Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Führendes Mitglied d. makedon. Partei
Band IV,2 (1901) S. 2703
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Demades (aus Λημεάδης Etym. M. 210, 13. Prisc. II 17), Sohn des Demeas, aus dem Gau Paiania (CIA II 804 B a 29 und oft), Athener von niedriger Herkunft, Sohn eines Schiffers, war selbst anfangs Matrose, Schiffszimmermann und Fährmann (Suid. Sext. Emp. math. II 16. Quintil. II 17, 12), gelangte jedoch durch eine hervorragende natürliche Rednergabe und Unbedenklichkeit in der Wahl seiner Mittel zu Macht und Einfluss im Staate. Geboren um 380 (Plut. Phok. 1. Schaefer Demosthenes III² 22), scheint er anfänglich des Demosthenes Politik unterstüzt zu haben (Plut. Demosth. 8. 13. Schaefer a. O.). Nach der Schlacht von Chaironeia, in welcher er gefangen wurde, trat jedoch eine völlige Wandlung ein. Durch einen dreisten Witz erregte er Philippos’ Aufmerksamkeit, ward freigelassen und vermittelte Athens Frieden mit dem König (Diod. XVI 87. Demosth. XVIII 285. Plut. Phok. 16). Von Philippos mit boiotischen Landgütern beschenkt (Suidas), stand er fortan an der Spitze der makedonischen Partei und machte aus der Bestechung kein Hehl (Dein. I 104). Ja er beantragte für den olynthischen Verräter Euthykrates Aufhebung der Atimie und Verleihung der Proxenie, ein Beschluss, der durch Hypereides Klage vernichtet wurde (Suid. Plut. praec. reip. ger. 14. Hyp. frg. 80. Sauppe Or. Att. II 288). Nach des Fhilippos Tode verschaffte er den Athenern Frieden von Alexandros sowohl 330 ([Demad.]) δωδεκ. 14) als nach der Zerstörung Thebens 335 (Diod. XVII 15. Plut. Dem. 23), wofür er mit einer ehernen Bildsäule auf dem Markte und Speisung im Pryraneion geehrt wurde (Dein. I 101). An der Spitze der Finanzverwaltung vereitelte er 330 die Unterstützung des Königs Agis (Plut. praec. reip. ger. 25). 324 stellte er den [2704] Antrag auf göttliche Ehren für Alexandros (Val. Max. VII 2 ext. 10). Auch in den harpalischen Process war er verwickelt und wurde verurteilt (Dein. I 89. II 15), blieb aber in Athen und warnte bei der ersten Nachricht von Alexandros’ Tod die Athener vor Leichtgläubigkeit (Plut. Phok. 22). Bei dem nun folgenden Umschlag der Stimmung wurde er mehrmals παρανόμων verurteilt und dadurch ἄτιμος (Plut. Phok. 26. Diod. XVIII 18), auch wegen ἀσέβεια mit schwerer Geldstrafe belegt (Athen. VI 251 b. Aelian. v. h. V 12). Nach der Schlacht bei Krannon jedoch 322 wieder im Besitz der Ehrenrechte, vermittelte er den Frieden mit Antipatros (Plut. u. Diod. a. O. Paus. VII 10, 4) und beantragte das Todesurteil gegen Demosthenes und die Führer der Gegenpartei (Plut. Demosth. 28). Als er dann 319 nochmals als Gesandter zu Antipatros nach Makedonien ging, wurde er auf Veranlassung des Kassandros mit seinem Sohne Demeas getötet (Plut. Demosth. 31; Phok. 30. Diod. XVIII 48). Nach dem Tode traf ihn die Verachtung seiner Mitbürger, sein Standbild wurde eingeschmolzen (Plut. praec. reip. ger. 27, 13).

D. war ein Mann ohne alle sittlichen Grundsätze, verachtete die Gesetze (Plut. Phok. 30), spielte mit dem Eide (Diod. X 9, 1), konnte nie genug Geld haben (Plut. de cupid. divit. 5). um es für Tafelgenüsse (Plut. Phok. 1), Kleidung (ebd. 20), Weiber (Athen. II 44f.), Rennpferde (Suidas) zu verschwenden. Aber er besass eine ungemeine Rednergabe (Plut. Demosth. 10), die durch die Praxis ausgebildet war (Stob. flor. XXIX 91), und obwohl er stets unvorbereitet sprach (Plut. Demosth. 8. 10), war er durch allzeit schlagfertigen Witz seiner Wirkung sicher (Cic. orat. 90). Schriften hat er nicht hinterlassen (Cic. Brut. 36. Quintil. XII 10, 49), dagegen haben sich eine Anzahl geistreicher Aussprüche von ihm erhalten, welche von L’hardy De Demade, Berol. 1834 und Sauppe Or. Att. II 312f. gesammelt sind. Dazu zwölf neue bei Diels Λημάδεια, Rh. Mus. XXIX 107 aus einer Wiener Hs. In späterer Zeit wurden ihm jedoch Reden untergeschoben, und zwar nach dem Verzeichnis einer Florentiner Hs. (R. Schoell Herm. III 277) vierzehn, von denen aus der περὶ δωδεκαετίας der erste Teil und 57 Excerpte erhalten sind, die letzteren in einem Palatinus (H. Haupt Herm. XIII 489). Die Unechtheit ist durch Sauppe a. O. erwiesen. Herausgegeben ist jener erste Teil schon von Aldus und Stephanus, dann von Taylor und Reiske. Bekker Or. att. III 486 hatte dazu 6 Hs., die jedoch auf den Palatinus zurückgehen, welcher den Lysias enthält. Jetzt steht er mit den Excerpten bei Blass hinter der Ausgabe des Deinarchos (² 1888). Vgl. Droysen Diadochen² I 174. Blass Att. Ber. III 22, 266. Kirchner Prosopogr. Att. spec. Berlin 1890, 14, wo die (vielen Inschriftenstellen, die ihn erwähnen, gesammelt sind. Dalmartello La vita di Demade 1883.