Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Epiklesis des Apollon und Zeus
Band V,1 (1903) S. 443444
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Didymeus (Διδυμεύς, Διδυμαῖος). 1. Epiklesis des Apollon von seinem berühmten Cult und Orakel in Didymoi bei Milet. Das Heiligtum wird zumeist bezeichnet als τὸ ἱερὸν τὸ ἐν Διδύμοις (z. B. Herod. VI 19. Paus. VΙΙ 2, 6. Strab. IX 421), als Διδυμεῖον (Greek inscript. in the British Mus. II 353 = IGIns. II 701), Διδυμαῖον (Leandr. bei Clem. Alex. Protr. 45 p. 39 P. Plut. Pomp. 24. Plin. XXXIV 75. Mela I 86; vgl. Stat. Theb. VIII 199), daneben auch, da nach dem Priestergeschlecht der Ort selbst Branchidai hiess, als ἱερὸν ἐν Βραγχίδαις (z. B. Paus. VII 5, 4. VIII 46, 3. Diog. Laert. I 72). Dementsprechend wird auch der Gott Apollon bezeichnet als ὁ ἐν Διδύμοις (Paus. II 10, 5. CIG 2852. Athen. Mitt. VI 121 = Bull. hell. XIII 519), ὁ ἐν Βραγχίδαις (Paus. VIII 46, 3), hauptsächlich aber als Διδυμεύς; so auf Münzen Head HN 128. Catalogue of greek coins in the British Mus., Ionia S. 198. Mionnet Descript. d. médaill. Suppl. VI 272, 1245; in Inschriften CIG 2855. 2863–2865. 2882. 2888. Bull. hell. V 228 = Paton-Hicks Inscr. of Cos 60. Athen. Mitt. XVIII 268; in der Litteratur Simonid. epigr. 158. Skymn. Ch. 59. Orph. Hymn. XXXIV 7. Strab. XIV 634. Appian. Syr. 56. Parthen. erot. 1. Clem. Al. Protr. 11 p. 10 P. nebst Schol. Daneben findet sich die spätere Form Διδυμαῖος, Etym. M. 272, 44. Diog. Laert. I 29. Schol. Aristoph. Lysistr. 1281. Anon. Laur. II 10 = Schöll-Studemund Anecd. Graec. II 267. Schol. Clem. Alex. Protr. 45 p. 39 P. Plin. V 112. VI 49 und in der ganz späten Inschrift Bull. hell. 1288 = Dittenberger Syll.² 424, wo die Form Διδυμέου nur der damaligen Aussprache des αι entspricht. Über die Beiworte Branchiades und Branchios vgl. o. Bd. III S. 809. 813. Bezüglich des ganzen Cultes, der Geschichte des Didymaions und der Ausgrabungen daselbst vgl. die Artikel Branchidai (o. Bd. III S. 809) und Didyma Nr. 1.

Ausserhalb von Didymoi ist eine Verehrung des Apollon D. nachzuweisen in a) Iasos in Karien, Rev. des étud. grecqu. VI 186, Weihung an Apollon Διδυμεύς b) Nakoleia in Phrygien, Journ. hell. stud. III 125, ergänzt in Arch.-epigr. Mitt. VI 52: Διδ]υμ[α]ίῳ; c) am Iaxartes: Altar des Apollon Didymaeus, von einem Feldherrn des Seleukos und Antiochos errichtet, Plin. VI 49, vielleicht in der Erinnerung daran, dass Alexander dort die Stadt der von Xerxes vertriebenen Branchidai zerstört haben sollte, Strab. XI 518. Plut. de ser. numin. vindict. 12 p. 557 B. Suid. s. Βραγχίδαι. Auch für Didymoi in Argolis, für welches Paus. II 36, 3 einen Apolloncult bezeugt, hat man einen Zusammenhang mit dem milesischen Apollon D. vermutet, allein die Bezeichnung Didymoi für Gruppen von zwei gleichartigen Bergen, Inseln, Flüssen u. s. w. ist so häufig und liegt so nahe, dass die Annahme eines Zusammenhangs [444] mit Milet nur dann vertreten werden sollte, wenn für Apollon dort thatsächlich die Epiklesis D. bezeugt wäre.

2. Epiklesis des Zeus, Nikand. frg. 1 (Athen. XI 477 B. Macrob. Sat. V 21, 12. Eustath. Hom. Od. 1632, 8); Διδυμαίου Διός. Dass Zeus im Didymaion bei Milet neben Apollon D. verehrt wurde, bezeugt Kallimachos Gedicht Branchos, das beide Götter neben einander pries (Terentian. Maur. 1885) und aus dem der Vers erhalten ist: δαίμονες εὐυμνότατοι, Φοῖβε τε καὶ Ζεῦ, Διδύμων γενάρχαι (Kallim. frg. 36 Schn.); vgl. auch Steph. Byz.. s. Δίδυμα. Dass aber diese Verehrung des Zeus neben Apollon eine secundäre ist und dass nicht etwa Zeus der eigentliche Orakelgott von Didymoi war, hat Cauer o. Bd. III S. 809 mit Recht betont.

[Jessen. ]