Dionysopolis. 1) Dionysopolis (so die Hss. bei Plin. n. h. IV 44 und die Inschriften Arch.-epigr. Mitt. X 184. 185. XVII 210, nicht Dionysiopolis mit den Hss. bei Mela II 22) hiess eine Stadt am Pontos Euxeinos zwischen Bizone und Odessos. Früher hiess D. Κρουνοὶ ἀπὸ τῆς τῶν ὑδάτων καταρροῆς Steph. Byz. s. Διονύσου πόλις oder διὰ τὰς τῶν ἐγγὺς ὑδάτων ἐκρύσεις Anon. Periplus Ponti Euxini p. 195 Hoffm. Strabon, der hier offenbar älteren Quellen folgt, nennt die Stadt Κρουνοί, nicht Διονυσόπολις (VII 319). Denn dass der Name D. älter ist, beweisen die Verse bei Stephanus: Διονυσιακοῦ δὲ προσπεσόντοςὕστερον ἐκ τῆς θαλάσσης τοῖς τόποις ἀγάλματος οὕτως ἐκλήθη, welche auf Skymnos von Chios zurückgehen. Freilich wann die Stadt umgetauft wurde, wissen wir nicht; dass sie aber etwa ums J. 200 v. Chr. schon D. hiess, darf wohl als feststehend betrachtet werden, zumal da die ältesten Münzen die Aufschrift Διονυ(σοπολιτῶν) haben. Über die Zeit ihrer Gründung wissen wir ebensowenig wie über ihre Gründer. Nach Mela (II 22: ... est portus Crunos, urbes Dionysiopolis Odessos Mesembria . . .) könnte es scheinen, als ob Krunoi ein Hafen und von D. verschieden gewesen wäre; aber gegenüber den oben angeführten bestimmten Zeugnissen, wonach Krunoi und D. nur verschiedene Namen für eine und dieselbe Stadt waren, darf man wohl auf Mela nicht allzuviel Gewicht legen. Mit dem ausdrücklich bei D. hervorgehobenen Wasserreichtum stimmt es gut, wenn Plinius (n. h. IV 44) den Fluss Zyras bei der Stadt vorbeifliessen lässt. Aus diesem Grunde setzte denn Kanitz (Donaubulgarien III 218) D. nach Ekrené (gr. Akrania) ins Mündungsgebiet des Batovaflusses. Jireček dagegen (Arch. epigr. Mitt. X 182ff.) identificiert Ekrené mit dem in byzantinischen Quellen vorkommenden Κρανέα und verlegt Krunoi-Dionysopolis nach Balčik, an dessen Westseite es quellenreiche Weinberge giebt und wo die wenigen, die Bule und den Demos Διον]υσοπολιτῶν nennenden Inschriften gefunden sind. Über die Geschichte von D. wissen wir so gut wie nichts. Aus einer jüngst gefundenen Inschrift – abgedruckt bei Dittenberger Syll.² 342 – ersehen wir, welche Schwierigkeiten die Stadt in der ersten Hälfte des 1. vorchristlichen Jhdts. hatte. Darin wird ein Bürger geehrt, der zuerst eine Gesandtschaft an den Vater [des
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Burvista?], dann eine solche an Burvista selbst und dann eine dritte für Burvista an Cn. Pompeius übernommen und überall die Interessen der Stadt mit Geschick und Erfolg vertreten hatte. Man darf wohl annehmen, dass D. bei der Eroberungspolitik des Burvista, welche gegen Thrakien und die griechischen Städte am Pontos sich richtete, sich freundlich mit dem König zu stellen verstand und sich ihm wohl freiwillig ergab, denn sonst wäre doch wohl nicht gerade ein Bürger dieser Stadt als Gesandter des Königs an den römischen Feldherrn geschickt worden und nicht im stande gewesen sein, gerade bei dieser Mission, wie es ausdrücklich hervorgehoben wird, auch noch die Interessen seiner Vaterstadt mit Erfolg bei den Römern zu vertreten. Erwähnung verdient noch ein Zug, welcher auf die Finanzen der Stadt ein Licht wirft; mehrere Jahre war für den Dionysos, den eponymen Gott der Stadt, kein Priester bestellt worden, da übernahm Akarnian, so heisst der in der Inschrift Geehrte, dies Amt, und zwar während P. Antonius auf seinem unglücklichen Zug gegen die Dardaner in oder bei D. überwinterte. In römischer Zeit gehörte es zur Provinz Moesia inferior; hier ist eine Inschrift des bekannten moesischen Legaten Vitrasius Pollio gefunden. In nachdiocletianischer Zeit gehörte es zur Provinz Skythia, s. Hierocl. p. 4 Burckh. und die von de Boor herausgegebene (Ztschr. für Kirchengesch. XII 531) kirchliche Liste. Nach der letzteren war D. Sitz eines Bischofs. Das Beste über D. findet man jetzt bei B. Pick Die antiken Münzen von Dacien und Moesien I 125f.