Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Ernst Ludwig von Beneckendorff
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[80] Nr. 95. von Beneckendorff, in Geschichtswerken oft Benckendorff genannt, Ernst Ludwig, 1711–1801. Er entstammte demselben Geschlecht, dem der erfolgreichste aller deutschen Helden im Weltkriege und darum auch der am höchsten gefeierte Liebling unseres Volkes, der Generalfeldmarschall v. Beneckendorff und Hindenburg, angehört. Jener diente seit 1735 in der kursächsischen Armee, wurde später zum General [81] der Kavallerie ernannt und bekleidete zuletzt auch den Ehrenposten des Befehlshabers der Garde du Corps. Hervorragend beteiligte sich B. nicht nur am ersten und zweiten schlesischen, sondern auch am siebenjährigen Kriege, in dem er wiederholt die österreichische Armee erfolgreich unterstützte. Besonders bekannt machte er seinen Namen in der Schlacht bei Kollin am 18. Juni 1757. An dieser nahmen vier sächsische Reiterregimenter teil. B. befehligte das Regiment Herzog von Kurland. Durch einen nochmaligen, fast eigenmächtigen, aber von anderen Regimentern unterstützten kühnen Angriff mit seinen Reitern auf den linken Flügel der preußischen Infanterie trug B. in erster Linie dazu bei, daß die Schlacht für Friedrich den Großen mit einer empfindlichen Niederlage endete. B's. Regiment hatte im Kampfe 15 Fahnen erbeutet. Seinem Führer trug der Sieg die Ernennung zum Oberst ein.
Nachdem B's. kriegerische Tätigkeit zum Abschlusse gekommen war, lebte er dauernd in Dresden und wohnte um 1780, wie Hasche berichtet, Am Festungsgraben vor dem Pirnaischen Thore Nr. 417. Ein bis 1760 an derselben Stelle stehendes Gebäude, das bei der Beschießung mit in Feuer aufging, hieß Berlichs Schänke und war ein vielbesuchtes Gasthaus gewesen. Auf seinem Raume ließ nach dem Brande der Generalstabsmedikus Otto den zwar nur einstöckigen, aber sehr ausgedehnten Neubau Amalienstraße zuletzt 14, 15 (O.-Nr 375) errichten, an dessen Rückseite in bis an die Neue Gasse reichender Garten sich hinzog. Dieses Haus, in dem der General v. B. gewohnt hat, wurde bei Anlegung der Serrestraße 1873 abgebrochen. – Ebenso steht das zweite Wohngebäude, in dem B. seine letzten Jahre verlebte, nicht mehr. Es war der[WS 1] älteren Dresdnern unter dem Namen das Boxberg'sche Palais bekannte schöne Bau Am Festungsgraben vorm Seetore Nr. 417, zuletzt bis zu seinem Abbruche im Jahre 1899 Waisenhausstraße 33 (O.-Nr. 56). Um 1750 errichtet, gelangte er 1783 in den Besitz des sehr vermögenden Juden Eibeschütz, der das Gebäude verschiedentlich verändern und prächtig ausstatten ließ. Nach B. diente es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Jahren erst dem russischen, später dem englischen Gesandten zur Wohnung. Den Namen Boxberg'sches Palais führte das auf der Rückseite von einem umfangreichen Garten umgebene Gebäude nach dem Oberstleutnant und Kammerherrn Ottomar Richard v. Boxberg, der es seit 1860 besaß und bis 1884 auch bewohnte. Von seiner Witwe ging es zwölf Jahre später in die Hände einer hiesigen Baubank über, die auf dem Raume des abgebrochenen Palais das Zentraltheater ausführen ließ.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: den