III 10f.) aus einem Papyrus herausgegebenen Bruchstücke einer anatomischen Schrift auf ihn zurückgehen. Vgl. Hecker Gesch. d. Heilkunde I 304. M. Wellmann bei Susemihl Gesch. d. Alexandr. Lit. I 811.