Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Stadt im Südwesten von Kreta, hat bronzene Ziege an Delphi gestiftet
Band V,2 (1905) S. 24692470
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Elyros (ἡ Ἔλυρος). Die Richtigkeit der Papeschen Ableitung von ἔκλυρον = χλωρόν, δίυγρον Hesych. ist fraglich. Psilákis Κρήτη 97 leitet den Namen von σέλυρον (= σέλινον Sellerie) ab; der Distrikt heißt jetzt noch Σέλυνον (eine Art Beweisstück wäre die Lesart Σάλυρον Scyl. 47). Xenion bei Steph. Byz. Paus. X 16, 5 (3). Hierocl. 650. Not. episc. VIII 229. IX 138. Inschriften: Pashley Trav. in Crete II 100. CIG 2506. L. Thenon Rev. Arch. N. S. XIV 399ff. (Ethnikon auch bei Suid. s. Θαλήτας). Münzen: Io. Svoronos Numism. de Crète 140ff. Stadt im südwestlichen Teil von Kreta an der Stätte Στὰ ὀρθά (von den Parastaden eines ansehnlichen antiken Gebäudes) auf einer Anhöhe, auf der jetzt das Dörfchen Ῥοδοβάνι liegt, und deren Abhängen, 6 km von der See gelegen. Die Anhöhe ist ein westlicher Ausläufer der Λευκὰ ὄρη (der Berge von Sphákja), deren südliche Hänge die Stadt beherrschte. Die Ruinen sind von Pashley durch Inschriftfunde identifiziert. Von der Anhöhe kann man die See und das ehemalige Hafenörtchcn Σύβα oder Συΐα (s. d.), jetzt Σούγια, überblicken, von dem dicht westlich von der Mündung des Trockenbachs jetzt noch Ruinen erhalten sind. Die dorischen Elyrier haben nach Delphi, mit dem sie auch noch später Beziehungen unterhielten (Thenon 398. 400), als Weihgeschenk eine bronzene Ziege gestiftet (Paus.). Das Tier war dargestellt, wie es die Söhne des Apollon Philakides und Philandros, die er mit der Nymphe Akakallis in dem Nachbarstädtchen von E. Tarrha erzeugt haben sollte, säugt. Die Münzen von E. zeigen, daß diese Stadt im 3. Jhdt. mit ihren Nachbarinnen Hyrtakina, Lissos und Tarrha (die selbständig war) Bündnisse abgeschlossen hat. Ums J. 185 v. Chr. schließen die Elyrier mit 29 anderen kretischen Städten ein Bündnis mit Eumenes II. von Pergamon (Michel Recueil nr. 26). Zu ihrem Gebiet hat vielleicht Poikilassos (s. d., jetzt Boυκιλάσι) gehört. Hyrtakina und E. und Syïa waren durch Kunststraßen verbunden, von denen noch Reste vorhanden sind. Die Gegend um E. war und ist blumenreich (s. die Münzen mit Blume und Biene). Jetzt ist die Ruinenstätte im weiten Umkreis mit Ölbäumen bestanden. Im Altertum waren die Handelsbeziehungen von E. nicht unbedeutend, wie die zahlreichen Prägestücke beweisen. Der dorische Dichter Thaletas (s. d.) wird ein Elyrier genannt. Die Stadt blieb, wie Reste von Kirchen und Backsteinbogen (Aquädukt?) byzantinischer Bauart zeigen, wohl bis in die Zeit der Einfälle der Sarazenen aus Spanien bestehen. Die Ruinenstätte ist ausgedehnt, [2470] aber die Werkstücke sind von den Bewohnern von Rhodowáni und den Türken 1866 größtenteils verwendet worden. Sie bestehen in Grabreliefs, Inschriftsteinen, Stücken dorischer Säulen, Stadttorteilen, Gebäuderesten. Vgl. noch: Meursius Creta, Rhodus, Cyprus 33. Höck Kreta I 390. J. Spratt Trav. in Crete II 240. C. Bursian Geogr. v. Griechenl. II 548f. Löher Kretische Gestade 122f. Psilákis Κρήτη 93f.