Aphidna (Ἄφιδνα, Ἀφίδναι). 1) Alte, landbeherrschende Ortschaft in der attischen Diakria, nahe dem oberen Lauf ihres Hauptflusses, der aus dem Parnes kommenden Charadra (von Oinoe). Bereits als eine der vortheseischen ‚zwölf Städte‘ aufgeführt (Strab. IX 397), wurde A. durch die Organisation des Kleisthenes ein Demos der Phyle Aiantis. Ist aber die aus dem Perserschutt der athenischen Akropolis stammende metrische Inschrift, in der uns zuerst ein Ἀφιδναῖος, nämlich Kallimachos, begegnet (Δελτ. ἀρχ. 1891, 74, 8), trotz der höheren Altertümlichkeit der Buchstabenformen eben wegen des ‚Demotikon‘ wirklich erst nachkleisthenisch? Später wurde A. in die Ptolemais, endlich noch in die Hadrianis versetzt (die Leontis bei Steph. Byz. beruht auf einer, wohl nur hsl., Verwechselung mit der Aiantis). Die Lage der Festung A. ist seit G. Finlays hist. geogr. Abb. über Att. 62ff. (d. Übers. von Hoffmann) genauer bekannt; vgl. Kart. v. Att. Sect. Marathon-West und Text III–VI 60. Über dem linken Ufer der Charadra und ihres nördlichen Nebenbaches von Kapandriti erhebt sich als isolierte, zumeist erdbedeckte Kuppe die heut Kotroni genannte Akropolis (120–130 m. über der welligen Ebene, 366 m. üb. d. M.). Die obere Fläche, ein ca. 200 m. langes Oval von Norden nach Süden, ist mit Schutt und Thonscherben bedeckt; von den Resten der wallartigen Befestigung springen Mauern nach Innen vor. Am Fusse des Berges bieten sich geringe antike Reste zunächst südöstlich, bei H. Saranta; doch wird man den wichtigeren Teil einer vorauszusetzenden Unterstadt eher südwestlich bei den Wegekreuzungen nach Psaphis, Oropos, Tanagra u. s. w. suchen (vgl. auch Ps.-Dikaiarch I 6). In dieser Richtung finden sich bedeutende Wohnungsspuren auf der rechten Bachseite in etwa 1000 m. [2720] Entfernung bei einer gleichfalls Kotroni genannten niedrigeren Höhe, welche ich gleichfalls noch zu A. rechnen möchte. Denn für die benachbarten kleineren Ansiedlungen Titakidai, Thyrgonidai, Perrhidai (s. d.), welche neben A. wohl erst später Demengerechtigkeit erhielten, bleibt im Bereiche der heutigen Dorflagen Belusi, Tsiurka, Masi, Kapandriti, Vilia noch weiter Platz übrig.
Wie an die marathonische Ebene, so knüpfen sich auch an A. sehr alte und selbständige Sagenzüge, insbesondere die vom Raube der Helena durch Theseus und ihre Rückgewinnung durch die Dioskuren mit Hülfe benachbarter Eponymen, des Dekelos und Titakos (s. u. Aphidnos).