Atella (Ἀτέλλα, Einwohner Atellani; Atellana CIL IV 2457), Stadt in Campanien, an der Strasse von Capua nach Neapolis, oskischen Ursprungs
[1914] (Münzen mit Ada(lu) bei Friedländer Osk. Münzen 15. Sambon Recherches 173. Beschreibung d. Berl. Münzsammlung 74f.), teilte meist die Schicksale seiner mächtigen Nachbarstadt Capua (Polyb. III 118 nennt A. und Calatiner geradezu einen Teil der Capuaner, Καπυανῶν τινες). Mommsen (CIL X p. 359) vermutet, dass im Samniterkriege 313 v. Chr. A. zugleich mit Nola von den Römern erobert worden sei (Diod. XIX 101, wo der Name in Κελία verdorben, und Liv. IX 28, 6, wo irrtümlich Atina für A. genannt wird). Im zweiten punischen Kriege gehörten die Atellaner zu den ersten, welche nach der Schlacht bei Cannae zu Karthago abfielen (Liv. XXII 61, 11. Sil. Ital. XI 14), wofür sie fünf Jahre später (211) hart gestraft wurden (Polyb. IX 45. Liv. XXVI 16, 5. 34, 6. 11), doch war ein grosser Teil der Bürgerschaft auf eigene Bitte von Hannibal nach Thurii übersiedelt worden (App. Hann. 49). Aber auch die wenigen Gebliebenen mussten im folgenden Jahre nach Calatia auswandern, während A. den Nucerinern zum Bewohnen übergeben wurde (Liv. XXVII 3, 7. Appian. a. a. O.). Als die Nuceriner nach Beendigung des hannibalischen Krieges wieder in ihre Stadt zurückzogen, wurde A. wie es scheint den alten Bürgern zurückgegeben, ohne dass jedoch das selbständige Gemeinwesen wiederhergestellt wäre (Prodigien im J. 207 nach Rom gemeldet, Liv. XXVII 37, 2). Auch die Localisierung der Volkposse in A. scheint damit zusammenzuhängen, quod per leges Romanas non licebat in scaena abuti nomine coloniarum municipiorumque quae essent (Mommsen CIL a. a. O.). Doch war A. wiederhergestellt schon vor Cicero, zu dessen Zeit es sich (als municipium, Cic. ad Q. fr. II 14, 3; ad fam. XIII 7, 1) aufs neue einer hohen Blüte erfreute (Cic. de lege agr. II 86); die Stadt hatte Besitzungen sogar in Gallien (Cic. ad fam. a. a. O.) und stand unter dem Patronat des Redners (Cic. ad Q. fr. II 14, 3). Die Angabe des Liber coloniarum p. 230, dass Augustus eine Colonie nach A. gelegt habe, ist sehr wenig glaubwürdig. In der Kaiserzeit nennen es die Geographen (Strab. V 249. Plin. III 63. Ptolem. III 1, 68) und Itinerarien (Tab. Peut. Geogr. Rav. IV 34 p. 277 P., wo der Name in Tetella verderbt ist). Die Stadt scheint zur Tribus Falerna gehört zu haben (Kubitschek Imp. Rom. tributim discriptum 16); die Decurionenversammlung nennt sich senatus (CIL X 3732. 3736). Inschriftlich erwähnt noch in dem Marktverzeichnis von Allifae, CIL X 2318; ein curator Neapolitanorum et Atellanorum auf der Inschrift von Tomi, CIL III 2318. Noch im frühen Mittelalter bestand A. unter seinem alten Namen und war Bischofsitz (Gregor. Magn. epist. IX 142. Ughelli Ital. sacra X 16–18), bis im J. 1030 der normannische Graf Rainulf die Einwohner nach dem neu gegründeten Aversa überführte. Den Namen bewahrt die alte Kirche S. Maria di Atella bei dem Flecken Sant’ Arpino, 12 Km. südlich von Capua, wo sich noch Reste der alten Stadtmauer und einiger anderen Gebäude nachweisen lassen; vgl. Beloch Campanien 379–382. Lateinische Inschriften aus A. CIL X 3731–3756.