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erkaufte ihn König August II., trat ihn aber im folgenden Jahre an seinen Premierminister Brühl ab, der ihn 1762 seinem Sekretär, dem Kammerrat Heinrich von Heinecken überließ (s. Nr. 72). Von allen weiteren Nachbesitzern seien noch zwei erwähnt. Ermel, der 1770–1809 dem Rate angehörte, war von 1767–1809 neunmal regierender Bürgermeister unserer Stadt und von 1780–1784 Eigentümer des Hauses. – Ältere Dresdner erinnern sich wohl noch des schönen Gebäudes, das um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nach dem damaligen Besitzer, dem in der Altstadt wohlbekannten Arzt Rudolf Schrag, allgemein das Schrag'sche Haus hieß. – Aus Verkehrsrücksichten, nämlich bei dem Durchbruch der Moritzstraße zur Johann-Georgen-Allee, wurde das vier Obergeschosse zählende Gebäude niedergelegt und seine O.-Nr. 175 auf den Neubau jetzt Moritzstraße 17 übertragen. – G. war, wie bereits erwähnt, auch Eigentümer zweier 1723 erkauften an der Inneren Rampischen Gasse stehenden Häuser, die er bis zu seinem Tode behalten hat. Beide Gebäude gingen 1760 mit in Flammen auf. Auf der gemeinsamen Brandstelle wurde ein Neubau errichtet, der 1839 die Hausnummer 19, später die Nummern 19a und 19b und 1890 die Nummern 16 und 18 und die gemeinsame O.-Nr. 133 erhielt. Von 1851–1871 war in dem anfänglichen Doppelgebäude das Landgericht mit Gerichtsamt untergebracht; von 1879–1892 diente es dem Amtsgerichte. Seit dem letzterwähnten Jahre wohnen staatliche Beamte darin.


Nr. 38. Silvestre, Louis de, 1675–1760, Hofmaler der beiden sächsischen Kurfürsten und Könige von Polen, Friedrich August I. und Friedrich August II. Von jenem wurde der berühmte Künstler (nach einem Anzeigeraufsatz vom 4. Februar 1914, Seite 5, über die Jubelfeier der Königl. Kunstakademie zu Dresden) schon 1705, nach Beutel (Bildnisse hervorragender Dresdner usw., Nr. 11) erst 1716 aus seiner Vaterstadt Paris nach Dresden berufen. Hier hat S. mehrere Jahrzehnte gelebt und nach dem erwähnten Anzeigeraufsatz von 1725–1749, nach Beutel dagegen von 1727–1748 als Oberhofmaler und Direktor der damals noch unbedeutenden Kunstakademie gewirkt. Hierbei sei bemerkt, daß S. tatsächlich bereits 1748 und nicht erst im folgenden Jahre nach Paris zurückgekehrt und dort als Direktor der königlichen Malerakademie gestorben ist.

Seine in unserer Stadt geschaffenen Arbeiten erfreuen sich mit Recht eines sehr hohen Rufes. Von den Bildnissen, die S. von damals lebenden, meist fürstlichen Personen, wie August dem Starken und dessen Sohn und Nachfolger malte, befinden sich eine Anzahl sowohl in unserem Schlosse, als auch in der hiesigen Gemäldegalerie. Im Eintrittssaal der letzteren ist das bekannte Riesenbild zu sehen, das die 1737 stattgefundene Zusammenkunft des Kurfürsten Friedrich August II., seiner Gemahlin und Kinder mit seiner Schwiegermuter, der verwitweten Kaiserin Amalia, im Schlosse Neuhaus (Mähren) darstellt. – Herrliche Deckengemälde schuf S. für den Westpavillon des Zwingers, für den Thronsaal im Schlosse, sowie für das Japanische und das Brühl'sche