1) Eleusinier, Sohn des Königs Keleos und der Metaneira, als τηλύγετος und ὀψίγονος im homerischen Hymnus (164f., vgl. 219) bezeichnet. Er wird von Demeter, die sich in Gestalt einer alten Frau als Wärterin bei der Königin verdingt hat, des Tages mit Ambrosia gesalbt, des Nachts heimlich im Feuer gestählt, damit er unsterblich werde (237–243; danach wohl die Feuerstählung des Achilleus durch Thetis bei Apollon. IV 869ff. Apollod. III 171, die beide auf eine gemeinsame ältere Quelle [Kyprien?] zurückgehen). Belauscht von der Mutter setzt die Göttin zürnend den Knaben auf die Erde und verkündet, dass ihm statt des Loses der Unsterblichkeit eine unvergängliche Ehre zu teil werden würde, weil er im Schoss und in den Armen einer Göttin geruht; ,ihm zu Ehren werden ὥρῃσιν περιτελλομένων ἐνιαυτῶν die Eleusinier gegen einander Krieg und grause Feldschlacht beginnen‘ (265–267). Diese letzten vielbesprochenen Verse beziehen sich, wie O. Crusius (Beitr. z. griech. Mythologie [Lpz. 1886] 20f), älteren Erklärern (Creuzer und Göttling) folgend, im Anschluss an Mannhardt (Antike Wald- und Feldkulte I 548ff.; Mythol. Forsch. 75ff. 130ff. 209) wahrscheinlich gemacht hat, auf eine Festceremonie des Scheinkampfs mit Waffen, die für Eleusis (Athen. IX 406 d) und Athen (Hesych. s. βαλλητύς) zu Ehren D.s bezeugt ist. Nicht viel anders wird die Darstellung in dem angeblich vorhomerischen Hymnus des Pamphos gewesen sein (Paus. I 39, 1), der wohl nur in Einzelheiten abwich, ohne dass sich darüber Genaueres ausmachen lässt (Kalkmann Paus. d. Perieg. 234f.). An Stelle D.s tritt bei den Späteren der attische Nationalheros Triptolemos, Ovid. fast. IV 507ff. (nach alexandrinischer Vorlage [Kallimachos?]). Hier ist Keleos ein armer Hirt (vgl. darüber Maass Orpheus 182f.), sein und Metaneiras Söhnchen Triptolemos liegt todkrank im Hause und wird von der gastlich aufgenommenen Göttin durch einen Schlummertrank geheilt. Als sie aber in der Nacht den Knaben unter Zaubersprüchen ins-Herdfeuer taucht, wird sie durch die erschreckte Mutter an ihrem Vorhaben gehindert und verkündet nun, dass Triptolemos der erste Pflüger sein wird. Dieselbe Sage setzt Verg. Georg. I 165 voraus, vielleicht auch Nonn. Dionys. XIX 80ff. Beiden Sagenformen gerecht zu werden versucht der merkwürdige (contaminierte) Bericht Apollodors I 311: D. wird, als die Mutter vorwitzig stört, von dem Feuer vernichtet, alle Ehren
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werden auf den älteren Bruder Triptolemos gehäuft (verwandt damit, aber doch anders verlaufend die noch jüngere Version bei Hygin. fab. 147 = Schol. Verg. Georg. I 19. Lactant. Plac. Stat. Theb. II 382). Der Text ist bei Apollodor nicht in Ordnung; man hat seit Aegius den Namen der Mutter Metaneira zweimal statt der überlieferten Praxithea geändert, doch wird man diesen auch sonst in der attischen Sage bekannten Namen (Apollod. III 190. 196. Aelian. v. h. XII 28) in der sichtlich contaminierten Erzählung wohl besser als Variante stehen lassen müssen. Ohne dass man H. D. Müllers (Mythol. II 301ff.) verwegenen Combinationen zu folgen braucht, so ist doch erwiesen, dass der eleusinische Heros D. mit seiner Schwester Demo (Hymn. 109) zu der Göttin Demeter (= Δημο–μήτηρ, Baunack Rh. Mus. XXXVII 474ff. Crusius Beitr. 16, 1) gehört (wertlose Etymologie Etym. M. 610, 28); seine Feuerweihe scheint das mythische Vorbild für eine Culthandlung in den eleusinischen Mysterien (Toepffer Att. Geneal. 108. A. Mommsen Feste der Stadt Athen 273f.) zu sein.