110) Dionysios (Welcker Ep. Cycl. I² 70. FHG II 9-11. IV 653. Susemihl Gesch. d. Gr. Litt. II 57f.), der Kyklograph (ὁ κυκλογράφος; Schol. Eur. Or. 872. 995. Tzetz. vit. Hesiod. p. 48. 77 West, und an anderen Stellen [vgl. Rohde Kl. Schr. I 5. 100ff. = Rh. Mus. XXXVI 384. 564ff.] aus einer Homervita; ὁ τὸν Κύκλον ποιήσας Schol. Eur. Hek. 123), wird von Athenaios (XI 481 e = 477 d Δ. ὁ Σάμιος ἐν ἕκτωι περὶ τοῦ Κύκλου) Samier genannt; es kann für sicher gelten, dass dieser Κύκλος (ausser den schon angeführten Stellen s. Schol. Eur. Phoen. 1116 ἐν τῶι ᾶ τοῦ Κύκλου. Schol. Pind. Isthm. 4, 104 ἐν πρώτωι Κύκλων.
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Clem. protr. 47 ἐν τῶι πέμπτωι μέρει τοῦ Κύκλου) identisch ist mit dem Κύκλος ἱστορικὸς ἐν βιβλίοις ζ, den Suidas unter der Rubrik Διονύσιος Μιλήσιος aufführt. Das Buch war der gelehrten Mythographie des ausgehenden Hellenismus bekannt. Die Abfassungszeit kann bis zum 2., vielleicht bis zum 3. Jhdt. hinaufgerückt werden. Über den Begriff κύκλος sind meine Ausführungen Bd. I S. 2882ff. zu vergleichen; soweit die Bruchstücke ein Urteil erlauben, war der Kyklos des D. ein gelehrter mythographischer Roman. Wer in hellenistischer Zeit Homer in die Zeit des thebanischen und troischen Krieges setzt, will schon darum nicht ernsthaft genommen werden, weil dann die Thebais den gleichen Rang mit der Ilias erhält, die Kritik der alexandrinischen Philologie also ignoriert wird. Das Fragment bei Athenaios (s. o.) enthält eine Nacherzählung von Hom. Od. IX 346 mit einer Paraphrase der Glosse κισσύβιον, die der vulgären Deutung widerspricht, aber zu einem Bruchstück des Kallimachos (Athen. XI 477 c) und den culturhistorischen Ausführungen des Eratosthenes über κυμβίον – vgl. Hom. Od. XIV 78 – gut passt. Auch das zweite längere und, nach der Form des Citats zu schliessen, wortgetreue Excerpt Schol. Eur. Hek. 123 ist eine Nacherzählung, die sich an die kleine Ilias zugleich anlehnt (vgl. Paus. X 25, 8) und sie corrigiert, wie es die hellenistische ξένη ἱστορία zu machen pflegt. Pragmatische Umdeutungen sind auch vorgekommen, wenn über die Söhne des Aigyptos wirklich im Kyklos ähnliches stand, wie bei Hekataios (Schol. Eur. Orest. 872), während allerdings die Beschreibung von Argos Panoptes (Schol. Eur. Phoen. 1116) durch die Vasenbilder als gut und alt erwiesen wird. Die Tragoedie wurde mit dem Epos verglichen (Schol. Eur. Or. 995), nach alter Manier, die schon Asklepiades in den Τραγωιδούμενα übte. Da in dem Epigramm auf die apollodorische Bibliothek der Kyklos der Sagengeschichte αἰῶνος σπείρημα παιδείης heisst (vgl. Bd. I S. 2885), hat Welcker (Ep. Cycl. I² 70) wohl mit Recht die Ἱστορία παιδευτική] in zehn Büchern, die Suidas unter Διονύσιος Μουσωνίου Ῥόδιος ἢ Σάμιος aufführt, mit dem Κύκλος ἱστορικός zusammengebracht; die verschiedene Buchzahl geniert nicht, da solche Werke in mehreren Ausgaben umzulaufen pflegen. Der von Sokrates (Kirchengesch. III 23, 48) angeführte Titel Διονυσίου Στέφανος ist, wie Ἀπολλοδώρου Βιβλιοθήκη, ein pomphafter Name für ein Compendium, mag aber in Erinnerung an den Kyklos des D. erfunden sein.