Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Friedrich August von Cossell

Ernst Ludwig von Beneckendorff Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Friedrich August von Cossell
Friedrich II., der Große
Wikipedia: Friedrich August von Cosel
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[81] Nr. 96. v. Cossell (Cosel), Friedrich August, Graf, 1712–1770 war ein natürlicher Sohn von August dem Starken und der bekannten Gräfin Anna Constance v. Cossell. In die sächsische Armee eingetreten, nahm er später als Oberst am ersten schlesischen Kriege und an der am 26. November 1741 stattfindenden Erstürmung Prags hervorragend teil. Für seine hierbei bewiesene Tapferkeit wurde er zum Generalmajor [82] ernannt. Noch im November kam er nach Dresden, um hier 15 von den sächsischen Truppen in der böhmischen Landeshauptstadt eroberte Fahnen abzuliefern, worauf er wenige Tage später nach dem Kriegsschauplatze zurückkehrte. – Eine weitere kriegerische Tätigkeit scheint Graf C., der als General der Infanterie und als Befehlshaber der Garde du Corps starb, nicht entfaltet zu haben; wenigstens berichten die verschiedenen eingesehenen Bücher nichts davon. – Erwähnt mag werden, daß Oettinger der einzige Schriftsteller ist, der in seinem Moniteur des Dates die Behauptung aufstellt, Graf C. sei in Dresden gestorben. Weber erwähnt im 9. Bande des Archivs für Sächsische Geschichte am Schlusse seines Aufsatzes über die Gräfin Cossell zwar ihres Sohnes Todesjahr und -Tag, aber nicht seinen Sterbeort, der nach dem historischen Kern Dreßdnischer Merkwürdigkeiten des 1770sten Jahres Seite 78 und den übereinstimmenden Angaben in den Conversations-Lexika von Brockhaus und Meyer Saabor in Schlesien ist. Das Fehlen eines Kirchenzettels über den Tod des Grafen beweist auch, daß er nicht in Dresden gestorben sein kann.

Im Jahre 1738 hatte er sein Heim am Altmarkt im Hammischen Hause. Bis 1887 war es Altmarkt 6; durch Verlegung der Haustür ist es jetzt Schössergasse 1 (O.-Nr. 782). – 1740 befand sich des Grafen Wohnung am Jüdenhofe „im Oberkassierer Störmer'schen Hause“, das ist heutzutage Jüdenhof 2 (O.-Nr. 825). Wie lange er hier gewohnt haben mag, konnte nicht festgestellt werden; sicher ist nur, daß ihm von 1749 an nach und nach andere Häuser zu Wohnzwecken zur Verfügung standen. In dem erwähnten Jahre verheiratete sich Graf C. mit Friederike Christiane, Gräfin v. Holtzendorf, geschiedene v. Schönberg. Sie brachte ihm ein Grundstück mit in die Ehe, das dem 1687 angelegten und erst 1871 aufgehobenen Neustädter Holzhofe gegenüberlag. Im Jahre 1733 war vom Landesherrn dieses bisher wüste liegende Gebiet dem Archivsekretär Johann Friedrich Gerven vererbt worden. Letzterer bearbeitete nicht nur einen Teil des Bodens und errichtete dort auch ein Haus, sondern erweiterte auch 1737 sein Grundstück nach der Prießnitzmündung zu. 1744 verkaufte er es an den Konsistorialpräsidenten Grafen v. Holtzendorf, von dem es dann seine Tochter, seit 1749 die Gemahlin des Grafen C., erbte. Nach letzterem erhielt das Grundstück, das durch Anlagen mehr und mehr verschönert wurde, seinen ihm fast bis in die neueste Zeit gebliebenen Namen „Cosel'scher Garten“, aber nicht, wie K. v. Weber in dem schon angeführten 9. Bande des Archivs für Sächsische Geschichte, Seite 15 und 16 und Flathe im 4. Bande der Allg. Deutschen Biogr., Seite 502, schreiben, weil der Garten dem Grafen Friedrich August v. C. „seine Entstehung verdankt“. Vermutlich hat letzterer mit seiner Gemahlin wenigstens einen Teil des Sommers in diesem Grundstücke verlebt. – Im Laufe der Jahre wurde es mehrfach geteilt, und so sind auf seinem Raume neben dem noch immer sehr umfangreichen Stammteil, jetzt Holzhofgasse 4 (O.-Nr. 916) die Häuser Holzhofgasse 8, 10 und 12 entstanden, während Nr. 6 Baustelle ist.

Eins der schönsten Gebäude unserer Stadt ließ Graf C. für sich, wenn auch vielleicht nicht völlig neuerbauen, aber wenigstens gründlich [83] wiederherstellen, dabei manches wesentlich abändern, teilweise auch ganz neu schaffen: das nach ihm benannte Cosel'sche Palais und spätere alte Polizeigebäude An der Frauenkirche 12 (O.-Nr. 76). Bis 1744 stand dort ein mächtiger runder Pulverturm, den, weil er den benachbarten Häusern, vor allem der Frauenkirche, gefährlich werden konnte, der Kurfürst Friedrich August II. seinem Oberlandbaumeister Knöffel schenkte. Dieser ließ ihn abbrechen und auf seinem Raume zwei fünfstöckige, nur durch Brandmauer getrennte Gebäude aufführen, von denen seine Erben das nach der Salzgasse zu gelegene Haus an den Oberkriegskommissar Cäsar verkauften. Bei der Beschießung der Stadt 1760 litten beide Gebäude namentlich im Inneren sehr schweren Schaden. Graf C. kaufte die zwei Häuser und ließ aus ihnen in den Jahren 1762 und 1765 jenen Bau errichten, den wir heute noch sehen und der damals die beiden rechts und links vom Eingange stehenden niedrigen Flügel erhielt. Man darf wohl als sicher annehmen, daß Graf C. während seiner sechs oder sieben letzten Lebensjahre sein Palais auch bewohnt hat. Nach seinem Tode gelangte es nacheinander in den Besitz seiner beiden Töchter, war aber in den 1840er Jahren eine Zeitlang Gasthaus unter dem Namen „Russisches Hotel“. Im März 1853 kaufte das Ministerium des Innern das Palais, in dem nach nötigen baulichen Veränderungen im Inneren seit diesem Jahre bis 1901 die Kgl. Polizeidirektion untergebracht war, das aber jetzt vom Staate anderweitig[WS 1] verwendet wird.

Schließlich muß noch eines Gebäudes gedacht werden, das seine Entstehung dem Grafen C. verdankt, jedoch zunächst bergbauliche Zwecke fördern sollte. Es ist die sog. „Villa Cosel“ in der Coschützer Schlucht hinter der Felsenkellerbrauerei. Im August 1767 hatte der hohe Herr von einem Bauer im Dorfe Coschütz ein Feld gekauft, um dort ein Kupferbergwerk anzulegen. Zunächst wurde in der Schlucht ein Huthaus errichtet und von hier aus ein Stollen getrieben. Da man jedoch bei den fortschreitenden Arbeiten weder auf Kupfer noch auf andere Metalle stieß, gab Graf C. den Bergwerksbetrieb auf und ließ das bisherige Huthaus zu einem Wohnhause umbauen, das ein späterer Besitzer um ein Stockwerk erhöhte. Von den Bewohnern des Plauen'schen Grundes wurde das ganz abseits liegende Gebäude lange Zeit das „Huthaus“ oder das „Bergpalais“, auch das „Cosel'sche Sommerhaus“, meist jedoch die „Villa Cosel“ genannt. Nachdem 1865 die Cosel'schen Erben das Grundstück verkauft hatten, wechselten seine Besitzer sehr häufig. Seit 1901 gehört es der Felsenkellerbrauerei.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: anderdweitig