Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Ernst Moritz Arndt

Christian Gottfried Körner Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Ernst Moritz Arndt
August Friedrich Ernst Langbein
Wikipedia: Ernst Moritz Arndt
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

[132] Nr. 142. Arndt, Ernst Moritz, 1769–1860. Er war ein tief religiöser Mann und einer der edelsten Deutschen, der durch sein Wort, namentlich aber durch zahlreiche kleinere und größere Schriften ebenso unermüdlich als erfolgreich für die Einheit unseres weiteren Vaterlandes gewirkt hat. Nach seinen Universitätsstudien in Greifswald und Jena und nach weiterer Ausbildung durch größere Reisen wurde er an der erstgenanten Universität akademischer Lehrer, mußte aber wegen seiner berühmten Schrift „Geist der Zeit“, deren erster Teil 1806 erschien, vor Napoleon flüchten. Sechs Jahre später folgte er einer Einladung des damals in Petersburg weilenden Reichsfreiherrn von Stein, mit [133] dem er nun als dessen Vertreter namentlich durch Schriften für die Befreiung Deutschlands vom französischen Joche tätig war. Die 1818 an der eben gegründeten Universität zu Bonn ihm übertragene Professur für Geschichte wurde ihm wegen angeblich vaterlandsfeindlicher Umtriebe 1820 entzogen und erst nach zwei Jahrzehnten durch Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zurückgegeben. Fast bis an sein Lebensende hatte A. schriftstellerisch gearbeitet und auch als Dichter von religiösen, wie von Kriegs- und Vaterlandsliedern Ruhm erworben.

Da A. in seinen „Erinnerungen aus dem äußeren Leben“ auf Seite 177–183 auch seines etwa vierwöchigen Aufenthaltes in Dresden im Jahre 1813 gedenkt, lasse ich ihn über die wichtigsten Erlebnisse in unserer Stadt selbst reden: „Im Anfange Aprils war ich in Dresden und ließ mich bei dem würdigen Oberappelationsrat Körner einquartieren.“ (Dieser wohnte damals Moritzstraße Nr. 753, zuletzt Moritzstraße 10, s. Nr. 141.) „In Dresden wimmelte es von Fremden. Auch Goethe kam und besuchte mehrmals das ihm befreundete Körner'sche Haus. Ich hatte ihn in zwanzig Jahren nicht gesehen; er erschien immer noch in seiner stattlichen Schöne, aber der große Mann machte keinen erfreulichen Eindruck. Ihm war's beklommen, und er hatte weder Hoffnung noch Freude an den neuen Dingen. Der junge Körner war da, freiwilliger Jäger bei den Lützowern; der Vater sprach sich begeistert und hoffnungsreich aus. Da erwiderte Goethe ihm, gleichsam erzürnt: „Schüttelt nur an Euren Ketten, der Mann ist Euch zu groß, Ihr werdet sie nicht zerbrechen.“ Ich war meinen Dresdner Monat recht fleißig, arbeitete meinen Soldatenkatechismus und überarbeitete einen dritten Teil des Geistes der Zeit, wozu ich schon in Königsberg gesammelt hatte . . . Ich sah in Dresden den edlen Scharnhorst“, (am 2. Mai in der Schlacht bei Lützen), „leicht am Knie verwundet. Er selbst sah es nur für eine Streifung an, aber diese leichte Wunde sollte sein Tod werden. Er starb den 28. Junius in Prag . . . Ich fuhr, als alles Dresden verließ, mit kleinen Aufträgen meines Herrn nach Berlin.“