Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Vogelart, wie ein Sperling, langer gelber Schnabel, dunkelblauer Rücken
Band V,2 (1905) S. 21522153
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Eisvogel (Alcedo hispida, von den Griechen ἁλκύων, ἀλκυονίς. κήρυλος, von den Römern halcyon, alcedo genannt), wird von Aristoteles bezw. Theophrast an verschiedenen Stellen seiner Tiergeschichte und mit Benützung der Aristotelischen Angaben von Alexander von Myndos beschrieben [2153] (Arist. hist. an. V 8, 28. 29. VIII 3, 47. IX 14, 85, daraus Plin. n. h. X 89ff. Alex. von Myndos beim Schol. zu Theocr. VII 57. Dion. ixeut. II 7). Darnach ist er nicht viel größer als ein Sperling ([Arist.] IX 14, 85. Plin. X 89), hat einen langen gelben Schnabel und ist am Rücken dunkelblau gefärbt, mit gelben und purpurfarbenen Federn am Halse und an den Flügeln (Arist. hist. an. VIII 3, 47. IX 14, 85. Plin. a. a. O.). Er lebt in der Nähe des Meeres und an Flüssen, nährt sich von Fischen (Arist. IX 14, 87), legt fünf Eier (IX 14, 87. V 8, 29) und brütet sie zur Zeit der Wintersonnenwende in sieben Tagen aus (Simonides frg. 12 Bergk. Arist. hist. an. V 8, 28. 29. Plin. X 90). Während dieser Zeit pflegte das Meer, besonders um Sizilien herum still zu sein; man nannte nach ihnen die sieben Tage vor und nach dem kürzesten Tage ἁλκυονίόες ἡμέραι (vgl. Bd. I S. 1583. Aelian. n. a. I 36. Lucian Halc. 2. Plut. de soll. anim. 35 p. 982 F; de fort. Kom. 9 p. 321 D. Apoll. Rhod. I 1084ff. Ambros. Hex. V 13. Theocr. VII 57. Suid. s. v. Col. XI 2, 21 u. ö.). Aristoteles kennt zwei Arten (h. a. VIII 3, 47), von denen die eine singen kann, die andere nicht (vgl. Luc. halc. 1. Dion. ixeut. II 7. Schol. Theocr. VII 57). Er ist nach Aristoteles (h. a. V 31) selten zu sehen, sein klagender Ruf galt als böse Vorbedeutung (Dion. ixeut. a. a. O.); wahrscheinlich hatte ihn schon Stesichoros in diesem Sinne erwähnt (frg. 56 Bergk). Berühmt war die Liebe der paarweis lebenden Vögel zu einander, die zu dem Märchen Anlaß gab, daß das Männchen (κηρύλος), wenn es alt und schwach geworden, von dem Weibchen auf den Fittichen getragen werde. Schon Alkman kennt dies Märchen (frg. 26. Aristoph. Av. 251), das in der späteren Litteratur häufig wiederkehrt (Plut. de soll. anim. c. 35 p. 983 B. Aelian. n. a. VII 17 aus Ant. Caryst. hist. mir. 27 [23]). Er galt den Nereiden als heilig (Schol. Theocr. a. a. O. Dion. ixeut. a. a. O.), die sich des durch Verwandlung entstandenen Vogels annahmen. Über die Verwandlungssagen vgl. Art. Alkyone Nr. 3. 4. Was Aristoteles (IX 14, 86) und nach ihm spätere Autoren (Aelian. n. h. IX 17. Plut. de soll. anim. c. 35 p. 983 B; de am. prol. 2 p. 494 A. B. Dion. ixeut. III 7) über den kunstvollen Bau seines Nestes erzählen, wird zum Teil von der modernen Naturwissenschaft bestätigt (vgl. Brehms Tierleben IV 159). Das Halkyonion, das in der pharmakologischen Literatur eine Rolle spielt (Plin. n. h. XXXII 86. X 91. Diosc. V 135. Gal. XII 370ff.) hat mit dem Neste des E. nichts zu tun, sondern ist eine Art Schwammkoralle, die im Mittelmeere häufig vorkommt. Vgl. M. Wellmann Herm. XXVI 515ff.