Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Eosander Johann Friedrich von Göthe

Jean de Bodt Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch
Eosander Johann Friedrich von Göthe
Louis de Silvestre
Wikipedia: Johann Friedrich Eosander
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[34] Nr. 37. Göthe, Eosander Johann Friedrich, Freiherr v., 1670 bis 1729, war sächsischer Generalleutnant und Hofarchitekt. Er hat, als er in brandenburgischen und seit 1713 in schwedischen Diensten stand, ein bewegtes Leben geführt; seine sechs letzten Lebensjahre, die er in Sachsen, bez. in Dresden verbrachte, verliefen ruhig. – In unserem Stadtgebiet besitzen wir nur ein Bauwerk von ihm, das Schloß in Übigau (s. Nr. 77).

Wo in Dresden G's. Wohnung gewesen ist, kann nicht bestimmt angegeben, sondern nur gesagt werden, daß sie sich wahrscheinlich in einem der beiden ihm gehörigen Häuser an der Rampischen Gasse befunden hat. Vorher besaß G. einige Jahre das 1885 niedergelegte Haus zuletzt Große Schießgasse 10 (O.-Nr. 175) (s. Nr. 89). Von 1585–1595 gehörte es dem Dr. Andreas Paulus; 1622 wurde es vom Kurfürsten Johann Georg I. erkauft; zehn Jahre später ging es an den Oberstallmeister von Taube über. Einige weitere Nachbesitzer waren 1693 der Rittmeister Christoph Graf Vitzthum von Eckstädt, 1718 der Wittenberger Hofrichter Wolf Erich von Bennigsen, dann Eosander von Göthe und Graf Ernst Christoph von Manteuffel. Unter einem der vier letztgenannten Eigentümer mag wohl der vornehme Neubau des Hauses entstanden sein, der bis 1885 das Auge der Dresdner erfreute. 1746 [35] erkaufte ihn König August II., trat ihn aber im folgenden Jahre an seinen Premierminister Brühl ab, der ihn 1762 seinem Sekretär, dem Kammerrat Heinrich von Heinecken überließ (s. Nr. 72). Von allen weiteren Nachbesitzern seien noch zwei erwähnt. Ermel, der 1770–1809 dem Rate angehörte, war von 1767–1809 neunmal regierender Bürgermeister unserer Stadt und von 1780–1784 Eigentümer des Hauses. – Ältere Dresdner erinnern sich wohl noch des schönen Gebäudes, das um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nach dem damaligen Besitzer, dem in der Altstadt wohlbekannten Arzt Rudolf Schrag, allgemein das Schrag'sche Haus hieß. – Aus Verkehrsrücksichten, nämlich bei dem Durchbruch der Moritzstraße zur Johann-Georgen-Allee, wurde das vier Obergeschosse zählende Gebäude niedergelegt und seine O.-Nr. 175 auf den Neubau jetzt Moritzstraße 17 übertragen. – G. war, wie bereits erwähnt, auch Eigentümer zweier 1723 erkauften an der Inneren Rampischen Gasse stehenden Häuser, die er bis zu seinem Tode behalten hat. Beide Gebäude gingen 1760 mit in Flammen auf. Auf der gemeinsamen Brandstelle wurde ein Neubau errichtet, der 1839 die Hausnummer 19, später die Nummern 19a und 19b und 1890 die Nummern 16 und 18 und die gemeinsame O.-Nr. 133 erhielt. Von 1851–1871 war in dem anfänglichen Doppelgebäude das Landgericht mit Gerichtsamt untergebracht; von 1879–1892 diente es dem Amtsgerichte. Seit dem letzterwähnten Jahre wohnen staatliche Beamte darin.