Engyon (Ἔγγυον), Einw. Ἐγγυῖνος Steph. Byz..; civitas Enguina Cic. Verr. III 103, Enguini ebd. IV 97: Engyon Sil. Ital. XIV 249; auch Ἔξγυον bei Steph. Byz. s. v. wohl nur aus diesem Namen verderbt), Stadt im Innern Siciliens, der Sage nach von Kretern kolonisiert (Diod. IV 79. Plut. Marc. 20). Historisch zum erstenmal in der Zeit des Timoleon genannt, wo es mit dem benachbarten Apollonia (o. Bd. II S. 117 Nr. 32) demselben Tyrannen Leptines unterworfen ist (Diod. XVI 72). Im zweiten Punischen Kriege auf karthagischer Seite stehend und deshalb von Marcellus hart behandelt (Plut. a. a. O.), erscheint es zu Ciceros Zeit unter den Zehnt zahlenden Ortschaften (civitates decumanae, Verr III 103). Berühmt war es wegen eines uralten Tempels der Mütter (θεαὶ ματέρες, Diodor. Plut.; der Magna Mater, Cic. IV 97. V 186 weniger genau), der die Habsucht des Verres reizte. In der Kaiserzeit erwähnen es noch Plin. III 91 (Egguini) und Ptol. III 4, 7. Der Brief 107 des Pseudo-Phalaris (p. 440 ed. Did.) trägt die Adresse Ἐγγυίνοις. Seit Fazello De reb. Sic. X 2 und Cluver Sic. 451–454 setzt man es der Νamensähnlichkeit wegen nach Gangi an der Quelle des Himera (Diodor. IV 79j; nur paßt dann Diodors Angabe, E. sei von Agyrion 100 Stadien entfernt gewesen, nicht, da Gangi von S. Filippo d’ Argirò doppelt so weit abliegt. Holm III 242 ist daher geneigt, es für das heutige Troina zu halten, wo unbedeutende römische Reste existieren; R. Kiepert Formae orb. ant. XIX setzt es zweifelnd auf den Monte Iudica. S. Holm Gesch. Siciliens I 48. 71. III 177.