Erinnerungen und Vorschläge zur Verbesserung und Bereicherung der Coburgischen und vielleicht auch mancher andern Armencasse

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Autor: Anonym
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Titel: Erinnerungen und Vorschläge zur Verbesserung und Bereicherung der Coburgischen und vielleicht auch mancher andern Armencasse
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 3, S. 385–415
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: Faksimile auf den Commons
Kurzbeschreibung:
s. a. Erfolg des Aufsatzes über das Armenwesen in Coburg in diesem Journal
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I.
Erinnerungen und Vorschläge zur Verbesserung und Bereicherung der Coburgischen und vielleicht auch mancher andern Armencasse.
Das Lob, welches einer ihrer Herren Correspondenten dem Coburgischen Armenvorsteher, Herrn Kaufmann und Rathsherrn Frommann, im 5ten Heft des 2ten Bandes des Journals von und für Franken S. 596. f. f. gab, verdient dieser meines Erachtens allein schon deswegen, weil man ihm die Errichtung dieses weisen und wohlthätigen Instituts vorzüglich mit zu verdanken hat, – ein Werk, das gewiß nicht ohne große Mühe und Arbeit zu Stande gebracht werden konnte. Dieß wird jeder zugestehen müssen, der sich einen hinlänglichen Begriff von solchen Unternehmungen machen kann, und weiß, wie viele| Schwierigkeiten sich bey dergleichen Anstalten finden, die nicht anders als durch anhaltenden Fleiß und unverdrossenen Muth besiegt und überwunden werden können. Aber auch durch seine kräftige Mitwirkung zur Aufrechthaltung und Fortdauer dieser vortrefflichen Anstalt hat er sich unläugbare Verdienste erworben. Allein so groß auch diese seyn mögen, so ist man doch weder mit seiner bisherigen Verwaltung, noch mit der Einrichtung des Armenwesens, ganz und durchaus zufrieden.
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Was die erstere betrifft: so macht man ihm den Vorwurf, daß er sich auf mehr als eine Art zu bereichern suche, die nicht die anständigste und erlaubteste wäre. Nämlich 1) die Verwechselung des Silbergeldes, indem er für jeden Batzen 1 Pfennig Agio ziehe, folglich an jedem Hundert 5 fl 13 Batzen Fränk. gewinne. Wenn man nun annähme, wie man denn mit Gewißheit annehmen könne, daß auch nur die Hälfte von den 2820 fl. Fränk., welche laut seiner gedruckten Nachricht vom 15 Jenner 1787, jährlich ausgegeben werden, in Silber einkämen, so profitire er schon damit, ohne noch die ausserordentlichen Gaben zu rechnen, die ihm, zum Vertheilen an Arme, ins Haus geschickt würden, und die, nach seiner eigenen Aussage,| ansehnlich wären, jährlich über 80 fl. Fränk., wie sich leicht berechnen ließe. Nun könne man ihm zwar diesen ansehnlichen Gewinn sehr wohl vergönnen, wenn Niemand dabey Schaden litte. Allein das sey hier nicht der Fall. Denn daraus, daß er den Armen ihr bestimmtes Allmosen allermeistens in Kupfermünze auszahle, erwachse für diese der Nachtheil, daß ihnen der Einkauf des Brodes und anderer Lebensmittel dadurch merklich erschwert würde, indem sichs die wenigsten Verkäufer gefallen liessen, die Zahlung in lauter Hellern anzunehmen; daher denn jene nicht selten entweder ganz abgewiesen würden, oder das Verlangte etwas theurer bezahlen, oder, um nichts zu verlieren, ihre Heller erst bey andern dienstfertigen Seelen wieder gegen Silbergeld verwechseln müßten, wodurch sie wenigstens Zeit und Mühe verlören. Sollte nun das wirklich an dem seyn, so würde freylich jener Gewinn für unstatthaft und ungerecht erklärt werden müssen. 2) sagt man ziemlich laut, und zwar gar nicht auf eine zweydeutige Art, sondern sehr bestimmt und deutlich: daß Herr Frommann von dem auszutheilenden Allmosen, wenn auch nicht durchgehends, doch größtentheils,| Zählgeld nehme, so, daß er statt 4 guter Groschen nur 4 schlechte, oder leichte, gäbe, und folglich an jedem Gulden 15 Pfenninge gewinne. Da nun jährlich eine so ansehnliche Summe vertheilt würde, so profitire er auf diese Art abermals gerne auf 100 fl., durch welche Nebenvortheile denn seine Mühe gut bezahlt werde. Denn wenn man zu seinen 100 fl. Fränk. fixer Besoldung etwa 80 fl. Gewinn durch Hellerauswechseln, und 100 fl. an Zählgeld, endlich die 31 fl., welche er für seine Bemühung bey der Distribution des Allmosens bekommt, setze: so ziehe er, numero rotundo gerechnet, jährlich wenigstens 300 fl. Fränk. von diesem Geschäffte. Daß nun das alles Wahrheit sey, dieß kann ich zwar eben so wenig verneinen, als bejahen; aber zutrauen kann ich ein solches Verfahren dem Herrn Frommann auch nicht, weil ich ihn noch nie von einer unedlen Seite habe kennen lernen. Ich halte daher alle diese Beschuldigungen, so oft ich sie auch schon hören mußte, und so ernstlich sie mir auch jederzeit als gegründet versichert wurden, dennoch so lange für ungewiß und zweifelhaft, ja für Verläumdung, bis durch unwidersprechliche Beweise, das Gegentheil dargethan ist. Die Absicht aber, warum| ich dieß hier öffentlich sage, ist keine andere, als diese: Wahrheit und Unschuld ans Licht zu bringen, die angetastete Ehre des Herrn F. einstweilen bey Einheimischen sowohl als Auswärtigen, denen diese Gerüchte zu Ohren gekommen seyn dürften, welches sehr wahrscheinlich ist, indem sich der Tadel immer schneller als das Lob zu verbreiten pflegt, dadurch zu vertheidigen, und ihm (denn erfahren oder lesen wird er dieß zuverläßig,) Anlaß und Gelegenheit zu geben, sich selbst zu rechtfertigen. Wäre jene Anklage wegen des Hellereinwechselns richtig, wie ich doch kaum glauben kann, so müßte die Ursache davon bloß die seyn, daß der gute Mann dabey an gar keinen Nachtheil daher für die Armen gedacht hätte, weil er ausserdem diesen Gewinn gewiß als unedel und sträflich würde verabscheuet haben. Und wäre die letztere Versicherung gegründet, so wüßte ich mir die Sache nicht anders zu erklären, als daß er gar nicht eigenmächtig, sondern mit der ausdrücklichen Erlaubniß und Genehmigung der Armeninspection diesen Vortheil durch Abzug des Zählgeldes ziehe.
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Was aber die bisherige Einrichtung des Armenwesens selbst anlangt, so tadelt man theils, daß diese Staatsangelegenheit| nicht öffentlicher verhandelt würde; theils, daß die Beyträge nicht immer auf das zweckmäßigste verwendet würden, indem manche Allmosen bekämen, und das vielleicht ansehnliche, die deren entweder gar nicht, oder doch nicht in dem Grade, wie andere, bedürftig und würdig wären; hingegen manche ungleich Würdigere oder Bedürftigere wenig oder gar nichts erhielten: theils daß bey der Casse für unerwartete, ausserordentliche und dringende Nothfälle zu wenig gesorgt werde, daher es leicht geschehen könne, daß krankgewordene arme Personen Hungers sterben müßten, wofern nicht andere Menschenfreunde sich dieser Elenden erbarmten, welcher Fall mehr als bloß möglich seyn soll, und wenn das wäre, die Nothwendigkeit und Nützlichkeit der folgenden Vorschläge um so viel mehr beweisen würde: theils dieß, daß die jährlichen Besoldungsausgaben für die beym Armeninstitut angestellten Personen zu groß wären, indem sie sich auf 288 fl. Fränk. 12 Bazen beliefen, wie solches aus der S. 27. in der vorhingedachten gedruckten Nachricht aufgestellten monatlichen Rechnung erhelle, und von denselben mancher Gulden erspahrt werden könnte. So glaubt man z. B. daß (s. am a. O. S. 16.) der Kirchenaufwärter| für seine Mühe und Zeitversäumniß beym Ablesen der Armenliste und für die Aufsicht bey der wöchentlichen Austheilung des Almosens vor der Kirchthüre mit der Hälfte des zeither erhaltenen fl. Rhein. oder 8 Ggr. zufrieden seyn könnte. Einem und dem andern scheinen auch die 12 Ggr. wegfallen zu können, die der Herr Vorsteher bey jeder Distribution empfängt. Allein letztere Meinung dünkt mir fast etwas zu hart, da seine jährliche fixe Besoldung allein für dessen viele Mühe und Arbeit eben kein sonderlicher Ersatz ist, so lange das ganze Geschäfft auf ihm alleine liegt. Endlich hält man auch dafür, daß nunmehr, nachdem das Werk im Gang sey, nicht mehr als ein Policeydiener erfordert werde, um Gassenbettler abzuhalten, und dergleichen; daß also die Kosten an Lohn und Kleidung für den zweyten, die über 50 fl. Fränk. betrügen, gar wohl erspart werden könnten.
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Ohne mich nun auf jeden einzelnen der vorhin angegebenen Puncte, oder Tadel insbesondere einzulassen, will ich hier nur überhaupt erinnern, was mir erinnert zu werden dienlich und nothwendig scheint. Verargen wird mir das kein Vernünftiger, da es ja jedem Weltbürger vergönnt ist, seine Meinung| über öffentliche Anstalten zu sagen, zumahl wenn es solche betrifft, die auf das Wohl der Menschheit überhaupt, so wie insbesondere auf das Glück eines Staats, einen so großen Einfluß haben, als die gegenwärtige.

So vortrefflich auch die Coburgische Armenanstalt, im Ganzen genommen, seyn mag, so möchte dennoch nicht zu läugnen seyn, daß bey derselben manches noch besser und zweckmäßiger eingerichtet werden könnte.

Man klagte schon in der mehrerwähnten gedruckten Nachricht St. 9. daß mehrere wider alle Erwartung zu diesem heilsamen Institut so gar wenig, und manche gar nichts, beygetragen hätten, und drohte, daß dergleichen Personen ohne Ansehen ihres Standes und ihrer Würden, in ein Verzeichniß gebracht, und im nächsten Jahre von der öffentlichen Canzel abgelesen, überhaupt aber alle Contribuenten mit ihrem wirklichen Beyträgen namentlich abgedruckt werden sollten. Allein, das erstere geschah, so viel ich weis, eben so wenig, als das letztere. Es war also ein bloßer Schreckschuß, und fruchtete – nichts. Daher denn die erneuerte Klage, nebst den wohlgemeinten Wünschen, die der Himmel erfüllen wolle, nach mehr als 4 Jahren,| in dem Aufsatz in Ihrem Journale, dessen ich oben gedachte, und der mir die Veranlassung zu dem gegenwärtigen gab. Daß diese Klagen gegründet sind, daran zweifle ich keinen Augenblick. Ich habe sie selbst zu Coburg aus dem Munde manches Rechtschaffenen mit Wehmuth und gerechtem Unwillen vernommen; glaube aber, daß der Grund davon großentheils in der ersten Einrichtung dieses Instituts liege. Man schickte nämlich gleich anfangs bloß einen bejahrten Bürger in der Stadt herum, der die freywilligen Beyträge einsammeln mußte, und der sie auch noch bis auf den heutigen Tag einsammelt. Nun ist dieser zwar ein sehr braver Mann, aber gleichwohl nicht der Mann, der den Anfang zur Sammlung dieser wichtigen Collecte hätte machen sollen. Dazu wären meines Bedünkens ungleich angesehenere und vornehmere Personen nöthig gewesen. Wenn nämlich an dessen Stelle die ehrwürdigen Väter und Pfleger der Stadt, ich meine, die Herren Burgermeister, nebst den übrigen Herren des Raths, wechselsweise, und zwar festlich gekleidet, wie es eine solche wahre Ehrensache erfordert, und um der Sinnlichkeit willen nöthig ist, zuerst herumgegangen wären, und die| Einwohner der Stadt zur Unterzeichnung aufgefordert, auch so gleich die ersten Gaben selbst in Empfang genommen hätten: so würden die Beyträge höchstwahrscheinlich ungleich beträchtlicher ausgefallen seyn. Es versteht sich, daß es vorher hätte öffentlich angezeigt und bekannt gemacht werden müssen, daß, und wann man in dieser Absicht kommen wolle, damit sich jedermann darnach hätte richten können. Ganz gewiß würde dann mancher unterzeichnet haben, der bis diese Stunde vielleicht noch nicht das mindeste verwilliget hat, und mancher andere würde sich vor diesen wackern Herren geschämt haben, bey seinen bekannten guten Vermögensumständen ein solches Bagatell anzubieten, wie bey der gewählten Methode wirklich geschah, und welches Quantum auch, leider! bis hieher unverändert, das heißt, unerhöht geblieben ist. Freylich würden dann jene Harten und Lieblosen, bloß um der Schande zu entgehen, etwas, oder mehr gegeben haben; allein hier kommt es nicht auf die Beweggründe des Gebers, sondern lediglich, oder auch hauptsächlich und allermeist, auf das möglichste Plus der Einnahme zur möglichst vollkommenen Erreichung der guten Absicht an. Da nun aber| jene Art zu colligiren noch nicht versucht worden ist: so sollte sie, meines wenigen Dafürhaltens, künftig, und das, sobald sichs thun ließe, versucht werden, weil sie offenbar von großem Nutzen seyn würde. Denn der müßte den Menschen gar nicht kennen, der läugnen wollte, daß dadurch die Einnahme um ein Ansehnliches steigen würde, und folglich auch ungleich mehr Gutes damit gestiftet werden könnte.
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„Aber – den Herren Burgermeistern und übrigen Rathsgliedern so was zuzumuthen!!“ – Nun? warum denn nicht? Wäre es vielleicht eine Schande für sie, wenn sie sich diesem Geschäffte persönlich unterzögen? Ich dächte nicht; glaube vielmehr, daß es in den Augen aller Vernünftigen und Edeldenkenden höchstrühmlich und ehrenvoll für sie seyn würde, indem sie sich dadurch als wahre Väter der Stadt zeigten. Oder wäre es vielleicht zu mühsam? Sey es doch, daß sie einen oder ein paar Tage recht müde über dieser wohlthätigen Arbeit würden: so würden sie dafür auch desto besser und erquickender schlafen, da sie das frohe Bewustseyn sanft einwiegen müßte, eine ächtedle, patriotische That verrichtet zu haben. Patriotismus und wahre Menschenliebe| gehört freylich dazu. Aber diese wird sich doch sicher keiner der Herren Burgermeister, und keines der übrigen Mitglieder des Stadtraths zu Coburg absprechen lassen wollen?

Wenn nun auf solche Art diese den Anfang mit der neuen Collecte gemacht hätten, dann könnten die angesehensten Bürger und andere Einwohner der Stadt, auf deren Treue man mit Grund rechnen dürfte, und die in solchen Umständen sind, daß man auf alle Fälle gesichert wäre, die Collecte fortsetzen, so, daß einer um den andern, entweder bloß in der Gasse, in welcher er wohnte, wenn sie sehr groß seyn sollte; oder, wenn diese kleiner wäre, noch in 2 oder 3 andern zunächstliegenden, die monatlichen Beyträge sammelte, und an die Behörde überschickte, oder auch von dem Policeydiener aus seinem Hause abholen ließ.

Dieser ruhmvollen Arbeit würden sich Coburgs edle Einwohner, die allerdings des schönen Lobes wehrt sind, das ihnen sowohl in jener ersten gedruckten Nachricht, als auch in dem neuern Aufsatze des Journals v. u. f. Franken beygelegt worden, gewiß gerne und willig unterziehen, sobald sie ihnen von ihrer Obrigkeit auf eine gute Art, ich meine| mit Wärme und Nachdruck, empfohlen würde. Zuverläßig würden sich auch viele aus den höheren Ständen nicht davon ausschließen, sondern sichs zur Ehre rechnen, dieß Geschäffte zu besorgen, wenn die Reihe sie träfe. Die Mühe, die der bessere Theil der Bürgerschaft deshalb haben würde, dürfte wohl nicht sonderlich groß und häufig seyn. Denn da in einer langen Straße, so wie in einigen kleinern Gassen zusammengenommen, doch gewiß mehr als 12 angesehene und respectable Bürger (zumahl mit Innbegriff der Vornehmern) wohnen: so würde dieses Einsammlungsgeschäfft höchstens im Jahre einmahl an einen kommen. Welcher Brave und Gute aber sollte eine so seltene Mühe zum Wohl des Staats, und zum Besten der leidenden Menschheit nicht mit Freuden übernehmen? Oder sollten sie vielleicht keine Zeit dazu haben? Ich gestehe, daß dieß eine Hauptschwierigkeit zu seyn scheint. Allein sie läßt sich leicht heben, wenn nur ernster guter Wille dazu da ist. Denn man braucht ja diese Sammlung nicht an Werktagen anzustellen, die ohnehin die unbequemsten dazu sind, indem der fleißige Handwerker, so wie auch der Geschäfftsmann und Gelehrte, dadurch oft in seiner dringenden Arbeit| gestört wird. Man dürfte ja nur den Sonntag dazu wählen, wo fast jedermann zu Hause ist, Zeit hat, und sich um so viel eher zur Zahlung seines Quantums bereit halten könnte, wenn dieser Tag, und zwar gewisse Stunden an demselben, dazu vestgesetzt und bestimmt wären. Jeder Hausvater könnte dann wenigstens, wenn er auch in diesen Stunden nicht zu Hause seyn könnte oder wollte, seinen Beytrag zurücklassen, daß ihn der Colligirende, wenn er käme, bereit fände, und folglich jede monatliche Collecte binnen wenigen Stunden in der ganzen Stadt gesammelt seyn würde. Für unschicklich wird hoffentlich diesen Tag auch kein Vernünftiger halten, indem dieser vielmehr sowohl für den Geber als für den Sammler gerade der schicklichste seyn dürfte, weil beyde ein Werk der Liebe verrichteten, das Gott und Menschen wohlgefallen müßte; – der Liebe, zu der sie an diesen Tagen vorzüglich ermuntert werden, und die das Wesen aller ächten Religionen ausmacht. Ein solches Geschäfft also wäre wahrer Gottesdienst, und folglich ganz dem Sonntage angemessen.
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Durch diese Art zu colligiren, wenn sie beliebt würde, erhielten demnach nicht nur| Coburgs brave Einwohner eine schöne Gelegenheit, Gutes zu thun; sondern es könnte auch dadurch zugleich der Lohn erspart werden, den der bisher gewöhnliche Allmosensammler aus der Casse zog, und der nicht unbedeutend seyn kann, da die zeither übliche Art zu sammeln äusserst mühselig und zeitverderbend ist, indem der arme Mann in jedem neuen Monate fast alle Häuser in allen Gassen und Straßen der Stadt durchlaufen muß, und zwar manche mehr als einmahl, weil er nicht bey allen Contribuenten sogleich Zahlung erhält.
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Doch, wenn es auch ja, aus Ursachen, die mir unbekannt sind, unmöglich seyn sollte, durch jene neue Sammlungsmethode die eben erwähnte Ausgabe zu ersparen: so möchte der bisherige Sammler immer bleiben. Aber noch wichtiger und wünschenswürdiger möchte die Ersparniß seyn, wenn man es vermitteln könnte, daß die Besoldung eines beständigen Armenvorstehers wegfiele. So lange einer die ganze Last von Sorgen und Arbeiten, die dieses wichtige Amt mit sich führt, allein und beständig auf sich hat, so lange wäre es auch, wie ich vorhin schon zu verstehen gab, äusserst ungerecht, wenn man ihm nicht eine billige Besoldung verwilligen| wollte. Allein durch eine Abänderung in der Verwaltung könnte diese Besoldung gar wohl erübrigt werden, ohne jemanden dadurch Unrecht zu thun. „Aber wie denn das?“ Antwort: Wenn die Herren des Raths, nebst den 2 Herren Burgermeistern, die nicht am Regiment sitzen, wechselsweise, jeder etwa ein Vierteljahr lang, die Rechnung und Besorgung der Armencasse unentgeldlich führten: so wäre jene Ersparniß nicht nur gar wohl möglich, sondern diese Herren würden sich zugleich durch diesen neuen unverkennbaren Beweis als solche Patrioten und Väter der Stadt zeigen, die vom höchsten bis zum niedrigsten Einwohner Coburgs, so wie von allen Auswärtigen, mit der größten Hochachtung und Liebe verehrt zu werden verdienten, indem sie, mit Aufopferung ihrer eignen Ruhe und Bequemlichkeit, auch ihren dürftigsten Brüdern und Schwestern zu dienen, und ihnen, durch möglichste Erhöhung der für sie bestimmten Einnahme, die Last ihres Elends so sehr zu erleichtern suchten, als es in ihren Kräften stehet. Welches Menschenherz müßte sie, gerührt von ihrem Edelmuth, nicht dafür segnen! Wie viele heiße Thränen des Danks und der Freude müßten nicht fließen, deren| jede ein inbrünstiges Gebet zu Gott um hohen Himmelslohn für diese ihre liebevolle ausserordentliche Wohlthäter seyn würde! Und zuverläßig bliebe dieß gerechte Flehen erquickter Elenden nicht unerhört.
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„Das ist alles?“ – so höre ich manche sprechen – „sehr wahr und gut; aber ohne Besoldung, da wird sicher nichts daraus!“ Und er möchte Recht haben, wenn ich diesen Vorschlag kalten, fühllosen und eigennützigen Creaturen thäte, dergleichen es freylich, aller sittlichen Verbesserung der Menschen ungeachtet, immer noch viele in der Welt gibt, die gegen das bedauernswürdige Schicksal ihrer unglücklichen Nebenmenschen gleichgültig sind, und keine, auch nicht die geringste Mühe für sie, oder sonst für einen ihrer Nächsten, übernehmen, wenn sie nicht dafür bezahlt, und zwar gut bezahlt werden. Allein, ich habe hier mit warmen, gefühlvollen, edlen und uneigennützigen Männern zu thun, die dem Wohl des Staats, und der dürftigen Menschenclasse schon so manches schöne Opfer gebrach[t] haben. Es ist mir daher sehr wahrscheinlich, daß sie jene Mühe zum Besten der Bedrängten lange schon gemeinschaftlich auf sich genommen haben würden,| wenn sie früher auf eine bescheidene Weise daran erinnert, und dazu aufgefordert worden wären. Da nun dieß hiermit geschieht: so zweifle ich gar nicht, daß sie es künftighin gerne thun werden, wofern ihnen nicht unüberwindliche Hindernisse im Wege stehen, dergleichen aber hier wohl kaum denkbar sind. Denn daß dieser Vorschlag eben so wenig, als die vorhergehenden, an sich unmöglich und unausführbar ist, das beweist die Erfahrung, indem gerade auf diese Art die Armenpflege im Hannöverischen schon viele Jahre her verwaltet worden ist, und noch auf das beste bestehet. Warum aber dieß nicht auch in Coburg möglich sey, das sehe ich wenigstens nicht ein. Denn Zeit – das weis jeder, der ihre Lage kennt, – haben die allermeisten genug dazu; höchstens einen oder den andern ausgenommen, dessen Amtsarbeiten ohnehin schon gehäuft und manchfach seyn dürften. Zu viel Last würde dadurch auch keinem aufgebürdet, wenn jeder die Rechnung nur ein Vierteljahr führte, weil, wenn wir auch nur zwölf Glieder (mit Inbegriff der nicht regierenden Herren Burgermeister) annehmen wollen, die sich diesem Geschäffte unterziehen könnten, in 3 vollen Jahren jeder nur ein einzigesmahl an die| Reihe käme. Und die Mühe und Zeit, die diese Arbeit erforderte, wäre denn doch wohl weise und herrlich verwendet. Der Umstand, der bey Andern vielleicht alles vereiteln würde, daß es nämlich unentgeldlich geschehen soll, macht mir, wie gesagt, bey diesen wackern Männern die wenigste Sorge, weil ich ihnen sammt und sonders Größe des Geistes und Erhabenheit des Gefühls genug zutraue, daß sie sich durch das Bewustseyn menschenfreundlich gehandelt zu haben, durch den sichern Beyfall Gottes, und aller Edlen und Guten, und durch die entzückende Hoffnung der zu erwartenden einstmahligen untrüglichen gewissen Vergeltung im bessern Leben allein schon für hinlänglich, ja überschwenglich belohnt halten werden.
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Allein gesetzt, – ich will den mir äusserst unwahrscheinlichen Fall annehmen, – daß alle bisher gethanenen Vorschläge schlechterdings nicht befolgt werden könnten oder möchten: so sollte doch wenigstens dieses ganze Geschäfft mehr öffentlich verhandelt werden. Der bisherige Herr Armenvorsteher legt zwar, wie er in seiner oft gedachten Nachricht S. 8. versichert, und woran niemand zweifeln wird, alle Monate vor der Armeninspection seine Rechnung ab, die dann| am Schluße jeden Jahres nochmahls durchgegangen und bestättigt wird; aber dieß ist bey weitem noch nicht genug für das Publicum. Auch das Anerbieten, das er S. 11. thut, daß nämlich seine Rechnungsbücher Jedem alle Tage zur beliebigen Einsicht offen liegen sollen, ist, so deutlich es auch den ehrlichen Mann verräth, der das Licht nicht zu scheuen braucht, nicht hinreichend, weil es zu delicat ist, als daß man es benutzen möchte, da es leicht sehr übel ausgelegt werden könnte, wenn einer oder der andere wirklichen Gebrauch davon machen wollte. Herr Frommann mag das selbst wohl gefühlt haben. Darum versprach er S. 9. daß dergleichen gedruckte Rechnungen, wie seine erste war, künftig von Jahr zu Jahr nachfolgen sollten, um dem Publicum Rechenschaft von seiner Verwaltung zu geben. Aber bis daher ist dieß Versprechen unerfüllt geblieben. Wenigstens habe ich nach jener ersten, von keiner andern, deren doch nunmehr 3 hätten erscheinen müssen, weder etwas gesehen, noch gehört. Damit soll nun aber gar nicht gesagt werden, als ob Jemand in die Richtigkeit seiner zeitherigen ungedruckten Rechnungen das mindeste Mißtrauen setzte; sondern ich erinnere dieß bloß deswegen, daß, meiner| Meinung nach, wenn auch jenes Versprechen erfüllt worden wäre, oder künftig noch erfüllt würde, dadurch jene gewünschte Publicität zwar gewissermaßen erreicht werden könnte, daß aber dieses gleichwohl nicht das dienlichste und beste seyn dürfte, weil es nicht nur sehr viele Mühe, sondern auch unnöthige Unkosten verursachen würde, indem eine ansehnliche Summe von Exemplaren nöthig wäre, wenn jeder Contribuent eines zu seiner Nachweisung erhalten sollte; folglich würde Druck und Papier hoch kommen, da man doch das den Armen bestimmte Geld mit zwiefacher Sorgfalt zu Rathe halten muß. Ich wünschte daher, daß man auch in dieser Hinsicht die Verfahrungsart künftig wählte, die im Hannöverischen üblich ist. Alle Vierteljahre nämlich sollte auf dem Rathhause eine öffentliche Zusammenkunft gehalten werden, wo von der Einnahme und Ausgabe Rechenschaft abgelegt, und die Namenliste derjenigen Armen laut verlesen würde, die aus der Casse Unterstützung erhalten hätten. Hiebey könnte jeder Contribuent erscheinen, wenn er Lust dazu hätte, und könnte vernehmen, was für ein Gebrauch von seinen Beyträgen gemacht worden sey. Und dieß zu fordern, hat er allerdings| ein Recht, so gering auch seine Gabe seyn mag, zumahl wenn er sie vielleicht, wie oft der Fall ist, selbst erst mit seinem sauren Schweiß erwerben muß. Diese Einrichtung halte ich um deswillen für das beste Mittel der Publicität, weil es das leichteste, wohlfeilste und nützlichste ist. Beydes erstere ist an sich klar. Unter den Nutzen desselben aber rechne ich einmahl dieß, daß bey einer solchen ganz öffentlichen Rechtfertigungsart jeder Contribuent sein Quantum künftighin um so viel williger geben, auch wohl, wenn er kann, noch erhöhen würde, wenn, und weil er hörte, daß es zweckmäßig verwendet werde. Überdieß könnten dadurch die oben berührten – gegründeten oder ungegründeten? Das kann und will ich nicht entscheiden. – Klagen wegen ungleicher, oder vielmehr zweckwidriger Vertheilung mancher Allmosen am allerersten und geschwindesten gehoben werden. Denn hier könnte und würde jeder seine Erinnerungen, wenn er deren hätte, weit freymüthiger vortragen, und den Herrn Rechnungsführer in den Stand setzen, seine Austheilung so zu machen, daß die Dürftigern und Würdigern immer den Vorzug hätten, unter welche vornehmlich jene Edlen gehören, die eine ganz vorzügliche| Aufmerksamkeit und Unterstützung verdienen, ich meine diejenigen, die bey allem ihren Fleiß nicht so viel erwerben können, als zur Bestreitung ihrer dringendsten und unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse gehört, aber lieber Tagelang Hunger leiden, ehe sie um ein Allmosen betteln, weil sie zu viel Schaam und Ehrgefühl haben, als daß sie sich so tief erniedrigen sollten; welche also der Herr Allmosenaustheiler nie erfahren wird, wenn sie ihm nicht von Hausgenossen, Nachbarn, Freunden und Bekannten derselben angezeigt werden. Bey einer allgemeinen oder öffentlichen Zusammenkunft aber könnte er alles auf einmahl und am gewissesten erfahren. Auch könnte dann sogleich darüber berathschlagt, und das beschlossen und vestgesetzt werden, was man gemeinschaftlich für das Beste und Nothwendigste hielte.
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Ferner muß ich erinnern, was allgemeiner und auch höchstgerechter Wunsch des Publicums ist, daß nämlich künftighin alle besondere oder wie man sie nennt, Extra-Beyträge für die Armen, die dem Herrn Allmoseneinnehmer ins Haus geschickt zu werden pflegen, in dem Coburger Wochenblättchen angezeigt werden möchten, so, daß zwar der Geber, wenn er es verlangte, verschwiegen| blieb, aber die eingesendete Summe allemal genau angegeben würde, nebst der Anzeige, ob sie für eine gewisse einzelne, oder für mehrere Personen, oder zum Besten der Armen überhaupt von dem Wohlthäter bestimmt worden sey. Gründe aufzufinden, die die Nothwendigkeit dieser Einrichtung unwidersprechlich beweisen, dazu wird eben kein sonderlicher Scharfsinn erfordert. Denn wie leicht kann sich der Fall ereignen, daß ein, vielleicht ansehnliches, Stück Geld gerade zu der Zeit eingesandt wird, da der Vorsteher nicht zu Hause ist. Wie? wenn es nun minder ehrlichen Leuten in die Hände fiele? Könnte es dann nicht, zumahl wenn nichts von dessen Geber und Gebrauch bestimmt seyn sollte, gar leicht unterschlagen werden? Oder, wenn auch alle Hausgenossen des Einnehmers so ehrlich und rechtschaffen sind, als er selber, kan denn nicht auch von Seiten der Überbringer dieser großmüthigen Geschenke Betrug gespielt werden, wodurch die Armen die ihnen zugedacht gewesene Hülfe verlieren; der Einnehmer, wenn vielleicht doch der Zufall über kurz oder lang einen solchen Betrug verriethe, mit seiner ganzen Familie, bey der größten Ehrlichkeit und Uneigennützigkeit, folglich ganz unschuldiger| Weise, in den entehrendsten Verdacht gerathen; der Liederliche und Spitzbübische aber, so lange er unentdeckt bliebe, durch die Verborgenheit in seinem verdammten Diebshandwerk bestärkt, und der menschenfreundliche Geber theils auf eine schändliche und unverantwortliche Art um das Seine betrogen, und in seinen angenehmen Hoffnungen und frommen Wünschen getäuscht, theils im Fall dergleichen Unterschleife kund würden, zum nicht geringen Nachtheil bedauernswürdiger Unglücklichen abgeschreckt werden könnte, seine milde Hand fernerhin auf diese verborgene edelste Weise aufzuthun? Allen diesen übeln Folgen aber wird auf einmahl vorgebeugt, wenn künftig alle eingelaufene Extra-Beyträge Wochen für Wochen im Intelligenzblatte abgedruckt werden. Denn wenn das geschieht, so empfängt dann gewiß auch jeder, was ihm zugedacht wird; die Ehre des jedesmahligen Einnehmers und seiner Hausgenossen ist gesichert; die Gelegenheit und der Anlaß zum Betrug der abscheulichsten, himmelschreyendsten Art ist pflichtvergessenen, diebischen Menschen abgeschnitten, und der edle begüterte Menschenfreund kann fortfahren, die hohe Himmelslust zu genießen, unbemerkt und im Stillen wohl zu| thun, ohne befürchten zu dürfen, daß seine Gaben, deren Geber vielleicht niemand, als Gott kennt, welcher ins Verborgene sieht, und sie ihm gewiß einst vergelten wird öffentlich, entwendet, oder wilder seinen Wunsch und Willen verwendet werden möchten. Wenn daher auch nur dieser einzige Vorschlag künftig in Ausübung gebracht werden sollte: so würde dann schon gegenwärtiger Aufsatz nicht ohne reellen Nutzen seyn.

Doch, es fällt mir noch ein wichtiger Punct bey, den ich nicht unberührt lassen kann, und der wohl beherziget zu werden verdient.

In dem Aufsatze nämlich, welcher in Ihrem Journale am Eingangs angeführten Orte steht, sind eine ganze Menge von reisenden Handwerkspurschen angegeben, welche vor dem Burglasthor Zehrpfenninge bekommen hätten. Und Herr Armenvorsteher Frommann sagt in seiner ofterwähnten ersten Druckschrift selbst, daß schon im Jahre 1786 so wie in dem vorhergehenden, manchesmahl in einem Monate keine 20 fl. Fränk. zu dieser Art Allmosen hingereicht hätten. Da nun die Anzahl dieser Handwerkspursche in den folgenden Jahren noch ungleich grösser geworden ist, wie er versichert, und woran ich meines Orts auch gar nicht zweifle,| indem ich zu seiner Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit das größte Zutrauen habe: so muß auch nothwendig die Summe der Ausgabe für dieselben seitdem ungleich beträchtlicher noch, als sonst gewesen, und folglich diese Ausgabe eine der wichtigsten für die Armencasse seyn. Allein, eben deswegen kan man es dem Publicum nicht verdenken, wenn es deshalb genaue Rechenschaft fordert. Dazu aber ist es nicht genug, daß in der Rechnung angegeben wird: So und so viel ist für reisende Handwerkspursche von der und der Profession ausgegeben worden; sondern es muß auch alles bewiesen werden, und zwar, welches der Hauptumstand dabey ist, nicht mit Zetteln, die von dem Rechnungsführer selbst, wie bisher geschehen, sondern von einer andern unparteyischen Person ausgestellt und unterschrieben sind. Dieß ist nicht nur höchstbillig und der Ordnung gemäß, indem ja alle andre Rechnungsführer zu Coburg und an andern Orten, die doch auch für rechtschaffene Leute gelten, ihre Ausgaben mit Zetteln belegen müssen, die von ihren Collegiis oder Obern und Vorgesetzten ausgestellt und unterschrieben sind, und eben dadurch erst die nöthige Glaubwürdigkeit erhalten; sondern es erfordert| dieß auch die eigene Ehre eines jedesmahligen Armenvorstehers. Denn, wenn nicht auf diese Art verfahren wird, so wüßte ich nicht, wie er dem Argwohn und allen entehrenden Muthmaßungen anderer Leute, wäre er auch der allerehrlichste und gewissenhafteste Mann, entgehen wollte. Wie geneigt aber ein grosser Theil von einem so gemischten Haufen von Contribuenten hiezu sey, zumahl wenn sie nicht hinlänglich vom Ganzen des Geschäffts unterrichtet und Augenzeugen sind, das ist eine bekannte Sache. Überdieß kann man auch gar nicht verlangen, daß das Publicum irgend einem Rechnungsführer im Staate bloß schon auf sein ehrliches Gesicht und Wort trauen soll, am allerwenigsten, wenn es eine solche wichtige Angelegenheit, und eine solche Summe betrifft. Mein unmaaßgeblicher Rath wäre daher dieser, daß man es auch in diesem Betracht so machte, wie es im Hannöverischen gewöhnlich ist; daß nämlich der jedesmahlige regierende Herr Burgermeister jedem Handwerkspurschen, oder andern Fremden, einen gedruckten und von ihm selbst unterschriebenen Zettel ertheilte, welcher den Namen des Bittenden, so wie Tag und Jahr, nebst der Anzeige des Quantums, das dieser empfangen| soll, in sich faßte. Diesen Zettel gäbe dann der Reisende dem Austheiler oder Rechnungsführer der Allmosencasse, der ihm hierauf das bestimmte Geld auszahlte, den Schein aber als Beleg für seine Rechnung aufbewahren müßte.

Dieß ist es, was meiner wenigen Einsicht, und meinem und vieler Coburger Wunsche nach, an jenem, im Ganzen genommen, herrlichen Institute verbessert werden sollte. Ob das, was ich vorschlug, wahre Verbesserung seyn würde, das überlasse ich ruhig und getrost der Entscheidung unparteyischer und sachverständiger Männer, vest überzeugt, daß sie den Nutzen und die Nothwendigkeit derselben gar wohl einsehen und anerkennen werden.

Aber warum haben Sie denn diese Erinnerungen und Vorschläge nicht unmittelbar und geradezu nach Coburg überschickt?“ – So denken Sie vielleicht jetzt beym Schluß derselben in Ihrem Herzen; oder haben es schon während dem Lesen gedacht. Und in der That wäre dieß der kürzeste, nächste Weg gewesen, und scheint auch der beste zu seyn. Warum ich aber gleichwohl diesen Umweg vorzog, daß ich sie Ihnen zum Einrücken in Ihr Journal übersandte, dazu habe ich| meine sehr triftigen Gründe, von denen ich hier nur einige der vornehmsten zu meiner Rechtfertigung angeben will.
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Ich wähle nämlich gerade diesen Weg einmahl deswegen, weil diese Erinnerungen und Vorschläge, aller Vorsicht ungeachtet, dennoch – wer steht mir für das Gegentheil? – in solche Hände hätten gerathen können, die sie unterdrückt, und folglich fruchtlos und unnütz gemacht haben würden. Dann aber neue Versuche zu machen, würde mir zu viel Zeit kosten, wenn ich auch die Mühe nicht scheuen wollte. Ferner darum, weil Ihr Journal, wie ich aus dem Verzeichniß am Ende des 6ten Heftes des 2ten Bandes ersah, und auch aus andern zuverläßigen Nachrichten weiß, in Coburg sehr fleißig gelesen wird. Denn da 8 Exemplare dahin abgesetzt werden, und die Herren Subscribenten solche wahrscheinlich auch ihren guten Freunden und Bekannten zu lesen geben werden, und überdieß 2 Exemplare in den beyden daselbst bestehenden Lesegesellschaften (als woher auch ich es empfange,) circuliren: so habe ich die gegründetste Hoffnung, daß mehrere wahre Patrioten und Menschenfreunde auch diese Gedanken lesen werden, die Lust, Macht und Gewalt haben,| zur Realisirung derselben, im Fall sie, wie ich hoffe, und bewiesen zu haben glaube, ausführbar und nützlich sind, behülflich zu seyn. Endlich auch aus der Ursache, weil sie nicht bloß für Coburg, sondern vielleicht auch für manche andere Orte, die Armenanstalten machen wollen, oder schon gemacht haben, nützlich werden können, im Fall man sie beherzigen will. Möglichst viel Gutes aber dadurch zu bewirken, das ist die Absicht dieses Aufsatzes, und mein aufrichtiger herzlicher Wunsch.