Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
korrigiert  
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Apollonfest auf Delos
Band IV,2 (1901) S. 24332435
Bildergalerie im Original
Register IV,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|IV,2|2433|2435|Delia 3|[[REAutor]]|RE:Delia 3}}        

3) Δήλια hiess das grösste und glänzendste Fest, das dem Apollon auf Delos gefeiert wurde, zugleich eines der glänzendsten griechischen Feste überhaupt. Schon der Hom. Hymn. in Apoll. 146ff., vgl. 57f. erwähnt es. Die Sage führt die Stiftung des Festes auf Theseus zurück, der auf der Heimkehr von Kreta in Delos landend es zum erstenmal dem Apollon gefeiert haben soll. Plut. Thes. 23. Suid. s. Θεωρίς. Kallim. in Del. 314. Xen. Mem. IV 8, 2. Plat. Phaidon I 58. Philochoros frg. 158 (Schol. Soph. O. K. 1047). Wahrscheinlich hat Solon die Sendung der athenischen Theorie von Staatswegen eingeführt und das dazu benutzte heilige Schiff gebaut (V. v. Schoeffer De Deli ins. rebus, Berl. Stud. IX 14ff.), das bis zur Zeit des Demetrios Phalereus immer wieder ausgebessert wenigstens dem Namen nach dasselbe blieb (Plut. an seni resp. ger. sit. 6). Eine neue Periode des Festes datiert von 426 (Ol. 87, 3). In diesem Jahr nahmen die Athener die zweite [2434] (vgl. Herod. I 64) grosse Reinigung der Insel vor und richteten die penteterische Feier ein (Thuc. III 104), und wenn auch andere Staaten sich bei der Feier heteiligten (die Messenier schicken z. B. einen Chor hin Paus. IV 4, 1, Keos einen Knabenchor Mus. ital. I 2 S. 208 1. 37f., überhaupt die umliegenden Inseln Strab. X 485 vgl. Dionys. perieg. 527f.), so stellte Athen durch die Sendung des heiligen Schiffes, eines Chores und eines grossartigen Opfers alle übrigen doch so in den Schatten, dass man das Fest fast ein athenisches nennen darf (Aristot. Ath. Pol. 54. 56. CIA II 814 Z. 35f.). Als ein solches empfand man es offenbar in ganz Attika, wie die Beteiligung der marathonischen Tetrapolis (vgl. Dem. IV 34. v. Schoeffer a. a. O. 11f. A. 32. Pfuhl De Athen, pompis sacr. 106) und die Thatsache, dass Aristoteles (a. a. O. 54) die D. unter den grossen nationalen Penteterides aufführt, beweist. Es fiel in den Monat Hieros (Robert Herm. XXI 161ff.), der dem attischen Anthesterion entsprach (Homolle Bull. hell. 1890, 493. v. Schoeffer a. a. O. 35ff. A. Mommsen Jahresber. XLVIII 337), und zwar zuerst in jedes dritte Olympiadenjahr (Thuc. III 104; vgl. Pind. Nem. VI 39), im 4. Jhdt. aber bereits wie es scheint in jedes zweite (v. Schoeffer a. a. O. 57ff.). Den Namen D. hat nur das grosse penteterische Fest geführt, wie daraus hervorgeht, dass die delische Rechnungsurkunde von 279 D. nicht aufführt (Homolle a. a. O. Robert Arch. Jahrb. V 225 A.). In den drei andern Jahren feierte man dafür im Hieros die Apollonia (v. Schoeffer a. a. O. 37ff. Robert Arch. Jahrb. V 225), die danach zu den D. sich verhielten, wie die kleinen Panathenaien zu den grossen. Daneben bestand aber auf der Insel auch die alte hepteterische Delienfeier weiter (Aristot. Ath. Pol. 54). Wie bei allen grossen Festen fand eine feierliche πομπή statt, ein grosses Opfer, Wettkämpfe, ein Festmahl (ἑστιάσεις). Der Aufzug war hier besonders herrlich, und schon die Kostüme der Festgenossen zeigten eine aussergewöhnliche Pracht. Im J. 418, wo der fromme und reiche Nikias die Theorie leitete, landete man abends auf Rheneia, schlug nachts eine Brücke nach Delos hinüber, und auf ihr zog dann am Morgen die Procession nach der heiligen Insel (Plut. Nik. 2f.; vgl. G. Gilbert Deliaca, Göttingen 1869, 28f. Homolle bei Daremberg-Saglio II 57f.). Von der Grossartigkeit der Opfer bekommen wir eine Vorstellung, wenn wir hören, dass die Athener im J. 373 eine Hekatombe von 109 Rindern im Werte von 8419 Drachmen hinsendeten (Dittenberger Syll. 70; vgl. Boeckh Staatsh.³ I 75ff.). Der homerische Hymnos in Apoll. 149 erwähnt ausser Tanz und Gesang auch den Faustkampf, und für das 5. Jhdt. sind neben den musikalischen auch gymnische und hippische Agone bezeugt (CIA III 814. 1217 vgl. 1319. Thuc. II 104. Dittenberger Syll. 121. Rangabé Ant. hell. II 968. Del. Rechnungsurkunde vom J. 364 Z. 30f. Homolle bei Daremberg-Saglio II 57, 65), die musikalischen Aufführungen und Tänze aber standen im Vordergrund (Bull. hell. 1883, 102f. Plut. Nik. 3. Luk. de salt. 16. Athen. X 424f). Vgl. ausser den angeführten Stellen noch Paus. I 31, 2. VIII 48, 2. Plut. Thes. 21f. Schol. Aisch. Sept. 856. Von neuerer Litteratur noch Hermann [2435] Gottesd. Altt.² § 65, 34. Schoemann Griech. Altt.³ II 30. 464. Preller-Robert Griech. Myth. I 246. Mommsen Feste der Stadt Athen, Lpz. 1898, 451. Nenz Quaest. Del., Halle 1885. Lebègue Rech. sur Délos. E. Pfuhl De Atheniens. pompis sacr., Berlin 1900, 103ff. Stengel Griech. Kultusaltt.² 222. D. feierten auch die Boiotier im Delion unfern Tanagra (Schol. Pind. Ol. VII 153 [85]). Diodor. XII 70 berichtet, dass sie nach ihrem Sieg über die Athener 424 hier τὴν τῶν Δηλίων πανήγυριν einrichteten. Ob das Fest lange Zeit bestand, ist zweifelhaft (vgl. Homolle bei Daremberg-Saglio II 59. Hermann a. a. O. § 63, 1. 10). Erwähnt werden mag noch, dass nach Philochoros frg. 158 (Schol. Soph. O. K. 1047), wenn die athenische Theorie nach Delos ging, ein Seher im marathonischen Delion tägliche Opfer darbrachte.