Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/54

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.



Nr. 36. Bodt, Jean de, 1670–1745, ein Franzose, aber auch sächsischer General der Infanterie. Als Reformierter verließ er jung sein Vaterland, beteiligte sich erst an Kriegszügen in Holland und England, widmete sich aber später der Militär- und Festungsbaukunst. Darin hat er Vortreffliches geleistet während der dreißig Jahre, die er von 1698 an im Dienste des Kurfürsten von Brandenburg und nachmaligen Königs Friedrichs I. tätig war. 1728 berief August der Starke den militärischen Baumeister nach Dresden und ernannte ihn zum Generalintendanten der Zivil-, Festungs- und Militärgebäude in Sachsen und Polen. Hasche schreibt de B. die Entwürfe für verschiedene öffentliche Gebäude unserer Stadt zu, doch haben neuere Forschungen festgestellt, daß die Bautätigkeit des letzteren in Dresden gar nicht bedeutend gewesen sein kann, wahrscheinlich rühren von ihm die Pläne für die in der Neustadt 1732–1734 erbauten und 1891–1896 abgebrochenen Kasernen her; fast sicher ist anzunehmen, daß er den Entwurf für die dem Kaiser-Wilhelm-Platz zugekehrte Schauseite des Japanischen Palais geliefert hat, das von 1727 an einem mehrjährigen gründlichen Umbau unterzogen wurde (s. Nr. 30).

Während der Jahre, in denen J. de B. von 1754 an das Amt des Kommandanten von Dresden-Neustadt bekleidete, wohnte er in dem dortigen Kommandantenhause. Es war das zweite, größte und schönste von den wenigen Gebäuden, die damals zwischen der Großen Klostergasse und der Kasernenstraße Am Markt standen. Nach Hasche, Bd. I, Seite 557 und 558, vom Generalleutnant v. Burk erbaut, wurde das Haus in der Zeit von 1752–1755 durch einen Neubau ersetzt, der aber nicht mehr militärischen Zwecken diente. 1867 richtete es der damalige Besitzer zu einem Gasthofe ein, der seit 1885 den Namen „Hotel zu den vier Jahreszeiten“ führt. Es ist jetzt der Bau Am Markt 8 (O.-Nr. 305).


Nr. 37. Göthe, Eosander Johann Friedrich, Freiherr v., 1670 bis 1729, war sächsischer Generalleutnant und Hofarchitekt. Er hat, als er in brandenburgischen und seit 1713 in schwedischen Diensten stand, ein bewegtes Leben geführt; seine sechs letzten Lebensjahre, die er in Sachsen, bez. in Dresden verbrachte, verliefen ruhig. – In unserem Stadtgebiet besitzen wir nur ein Bauwerk von ihm, das Schloß in Übigau (s. Nr. 77).

Wo in Dresden G's. Wohnung gewesen ist, kann nicht bestimmt angegeben, sondern nur gesagt werden, daß sie sich wahrscheinlich in einem der beiden ihm gehörigen Häuser an der Rampischen Gasse befunden hat. Vorher besaß G. einige Jahre das 1885 niedergelegte Haus zuletzt Große Schießgasse 10 (O.-Nr. 175) (s. Nr. 89). Von 1585–1595 gehörte es dem Dr. Andreas Paulus; 1622 wurde es vom Kurfürsten Johann Georg I. erkauft; zehn Jahre später ging es an den Oberstallmeister von Taube über. Einige weitere Nachbesitzer waren 1693 der Rittmeister Christoph Graf Vitzthum von Eckstädt, 1718 der Wittenberger Hofrichter Wolf Erich von Bennigsen, dann Eosander von Göthe und Graf Ernst Christoph von Manteuffel. Unter einem der vier letztgenannten Eigentümer mag wohl der vornehme Neubau des Hauses entstanden sein, der bis 1885 das Auge der Dresdner erfreute. 1746