Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 2, 6)

Textdaten
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Autor: Anonym
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Titel: Miscellaneen
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aus: Journal von und für Franken, Band 2, S. 724–740
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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IX.
Miscellaneen.


1.
Ohne mich über den Inhalt des Aufsatzes im 3ten Stücke des II Bdes des Journals von und für Franken unter den Miscellaneen S. 341. 342 und 43, in ein weitläufiges Detail einzulassen, bemerke ich bloß, daß der Wunsch des Herrn Verfassers dieses Aufsatzes: Das Hochstift Wirzburg möchte fl. 10000 Schillinger u. Dreyer münzen lassen, – fürs Allgemeine höchst nachtheilig wäre, wenn er in Erfüllung kommen sollte. Selbst der Herr Verfasser gibt an, daß die Schillinger und Dreyer schon in der Nachbarschaft für 3 und 1 kr. cursirten; ist gar der Meinung, daß die Schillinger in Holland wohl für Stüber ausgegeben werden könnten; – doch glaube ich, er hätte besser gethan, wenn er nicht dazu gesetzt hätte: wegen dermahligen Geldmangel – denn die wenigen Schillinger, die überhaupt noch existiren, werden dem Geldmangel in Holland so wenig abhelfen, als ein in die See geworfener Zuckerhut deren Wasser süß zu machen im Stande ist. Noch mehr, er läßt sie auch ins Elsaß und Lothringen kommen, und für zwey Sols-Stücke passiren, vermuthlich auch aus Mangel an zwey Sols-Stücken. Was ist denn aber dieß anders, als Nachtheil fur’s Holländische, Elsasser und Lothringische Publicum? Die angränzenden Länder, wo die Dreyer Kreuzer und die Schillinger Groschen gelten, leiden ohnehin desfalls den bittersten Schaden; denn wenn auch immerhin die Schillinger und Dreyer mehr innern Gehalt, als die Conventionsgroschen| und Kr. haben, so macht dieß doch im allgemeinen Umlauf nichts aus, zumahl sie fast alle verschliffen, folglich zu leicht sind. Der Verlust ist einmahl offenbar, daß wenn ich 28 Schillinger jeden à 3 kr. oder 84 Dreyer jeden zu 1 kr. einnehme, ich solche im Lande selbst nur wieder zu 75 kr. anbringen kann; also schon an 84 neune verliere, welches 104/7 Procent ausmacht, ohngerechnet, daß, wenn ich nicht selbst Gelegenheit habe, im Lande eine Zahlung damit zu machen, ich beym Verwechseln auch noch verlieren muß.

Wirzburg und Bamberg hat schon lange Conventionsgroschen geprägt, die den Abgang der Schillinger reichlich ersetzt haben. Es ist auch in beyden Ländern der Bürger wie der Bauer mit den leichten Kr. Groschen und 6 Kreuzer oder dem fl 24. Fuß, so gut bekannt, daß es jedem nicht schwer ankommen würde, den alten Fränkischen Fuß ganz zu vergessen, welcher ohnehin nur größtentheils noch in der Einbildung bestehet. Es wäre daher vielmehr zu wünschen, daß dergleichen Münzen gar nicht mehr geprägt werden möchten: denn bey den jetzigen hohen Silber-Preisen würden solche schwerlich nach alten Schrot und Korn ausgemünzt werden können. Auch wäre es nicht wohl rathsam, weil sie alsdann für Kipper und Wipper ein zu fetter Braten wären, hingegen geringhaltig, oder auch nach Proportion der Conventions Kr. und Groschen, wäre und bliebe es immer Verlust für benachbarte Länder und Staaten.

Dieß weiß und erfährt Niemand besser, als der in diesen Hochstifts-Orten auf Messen oder sonst Handelschaft treibt; denn da darf er sich kaum gelüsten lassen, etwas dagegen zu sagen, wenn ihm unter den Kreuzern Dreyer, oder Schillinger unter den Groschen mit hinqezählt werden. Die| Antwort ist gleich da: der Dreyer ist so gut als ein Kreuzer – der Schillinger so gut als ein Groschen. Daß sich solche bey beträchtlichen Geschäfften sammeln, ist leicht zu ermessen.

Verschiedene helldenkende Männer haben schon oft den Wunsch geäussert, daß wenigstens in unserm lieben Frankenland Maaß und Gewicht auf einen gleichen Fuß kommen möchten, und diese werden dann auch gewiß meine Äusserung in Ansehung der Schillinger und Dreyer nicht mißdeuten, vielmehr mir beypflichten, und mit mir wünschen, daß in den hochfürstl. Wirzburgischen und Bambergischen Landen lieber der Conventions-Vier und zwanzig Gulden-Fuß, nicht nur erhalten, sondern immer mehr allgemein eingeführt, hingegen die Schillinger und Dreyer ausgerottet werden möchten.


2.

Die Veränderungs-Gebühren bey Erbfällen, Kauf- und Verkauf herrschaftlicher Lehenstücke machen in den reichsritterschaftlichen Ämtern eine sehr ergibige Quelle der Einnahme aus. Sie wird bey manchen derselben so emsig benutzt, daß zu besorgen ist, sie möchte nach und nach gänzlich versiegen. Die Leben derjenigen Herrschaften, welche die Gefälle gar zu sehr ausdehnen, fangen schon an, in ihrem Wehrte zu fallen, und auswärtige Käufer werden durch dieses Sportuliren abgeschreckt. Die öffentliche Bekanntmachung einzelner Nachrichten von solchen Veränderungsfällen können dazu dienen, die Herrschaften auf ihr wahres Interesse aufmerksam zu machen. Hier ist ein solches Beyspiel:

Im Jahr 1768 erbten zwey Kinder ein Haus, das für 40 fl. fränk. angeschlagen worden. Keines von beyden konnte das Haus behaupten: sie mußten es verkaufen, und hievon folgende Veränderungs-Gebühren entrichten:

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Jedes Kind einen Erbthaler à 24 Bz. beträgt: – 0030fl. 003Bz. fränk
desgl. einen Theilungsthaler 0030 003
desgl. einen Siegelthaler 0030 003
Erbhandlohn von 40 fl. 0040 0000½
Kaufhandlohn, da ein Kind dem andern seinen Antheil erst abkaufen mußte, ehe beyde das Haus verkaufen durften 0020 0000½
Verkauf-Handlohn[1] 0040 0000½
Summa 0190fl. 003Bz.


Ferner:
An Amtlichen Gebühren.
Taxatur-Gebühren 00000fl. 012Bz.
Inventur-Gebühren 0000 012
Zween Theilungsbriefe à 24 Bz. 0030 003
Ein Kaufbrief 0010 0000½
Zwo Quittungen 0020 0000½
Abschreibgeld 0000 009
Zuschreibgeld 0000 009
Auspflichtgeld 0000 000
Summa 00090fl. 000Bz.
Herrschaftliche Abgaben betrugen 00190 009
Totalis 00280fl. 013½0Bz.
Da nun das Haus für angeschlagen worden: 00400 0000½
so blieb den Erben 00110fl. 000Bz.


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3.

(Nachtrag zu dem im 4ten Heft des 2ten Bandes dieses Journals befindlichen Schreiben aus Wirzburg d. d. 10ten April 1791.)

P. Winter ist auch vorgefordert worden, um sich vernehmen zu lassen, ob er wirklich jüngst auf der Kanzel gesagt habe: nichts als Industrie und immer mehr Ausschatzungen. Der Jesuit betheuerte, daß er so etwas jüngst nicht gesagt habe; und doch wissen mehr als 100 glaubwürdige Menschen in Wirzburg, daß es noch nicht volle sieben Monate war, als Sie die Nachricht drucken ließen, daß er sich öffentlich der nämlichen Worte bediente. Nichts desto weniger, ob er sich gleich gut zu helfen wußte, verdroß ihn die öffentliche Vorladung sehr. Als er am nächsten Sonntag auf die Kanzel kam, und seinen Vorspruch verlesen hatte, hub er folgendermassen an:

„P. Winter, du schweigst und redest nichts mehr. Heiliqer Johannes, was sagst du? Winter, halte das Maul und rede ja nichts – Paulum, Petrum, Hieronymum lasse sprechen.“ – Er las wirklich passende Stellen aus dieser Männer Schriften her. Das ist freylich ein alter Kunstgriff aller Prediger, die ungestraft die Kanzel zum Tummelplatz ihrer Leidenschaften machen: aber Wintern ist nichts zu alt, wenn ers nur zur Erreichung seiner Absichten tauglich findet.


4.
Aus einem Schreiben aus Wirzburg vom 5. May.
Der Tauben- und Fischkram der schwarzen Franciscaner am Valentinstag mußte dießmahl wirklich unterbleiben. Mit dem Aushängen der Ablaßtafeln bleiben Franciscaner und Capuciner| auch an andern Orten unsers Fürstenthums zurück. Das Terminiren, oder auf Teutsch das Betteln, das schon lange für gutdenkende Katholiken ein Ärgerniß war, und in der That das schlimmste Beyspiel ist, das diese Classe von Menschen ihren Mitbürgern gibt, hat durch die Abhandlung vom Ablaßwesen einen starken Stoß erlitten; und vielleicht erleben wir noch eine gänzliche Abschaffung desselben. Das Personale der Mendicantenklöster und Hospitien im Wirzburgischen beträgt wenigstens 400 Köpfe. Diese werden freylich von andern im Bambergischen, Teutschordischen, Mainzischen, an uns gränzenden Klöstern um mehr als 100 vermehrt, welche noch ausserdem zu uns kommen: allein die im Wirzburgischen wohnenden Mendicanten gehen dafür iure retorsionis ins Ausland; man kann daher jene Fremden aus der Rechnung lassen. Es kosten 400 Köpfe schon genug, um sie auch nur zur Hälfte zu ernähren. Wenn durch den Termin für jeden dieser 400 Terminanten nur 50 fl. Rheinisch (nach Abzug des Almosens an der Pforte, dem Deckmantel und der Lockspeise des Terminwesens) jährlich erbettelt werden, so haben wir schon eine geistliche Contribution von 20000 fl. jährlich, die dem Beutel der Unterthanen zur Last fällt. Zu einiger Rechtfertigung dieses Calculs will ich nur bemerken, daß die Franciscaner in Dettelbach jährlich 16 bis 20 Fuder Wein erbetteln. Die Capuciner haben oft so reiche Sammlungen an geräucherten Fleisch, daß sie solches in den Mist werfen müssen, weil sie es nicht geniessen können, und ihren geistlicharmen Reichthum aus Politik andern Armen nicht sehen oder merken lassen dürfen.


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5.
Aus Wirzburg am 1 May. 
Auf dem akademischen Gymnasium zu Münnerstadt zeichnete sich ohnlängst die studirende Jugend auf eine sehr rühmliche Art aus. Ein armer Student war gestorben, seinen Eltern fiel es äusserst schwer, die Leichenkosten zu bestreiten; sie waren ohnehin durch den Tod ihres Sohnes tief genug gebeugt: denn arme Landleute kennen keinen größeren Trost, als wenn ein Kind von ihnen eben beym Übertreten zu den Studien gleichsam eine Stufe höher steiget; sie träumen sich dabey die angenehmsten Hoffnungen, und sehen von Ferne schon die schönsten Aussichten aufgehen. Diese Hoffnungen waren nun im gegenwärtigen Falle alle dahin; und den theuren Verlust am Ende noch gleichsam bezahlen müssen, das kränkt. Unter diesen Umständen erbot sich die studirende Jugend, durch gemeinschaftliche Beyträge die Leichenkosten zu bestreiten. Und wirklich fiel die Spende so reichlich aus, daß man nicht nur den Leichenaufwand daraus bestand, sondern auch dem traurigen Vater noch ein ansehnliches Geschenk abreichte. Diese Äusserung von einem gewissen Gemeingeiste macht dem dasigen Gymnasium wirklich Ehre; und wenn es auch nur ein einzelner Fall ist, so läßt sich doch daraus nicht ohne Grund auf die guten Grundsätze von Menschenliebe oder Religion, die man daselbst der Jugend beyzubringen scheinet, zurückschließen. Denn, wohl gemerkt, alles geschah ganz freywillig. Es war weder von Seite der Lehrer, noch anderswoher ein Antrag darüber gemacht worden. Das ganze Gymnasium und die Bürgerschaft in zahlreicher Menge begleitete auch die Leiche, und die Studenten schämten sich nicht, die zum katholischen Leichen-Cerimoniel| gehörigen Functionen z. B. Fackeltragen, selbst auf sich zu nehmen. Der Herr Sodalitäts-Präses P. Fries benutzte diese Gelegenheit, theils um der studirenden Jugend gewisse Wahrheiten näher ans Herz zu legen, theils um durch schicklich angebrachtes Lob den Gemeingeist der jungen Leute noch mehr anzufeuern, und hielt am folgenden Tage eine feyerliche Anrede an die studirende Jugend.


6.

Am 27 Febr. wurde zu Schönberg, einem Anspachischen Orte, die Wittwe des ehemahligen Dorfs- und Gerichtsrichters, Hanns Lehrs, beerdiget, welche gegen 93 Jahr alt geworden, niemahls krank gewesen, und bis in ihr 89 Jahr noch auf dem Felde arbeiten konnte. Sie hatte 7 Kinder erzeugt, und von denselben 32 Enkel und 32 Urenkel erlebt.


7.

Am 11 März hat man bey der fürstlich Hohenlohe-Ingelfingischen Saline zu Weisbach in dem neuen Salzbrunnen bey Niederhall, ein 10löthige Salzquelle entdeckt, welche aus einer Tiefe von 380, auf 257 Fuß hoch treibt, und daher zu einem großen Vorrath Hoffnung gibt. Man hat diese für das Land so glückliche Entdeckung den Einsichten und der Beharrlichkeit des dasigen Bauraths und Salinen-Directors Glenk zu verdanken. Dieser ließ vor einigen Jahren, durch seine mineralischen Grundsätze geleitet, den ersten Schacht eröffnen, und fuhr mit unermüdetem Eifer, unter steter Beruhigung seiner Gegner und einiger Zweifler, allein von seinem Fürsten und Erbprinzen unterstützt, so lange in seinen Unternehmungen fort, bis er die Gründlichkeit seiner Theorie aufs rühmlichste bestättigte.


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8.

Am 8 April dieses Jahrs, an welchem in den Sächsischen Fürstenthümern der große Bußtag gefeyert wird, sah der Thürmer zu Hildburghausen unter dem Nachmittags-Gottesdienste Feuer von den waldichten Gegenden Eisfelds Himmelan steigen, und man vermuthete nichts gewisser, als daß die am Thüringer Walde liegende Stadt Eisfeld in vollen Flammen glühe. Das dem Scheine nach drohende Unglück war nicht so bald unserm Fürsten bekannt geworden, als er auch schon alles zur Abwendung desselben in Bewegung setzte. Es wurde sogleich ein Courier fortgeschickt, um Erkundigung wegen des Feuers einzuziehen. – Doch, dieß war nicht genug das väterliche Herz unseres Fürsten über den Zustand seiner Unterthanen völlig zu beruhigen. Gewohnt, überall in seinen Landen selbst zu sehen, gewohnt dem Glücke seines Volks und seiner Regentenpflicht, Ruhe und Bequemlichkeit aufzuopfern, ritt er in 18 Minuten, drey volle Stunden weit zu seinen Kindern und Bürgern nach Eisfeld, woselbst er sie noch in ihren Bußübungen, in Unterredungen mit ihrem Gott beschäfftigt, in Ruhe und festlicher Stille antraf. Mit sichtbarstem Vergnügen und zu seiner höchsten Zufriedenheit erfuhr er nun, daß ein Kohlhaufen oder Brennofen dortiger Gegend die Ursache zu diesem Feuerlärmen gegeben habe.


9.
Sonnenfeld den 31 April. 
Auch in unsern Gegenden verschwinden die Ungeheuer Fanatismus und Religionhaß gänzlich, und Eintracht, Bruderliebe, göttlicher Friede etc. blüht in dem Garten der Toleranz; katholische und evangelische Herzen wirken da vereint so wohl zum Besten der Ihrigen, als auch zum Wohl der Menschheit. Hievon einen| herrlichen Beweis. Der Beamte, Herr Stumpf zu Unterlangenstadt im Rittercanton Gebirg, dem Herrn von Redwitz gehörig, ist katholischer Religion, und hält einen evangelischen Informator, Hrn. Kellner aus Koburg. Bald, bald werden die Zeiten kommen, wo alle Menschen mit vereinten Kräften singen werden: Wir glauben all an einen Gott.


10.

Herr Kanonikus Limmer zu Bamberg, der unlängst zwey Bände Festpredigten herausgegeben, legte die Dompredigerstelle nieder, und wurde Subregens im Ernestinischen Seminar.


11.

Herr D. Gönner, Professor der Rechte zu Bamberg, ist zum wirklichen Hofrath ernannt worden.


12.

Herr D. Holler, Director des Schulseminars zu Wirzburg, hat eine Präbende im Collegiatstift Haug erhalten.


13.

An des verstorbenen Superintendenten Greuß zu Heldburg Stelle, ist bereits Herr Pfarrer Saalmüller von Sachsendorf Eisfelder Diöces ernannt. An dessen Stelle ist der Caplan Schwesinger zu Eisfeld eingesetzt worden. Letzterer hatte ein Decret vom Hrn. Herzog auf Sachsendorf. Das Diakonat zu Eisfeld ist noch unbesetzt.


14.
Zu Rieth, einer Hildburghäusischen Pfarre, in die Heldburger Diöces gehörig, starb kürzlich Pfarrer Gnüg im 70sten Jahre seines Lebens. Er| war zwar deutlich in seinem Vortrage, aber wenig geliebt von seiner Gemeinde. Sie wollte seinen Lebenswandel nicht erbaulich finden.


15.

An dem Gymnasium zu Anspach sind durch die Beförderung des Herrn Professor Degens nach Neustadt an der Aisch folgende Veränderungen vorgegangen: Herr M. Schäfer ist an Herrn Degens Stelle als Lehrer der 4ten Ciasse angestellt: Herr M. Stieber, bisheriger Inspector morum zum Lehrer der 3ten Classe ernennt, und Herr Candidat Roth, Verfasser der Auszüge aus Zollikofers Predigten, zum Inspector morum berufen worden.


16.

Zu Erlangen ist Herr Conrector Lippert, zum Rector des Gymnasiums, und Herr M. Besensbeck zum Conrector an eben demselben und Diakonus an der Altstädter Kirche ernannt worden.


17.

Der Herr geheime Assistenzrath und Consistorialpräsident Lösch zu Anspach ist von seinem Fürsten aus eigener Bewegung zum wirklichen geheimen Rath ernennt worden.


18.

Der Herr Regierungsrath und erste Archivar zu Bayreut, Herr Philipp Ernst Spies, hat am Ende seines letzten Aufenthalts in Berlin eine dreyviertelstündige Audienz bey Sr Majestät dem Könige von Preußen gehabt, und hierauf von demselben eine goldene brillantirte Dose zum Geschenk erhalten.


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19.

Der bisherige Kur- und Hochfürstlich-Sächsische Fränkische Kreis-Secretaire, Legationsrath Herr Johann Ehrhardt Strobel zu Nürnberg, ist von dem Herrn Herzog zu Sachsen-Weimar und Eisenach zum Hofrath ernennt worden.


20.

Am 15 Jan. starb zu Wirzburg Herr geistliche Rath D. Wenzeslaus Strobel, der mehrere Jahre ein thätiges Mitglied der Schulcommission war. Diese setzte er in seinem Testament in einem dritten Theil seines Vermögens zum Erben ein, mit der Bedingung, daß derselbe zum Besten der Industrienschulen nach dem Gutachten jener Commission solle verwendet werden. Bey dem Tode eines jeden hiesigen geistlichen Raths, deren gewöhnlich 14 sind, kommt ein gedrucktes Decret heraus, wie das beyliegende, dessen Formular sich niemahls ändert, der Mann mag große oder geringe Verdienste haben:

„Nachdem aus unerforschlichen Willen Gottes Weiland der Hoch-Ehrwürdige und Hochgelehrte Herr Wenzeslaus Strobel beyder Rechten Doctor, und der heil. Schrift Bacc., hochfürstl. geistlicher Rath, und Fiscalis, auch Hofcaplan, sodann des löblichen Collegiatstifts Haug Canonicus Capitularis, den 15ten dieses laufenden Monats Jenners von diesem zeitlichen hoffentlich zu dem ewigen Leben abgeschieden; und aber nun sich geziemen will, für dessen abgeleibte Seel, allenfalls selbige in jener Welt noch einige Hülf vonnöthen haben würde, zu Gott dem Allmächtigen angelegentlich zu bitten: Als wird solcher Todesfall allen und jeden des Hochstifts Geistlichen hiemit zu dem Ende kund gethan, und sie dahin ermahnet, daß gleichwie Derselbe in Lebzeiten die ihm anvertraute| Geschäften in geistlichen Sachen, und die Beförderung der Justiz, zum Aufnehmen der Ehr Gottes und des Seelenheils sich zu Dessen hinterlassenen Ruhm angelegen seyn lassen, also auch ein jeder Desselben in dem heiligen Meßopfer und Gebet dahin eingedenk seyn möge, auf daß Gott der Allmächtige der abgeleibten Seel dafern sie an jenem Orte noch was zu verbüßen haben würde, solches nach seiner unendlichen Barmherzigkeit nachlasse, und sie in die ewige Freud und Seligkeit übernehme. Gegeben Wirzburg auf hochfürstl. geistl. Regierung unter hievorgedrucktem derselben gewöhnlichen Insiegel, den 16ten Jenner 1791.

 (L. S.)


21.

Herr M. Kellner, Verfasser der Gebote Jesu, bisher Prediger zu Kühndorf im Hennebergischen, geht als Diakonus nach Suhl.


22.
Den 29 Jan. starb der unter den Gothaisch-Holländischen Truppen bis hieher dienende Herr Oberstlieutenant Schleicher in den Armen seiner von ihm zärtlich geliebten Tochter zu Hildburghausen. Er diente von der Pike an, und schwang sich durch seinen Diensteifer, Treue und Tapferkeit, mit welchen er 40 Jahre lang Holland diente, zu einer solchen Stufe der Ehre. Den Abend seines Lebens brachte er bey seiner Tochter zu. Der Herr Herzog zu Sachsen-Hildburghausen liebte und ehrte diesen grauen und frommen Helden noch im Tode; er ließ ihn seinem Stande und Verdienste gemäß beerdigen. Friede und selige Ruhe überschatte stets die Asche dieses Helden, Greisen, und was alles übertrifft, Christen! – Dumpf tönt noch der Dank aus dem Grabe des Vollendeten herauf: Dank Dir, guter Fürst! der| Du selbst fremdes Verdienst und himmlische Tugend bis ins Grab belohnest.


23.

Am 14ten März starb zu Nürnberg Herr Christoph Karl Kreß von Kressenstein, auf Dürnmungenau und Rötenbach bey St. Wolfgang, S. Kais. Majestät wirklicher Rath, Kronhüter und Verwahrer der Reichskleinodien, bey der freyen Reichsstadt Nürnberg des Ältern Geheimen Raths und zweyter Losunger, bey der fränkischen Reichs-Ritterschaft löbl. Orts Altmühl Erster Ausschuß etc. im 68 Jahre seines Lebens. Ein Mann von ausserordentlichen Talenten und Kenntnissen; ganz mit allen Eigenschaften begabt, einer der ersten Staats-Männer in einem größern Wirkungskreise zu werden, wenn ihn die Vorsehung dazu ausersehen hätte. Nürnberg verliert an ihm einen der arbeitsvollsten, unermüdetsten Geschäfftsmänner, die Kunst einen großen Kenner, und der Künstler einen Beschützer.


24.
Den 25sten May ist wider alles Vermuthen schon die Wahl eines neuen Prälaten im Kloster Langheim vor sich gegangen. Jedermann, der den Streitigkeiten, die diesem schönen Kloster den Untergang droheten, nur seither von fernen zugesehen hatte, vermuthete nicht ohne Grund, daß man die Wahl wohl sehr in die Länge ziehen dürfte. Die wackern Conventualen dieses Klosters haben aber aller Erwartungen getäuscht. Gleich bey der ersten Wahl vereinigten sich von ein und sechzig Wählenden vier und fünfzig – und P. Candidus, seitheriger Kanzley-Director, ward Prälat. Durch verschiedene lobenswürdige Einrichtungen hat er sogleich den| Antritt seiner Regierung verherrlichet. Von diesen und einigen Lebensumständen des verstorbenen Hrn. Prälaten nächstens.


25.
Am 31 May starb zu Altdorf Herr Johann Friedrich Bauder, ein Mann, der sich durch praktischen Verstand, unternehmenden Geist, unermüdete Thätigkeit und Industrie unter seinen Mitbürgern auszeichnete. Er war in dem Nürnbergischen Städtchen Herspruck den 8 Jan. 1713 geboren, und hatte noch zehn Geschwister. Er erlernte die Lebküchnerey, und reiste auf dieser Profession durch Baiern, Östreich, Mähren, Schlesien, die Brandenburgischen und Sächsischen Staaten, und härtete dadurch seinen Körper zu Unbequemlichkeiten und zur Arbeit ab. 1734 ließ er sich in Altdorf nieder, trieb anfangs den Eisenhandel, nachher auch den Weinhandel und Hopfenhandel mit gutem Erfolg. Seit 1746 war er Rathsbürger und seit 1770 ältester Bürgermeister, legte aber diese Stelle 1776 nieder, in welcher er sich durch Anlegung eines beträchtlichen Theils des Stadtgrabens um die Verschönerung seines Wohnorts sehr verdient gemacht und ein bleibendes Denkmahl sich gesetzt hat. Er machte sich im Ausland durch Aufsuchung und Bearbeitung des in unserer Gegend befindlichen Marmors und mancher merkwürdigen Petrefacten bekannt, mit welchen er alle beträchtlichen Cabinete großer Herren und anderer Sammler versah. Er hatte eine eigene Marmorfabrik, in welcher er Tische, Grabsteine, Dosen und mancherley andere Sachen verfertigen und schön poliren ließ.[2]| Eines der wichtigsten Stücke, welche er entdeckt hat, ist der Kopf eines Alligators, welcher sich im Manheimischen Naturaliencabinet befindet.[3] Zur Verbesserung des Hopfenbaus machte er viele Versuche und trieb durch Aufwand auf Dünger und Fleiß in der Behandlung desselben ihn so weit, als er in unserer Gegend und vielleicht auch nirgend anderwärts noch nie war getrieben worden. Er beschrieb sein Verfahren in einer kleinen Schrift, unter dem Titel: Kurze Abhandlung | von der besten Art den Hopfen zu erbauen, nach eigener Erfahrung entworfen. Altdorf 1776. 4. Diese dedicirte er der ökonomischen Gesellschaft zu Burghausen, welche ihn zu ihrem Mitglied ernennt hatte. Der letztverstorbene Kurfürst von Baiern, Maximilian Joseph, dessen vorzügliche Gnade er schon länger genossen, nahm diese Abhandlung so gut auf, daß er ihm den Charakter eines Kurbaierischen Commerzienraths ertheilte. Er entwarf noch mehr andere nützliche Plane, welche nicht ausgeführt werden konnten. Er ließ auf seinen Grundstücken oder in seinen Gebäuden oft nur arbeiten, um manche Leute in Verdienst zu setzen Seiner eigenen Betriebsamkeit wurde nicht eher ein Ziel gesetzt, als dadurch, daß seine Kräfte seit einigen Jahren durch Schwäche des Alters nachließen.[4]



  1. Letztere Rubrik passirt anderwärts unter dem Namen: Abzug. Da aber in diesem Amte jeder, so etwas verkauft, diese Gefälle entrichten muß, auch wenn er Amts-Unterthan und Schutzverwandter bleibt: so wurde ihm der Name: Verkauf-Handlohn beygelegt.
  2. Diese Fabrik wird noch fortgesetzt, und ein Vorrath von diesem Ammoniten- und Belemniten-Marmor [739] in Tischplatten und Mustern, nebst vorzüglichen Altdorfer Naturalien befindet sich in den Händen der Madame Bauereis zu Nürnberg, einer Tochter des Verstorbenen.
  3. Von diesen Entdeckungen geben folgende kleine Schriften Nachricht:
    .
    Beschreibung eines bey Altdorf im Nürnbergischen neuerlich gefundenen kostbaren und noch nie gesehenen Ammoniten- und Belemniten-Marmors 1754. 4. ist wieder abgedruckt in den Fränk. Sammlungen I B. S. 298. und in den Nützl. Versuchen und Bemerk. aus dem Reiche der Natur. (Nbg. 1760. 8.) S. 193. Sie ist auch französisch erschienen unter dem Titel: Description du marbre d’Altdorf de la dependance de Nuremberg, nouvellement decouvré, 4. Er ließ eben dieselbe 1771 wieder abdrucken, mit einem Anhang, der die neuesten Entdeckungen des 1770 und 1771sten Jahrs von Enkrimiten, Astroiten und Nautiliten, auch andern höchst seltenen Versteinerungen beschreibt.
    .
    [740] Nachricht von denen seit einigen Jahren zu Altdorf entdeckten versteinerten Körpern. Jena 1772, 8. Von dieser Schrift, deren Verfasser Hofrath Walch in Jena war, ist eine freye Französische Übersetzung erschienen: Relation des Fossiles decouvertes depuis quelques années dans les environs d’Altdorf, par Jean Fred. Bauder. à Altdorf 1772. 8., welche auch im Journal des Savans 1774 Avril. S. 413 steht.
    .
    Walch hat auch im II St. des Hallischen Naturforschers, (1774) S. 165–168 von einigen zu Altdorf gemachten lithologischen Entdeckungen gehandelt.
  4. Ein großer Theil dieser Nachrichten ist aus der bey seinem Tod zu Altdorf gedruckten lateinischen Denkschrift (1 B. in 4) gezogen.