| VI.
Von dem Armeninstitut zu Coburg, den 12 Febr. 1791.
Es ist rühmlich, und verdient durch Ihr Journal öffentlich bekannt zu werden, wie viel Gutes durch das hiesige Armeninstitut bewirkt werde, dessen Vorsteher der verehrungswürdige Herr Ehrhard Conrad Frommann, Kauf- und Handelsmann, auch Mitglied des hiesigen Stadtraths ist – ein verständiger und überaus thätiger Mann, der sich nicht nur durch unsägliche Mühe, die er auf die Errichtung und bisherige Erhaltung dieser nützlichen Anstalt verwendet, sondern auch noch durch mehrere andere wichtige Dienste um das gemeine Wesen sehr verdient gemacht hat.
Schon die Lage unserer Stadt wird es Ihnen wahrscheinlich machen, daß jährlich sehr viele Handwerkspursche durch dieselbe passiren. Daß aber die Anzahl derselben so groß sey, als wirklich ist, dürften Sie wohl nicht vermuthet haben.
| Nach einem authentischen Verzeichnisse haben binnen Jahresfrist, nämlich vom Monat May 1788 bis dahin 1789, deren 2442 Zehrpfenninge aus der hiesigen Almosencasse bekommen. Und im letztwerwichenen Jahre, vom May 1789 bis dahin 1790, sind folgende damit versehen worden:
Schneider
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276
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Kürschner
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042
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Schumacher
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198
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Büttner
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037
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Maurer
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095
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Beutler
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010
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Zimmerleute
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060
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Nadler
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010
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Schreiner
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071
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Strumpfstricker und Wirker
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062
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Schlosser
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032
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Nagelschmide
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078
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Tüncher
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025
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Hufschmide
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120
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Müller
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040
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Metzger
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215
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Bierbrauer
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015
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Becker
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278
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Drechsler
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006
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Tuchmacher
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134
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Sporer
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004
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Zeugmacher
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082
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Glaser
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012
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Weber
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130
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Häfner
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015
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Wagner
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015
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Zeug- und Waffen- schmide
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016
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Seiler
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055
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Sattler
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030
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Also zusammen 2163 bloß Handwerkspursche, ohne andere arme reisende Professionisten und Künstler, abgedankte Soldaten und Diener
| allerley Art, auch verunglückte Personen höhern und niedern Standes. Zu dieser Menge von Fremden kommt nun noch die beträchtliche Anzahl von armen Leuten in Coburg selbst, von welchen ein jedes nach der vestgesetzten Classenordnung wöchentlich sein bestimmtes Almosen bekommt. Überdieß werden auf Kosten der Armencasse Schulbücher an arme und dürftige Kinder ausgetheilt, und kranken Armen Medicamente unentgeldlich dargereicht, und wenn diese ohne allen Nachlaß sterben, so werden die Beerdigungskosten ebenfalls aus jener Casse bezahlt.
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Welche schöne Summe von Wohlthaten! – Kaum sollte man glauben, daß alle diese Ausgaben, die sich zum Theil hoch belaufen, von der einzigen Casse bestritten werden könnten. Gleichwohl stehet dieses wohlthätige Institut nun schon 4 Jahre. Freylich würde es sich durch die gewöhnliche monatliche Beysteuer
allein unmöglich so lange haben erhalten können, wenn es nicht durch die freywilligen, zum Theil sehr ansehnlichen, Beyträge edeldenkender Menschenfreunde kräftig unterstützt worden wäre. Und dergleichen – zur Ehre Coburgs sey es gesagt! – gibt es hier viele – sehr viele. Wohlthätigkeit gegen Arme ist einer der stärksten
| und schönsten Züge im Charakter der hiesigen Einwohner, in welcher Tugend ihnen ihr ganzes Fürstenhaus mit den schönsten, reizendsten und rührendsten Beyspielen vorleuchtet. Denn es ist ausserordentlich,
wie viel und
mancherley Gutes unsre gnädigste und geliebteste regierende Landesherrschaft nicht nur, sondern auch unser theuerster Erbprinz, nebst dessen vortrefflichen Frau Gemahlin, und höchstverehrungswürdigen Schwester, der Prinzessin Caroline, an Armen und Dürftigen thut. Sehen sie diß, M. W. ja nicht für eine Schmeicheley an. Es ist die reinste Wahrheit. Das weiß Stadt und Land. Diese herrlichen Beyspiele von oben herab feuern nun – wenn auch Religion allein nicht schon das in dem Herzen dieses oder jenes bewirken sollte – jeden Unterthan zum Nacheifer an, der Gefühl für solche schöne Thaten hat. Freylich gibt es, wie Sie leicht von selbst erachten werden, auch hier noch so manchen, der sich Christ nennt, und doch für dergleichen keinen Sinn hat – der wahrscheinlich noch nie empfand, was für namenlose Wonne und Seligkeit es gewähre, aus reiner Gottes- und Menschenliebe seinen dürftigen Bruder zu erquicken, den Hungrigen zu speisen, den Durstigen zu tränken, den Nakenden
| zu kleiden, und Jammerthränen in Thränen der Freude zu verwandeln, weil er sonst wohl nicht so sparsam, ich möchte sagen zähe und filzig, in seiner Beysteuer zur Armencasse seyn würde. Aber so verschließt lieber mancher seinen Mammon im Kasten, oder verpraßt und verschwelgt lieber seine Einkünfte, als daß er einen nur etwas ansehnlichen Theil davon, welches er doch könnte, ohne sich selbst nur im mindesten wehe zu thun, oder die Summe seiner Sinnesfreuden und Ergötzlichkeiten deshalb vermindern,
dazu anwenden sollte, die Noth des Unglücklichen zu heben, wenigstens zu verringern, Hülfe und Rettung dem Elenden und Bedrängten zu verschaffen, Trost und Ruhe, Freude und Zufriedenheit in das Herz des Bekümmerten zu gießen. Doch, solcher elenden, bejammernswürdigen Creaturen gibt es hier verhältnismäßig so viele nicht; wenigstens ist die Zahl jener Edlen, von denen ich vorhin sprach, bey weitem die größte. Gott sey deren reichster Vergelter! Er rühre aber auch die Herzen der Harten und Leichtsinnigen, daß sie künftig ihre milde Hand besser aufthun, als bisher geschah, und nach dem Verhältniß ihres Vermögens und Erwerbes reichere Beyträge zur Armencasse liefern, damit dieses herrliche
| Institut nicht nur erhalten, sondern immer blühender werde, und immer größern Segen über die leidende Menschheit verbreite.