Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 6, 3)
Der Geburtsort des Herrn Schöners war, wie schon gesagt ist, die Reichsstadt Schweinfurt, wo er den 28. April 1718. auf dem Schauplatz der Welt auftrat. In seinem 12ten Jahre wurde er in das dasige Alumneum aufgenommen und verblieb daselbst, bis er im Jahr 1738 die hohe Schule zu Altdorf besuchen konnte. Er studirte auch einige Jahre zu Jena. Im Jahr 1741 wurde er nach Sommerhausen gerufen, dem dasigen alten gräfl. Limpurgisch. Oberpfarrer, Herrn M. Johann Volpert Eber, in seinen Amtsverrichtungen beyzustehen. Da blieb er, bis er durch die Brüder Christian Gottlob und Ferdinand Dietrich Freyherren Truchseß von und zu Wetzhausen auf Bundorf den Ruf als Schloßprediger nach Bundorf bekam. Von seinem Aufenthalte in Bundorf schrieb der liebenswürdige Greis in seinem Tagebuche:
- „Dieses liebe Bundorf habe ich für meine 3te Universität zu halten. Man überschüttete mich mit vieler thätigen Gnade und Wohlthaten und bemühete sich, mich zu einem bessern und nützlichern Werkzeuge der göttlichen Gnade in seiner Kirche zu machen und zuzubereiten.“
Unter manchfachen Wohlthaten, die Gott dem Herrn Pfarrer Schöner während seines 73 jährigen Lebens zu genießen gab, gedenkt er auch manchfaltiger Anfechtungen und Leiden. Unter andern erwähnt er eines Umstandes, den ich mit seinen eigenen Worten wieder erzählen will:
„An Anfechtungen innerlich und äusserlich fehlte es zwar nicht, aber auch nicht an unermeßlichen göttlichen Wohlthaten, die ich in Rügheim genoßen habe. Am meisten gebühret dem Herrn meines Lebens Dank, Ruhm und Ehre für den Segen, den er in meiner Amtsführung auf die Anweisung der Jugend gelegt hat, die zum Theil mit Lust und Liebe| zur Bibel, als zur Quelle des Lichts und Lebens sich hat leiten und führen lassen. Das und kein Menschen-Wort ist es doch, das uns richten wird am jüngsten Tage, und das diejenigen, die daran glauben, selig machet. Indessen habe ich unter die grösten Anfechtungen zu rechnen, einen harten Zufall, der mir zum ersten Ostertage 1758 auf der Kanzel begegnete, wodurch mich mein Gott sehr demüthigte, so daß ich aller menschliche Hülfe beraubt zu ihm allein fliehen mußte. Das war mein Pfahl in das Fleisch, den ich auch bis daher getragen habe. Ich kam in Jammer und in Noth: aber ich rief an den Nahmen des Herrn, und er hat zu mir gesagt: laß dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist auch im Schwachen mächtig.“Der heftige Anfall auf der Rügheimer Kanzel, schreibt mir einer seiner Herren Tochtermänner, war bey seiner starken Hypochondrie, ein Krampf im Halse, der ihn nöthigte einige Minuten ganz stille zu schweigen. So oft er nachher öffentlich auftreten mußte, besorgte er, dieser Zufall mochte wieder kommen und fühlte Herzensangst.
Herr Pfarrer Schöner war seit dem 20 Oct. 1744. verheyrathet mit der 2ten Tochter Herrn Joh. Jacob Zieglers[1] bestverdienten Pfarrers zu Wetzhausen| und Meyles, und wurde Vater von 8 Kindern, nemlich von 3 Söhnen und 5 Töchtern. Eine dieser letztern starb in der Blüthe ihrer Jahre. Eine starb als Gattin Herrn Pfarrers, Peter Friedrich Weisens zu Schwebheim im Canton Steigerwald, nun zu Steinach bey Rothenburg. Eine ist Gattin Herrn Pfarrer Maschens zu Holzhausen im Amte Königsberg, eine andere Gattin Herrn Pfarrer| Graners zu Rügheim; die dritte ist noch unverheyrathet. Die Söhne sind: Herr Johann Gottfried Schöner, Diakon. bey S. Lorenz zu Nürnberg, bekannt durch mehrere Erbauungs-Schriften und als ein von seiner Gemeinde besonders geliebter Redner. – Herr Johann Friedrich Schöner Pfarrer zu Friesenhausen, einem freyherrl. von Dahlbergischen Gute im Canton Baunach. Der 3te ist Herr Johann Heinrich Schöner, Conditor und Specereyhändler in der Reichsstadt Schweinfurt.
Ich kann Ihnen jetzt wieder die Entdeckung einer neuen Höhle bey Ober-Fellendorf, eine halbe Stunde von Streitberg, bekannt machen, die nicht weniger von Reisenden besucht und bewundert zu werden verdient. Die Tropfsteinmassen derselben sind wesentlich von denen der andern Höhlen verschieden. Es wären also jetzt nicht weniger, als 9 Höhlen, bey Müggendorf und Ober-Fellendorf, die Geilenreither Zoolithenhöhle, die Moterser, und andere in einem Umkreise von einer oder zwey Stunden befindlichen, abgerechnet. Ich habe starke Vermuthungen, daß sich in der Nähe noch mehrere befinden.[2]
Auf meiner Reise durch Vorchheim fand ich einen Bamberger Kalender vom Jahr 1792, schreibe siebzehenhundert und zwey und neunzig, in welchem noch folgender Artikel steht:
Wenn die Mütter ihre Kinder abgewehnen wollen, müssen sie Solches vornehmen nicht mit einem neuen Mondscheine sondern wenn die Sonn und der Mond weit von einander stehen gar nahe gegen den Vollmond, dann je weiter derselbe von einander, je ehender das Kind die Mutter vergißt; darnach mus es nicht geschehen, wenn der Mond im Widder und Waag lauft, sondern der Mond soll im guten Zeichen seyn.
Um dem mit Recht allgemein geschätzten Herrn Hofprediger Schwarz zu Coburg einen neuen Beweis landesväterlicher Gnade zu geben, haben unser regierender Herzog demselben die, am 12ten März durch den Tod des, im 73sten Lebensjahre verstorbenen Herrn Adjunctus Frommann zu Meder erledigte so ansehnliche als einträgliche Stelle, aus höchsteigener Entschließung ertheilt. Zu dieser ersten Adjunctur und deren Diöces gehören die Pfarren Walburn, Oettingshausen, Ahlstadt, Gradtstadt, Rottenbach und Wiesenfeld, als welchen dieselbe Adjunctur vorgesetzet ist.
- ↑ Da dieses Mannes einmahl gedacht ist, so sey es mir erlaubt auch einiges aus seinem Leben hier beyzufügen; denn er verdients. Er war ein geborner Schweinfurter. Er hatte ehrliche, aber minder vermögliche Ältern. Sein Vater könnte ihm von dem Seinigen nichts als einen alten Thaler mit nach Jena geben, über welchen er auch so hielt: daß er ihn wieder von Jena mit zurückbrachte, als er von da aus vom Herrn Obrist Johann Eitel Truchseß zum Hofmeister seiner Kinder nach Wetzhausen beruffen wurde. Im 27ten Jahre seines Lebens (1723.) wurde er daselbst Pfarrer. Sein Herz war so gut als sein Kopf; darum schaffte er aus Dankbarkeit gegen seinen Gott, der ihn so bald und so gut versorgt hatte, aus eigenem Antrieb das Beichtgeld ab. Ohne daß dafür die Herrschaft dem Pfarrer etwas vergütet hätte. Seine Zuhörer liebten ihn aber deswegen gar sehr und beschenkten ihn anfänglich reichlich. Nach und nach wurden die Geschenke seltner und jetzo weiß man von denselbigen gar nichts mehr. Als Herr Schöner 1764 kam; muthete ihm sein damahliger gnädiger Herr zu: er solle von der Kanzel verkündigen: daß von nun an, das Beichtgeld wieder gegeben werde müste. Der brave Schöner aber bliebe, wie leicht zu erachten, auch bey dieser Versuchung brav, und liese es, wie er es gefunden hatte. Die Kranken-Communionen aber, wurden ihm eben so, wie seinem Schwiegervater vom gnädigen Herrn bezahlt. Petri muste er allzeit anzeigen wie viele in ihren Häusern das Jahr über kommunizirt hatten; dann bekam er für jede Person 4 Batzen.
- ↑ S. Goth. gel. Zeit. 1793. N. 23.