Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Fluß in Armenien
Band II,1 (1895) S. 403404
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2) Erst durch die Feldzüge des Pompeius, wie später des Domitius Corbulo, wurde das Abendland mit dem armenischen Oberlauf des A. bekannt. Zwar hatten schon die Zehntausend unter Xenophon den südlichen Quellfluss desselben, welcher die Landschaft Phasiane oder Basean bewässert, unter dem Namen Phasis (s. d.) kennen gelernt, ohne jedoch dessen Gleichheit mit dem A. erkannt zu haben; erst bei Mela III 40 finden wir den wahren Sachverhalt und eine überaus treffende, wenn auch übertriebene Schilderung seines trägen Oberlaufes auf dem Hochfelde, seiner cascadenartigen Durchbrüche durch die tiefen Schluchten des dort endigenden Taurussystems und des langsamen Unterlaufs durch das Ἀραξηνὸν πεδίον. Genauer berichten Strabon XI 527 und Plinius V 83. VI 26, dass der Euphrat im Bezirk Karanitis entspringe und in einer blossen Entfernung von VI m. p. weiter östlich (durch den Sattel von Sermants, türk. Deve-boyun ‚Kamelhals‘ getrennt) der A. beginne, dessen Quellen im Bergstock des Abos oder Aga (jetzt Bingöldagh) lägen; mit ihm verbinde sich zunächst der Fluss Musis (jetzt Murts): flussabwärts liegen die Orte Azara und Artaxata. Die Tab. Peut. giebt sehr genau die Stationen an, welche im Araxesthal von Confluentes an bis Artaxata lagen; [404] auf dem Kartenbild entspringt der fl. Araxes zwar im mons Taurus, sein östlich gerichteter Lauf wird jedoch, ganz im Sinne Herodots, durch das Land der Bactrianoe bis zum östlichen Ocean verlängert! Ptolemaios lässt den A. auf dem Paryadres entspringen; an seinem Laufe vermerkt er die Städte Armavir, Artašat und Nakhčêvan; am Nordende des kaspischen Küstengebirges entsendet der A. einen Arm zum Kyros, der Hauptarm mündet jedoch weiter unterhalb ins kaspische Meer; vgl. Plut. Pomp. 34. App. Mithr. 103. Plin. VI 26 lässt den A., ut plures aestimavere, in den Cyrus einlaufen. Strabon und Ptolemaios haben überdies Kunde von den kleinen Inseln an der Münde. Der Fluss heisst bei den Georgiern Rakhsi, und diese Form, welche dem griechischen Ἀράξης zu Grunde liegt, mag auch bei den Alarodioi und Chalybes üblich gewesen sein; die Armenier schreiben Erasʾch, unrichtig in der griechischen Übersetzung des Agathangelos de S. Gregorio 15 ποταμὸς Ἐρασάχ, vgl. Const. Porphyr. de adm. imp. 45 σύνορον τῆς Φασιανῶν χώρας ὁ ποταμὸς ὁ Ἔραξ ἤτοι ὁ Φᾶσις, und Theophyl. Sim. III 6 p. 125 εἰς τὸν Ἀράξην ποταμὸν, ὃν Ἔρας ἀποκαλοῦσιν οἱ βάρβαροι; die Araber ar-Ras, die Türken Arâs. Erwähnt sei die griechische Nebenform Ἄραξις, Plut. Pomp. 34. Oros. VI 19, 1; verfehlte Deutungen aus ἀπορρῆξαι Strab. XI 531 oder aus ἀράσσειν Schol. Aesch. Prom. 715. Etym. M. Tzetz. Das Etymon lässt sich überhaupt nicht nachweisen; vergeblich ist der Vergleich mit armenisch arag, erag ‚schnell‘, unsicher das angeblich persische Wort arakhš von gleicher Bedeutung; die mythische Rañgha bot nur Anlass zu der herodoteischen Vorstellung vom A., etymologisch steht sie ganz fern.