Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Dolabella, P. cos. 283 v. Chr.
Band IV,1 (1900) S. 12991300
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139) P. Cornelius Dolabella war Consul 471 = 283 (Idat. Chron. Pasch. Cassiod.) und kämpfte gegen die Kelten. Über die Keltenkriege dieser Jahre giebt es eine doppelte Überlieferung: Polybios erzählt, dass von den Semnonen der Consul Lucius, ohne Zweifel L. Caecilius Metellus Denter (o. Bd. III S. 1213 Nr. 92), bei Arretium geschlagen und getötet wurde, dass dann M’. Curius Dentatus an seine Stelle trat, die Semnonen, die durch Ermordung seiner Gesandten die Römer noch mehr erbittert hatten, vollständig besiegte und in ihrem Gebiet die Colonie Sena anlegte (II 19, 7–13). Polybios fährt fort, dass die Boier aus Furcht, es drohe ihnen ein ähnliches Schicksal, sich im Bunde mit den Etruskern erhoben, aber am vadimonischen See eine schwere Niederlage erlitten und dass sie im folgenden Jahre, noch einmal besiegt, endlich Frieden schlossen (II 20, 1–6). Die chronologischen Angaben lassen es als sicher erscheinen, dass der Krieg mit den Semnonen ins J. 470 = 284 gehört und der Sieg über die Boier und Etrusker am vadimonischen See ins J. 471 = 283 unter das Consulat Dolabellas (vgl. Mommsen Röm. Forsch. II 369f.). In der römischen Tradition ist die Folge der Ereignisse gänzlich verschoben worden: Nach ihr wurde Dolabella gegen die Semnonen geschickt, weil sie den Caecilius besiegt hatten, und weil ihr Häuptling Brittomaris die römischen Gesandten zur Sühne für seinen Vater hatte schlachten lassen; es gelang dem Consul, durch den Sieg am vadimonischen See, seine Aufgabe zu lösen und das ganze Volk nicht zu unterwerfen, sondern völlig auszurotten, so dass in ihrem verödeten Gebiet Sena gegründet werden konnte. So etwa lautete der Bericht der älteren Annalisten, der von Livius (bei Flor. I 13, 21. Eutrop. II 10 [fälschlich Cn. Dolabella], vgl. Oros. III 22, 12) und Dionys. XX 13 benutzt und von der Vorlage Appians (Samn. 6; Celt. 11), bei dem noch der Triumph des Dolabella und die Aufführung des Brittomaris unter den Gefangenen erwähnt sind, mehrfach umgestaltet wurde (vgl. Mommsen a. O. 373ff.). Bei diesem Stande der Überlieferung lässt sich jedenfalls annehmen, dass Dolabella einen bedeutenden Erfolg am vadimonischen See errungen hat, wenn er auch nicht der Vernichter der Semnonen gewesen ist und vielleicht jenen Sieg mit seinem Collegen zusammen erfochten haben mag. Als [1300] einer der bedeutendsten Männer Roms wurde er daher im J. 475 = 279 zusammen mit C. Fabricius und Q. Aemilius Papus wegen der Auswechslung der Gefangenen zu König Pyrrhos geschickt (Dionys. XIX 13).