Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 2, 6)
Wirzburg und Bamberg hat schon lange Conventionsgroschen geprägt, die den Abgang der Schillinger reichlich ersetzt haben. Es ist auch in beyden Ländern der Bürger wie der Bauer mit den leichten Kr. Groschen und 6 Kreuzer oder dem fl 24. Fuß, so gut bekannt, daß es jedem nicht schwer ankommen würde, den alten Fränkischen Fuß ganz zu vergessen, welcher ohnehin nur größtentheils noch in der Einbildung bestehet. Es wäre daher vielmehr zu wünschen, daß dergleichen Münzen gar nicht mehr geprägt werden möchten: denn bey den jetzigen hohen Silber-Preisen würden solche schwerlich nach alten Schrot und Korn ausgemünzt werden können. Auch wäre es nicht wohl rathsam, weil sie alsdann für Kipper und Wipper ein zu fetter Braten wären, hingegen geringhaltig, oder auch nach Proportion der Conventions Kr. und Groschen, wäre und bliebe es immer Verlust für benachbarte Länder und Staaten.
Dieß weiß und erfährt Niemand besser, als der in diesen Hochstifts-Orten auf Messen oder sonst Handelschaft treibt; denn da darf er sich kaum gelüsten lassen, etwas dagegen zu sagen, wenn ihm unter den Kreuzern Dreyer, oder Schillinger unter den Groschen mit hinqezählt werden. Die| Antwort ist gleich da: der Dreyer ist so gut als ein Kreuzer – der Schillinger so gut als ein Groschen. Daß sich solche bey beträchtlichen Geschäfften sammeln, ist leicht zu ermessen.Verschiedene helldenkende Männer haben schon oft den Wunsch geäussert, daß wenigstens in unserm lieben Frankenland Maaß und Gewicht auf einen gleichen Fuß kommen möchten, und diese werden dann auch gewiß meine Äusserung in Ansehung der Schillinger und Dreyer nicht mißdeuten, vielmehr mir beypflichten, und mit mir wünschen, daß in den hochfürstl. Wirzburgischen und Bambergischen Landen lieber der Conventions-Vier und zwanzig Gulden-Fuß, nicht nur erhalten, sondern immer mehr allgemein eingeführt, hingegen die Schillinger und Dreyer ausgerottet werden möchten.
Die Veränderungs-Gebühren bey Erbfällen, Kauf- und Verkauf herrschaftlicher Lehenstücke machen in den reichsritterschaftlichen Ämtern eine sehr ergibige Quelle der Einnahme aus. Sie wird bey manchen derselben so emsig benutzt, daß zu besorgen ist, sie möchte nach und nach gänzlich versiegen. Die Leben derjenigen Herrschaften, welche die Gefälle gar zu sehr ausdehnen, fangen schon an, in ihrem Wehrte zu fallen, und auswärtige Käufer werden durch dieses Sportuliren abgeschreckt. Die öffentliche Bekanntmachung einzelner Nachrichten von solchen Veränderungsfällen können dazu dienen, die Herrschaften auf ihr wahres Interesse aufmerksam zu machen. Hier ist ein solches Beyspiel:
Im Jahr 1768 erbten zwey Kinder ein Haus, das für 40 fl. fränk. angeschlagen worden. Keines von beyden konnte das Haus behaupten: sie mußten es verkaufen, und hievon folgende Veränderungs-Gebühren entrichten:
|Jedes Kind einen Erbthaler à 24 Bz. beträgt: – | 3 fl. | 3 Bz. | fränk |
desgl. einen Theilungsthaler | 3 – | 3 – | – |
desgl. einen Siegelthaler | 3 – | 3 – | – |
Erbhandlohn von 40 fl. | 4 – | – | – |
Kaufhandlohn, da ein Kind dem andern seinen Antheil erst abkaufen mußte, ehe beyde das Haus verkaufen durften | 2 – | – | – |
Verkauf-Handlohn[1] | 4 – | – | – |
Summa | 19 fl. | 3 Bz. | – |
Ferner: | |||
An Amtlichen Gebühren. | |||
Taxatur-Gebühren | – fl. | 12 Bz. | – |
Inventur-Gebühren | – | 12 – | – |
Zween Theilungsbriefe à 24 Bz. | 3 – | 3 – | – |
Ein Kaufbrief | 1 – | – | – |
Zwo Quittungen | 2 – | – | – |
Abschreibgeld | – | 9 – | – |
Zuschreibgeld | – | 9 – | – |
Auspflichtgeld | – | 4½ – | – |
Summa | 9 fl. | 4½ Bz. | – |
Herrschaftliche Abgaben betrugen | 19 – | 9 – | – |
Totalis | 28 fl. | 13½ Bz. | – |
Da nun das Haus für angeschlagen worden: | 40 – | – | – |
so blieb den Erben | 11 fl. | 1½ Bz. | – |
(Nachtrag zu dem im 4ten Heft des 2ten Bandes dieses Journals befindlichen Schreiben aus Wirzburg d. d. 10ten April 1791.)
P. Winter ist auch vorgefordert worden, um sich vernehmen zu lassen, ob er wirklich jüngst auf der Kanzel gesagt habe: nichts als Industrie und immer mehr Ausschatzungen. Der Jesuit betheuerte, daß er so etwas jüngst nicht gesagt habe; und doch wissen mehr als 100 glaubwürdige Menschen in Wirzburg, daß es noch nicht volle sieben Monate war, als Sie die Nachricht drucken ließen, daß er sich öffentlich der nämlichen Worte bediente. Nichts desto weniger, ob er sich gleich gut zu helfen wußte, verdroß ihn die öffentliche Vorladung sehr. Als er am nächsten Sonntag auf die Kanzel kam, und seinen Vorspruch verlesen hatte, hub er folgendermassen an:
„P. Winter, du schweigst und redest nichts mehr. Heiliqer Johannes, was sagst du? Winter, halte das Maul und rede ja nichts – Paulum, Petrum, Hieronymum lasse sprechen.“ – Er las wirklich passende Stellen aus dieser Männer Schriften her. Das ist freylich ein alter Kunstgriff aller Prediger, die ungestraft die Kanzel zum Tummelplatz ihrer Leidenschaften machen: aber Wintern ist nichts zu alt, wenn ers nur zur Erreichung seiner Absichten tauglich findet.
Am 27 Febr. wurde zu Schönberg, einem Anspachischen Orte, die Wittwe des ehemahligen Dorfs- und Gerichtsrichters, Hanns Lehrs, beerdiget, welche gegen 93 Jahr alt geworden, niemahls krank gewesen, und bis in ihr 89 Jahr noch auf dem Felde arbeiten konnte. Sie hatte 7 Kinder erzeugt, und von denselben 32 Enkel und 32 Urenkel erlebt.
Am 11 März hat man bey der fürstlich Hohenlohe-Ingelfingischen Saline zu Weisbach in dem neuen Salzbrunnen bey Niederhall, ein 10löthige Salzquelle entdeckt, welche aus einer Tiefe von 380, auf 257 Fuß hoch treibt, und daher zu einem großen Vorrath Hoffnung gibt. Man hat diese für das Land so glückliche Entdeckung den Einsichten und der Beharrlichkeit des dasigen Bauraths und Salinen-Directors Glenk zu verdanken. Dieser ließ vor einigen Jahren, durch seine mineralischen Grundsätze geleitet, den ersten Schacht eröffnen, und fuhr mit unermüdetem Eifer, unter steter Beruhigung seiner Gegner und einiger Zweifler, allein von seinem Fürsten und Erbprinzen unterstützt, so lange in seinen Unternehmungen fort, bis er die Gründlichkeit seiner Theorie aufs rühmlichste bestättigte.
Am 8 April dieses Jahrs, an welchem in den Sächsischen Fürstenthümern der große Bußtag gefeyert wird, sah der Thürmer zu Hildburghausen unter dem Nachmittags-Gottesdienste Feuer von den waldichten Gegenden Eisfelds Himmelan steigen, und man vermuthete nichts gewisser, als daß die am Thüringer Walde liegende Stadt Eisfeld in vollen Flammen glühe. Das dem Scheine nach drohende Unglück war nicht so bald unserm Fürsten bekannt geworden, als er auch schon alles zur Abwendung desselben in Bewegung setzte. Es wurde sogleich ein Courier fortgeschickt, um Erkundigung wegen des Feuers einzuziehen. – Doch, dieß war nicht genug das väterliche Herz unseres Fürsten über den Zustand seiner Unterthanen völlig zu beruhigen. Gewohnt, überall in seinen Landen selbst zu sehen, gewohnt dem Glücke seines Volks und seiner Regentenpflicht, Ruhe und Bequemlichkeit aufzuopfern, ritt er in 18 Minuten, drey volle Stunden weit zu seinen Kindern und Bürgern nach Eisfeld, woselbst er sie noch in ihren Bußübungen, in Unterredungen mit ihrem Gott beschäfftigt, in Ruhe und festlicher Stille antraf. Mit sichtbarstem Vergnügen und zu seiner höchsten Zufriedenheit erfuhr er nun, daß ein Kohlhaufen oder Brennofen dortiger Gegend die Ursache zu diesem Feuerlärmen gegeben habe.
Herr Kanonikus Limmer zu Bamberg, der unlängst zwey Bände Festpredigten herausgegeben, legte die Dompredigerstelle nieder, und wurde Subregens im Ernestinischen Seminar.
Herr D. Gönner, Professor der Rechte zu Bamberg, ist zum wirklichen Hofrath ernannt worden.
Herr D. Holler, Director des Schulseminars zu Wirzburg, hat eine Präbende im Collegiatstift Haug erhalten.
An des verstorbenen Superintendenten Greuß zu Heldburg Stelle, ist bereits Herr Pfarrer Saalmüller von Sachsendorf Eisfelder Diöces ernannt. An dessen Stelle ist der Caplan Schwesinger zu Eisfeld eingesetzt worden. Letzterer hatte ein Decret vom Hrn. Herzog auf Sachsendorf. Das Diakonat zu Eisfeld ist noch unbesetzt.
An dem Gymnasium zu Anspach sind durch die Beförderung des Herrn Professor Degens nach Neustadt an der Aisch folgende Veränderungen vorgegangen: Herr M. Schäfer ist an Herrn Degens Stelle als Lehrer der 4ten Ciasse angestellt: Herr M. Stieber, bisheriger Inspector morum zum Lehrer der 3ten Classe ernennt, und Herr Candidat Roth, Verfasser der Auszüge aus Zollikofers Predigten, zum Inspector morum berufen worden.
Zu Erlangen ist Herr Conrector Lippert, zum Rector des Gymnasiums, und Herr M. Besensbeck zum Conrector an eben demselben und Diakonus an der Altstädter Kirche ernannt worden.
Der Herr geheime Assistenzrath und Consistorialpräsident Lösch zu Anspach ist von seinem Fürsten aus eigener Bewegung zum wirklichen geheimen Rath ernennt worden.
Der Herr Regierungsrath und erste Archivar zu Bayreut, Herr Philipp Ernst Spies, hat am Ende seines letzten Aufenthalts in Berlin eine dreyviertelstündige Audienz bey Sr Majestät dem Könige von Preußen gehabt, und hierauf von demselben eine goldene brillantirte Dose zum Geschenk erhalten.
Der bisherige Kur- und Hochfürstlich-Sächsische Fränkische Kreis-Secretaire, Legationsrath Herr Johann Ehrhardt Strobel zu Nürnberg, ist von dem Herrn Herzog zu Sachsen-Weimar und Eisenach zum Hofrath ernennt worden.
Am 15 Jan. starb zu Wirzburg Herr geistliche Rath D. Wenzeslaus Strobel, der mehrere Jahre ein thätiges Mitglied der Schulcommission war. Diese setzte er in seinem Testament in einem dritten Theil seines Vermögens zum Erben ein, mit der Bedingung, daß derselbe zum Besten der Industrienschulen nach dem Gutachten jener Commission solle verwendet werden. Bey dem Tode eines jeden hiesigen geistlichen Raths, deren gewöhnlich 14 sind, kommt ein gedrucktes Decret heraus, wie das beyliegende, dessen Formular sich niemahls ändert, der Mann mag große oder geringe Verdienste haben:
„Nachdem aus unerforschlichen Willen Gottes Weiland der Hoch-Ehrwürdige und Hochgelehrte Herr Wenzeslaus Strobel beyder Rechten Doctor, und der heil. Schrift Bacc., hochfürstl. geistlicher Rath, und Fiscalis, auch Hofcaplan, sodann des löblichen Collegiatstifts Haug Canonicus Capitularis, den 15ten dieses laufenden Monats Jenners von diesem zeitlichen hoffentlich zu dem ewigen Leben abgeschieden; und aber nun sich geziemen will, für dessen abgeleibte Seel, allenfalls selbige in jener Welt noch einige Hülf vonnöthen haben würde, zu Gott dem Allmächtigen angelegentlich zu bitten: Als wird solcher Todesfall allen und jeden des Hochstifts Geistlichen hiemit zu dem Ende kund gethan, und sie dahin ermahnet, daß gleichwie Derselbe in Lebzeiten die ihm anvertraute| Geschäften in geistlichen Sachen, und die Beförderung der Justiz, zum Aufnehmen der Ehr Gottes und des Seelenheils sich zu Dessen hinterlassenen Ruhm angelegen seyn lassen, also auch ein jeder Desselben in dem heiligen Meßopfer und Gebet dahin eingedenk seyn möge, auf daß Gott der Allmächtige der abgeleibten Seel dafern sie an jenem Orte noch was zu verbüßen haben würde, solches nach seiner unendlichen Barmherzigkeit nachlasse, und sie in die ewige Freud und Seligkeit übernehme. Gegeben Wirzburg auf hochfürstl. geistl. Regierung unter hievorgedrucktem derselben gewöhnlichen Insiegel, den 16ten Jenner 1791.(L. S.)
Herr M. Kellner, Verfasser der Gebote Jesu, bisher Prediger zu Kühndorf im Hennebergischen, geht als Diakonus nach Suhl.
Am 14ten März starb zu Nürnberg Herr Christoph Karl Kreß von Kressenstein, auf Dürnmungenau und Rötenbach bey St. Wolfgang, S. Kais. Majestät wirklicher Rath, Kronhüter und Verwahrer der Reichskleinodien, bey der freyen Reichsstadt Nürnberg des Ältern Geheimen Raths und zweyter Losunger, bey der fränkischen Reichs-Ritterschaft löbl. Orts Altmühl Erster Ausschuß etc. im 68 Jahre seines Lebens. Ein Mann von ausserordentlichen Talenten und Kenntnissen; ganz mit allen Eigenschaften begabt, einer der ersten Staats-Männer in einem größern Wirkungskreise zu werden, wenn ihn die Vorsehung dazu ausersehen hätte. Nürnberg verliert an ihm einen der arbeitsvollsten, unermüdetsten Geschäfftsmänner, die Kunst einen großen Kenner, und der Künstler einen Beschützer.
- ↑ Letztere Rubrik passirt anderwärts unter dem Namen: Abzug. Da aber in diesem Amte jeder, so etwas verkauft, diese Gefälle entrichten muß, auch wenn er Amts-Unterthan und Schutzverwandter bleibt: so wurde ihm der Name: Verkauf-Handlohn beygelegt.
- ↑ Diese Fabrik wird noch fortgesetzt, und ein Vorrath von diesem Ammoniten- und Belemniten-Marmor [739] in Tischplatten und Mustern, nebst vorzüglichen Altdorfer Naturalien befindet sich in den Händen der Madame Bauereis zu Nürnberg, einer Tochter des Verstorbenen.
- ↑ Von diesen Entdeckungen geben folgende kleine Schriften Nachricht:.Beschreibung eines bey Altdorf im Nürnbergischen neuerlich gefundenen kostbaren und noch nie gesehenen Ammoniten- und Belemniten-Marmors 1754. 4. ist wieder abgedruckt in den Fränk. Sammlungen I B. S. 298. und in den Nützl. Versuchen und Bemerk. aus dem Reiche der Natur. (Nbg. 1760. 8.) S. 193. Sie ist auch französisch erschienen unter dem Titel: Description du marbre d’Altdorf de la dependance de Nuremberg, nouvellement decouvré, 4. Er ließ eben dieselbe 1771 wieder abdrucken, mit einem Anhang, der die neuesten Entdeckungen des 1770 und 1771sten Jahrs von Enkrimiten, Astroiten und Nautiliten, auch andern höchst seltenen Versteinerungen beschreibt..[740] Nachricht von denen seit einigen Jahren zu Altdorf entdeckten versteinerten Körpern. Jena 1772, 8. Von dieser Schrift, deren Verfasser Hofrath Walch in Jena war, ist eine freye Französische Übersetzung erschienen: Relation des Fossiles decouvertes depuis quelques années dans les environs d’Altdorf, par Jean Fred. Bauder. à Altdorf 1772. 8., welche auch im Journal des Savans 1774 Avril. S. 413 steht..Walch hat auch im II St. des Hallischen Naturforschers, (1774) S. 165–168 von einigen zu Altdorf gemachten lithologischen Entdeckungen gehandelt.
- ↑ Ein großer Theil dieser Nachrichten ist aus der bey seinem Tod zu Altdorf gedruckten lateinischen Denkschrift (1 B. in 4) gezogen.