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Autor: Verschiedene
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Titel: Die Gartenlaube
Untertitel: Illustrirtes Familienblatt
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Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum: 1887
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[273]

No. 17.   1887.
      Die Gartenlaube.


Illustrirtes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Wöchentlich 2 bis 2½ Bogen. – In Wochennummern vierteljährlich 1 Mark 60 Pfennig oder jährlich in 14 Heften à 50 Pf. oder 28 Halbheften à 25 Pf.



Götzendienst.

Roman von Alexander Baron v. Roberts.
(Fortsetzung.)
6. Euer Graf.

„Litta! – gute Litta! – Sei ruhig – beruhige Dich! – Komm – es wird Alles gut werden!“

Die Worte der Schwester klangen so lieb und gut, wie sonst nur mildheilende Trostesworte einer Mutter zu klingen vermögen.

Aber Melitta wollte nichts von Trost und Heilung wissen. Sie lag ausgestreckt auf ihrem Bette, noch im vollen Kostüm, so wie die erste Verzweiflung sie dorthin geworfen, das Gesicht ins Kissen gepreßt.

Nein, nein, nein – Nichts wird gut werden! Sie wiegte den Kopf, immer schneller, erregter, in leidenschaftlichem Ungestüm. Nichts wird gut – es wird keine Sonne mehr scheinen und kein Stern mehr strahlen – die Welt wird in ein stummes Grau versinken – es ist Alles aus – sie will nicht mehr leben – ohne ihn nicht. Lolo gab jeden Tröstungsversuch auf. Mag der heiße Schmerz in sich selber vertoben! Ein Weilchen stand sie in Gedanken versunken am Fenster.

Wie überraschend doch Alles hereingebrochen! Am meisten wunderte sie sich darüber, daß sie selbst so gleichgültig geblieben.

Wie war es doch geschehen? – Papa hatte sie bei der Hand gefaßt; seine farblosen Augen zwinkerten lebhaft, ein Zeichen seiner Erregung, doch die Worte kamen ganz trocken heraus: „Lo, ich muß Dir die Mittheilung machen, daß Graf Nachewski heute früh um Deine Hand angehalten hat. Deine Mutter und ich, wir sind einig darüber …“

Und er stockte.

Ein kurzes Lächeln der Ueberraschung zuckte über ihr Antlitz. Sie fühlte das heiße Wallen einer Blutwelle hier in der Brust und der Athem verging ihr.

„Nun, wie denkst Du, Lo? Deine Mutter und ich sind, wie gesagt, darüber einig …“

„Ach, Papa!“

Während sie das Köpfchen gegen die Schulter des Vaters gelehnt hielt und dessen Hand besänftigend, ja fast wie belobend ihren Nacken klopfte, war sie sich wie ein Kind vorgekommen: etwas ungemein Glänzendes wurde ihr hingehalten, und sie war im Begriff, ohne Besinnen danach zu greifen, ohne sich Rechenschaft zu geben, ob das Dargebotene auch nicht brannte und nicht weh thäte beim Anfassen, ob es nicht zerbräche, ob es überhaupt nicht schädlich wäre.

Ludwig Uhland in seinem siebenten Lebensjahre.
Nach einem Oelgemälde im Besitze des Herrn Arthur Meyer in Stuttgart.

[274] Da gellte von der rothen Stube her ein Schrei – Melitta’s Stimme. Lolo fuhr von der Schulter des Vaters empor.

„Es ist – es ist – noch Jemand – dagewesen – heute Morgen –“ stotterte der Vater. „Lieutenant Eff hielt um die Hand Deiner Schwester an.“

„Ah –!“ Diesmal leuchtete Lolo’s Gesicht in herzlicher Freude.

„Aber wir sind uns Beide darüber klar geworden,“ fuhr er fort, mit den Fingern sehr aufmerksam den Pelzbesatz ihres Aermels streichelnd, „wir sind uns darüber klar geworden,“ wiederholte er gedehnt, „daß aus dieser Verlobung einstweilen nichts werden kann.“

„O, warum denn nicht?“ fuhr sie zurück.

„Siehst Du, wir wollen Euch doch nicht Beide zugleich verlieren, und Du bist die Aeltere, Du hast den Vorrang –“

Mit einer schnellen Bewegung warf sie das Köpfchen empor. Nur auf die Dauer weniger Herzschläge flogen die Gedanken an ihr vorüber. „Wenn es nur Eine von uns Beiden sein soll, so ist es doch an mir, zurückzutreten! Melitta liebt, und ich liebe (sie wollte nicht sofort ‚nicht‘ sagen) – nein, ich weiß nicht, ob ich ihn jemals lieben werde. Aber Melitta’s Liebe hat den Vorrang. Muß ich da nicht zurücktreten?“

Plötzlich lohte wieder das gewaltig Glänzende vor ihren Augen, in ihren Händen zuckte wieder das Kindergelüsten – sie war zu sehr die Tochter von Frau Belzig, als daß diese Hände an sich gehalten und nicht mit dem raschen Griff gieriger Kinder das prächtige Spielzeug an sich gerissen.

Eine Grafenkrone – Gott, wie viele sonst verständige Leute rutschen vor solchem Fetisch auf den Knieen, wie mancher würde in solchem Götzendienst sein halbes Vermögen, seinen ganzen Charakter opfern, bloß um solch ein Ding zu besitzen. Wie unwiderstehlich nimmt sich solch Neungezacktes auf einer Visitenkarte aus – wie berauschend wirkt es auf dem dunkelblauen Lack eines Wagenschlages oder auf den thalergroßen Knöpfen eines Livréebedienten – und welch reizende, süßbestrickende Musik: „Frau Gräfin – gnädigste Gräfin –“ nein, man kann es einem Kinde wie Dir, Lolo, nicht verargen, wenn Du die Fingerchen danach ausstreckst!

Die Eltern wünschten es ja auch, und Lolo hatte oft sagen hören, daß Ehen, die ohne brennende Leidenschaft geschlossen würden, eigentlich am besten ausfielen. Es sprach ja für diese Verlobung Vieles. Nur hier, vor dem lauten, rückhaltlosen Jammer Melitta’s, kam ein Gefühl von Scham über sie.

Sie kann nicht – glücklich sein (wie soll sie es sonst nennen?), wenn dieses – Glück ihre Schwester fort und fort an den Schmerz eines Verlustes erinnern soll! Sie will ihr – Glück nicht auf Melitta’s Kosten erkaufen! Sie stutzte. Ist die Gleichzeitigkeit der beiden Heirathsanträge, die dem Hause die beiden einzigen Kinder zugleich entführt, wirklich der Grund, weßwegen Eff abgewiesen und der Graf angenommen wird? Ei, warum ist sie nicht sofort darauf gekommen? Sie hat doch sonst schon genug von dem Ritus und den Satzungen des Götzendienstes kennen gelernt. Nicht die Personen, nein, die Namen – der Kontrast der beiden Namen! Wäre Eff früher, vielleicht auch später erschienen, so hätte man ihn nicht verschmäht. Armer Eff, der über seinen eigenen Namen stolpern muß – bedauernswerthe Schwester, die das Verhängniß gehabt, ihr Herz an einen „Namenlosen“ zu verschenken!

Lolo schritt die Stube auf und ab, die großen sinnenden Augen auf die Arabesken des Teppichs gesenkt; von Melitta’s Lager her kam ein gedämpftes Stöhnen. Plötzlich hielt sie dicht unter der Hängelampe, deren gelblich mattes Licht ihre Gestalt magisch übergoß. Ihre Augen funkelten, und sie waren mit einem fast drohenden Ausdruck auf ein Ecktischchen gerichtet, auf dem eine große Photographie in einem gestickten Plüschrahmen stand – das Bild ihrer Mutter als Kniestück, ganz Würde und Wichtigkeit und Grandezza, ganz die geborene „von“ Schülpchen, mit einem gnädigen und herablassenden Lächeln.

Nur wenige Sekunden lang währte die stumme Herauforderung dieses Blickes. Dann wandte sich Lolo nach dem Bett.

„Litta! – Komm – sei ruhig!“

Diesmal war es mehr als eine tröstende Beruhigung. Litta hob das Gesicht aus den Kissen, und ihre gerötheten, von Thränen entstellten Augen starrten fragend zu der Schwester empor.

„Nun ja, Litta, Du sollst sehen! Es wird Alles gut! Du sollst Deinen Eff haben, oder – Mama soll ihren Grafen –“

Wie lächerlich, wie absurd es klingt. „Mama soll ihren Grafen nicht haben.“ Lolo’s Zähnchen blinkten; sie mußte selbst lächeln über solche Fassung ihrer Kriegserklärung. Gleich aber verschwand das Lächeln wieder unter dem triumphirenden Gefunkel ihrer Blicke.

„Wo willst Du hin, Lo?“

„Laß mich nur machen!“ rief diese von der Thür her. „Daß Du mir keine Thräne mehr weinst, das sag’ ich Dir, Litta!“

Wenige Minuten später stand Lolo im Allerheiligsten des Komptoirs vor dem Vater. Sie war, ohne anzuklopfen, hereingetreten. Herr Belzig war so in Gedanken versunken, daß er das Oeffnen der Thür gar nicht gehört zu haben schien. Er saß auf dem sesselartigen Drehschemel, die Stirn, wie von einer wüsten Schwere bedrückt, in die stützende Hand gepreßt. Vor ihm auf dem Pulte lagen, von der Lampe grell beschienen, bunte, mit schreienden Farben bemalte Bilderbogen, Offerten, die der Erledigung harrten; gegen das große schwarze Tintenfaß, gegen den eisernen Leuchter und die Briefwage lehnten ausgeschnittene Figuren aus einem Puppenspiel, und die Possierlichkeit dieser Umgebung wollte nicht zu den Falten auf der Stirn des Mannes und zu dem starren Sorgenausdruck seiner Augen passen.

„Papa …“

Er schrak aus seinen Gedanken empor.

„Ah, Du bist es, Lo? Wie kommst Du … was willst Du? …“

Es glitt bei ihrem Anblick ein freundlicherer Schein über sein verstörtes Gesicht.

„Darf ich Dich auf einen Augenblick sprechen? Verzeih’, wenn ich Dich störe, Papa.“

„Komm nur, mein Kind!“ Er streckte seine trockene, hagere Hand nach ihr aus.

Aber Lolo nahm die Hand nicht. Sie trat einen Schritt näher an das Pult heran, in den Leuchtkreis der Lampe hinein.

„Vater,“ sagte sie im ruhigsten Ton, die Arme mit den zusammengelegten Händen hingen ebenso gelassen herab; „Vater, es thut mir leid, wenn ich mich nicht ganz so folgsam erweise, wie Du und Mama es erwartet. Ich fühle mich wie Ihr sehr geehrt durch den Antrag des Grafen Nachewski (keine Miene der Ironie, doch fiel es ihr schwer, diese Miene zu unterdrücken). Ich kann mich jedoch nicht entschließen, diesem Herrn meine Hand zu reichen.“

„O – o!“ Herr Belzig drehte sich vollends auf seinem Schemel herum. Es lag Allerlei in diesem O: Ueberraschung, Verwunderung, Angst vor einer neuen Störung des häuslichen Friedens, aber auch eine Spur von Schadenfreude, daß die Autorität seines Weibes so wider Erwarten auf Widerstand stieß.

„Wenn ich überhaupt dabei mitzureden habe,“ ergänzte Lolo, die Stimme erhebend.

„O!“ ein kürzeres O, das ihr diese Berechtigung sofort und freudigst zugestand.

„Das heißt, lieber Vater, ich mache meine Entschließung von einer Bedingung abhängig. Litta liebt Eff und Eff liebt Litta. Warum sollen sie sich nicht gehören? Und wenn sie sich nicht gehören sollen – so – (sie riß die zusammengelegten Hände mit einem Ruck aus einander und ihre Stimme bebte) so bin ich schlecht, so verzeiht mir, wenn ich nicht Eure gehorsame Tochter bin, so nehme ich auch nicht Euren Grafen (sie rief es gerade heraus, dies ‚Euer‘)! Niemand in der Welt wird mich zwingen, ihn zu heirathen!“

Belzig’s Augen zeigten ein verblüfftes Staunen. „Mein Kind, mein gutes Kind …“ stammelte er, und er begann langsam, die Ellenbogen im rechten Winkel, sich zu erheben. Da war aber auch schon Lolo auf ihn zugestürzt und hatte ihn mit ihren umschlingenden Armen wieder auf den Sitz zurückgezogen.

„Lieber, lieber Papa, sei mir nicht bös! Ich wollte Dir ja keinen Kummer machen. Ich weiß ja, daß Dir die Aufregung schadet. Aber Mama war ausgefahren, und ich konnte nicht länger an mich halten. Es mußte heraus. Es ist mein Ernst, es ist mein heiliger Ernst!“ Sie richtete sich wieder empor, aber diesmal beschränkte sich der Ausdruck des Trotzes nur auf diese Bewegung, in ihren Augen war ein feuchter Schimmer: „Wenn Du wüßtest, wie unglücklich die arme Melitta ist, Papa!“

„Nun ja, nun ja,“ beruhigte er ausweichend, „es wird sich Alles machen! Man muß mit Mama reden – ich werde mit Mama reden –“

[275] Plötzlich ward er sich der Erbärmlichkeit seines zimperlichen Kleinmuthes bewußt. Er reckte sich aus dem Stuhle empor.

„Natürlich, natürlich!“ rief er, sich in die Brust werfend, mit einer überflüssigen Energie, die wohl für eine spätere, bevorstehende Scene bestimmt schien. „Natürlich hat Litta eben so viel Anrecht, glücklich zu werden, wie Du. Was der Einen recht ist, ist der Andern billig.“

Es war die offene Empörung darüber, daß seinem armen Kinde solches Unrecht zugefügt wurde. „Und nun geh’, Lo, hörst Du? Beruhige Deine Schwester. Sie soll ganz ruhig sein! Ich werde – nun geh’, hörst Du?“

Er hatte solche Eile, daß Lo sich entfernte. Fürchtete er etwa, daß er noch vor den Augen seiner Tochter wieder in seinen Kleinmuth zurückfiele? Nicht das, aber als Lo fort war, hielt er es doch für nöthig, das Haus zu verlassen und in kurgemäßem Tempo den Kanal entlang bis zur Brücke am zoologischen Garten zu laufen, um den schädlichen Folgen all der Aufregung auf seine Gesundheit vorzubeugen. Nun, und auch der zu bestehende Strauß mit Frau Belzig erforderte einen gehörigen Vorgenuß von freier Luft und Bewegung.

„Das ist ja – das ist ja –“ Frau Belzig rang vergebens nach einem Wort, um das Benehmen Lolo’s und das Komplott ihrer beiden Töchter stark genug zu bezeichnen, als eine Stunde später der Zusammenstoß erfolgte. Das war ja der offene Aufruhr – Rebellion, nichts Anderes! Sie war außer sich. Sie sprühte und prasselte vor Wuth wie ein frischangezündetes Feuer.

„Ist es denn möglich! Das kann auch nur Dir passiren, Belzig! Warum ist sie nicht zu mir gekommen? Natürlich nicht! Ich werde mit ihr reden. Bedingungen zu stellen! Ich werde mit ihr reden. Nein, ich will sie nicht sehen, ich kann sie nicht sehen! Es macht mich total krank. Eff – ist es denn möglich? Der Name macht mich krank, er bringt mich um!“ –

Und nichts Trübseligeres diesmal, als der zum Diner gedeckte Tisch, an dem der „Herr des Hauses“ einsam in Gegenwart von drei unbesetzten Kouverts saß und mit Messer und Gabel appetitlos auf seinem Teller herumschnipselte. Silber, Porcellan und Krystall schienen ihren Glanz eingebüßt zu haben und der Kronleuchter hing als eine schwere und träge Masse hernieder. Das Feuer schwelte dumpf im Kamin; hier und da gab es einzelne knallartige Detonationen, wie Schüsse in einem hingehaltenen Gefecht.

Rebellion im Hause! Selbst das leblose Geräth rebellirte. Nur allein Friedrich schritt gelassen, nichts sehend, nichts hörend, mit seiner geheimräthlichen Grandezza durch all den Aufruhr.




7.0 Zwei Sitzungen.

„Die Verlobung ihrer Tochter Lolo mit Herrn Winfried Graf Nachewski aus Stopplenberg, sowie ihrer Tochter Melitta mit dem königlichen Hauptmann im Großen Generalstabe, Herrn Adalbert Walther Eff beehren sich ergebenst anzuzeigen

  O. F. Belzig und Frau

  geb. van Schülpchen.“

Diesmal hatte sogar der famose Druckfehler versagt. Es war auch das jetzt gleichgültig. Es war überhaupt Alles gleichgültig! – Frau Belzig wird fortan kein Glied eines kleinen Fingers mehr rühren, um das Haus vor seinem Zurücksinken in das frühere Dunkel zu retten! Sie wird fortan zu Allem Ja! sagen. Ein so verzweifeltes Nicken stummer Einwilligung, das schlimmer war als die alarmirenden Tiraden ihres lauten Widerstandes; – ein so verzweifeltes gerührt mitleidiges Lächeln, vor dem Melitta noch im letzten Augenblick zurückweichen wollte. Aber die tapfere Lo blieb standhaft. „Mama wird sich allmählich beruhigen. Schließlich braucht Mama nicht die Herren zu heirathen, sondern wir!“

Bis zum Abend des folgenden Tages hatte der Kampf gedauert. Schließlich siegte die Partei der Rebellion in einer großen Rührscene, bei der die Thränen der Damen reichlich flossen. Herrn Belzig’s Gesundheit hatte entschieden während dieser Kriegsperiode gelitten, und die Farbe seines Gesichts war trockener und grauer geworden, nun durfte er endlich wieder aufathmen und in Ruhe seiner Kur leben. Gleich am andern Tage bestellte er eine neue Nachsendung seines Brunnenwassers. Mit einer Tapferkeit, die für ihn selbst staunenswerth erschien, hatte er die Partei der Mädchen gehalten. Er legte die Hand einfach auf seinen Arnheim: kein Pfennig soll für die Bezahlung von Schulden heraus, ehe nicht Melitta’s Herzen ein Recht geschehen! Als Perkisch nach und nach die Zahlen spielen ließ, die Nachewski’s Schulden bedeuteten, und die Summe nun endlich feststand, da zuckte in ihm ein Widerstand: die saure Arbeit so manchen Jahres, die in diese Versenkung hinabgleiten sollte? Aber war das Glück seines Kindes nicht eine Hand voll Zehntausender werth? Eines aber wollte er dann wenigstens wissen. „Sag’ einmal, liebst Du ihn denn wirklich, Lo?“ hatte er seine Aelteste gefragt; „wirst Du auch glücklich werden?“ Er legte dabei die eine leibliche Hand um die rundliche Taille seiner Tochter, während die andere in Gedanken den Verschluß des Arnheim gedeckt hielt.

Welch eine überraschende Frage!

„Aber Papa! Gewiß – warum soll ich nicht? Was denkst Du denn?“ stammelte sie, und sie fühlte die Blässe, die gleich einer Kälte vom Herzen in ihr Antlitz emporstieg. Doch ihre Zähnchen blinkten schon wieder lächelnd. „Gewiß lieb’ ich ihn, Pa’!“ rief sie mit scharfem Trotz.

Da zog er in Gedanken die Hand von dem Verschluß des Arnheim. Es war ein so häßliches Feilschen und Markten. Der Handelsmann Perkisch kämpfte unter der Maske der Freundschaft mit einem schier fanatischen Eifer, als gälte es, seinen eigensten Vortheil zu retten. Aus dem Lärm des Geschäftes erfuhren auch die Mädchen von dessen unerquicklichen Details: Zahlen und Zahlen, die umherschwirrten, und die Stichwörter der köstlichen Harlekinade, die der Kobold des guten Namens hier zum Besten gab. Sie sahen und staunten, wie dieser Perlisch, der durch seine hochpoetischen Toaste einen Sonnenschein über die ödesten und steifsten Diners und Soupers zu breiten wußte, so handgreiflich mit den Idealen schacherte.

Auch Frau Belzig lernte hier den redefertigen Dinergast von einer neuen Seite kennen, aber sie achtete kaum auf diese Geldaffairen in ihrer Aufregung über das Jawort, das an Eff verschleudert werden sollte. Eine letzte Hoffnung blieb ihr noch, die Adoption und an diese klammerte sie sich krampfhaft.

Die beiden Glücklichen sollten noch am Abend aus ihrem Harren erlöst werden. Lolo fürchtete, über Nacht könnte das Wetter noch einmal umschlagen. Der Hauptmann empfing die Freudenbotschaft in einer Sitzung seiner Abtheilung, aus der ihn der Bote herausholen ließ. Sein Antlitz flammte von dem inneren Aufjauchzen seines Herzens. Er wollte kommen – er würde sich beeilen, gleich wenn die Sitzung zu Ende, wäre er da!

Aber der Dienst – die Heiligkeit des Dienstes!

Während er die Thür zum Sitzungssaal öffnete, verschwand die dienstwidrige Freudenmiene, er machte seine Verbeugung gegen den vorsitzenden Abtheilungschef und setzte sich mit der sicheren Ruhe, die sein Wesen kennzeichnete, wieder vor den Papierstößen seines Platzes nieder. Und jedenfalls war die Röthe, die während der noch anderthalb Stunden dauernden Sitzung sein Antlitz belebte, kein Zeichen der Ungeduld, sondern nur die Wirkung der geschärften Aufmerksamkeit, welche die Schwüle dieser wichtigen Sitzung erforderte. Am Schlusse erlaubte sich Eff, unter Vorbehalt der vorgeschriebenen dienstlichen Meldung, dem Obersten Mittheilung von seiner Verlobung zu machen.

„O, das hätten Sie aber gleich sagen sollen – gratulire!“ rief der Bärbeißer.

Und während er Jenem die Hand reichte, war es wohl nur eine ganz flüchtige Spur des Zweifels, die sein Dienstgewissen streifte, ob denn diese Verlobung auch nicht die äußere Genauigkeit von Eff’s Referaten beeinträchtigen würde. Aber sofort mit einem zweiten Händedruck leistete er stille Abbitte. Bei Eff’s Dienststrenge war doch dergleichen nicht zu besorgen!

Weniger leicht war es Friedrich geworden, den Grafen aufzutreiben. Dessen Spur leitete von dem ziemlich dunkeln Hôtel in der Jerusalemerstraße, wo er wohnte, über verschiedene Lokale, in denen er zu treffen sein sollte, nach einem Weinkeller des Gendarmenmarktes. Während der Nachfrage am Büffett hörte Friedrich aus einer der Kojen, die mit einer Portière verhangen war, das näselnde Organ des Gesuchten, begleitet vom Klang der Gläser und dem ausgelassenen Lachen und Juchzen weiblicher Stimmen.

„Ah, Sie sind es, Johann – Pardon, ich verwechsele Sie immer. Sie heißet doch ... wie heißen Sie doch noch? Sie nehmen ein Glas Wein? Fritz, he, einen Schoppen! Nun, was bringen Sie denn?“

[276]

Der Frühling.
Nach dem Oelgemälde von W. Kray.
Photographie im Verlage von Fr. Hanfstängl in München.

[277] WS: Das Bild wurde auf der vorherigen Seite zusammengesetzt. [278] Als wenn der Mann gar nicht neugierig wäre, sein Schicksal zu erfahren! Das empörte innerlich selbst Friedrich, aber seine Miene blieb steinern.

„Ich warte auf Antwort, Herr Graf!“ meldete er, das Billett überreichend.

Graf Nachewski trat unter die nächste Gaskrone und hielt zwischen Zeige- und Mittelfinger seiner Linken eingeklemmt das geöffnete Billett hoch empor, höher als nöthig gegen das Licht. Seine zwinkernden Augen entzifferten mit Mühe die Schrift. Friedrich hätte bemerken können, wie die Gestalt des Lesenden ein klein wenig vor- und rückwärts wiegte.

Das durch Wein bereits echauffirte Gesicht schien keiner Steigerung eines Ausdrucks fähig. Doch die ganze Gestalt schnellte plötzlich empor, als wenn eine verhaltene Sprungfeder losgelassen würde; die erhobenen Finger der Rechten gaben ein paar scharfschnippende Kastagnettentöne, und das Billett wurde konvulsivisch in der Linken geknittert.

„Gut, Johann! Gut! Ergebensten Gruß! Ich käme sofort!“

Und während Friedrich sich herabließ, den dargebotenen Wein am Büffett mit stummer Kennermiene zu schlürfen, erhob sich in der verhangenen Koje ein lärmendes Halloh. Eine Reihe von Hochrufen auf den Bräutigam, dazu ausgelassenes Lachen; ein Glas zerschellte klirrend beim Anstoßen. Der Name Belzig wurde wiederholt mit so eigenthümlicher Betonung genannt, und die lallende Stimme eines Betrunkenen ließ den „Goldfisch“ leben.

Friedrich meinte für sich, er sei einen minder sauren Wein gewohnt, und er ließ die Hälfte stehen.

Das „Sofort“ des Grafen aber dehnte sich noch zwei Stunden aus, so lange währte auch diese Sitzung. Bei der nun folgenden intimen Verlobungsfeier ließ Graf Nachewski, vom Wein und von der Freude angeregt, daß es nun ein für alle Mal vorbei sei mit diesem elenden Seiltanzen über Schuldenabgründen, das ganze nicht sehr ausgedehnte Repertoire seiner Liebenswürdigkeit spielen. Vielleicht machte er sich auch weis, daß hier in dem ausgebrannten Krater seines Herzens sich dennoch die Spur einer Flamme bemerkbar mache, die man Glück, Liebe und ähnlich hübsch klingend benennen könne. Die taube Tante Mala war ganz außer sich über Lolo’s Glück. Nun, und Lolo’s Heiterkeit an diesem Abend war doch wohl nicht allein der Ausdruck der Befriedigung, ihre Schwester so überglücklich zu sehen.

(Fortsetzung folgt.)




Ludwig Uhland.

Das deutsche Volk hat seine Lieblinge unter den Dichtern: es sind nicht immer diejenigen, aus deren Feder eine lange Reihe von Bänden floß – ein einziges unvergängliches Lied, ein einziges Gedicht von herzgewinnender Schönheit genügt, dem Dichter im Herzen seines Volkes eine sichere Stätte zu bereiten.

Der Sänger, dessen Säkularfeier nicht bloß im Schwabenlande, sondern in ganz Deutschland jetzt festlich begangen wird, gehört zu diesen Auserwählten deutscher Nation; seine Lieder und Balladen leben wie diejenigen Schiller’s im Munde des Volkes, und die Schwesterkünste Musik und Malerei wetteiferten mit einander, aus dem Brunnen dieser Dichtung zu schöpfen für eigene schöne Gebilde.

Ein schlichter Mann war dieser schwäbische Dichter und schlicht sein Leben, und unbequem war jede Feier und Verherrlichung dem Lebenden.

Ludwig Uhland, am 26. April 1787 zu Tübingen geboren, studirte die Rechte auf der Universität seiner Vaterstadt, wurde dann Advokat und Doktor; von 1812 bis 1814 arbeitete er im Bureau des Justizministers. Die Befreiungskriege, welche in allen Herzen den patriotischen Schwung geweckt hatten, begeisterten auch seine Muse, gleichzeitig der Kampf für Verfassung und Volksrechte, der damals in allen deutschen Staaten entbrannte. Seitdem hat sich Uhland’s Wirksamkeit nach zwei Seiten hin getheilt: er war Politiker und Gelehrter. Seine Neigung trieb ihn zum Studium altgermanischer und altfranzösischer Ueberlieferungen. Wie seine Schriften zur „Geschichte der Dichtung und Sage“ beweisen, hat er sich mit Eifer und Erfolg diesen Studien hingegeben; er hat über Walther von der Vogelweide, über das altfranzösische Epos, über die nordische Sagenlehre vom Thor geschrieben und eine Sammlung „alter hoch- und niederdeutscher Volkslieder“ herausgegeben. Im Jahre 1829 war er zum außerordentlichen Professor der deutschen Sprache und Litteratur zu Tübingen ernannt worden, trat aber schon 1833 von dieser Professur zurück, als man, nachdem er zum Abgeordneten für die zweite Kammer gewählt worden, ihn nicht von seiner akademischen Stellung dispensiren wollte. Schon im Jahre 1819 war er von dem Oberamt Tübingen in die Ständeversammlung gewählt worden; ebenso hatte er in den nächstfolgenden Jahren als Abgeordneter einen Sitz darin. Im Landtage von 1833 gehörte er zu den eifrigsten Mitgliedern der konstitutionellen Opposition, verzichtete aber 1839 auf die Wiederwahl. Im Jahre 1848 wurde er in Tübingen zum Mitglied des deutschen Parlaments erwählt, wo er sich der Linken anschloß; er starb in seiner Vaterstadt am 13. November 1862.

Dieser kurze Lebensabriß soll nur Bekanntes den Lesern in die Erinnerung zurückrufen. Uhland’s Thätigkeit als Abgeordneter und gelehrter Forscher ging nicht gleichgültig einher neben seinen dichterischen Schriften. Aus patriotischer Gesinnung flossen viele seiner schwunghaften Lieder, und aus dem Jungbrunnen altdeutscher Volkspoesie schöpfte seine Muse nicht nur Anregung und Begeisterung, sondern auch manchen willkommenen Stoff und die Tonweise, die im Herzen des Volles Wiederhall finden sollte, wie sie ihn früher gefunden hatte. Ludwig Uhland ist ein deutscher Volkssänger, aber durch edle Fassung und Haltung himmelweit von allen Bänkelsängern verschieden: er hat zuerst die Selbstherrlichkeit des deutschen Liedes verkündet:

„Singe, wem Gesang gegeben,
In dem deutschen Dichterwald!“

Das Lied aus Volksmund hat sein gutes Recht neben dem Lied der Begabten der gefeierten Sangesmeister:

Nicht an ein’ge stolze Namen
Ist die Liederkunst gebannt;
Ausgestreuet ist ihr Samen
Ueber alles deutsche Land.

Heilig achten wir die Geister,
Aber Namen sind uns Dunst;
Würdig ehren wir die Meister,
Aber frei ist uns die Kunst.“

Uhland selbst aber zählt zu diesen Meistern, welche das Volkslied geadelt haben. Nicht jeder Singsang sollte, wie oft mißbräuchlich angenommen worden, mit jenen weihevollen Versen gerechtfertigt werden, auch die freie Kunst müßte doch immer eine Kunst bleiben. In seinen „Gedichten“, deren erste Auflage im Jahre 1815 erschien, während jetzt schon die sechzigste Auflage derselben vorliegt, hat er das Volkslied, dessen Herold er war, als Meister gepflegt. Seine Lieder und Naturbilder sind stimmungsvoll, dabei gefällig, kurz und schlicht, wie es das Volkslied verlangt. Wir sind gleich dort, wohin uns der Dichter führen will; er bedarf keiner weiten Wege; wir empfinden mit ihm, wir sehen mit seinen Augen, mögen wir mit ihm die sanften Tage der ersten Frühlingszeit begrüßen oder die Winterreise machen bei kaltem Wetter und trüber Sonne. Als Blumenmaler giebt er nie einen todten Abdruck aus einem botanischen Herbarium: er beseelt seine Blumen durch die Sprache der Empfindung. Und wenn er vielfach in diesen stillen Klängen an Goethe’s Liederdichtung erinnert, so erinnert er an die Schiller’sche Poesie, wenn er begeisterte Vaterlandslieder dichtet und als Anwalt der Volksrechte in feurigen Versen auftritt.

Doch würde Uhland durch seine anmuthenden, sich sanft einschmeichelnden Lieder kaum ein gefeierter Lieblingsdichter unseres Volkes geworden sein, wenn ihm nicht der große Wurf auf dem Gebiete der Ballade gelungen wäre. Dieser große Wurf heißt „Des Sängers Fluch“, ein meisterliches Gedicht, das allein dem Namen des Dichters eine schöne Unvergänglichkeit sichert. Hier [279] ist neben der sanften Stimmenführung der andern Uhland’schen Balladen eine markige Kraft und ein dramatisches Leben bei hinreißendem Wohllaut der Sprache und der Verse: dieses Juwel ist das glänzendste in Uhland’s Dichterkrone. Daneben aber funkeln andere Balladen als kleinere Edelsteine, zum Theil leuchtend im Wiederschein mittelalterlicher Minnepoesie; ihre Helden sind in weichen Umrissen gehalten, eine sanfte träumerische Beleuchtung umschwebt diese Ritter und Sänger, Heldenkönige und Jungfräulein; sie ziehen uns an mit geheimem Zauber und ihr Bild fesselt die Empfindung und die Phantasie. Einige dieser Balladen, wie „Der weiße Hirsch“ und „Graf Eberstein“ haben neckisch schalkhafte Pointen; in „Graf Eberhard der Rauschebart“ ist ein vollerer Ton angeschlagen und aus der breiter einherwogenden Nibelungenstrophe heben sich die Gestalten markiger und plastischer hervor.

Mit allen diesen Liedern und Balladen ist schon unsere Jugend vertraut; wir wollen sie hier weder zergliedern noch beurtheilen; wir wollen sie nur wie Blumen am Festtage zu einem schönen Kranze flechten für das Haupt des gefeierten Dichters. Weniger bekannt sind seine dramatischen Dichtungen „Ernst von Schwaben“ und „Ludwig der Baier“; selten nur sind sie auf deutschen Bühnen gegeben worden, herausgeboren aus warmem Vaterlandsgefühl athmen sie den Schiller’schen Geist und schlagen im sprachlichen Ausdruck einen verwandten Ton an.

Gehört der Dichter auch dem ganzen deutschen Volke an, so wurzelt er doch im Boden seiner engeren Heimath. Justinus Kerner nennt die Natur die Meisterin der schwäbischen Dichterschule, nachdem er die Schönheiten Schwabens, die lichten Wolken, das dunkle Waldrevier, die Berge voll Reben, den blauen Neckar und die epheuumrankten Burgen seines Vaterlandes mit Begeisterung gepriesen. Das innige Naturgefühl Uhland’s fand hier ernste und dauernde Anregung. Und diese Natur, sonnig durchlichtet und durchleuchtet, spiegelt sich in seinen Gesängen wieder. Auch die Gestalten der Geschichte und Sage, welche seine Muse heraufbeschwor, mochte auch ein sanftes abendröthliches Licht sie umfließen, verloren sich nirgends in geheimnißvolle Dämmerung oder unergründliches Dunkel. Die Romantiker des märkischen Sandes beschworen die mondbeglänzte Zaubernacht des Mittelalters herauf, in welcher schattenhaft ihre Gestalten vorüberzogen und allerlei Kobolde und gespenstige Nachtgeister ihr unholdes Wesen trieben: sonnenhell ist das Mittelalter, welches Uhland besingt; vieles daraus schimmert in goldigem Glanze; krystallklar ist der Becher, in dem er uns den edeln Wein seiner Dichtung kredenzt.

Doch Uhland’s Muse hatte auch einen warmen Pulsschlag, wo es das nationale Leben der Gegenwart galt. Es liegt im schwäbischen Volksstamme eine kernige Eigenart – und auch diesen Zug finden wir bei Uhland in dem Festhalten an Ueberzeugungen, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen, in der Unerschütterlichkeit der Gesinnung. Frei von aller Renommage, sanft und still, aber fest: das war die Devise seines Lebens, seiner Dichtung. Wir würden vergebens bei ihm überströmende Ergüsse einer politischen Lyrik suchen; gleichwohl ist er ein Vorläufer derselben; er hat in einigen kräftigen und schlagenden Versen Losungen ausgegeben, die einen Nachhall gefunden bei der Nation und den Dichtern eines jüngeren Geschlechtes.

So erinnert sich das deutsche Volk des edeln schwäbischen Sängers an seinem Säkulartage mit dankbarer Hingebung, eingedenk der Goethe’schen Verse:

„So feiert ihn! Denn was dem Mann das Leben
Nur halb ertheilt, soll ganz die Nachwelt geben!“

Rudolf von Gottschall. 




Ludwig Uhland im Kerner-Hause.

Jugenderinnerungen von Theobald Kerner.

Es war ein Sommertagmorgen und die Sonne heute besonders schön über Weinsberg aufgegangen, oder erschien es nur dem Kerner-Hause so? Dieses lag in hellem Glanze und schaute aus seinen Fenstern so vergnügt in die Welt hinein, als so ihm ein besonderes Glück widerfahren; man sah ihm recht die innere Freude an. Auf den dunklen Blättern des Epheus und den Weinranken, welche das Haus umschlangen, hüpften die kleinen runden Sonnenlichter; die Amseln und Finken sangen von den Baumzweigen und im Gesträuch bald Solo, bald im Chor lustige Weisen von Liebe und Wandern, und die Sperlinge, die Stromer der Landstraße, ließen keck ihre Handwerksburschenlieder ertönen; sie konnten’s nicht gar schön, aber sie thaten ihr Möglichstes, sich geltend zu machen; es war ein allgemeines Singen ringsherum, als wäre an die Vogelwelt der Ruf ergangen:

„Singe, wem Gesang gegeben!“

Nur der zahme Storch, der entthronte Fürst der Lüfte, jetzt wie einst König Dionys ein Schulfuchs und Kritikus geworden, schritt mit steifen Schritten durch den Garten und hackte mit seinem spitzen Schnabel nach den Schmetterlingen, Fliegen, Käfern und Brummlern, die um die Blüthen flogen oder selig träumend im Blumenkelche lagen – das romantisch-lyrische Geschmeiß konnte er nicht leiden!

Was aber war geschehen, daß Haus und Garten und Vögel und Blumen, Alles so fröhlich und voll Leben war und nur der Storch, der Pedant der alten Schule, seine üble Laune nicht verbergen konnte?

In später Nacht, auf der Heimkehr von einer größeren Reise, war Ludwig Uhland gestern im Kerner-Hause eingetroffen, und im Gartenhaus drüben logirten seine alten Freunde Karl Mayer und Gustav Schwab. Sie hatten gewußt, daß Uhland komme, und wollten ihn überraschen und mit ihm und Justinus einen glücklichen Tag verleben. Jetzt durcheilte Kerner, von seinen Krankenbesuchen, die er heute früher als sonst gemacht hatte, heimkehrend, hastig den Hausgarten und rief seinem Rikele, das auf der Veranda oben mit Salatputzen beschäftigt war, zu:

„Sind die Gäste schon auf?“

„Ich habe noch nichts von ihnen gehört!“ antwortete Rikele.

„Uhland! Ludwig! Florens!“ ließ nun Kerner abwechselnd unter dem Balkone zum Sargzimmer – so genannt wegen seiner gewölbten Decke – seine Rufe erschallen, bis die Glasthür sich öffnete und Uhland herabrief: „Guten Morgen! Ich komme sogleich!“

„Wohin soll ich das Frühstück bringen lassen?“ fragte Rikele, „in das Altanzimmer oder in den Garten?“

„Ei, in den Garten! Aber wo bleiben die Andern? Schnell, Theobald,“ sagte er zu dem herbeikommenden Sohne, „geh’ ins Gartenhaus und hole Schwab und Mayer!“

Mayer war schon mit Tagesanbruch ausgeflogen dem nahen Walde zu; Schwab saß am Tische und schrieb seiner Frau. Aber in Kurzem waren die Freunde alle beim Frühstück in der Gartenlaube versammelt und seelenvergnügt; auch Uhland, aus seiner gewohnten Schweigsamkeit herausgetreten, zeigte sich voll guter Laune. Die Sonne hatte sein Gesicht auffallend gebräunt und geröthet; dazu hatte er eine sonderbare, an ihm sonst nicht gewohnte Mütze auf: sie war hoch, oben gerundet, von schwarzem und weißem Roßhaar gefertigt und hatte ein großes Schild. Uhland hatte sie sich unterwegs gekauft zum Schutze gegen die Sonne und wegen ihrer Leichtigkeit, und stimmte jetzt selbst in den Scherz der Freunde über dieselbe ein.

„Es ist eine Jockeymütze, aus den Schwänzen preisgekrönter Renner verfertigt,“ sagte der Eine.

„Es ist eine Tarnkappe!“ meinte der Andere.

„Sie hat auch etwas vom Helm des Achilles,“ scherzte der Dritte.

„Jedenfalls hat sie etwas sehr Vornehmes und mir gute Dienste geleistet, doch nach Stuttgart nehme ich sie nicht mit; ich lasse sie hier zum ewigen Andenken,“ sagte Uhland. „Ich reiste,“ erzählte er weiter, „nach Heidelberg in Gesellschaft mit einem jungen, äußerst lebendigen Herrn, der mich und die anderen Mitreisenden durch seine originellen Einfälle und Erzählungen aufs Beste unterhielt. Unter Anderem behauptete er auch, er sehe jedem am Gesicht und an der Gestalt an, was er sei. Nachdem er [280] die Lebensstellung der Anderen richtig errathen hatte, fragte ich: ‚Und was bin ich?‘ Da betrachtete er mich lang und sagte: ‚Sie? Sie sind ein ehrsamer Handwerksmann, wahrscheinlich ein Uhrmacher.‘ Ich ließ ihn natürlich in dem Glauben. – – In Albums mußte ich unterwegs zu meinem Jammer auch oft schreiben; ein Backfisch sagte bei dieser Gelegenheit zu mir: ‚Ich habe meiner Mutter gar nicht glauben wollen, daß Sie der Uhland sind,‘ und mehrere Ständchen von Liedertafeln habe ich auch aushalten müssen.“

„Vor einigen Wochen,“ sagte Kerner, „hatte ich eine ganz eigene Ueberraschung. Da hielt ein Liederkranz vor meinem Hause, der Vorstand kommt herauf und sagt: ‚Sind Sie der Dichter Justinus Kerner?‘ ‚Ja,‘ entgegnete ich so bescheiden wie möglich. ,Wir sind ein Liederkranz aus dem Bayerischen in der Gegend von Würzburg, ich habe meine Ferien benützt, um mit meinem Liederkranz eine Reise ins Württembergische zu machen, das schöne Schwaben zu besuchen; wir kommen von Mergentheim, Schönthal und Neustadt an der Linde, und jetzt haben wir die Weibertreu besucht und wollten hier nicht vorüber, ohne Ihnen ein Ständchen zu bringen, eines Ihrer schönsten Lieder vor Ihrem Hause zu singen.‘ ,Es wird mir eine große Freude sein,‘ sagte ich und stellte mich ans offene Fenster, der Vorstand verabschiedete sich, ging hinab und, nachdem die Sänger um ihn einen Kreis geschlossen, räusperte er sich, erhob den Arm, und sie sangen – Lützow’s wilde Jagd: ‚Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?‘ Ich verbeugte mich und rief: ‚Ich danke Ihnen von Herzen, meine lieben Herren,‘ und sie brachten mir ein Hoch und zogen stolz von dannen.“

„Ei wie schlecht! Das hätte ich nicht von Dir geglaubt! Also mit fremden Federn ließest Du Dich schmücken und hast trotz Deiner angerühmten Bescheidenheit kein Wörtlein dagegen gesagt!“ scherzte Uhland. „Da wäre ich doch viel ehrlicher gewesen, übrigens können Einem auch die eigenen Federn oft zu viel werden. So ist neben meinem Hause in Tübingen die Eifertei, ein Wirthslokal, in welchem die Burschenschaft ihren Stammsitz hat. Oft mitten in der Nacht, wenn ich im Lesen vertieft bin oder gerade einschlafen will, singen sie mit lauter Stimme mein Lied, das jetzt im Kommersbuch steht: ‚Wenn heut ein Geist herniederstiege‘ und schenken mir keinen Vers; ich muß unwillkürlich zuhören und denke häufig. wenn ich gewußt hätte, daß mein Lied so lang und so breit gesungen wird, hätte ich es lieber um ein paar Verse kürzer gemacht!“

Alle lachten herzlich, besonders Uhland, was wiederum die Andern innig freute, da er selten so heiter und gesprächig war.

Jetzt sprachen sie auch von ihren Studienjahren, wo Kerner mit seinen Schlangen, Molchen und Eidechsen im neuen Bau wohnte und Abends so grausige Gespenstergeschichten erzählte, von dem Sonntagsblatt, dessen Chefredakteur Karl Mayer war, von Schildeis, Eginhard, der unbewohnten Insel, den Bärenrittern. Diese waren eine flüchtige Jugendarbeit von Uhland und Kerner, welchen das Zusammendichten viele Freude machte. Das Singspiel war von Fritz Knapp recht nett in Musik gesetzt. Die Arie:

„Wenn die Trommeln wirbeln,
Dann fluthet das Heer
Mit brausenden Wogen
Ein brandendes Meer.
Die Fahnen, sie wallen
Wie Segel daher,“

ist von Kölle.

„Ach, es war eine schöne Zeit!“ rief Uhland aus, „und die jetzige Generation, wo jeder den Andern beißt und überschreien will, kann kaum begreifen, wie wir oft neidlos Gedichte gegen einander austauschten. ‚Das paßt mehr für Dich, das kannst Du besser ausarbeiten als ich,‘ sagtest Du, lieber Kerner.“

„Und andere gabst Du mir,“ entgegnete Kerner, „z. B. mein ,Graf Olbertus‘ ist fast ganz Dein Werk.“

„Aber die meisten sind Euch ureigenthümlich,“ sagte Schwab. „,Wenn heut ein Geist herniederstiege‘ hat nur Uhland dichten können, und mein Lieblingslied ,An das Trinkglas eines verstorbenen Freundes‘ kann nur von Kerner sein.“

Nun kam die Rede auf Varnhagen, wie er in Tübingen war; Justinus zeigte einen eben erst von ihm erhaltenen Brief vor.

„Es ist merkwürdig,“ sagte er, „wie schön und zierlich Varnhagen schreibt und meist auf feinem farbigen Postpapier; eben so gewandt ist er im Ausschneiden von Blumen, Thieren, Landschaften, Arabesken und Buchzeichen; er trägt immer sein feines englisches Scherchen und schwarzes und rothes Papier bei sich. Wenn man ihm beim Ausschneiden zusieht, glaubt man, er arbeite mit dem Instinkt einer Spinne, und dieselbe Fertigkeit erbte auch seine Schwester Rosa Maria. Auch in der Kleidung ist er immer sehr fein und elegant, selbst auf der Reise, und wenn er mich hier besucht, trägt er seine Orden, aber ich glaube, es geschieht nicht aus Eitelkeit und weil sie Orden sind, sondern er hat Freude am Glänzenden wie eine Dohle.“

O weh, damit war ein böses Kapitel angeschlagen! Eine Wolke schien den leuchtenden Morgen verdunkeln zu wollen. Uhland sprach eifrig und mit herben Worten gegen die Ordenssucht, das Lächerliche, Verderbliche derselben, Karl Mayer sekundirte ihm standhaft; Schwab und Justinus brachten Milderungsgründe vor.

„Man braucht ja,“ sagte Letzterer, „einen Orden nicht zu tragen, ihn nicht bei jeder festlichen Gelegenheit ostensiv zu zeigen, oder gar auf ihn stolz zu sein, sich durch ihn in seinen Grundsätzen beirren zu lassen, das finde ich auch schwach und lächerlich, aber andererseits muß man auch bedenken: ein Fürst ist übel dran; wenn er Jemand hochschätzt, ihn darum vor Andern auszeichnen oder ihm eine Freude machen will, was soll er thun? Soll er Geld geben oder ein Dutzend silberne Löffel oder eine unnütze goldene Dose? Da ist es doch das Wohlfeilste und nach seinen Begriffen auch Decenteste, er giebt ihm einen Orden. Warum dann einem Fürsten wehthun und ihm den Orden zurückschicken? Sie sind auch arme, liebesbedürftige Menschen! Aber da kommt ja mein gutes Rikele!“ Und richtig kam Rikele und brachte einige Flaschen Wein und einen guten Imbiß. Die Gläser klangen zusammen und Friede und Fröhlichkeit war wieder hergestellt; ja, Uhland, bei dem sonst eine Verstimmung gern längere Zeit anhielt, brachte noch einmal versöhnend das Gespräch auf Varnhagen und erzählte mit vielem Humor, wie ihn Varnhagen’s Nichten, Ottilie und Ludmilla Assing, einst besuchten.

„Während Varnhagen und seine Schwester viel auf äußeren Anstand hielten, waren diese Nichten höchst sonderbare Erscheinungen; sie hatten in die Stirn herein kleine blonde Löckchen und hinten hinab dicke, struppige Zöpfchen. Später erschien zu meinem Schrecken im ‚Morgenblatt‘ ein Gedicht von Assing an mich, das fing an:

,Du küßtest einst mein Töchterlein
Zu Stuttgart auf die Wangen
Und sprachst: laß dieses Küßlein mein
Zum Vater Dein gelangen!‘

Und ich habe das Töchterlein doch gewiß nicht geküßt!“

„Ach, leugne nicht! Freilich hast Du sie geküßt!“ riefen unisono die Freunde und lachten wie die Kinder.

„Jetzt würde uns aber vor dem Mittagessen ein kleiner Spaziergang recht wohl thun,“ sagte Schwab, und sie gingen durch den Baumgarten und die alte Stadtmauer entlang um die Kirche. Uhland äußerte seine Freude über die alten, vom Salpeter zerfressenen Mauersteine, die wie schwammartig durchlöcherte Kissen hervorragten. „Sie nehmen sich,“ sagte er, „namentlich im Mondschein gespenstisch schön aus, bilden bald Todtenköpfe, bald alte Wappen; dieser da hat ganz das Gepräge eines Nonnenkopfs.“ Kerner erzählte: „Ein Alterthumsfreund aus Stuttgart hatte in der Nähe von Wimpfen, wo er sich als Badegast aufhielt, in einem alten Gemäuer einen Stein entdeckt, auf dem eine Najade nebst römischer Inschrift zu sehen war. Er ging zum Bürgermeister des Dorfes und bat ihn um seinen Beistand, daß ihm der Stein gegen gute Bezahlung nach Stuttgart gesandt werde. Richtig kam auch der Stein bald nach der Rückkunft des Alterthumsfreundes wohlverpackt in Stuttgart an, aber auf allen vier Seiten schön behauen. Der Bürgermeister hatte in seinem Eifer des Guten zu viel gethan.“

„Dem Stuttgarter Herrn geschah es schon recht,“ sagte Mayer, „warum hat er den alten Stein nicht an seiner Heimathsstätte gelassen! Auch unbehauen hätte er in einem modernen Residenzgebäude unter andern gesammelten Raritäten eine unbedeutende Rolle gespielt.“

„Aber durch die Alterthumsvereine,“ meinte Schwab, „wird doch gar Vieles vor Zerstörung bewahrt, was sonst in Wind und Wetter unterginge oder von unverständigen Bauern zerstört würde.“

[281]


Die sanften Tage.




Ich bin so hold den sanften Tagen,
Wann in der ersten Frühlingszeit
Der Aether, blaulich aufgeschlagen,
Zur Erde Glanz und Wärme streut;
Die Thäler noch von Eise grauen,
Der Hügel schon sich sonnig hebt;
Die Mädchen sich ins Freie trauen,
Der Kinder Spiel sich neu belebt.

Dann steh’ ich auf dem Berge droben
Und seh’ es Alles, still erfreut,
Die Brust von leisem Drang gehoben,
Der noch zum Wunsche nicht gedeiht.
Ich bin ein Kind, und mit dem Spiele
Der heiteren Natur vergnügt,
In ihre ruhigen Gefühle
Ist ganz die Seele eingewiegt.

Ich bin so hold den sanften Tagen,
Wann ihrer mild besonnten Flur
Gerührte Greise Abschied sagen.
Dann ist die Feier der Natur.
Sie prangt nicht mehr mit Blüt’ und Fülle,
All ihre regen Kräfte ruhn,
Sie sammelt sich in süße Stille,
In ihre Tiefen schaut sie nun.

Die Seele, jüngst so hoch getragen,
Sie senket ihren stolzen Flug,
Sie lernt ein friedliches Entsagen,
Erinnerung ist ihr genug.
Da ist mir wol im sanften Schweigen,
Das die Natur der Seele gab;
Es ist mir so, als dürft’ ich steigen
Hinunter in mein stilles Grab.

 L. Uhland.

Faksimile des Uhland’schen Original-Manuskripts.

[282] „Ei bewahre!“ sagte Kerner, „die Bauern verderben selten etwas; sie gehen an Denkmälern, alten Inschriften etc. achtlos vorbei, und alte Bilder, Schnitzwerke, Glasgemälde und sonstige Antiquitäten waren wohlverwahrt auf Rathhäusern, Schlössern, Kirchen und Kapellen, fast jedes Dorf oder Städtchen hatte irgend etwas Interessantes aus alter Zeit aufzuweisen, und waren es auch keine Kunstwerke, so hatten sie doch gerade für den Ort, wo sie waren, alterthümlichen oder historischen Werth. Jetzt schickt Jeder, der auf dem Lande Kunstsinn zu haben glaubt, namentlich auf höheren Wink die Kameralverwalter, Alles was er in öffentlichen und Privatgebäuden Merkwürdiges entdeckt, Glasgemälde, Inschriften, Bilder, Schnitzwerke, Hellebarden, gewundene Säulen etc. in die Hauptstadt, damit es dort den Sammlungen einverleibt werde, und das Land wird immer mehr seiner alten, eigenthümlichen Poesie entkleidet. Ja, nichts ist ärger, als ein Schreiber, der Schönheitssinn besitzt, ein solcher ruinirt Alles!“

Der Spaziergang hatte Allen guten Appetit gemacht, und wenn auch beim Mittagessen im Schweizerhaus ein früherer Ausspruch Uhland’s: „Kerner esse, wenn liebe Freunde bei ihm seien, vor lauter Freude einen Kalbsschlegel allein“, sich diesmal nicht bewahrheitete, weil es keinen Kalbsschlegel gab, so schmeckte doch das einfache schwäbische Essen: Körbelsuppe, Ochsenfleisch mit Gurkensalat, Leberknöpfe (Klöschen) mit Zwiebelsauce und Kopfsalat Allen und besonders Schwab, dessen Leibgericht es war, ausgezeichnet gut.

Die Eigenthümlichkeit Uhland’s, Alles stark zu salzen, namentlich die Suppe, noch ehe er sie gekostet hatte, fiel auch diesmal auf.

„Meine Frau,“ sagte Uhland, „will es oft nicht leiden, und auch Aerzte haben mir’s schon gesagt, es sei schädlich.“

„Ach was, die Aerzte! Die wissen gar nichts!“ entgegnete Kerner; „jeder Arzt beurtheilt den Magen des Patienten nach seinem eigenen, was ihm schmeckt, ihm gut thut, das, meint er, müsse auch den Andern gesund sein, und was ihm schlecht bekommt, das verbietet er auch Andern. Unser Freund Köstlin, der beste, gelehrteste Arzt, den ich kenne, verordnet den Kranken gern eingemachte Früchte, weil er sie selbst gern ißt und sie ihm gut bekommen; ich aber halte nichts für gesunder als Gurken und Boragen; ich habe ihnen zu Ehren auch einen Vers gemacht, der eigentlich als mein letzter Wille gelten soll:

‚Auf meinem Grabe sollen stehn
Kukumern und Boragen;
Die Menschen sollen vorübergehn –
Die Menschen machten mir nur Wehn,
Sie machten mir Behagen!‘“

„Und,“ setzte Rikele hinzu, „obgleich die Boragen wie Unkraut im Garten wachsen, kauft er doch jedes Frühjahr von den Gärtnern eine Masse Boragensamen und steckt sie auf seinen Spaziergängen in fremde Aecker und Gärten aus Angst, seine lieben Boragen könnten doch einmal ausgehen; ebenso macht er’s auch mit den Gurken.“

„Mit diesen habe ich auch einst eine sehr gute Kur gemacht,“ sagte Kerner. „Es besuchte mich eines Vormittags ein Hofmeister mit zwei Zöglingen aus einem prinzlichen Hause.“

„Prinzliches Haus, das ist gut!“ schaltete Uhland ein.

„Er sagte, er mache mit seinen Zöglingen eine Fußreise und möchte gern das Kloster Schönthal besuchen; der eine seiner Eleven sei aber an einem heftigen Ruhranfall erkrankt und könne die Reise nicht fortsetzen, ob ich nicht so gut wäre, denselben in Behandlung zu nehmen, bis er den andern Abend wieder zurückkehre?. ‚Recht gern!‘ sagte ich und behielt den jungen Menschen bei mir; es war ein liebes zartes Herrchen, und ich erkundete bald, er hatte den Tag vorher in Heilbronn zu viel Kuchen und sonstiges süßes Zeug gegessen.

,Ißt Du auch gern Gurkensalat?‘ fragte ich ihn bei Tisch.

,Ja, aber –‘

‚Kein Aber! Iß nur tapfer drauf los, er ist Dir gesund.‘

Der Kleine hatte etwas Fieber und Durst und der frische Gurkensalat schmeckte ihm außerordentlich. Abends bekam er zur Abwechslung warmen Gurkensalat, den mein Rikele so vortrefflich macht; er behagte ihm auch vorzüglich. Den andern Mittag saßen wir eben bei Tisch, da kam der Hofmeister. Schon unter der Thür fragte er ängstlich: ‚Wie geht es dem lieben Patienten?‘

‚O, ganz gut!‘ entgegnete ich, ,er ist wieder vollkommen gesund.‘

,Ich bin Ihnen unendlich viel Dank schuldig, Herr Doktor!‘ sagte der Hofmeister, ,darf ich bitten: was bin ich schuldig?‘

‚Nichts!‘ sagte ich.

‚Aber Sie hatten doch Ausgaben für die Apotheke?‘

‚Ei bewahre! ich habe ihn nur recht tüchtig Gurkensalat essen lassen und jetzt ißt er, wie Sie sehen, zur Abwechslung Boragensalat.‘

‚Ja, ich habe viel Gurkensalat gegessen!‘ rief triumphirend der Zögling.

‚Die Gurken,‘ sagte ich, ‚enthalten viel schleimige und bittere Bestandtheile, was auf die Gedärme sehr wohlthätig einwirkt, und in den Boragen ist Salpeter, der erfrischt und kühlt.‘

Der Hofmeister schüttelte ungläubig den Kopf, und ich glaube, er war recht froh, als er seinen Zögling aus meinen ärztlichen Klauen wußte.“

Während des Mittagessens wurde auch das Trinken nicht vergessen; der weiße leichte Lindelberger frisch vom Fasse heraus mundete bei der Hitze doppelt gut, und das Rikele wanderte oft zum Keller hinab. Sie that’s aber von Herzen gern.

„Ich muß heute ein kleines Mittagsschläfchen halten,“ sagte Schwab, „ich setze mich am besten hinunter in die lustige Gartenlaube.“

„Und wir,“ sagte Kerner zu Uhland und Mayer, „wollen uns in der Wohnstube auf Sofa und Armsessel gemächlich niederlassen; dort ist’s am kühlsten.“

Bald lag Alles in süßer Ruhe, doch Theobald, der Kobold des Hauses, wollte nicht schlafen, er nahm sich einen Stuhl und setzte sich an den Eingang zu Haus und Garten, um etwaige Patienten abzuhalten, daß sie den Vater nicht im Schlaf störten. So mochte eine halbe Stunde vergangen sein, da kam den Berg herauf ein kleiner älterer Herr in schwarzer Kleidung und blieb vor dem Hause stehen. Er war sehr verschwitzt, denn er kam trotz der Hitze zu Fuß von Heilbronn.

„Wohnt hier der Herr Doktor Justinus Kerner?“ fragte er.

„Ja,“ sagte Theobald.

„Ist er zu Hause?“

„Ja, aber für den Augenblick nicht zu sprechen.“

„Ich bin ein großer Verehrer seiner Werke, interessire mich auch sehr für Magnetismus und möchte eine seiner Somnambulen sehen und über einen Krankheitsfall befragen.“

„Eine Somnambule hat er gegenwärtig nicht, aber kommen Sie einmal herein in den Garten. sehen Sie, dort in der Laube ist ein Herr, der ist somnambul und liegt gerade in magnetischem Schlafe, schreiten Sie vorsichtig und leise auf ihn zu, legen Sie ihm eine Hand auf die Herzgrube, die andere auf die Stirn und richten Sie mit lauter Stimme Ihre Fragen an ihn, dann wird er Ihnen antworten.“

Der schwarze Herr, sehr erfreut, so schnell an das Ziel seiner Wünsche zu gelangen, schritt auf den Zehen zu Schwab heran und während er die eine Hand auf Schwab’s Stirn legte und mit der andern Hand durch die Weste auf die Herzgrube zu kommen suchte, erwachte Schwab und fuhr in tödlichem Schrecken mit einem Schrei von der Bank auf; er glaubte, ein Dieb wolle ihm seine Uhr stehlen, und packte den Herrn am Halse.

„Unverschämter Gauner! Nichtswürdiger Halunke!“ rief er.

Der Herr war vollständig zerknirscht und ließ die Arme schlaff herabhängen, als hänge er bereits am Galgen.

„Ich wollte nur –“ dann versagte ihm vor innerem Jammer die Stimme.

„Ja, freilich wollten Sie nur!“ schrie Schwab.

Theobald sprang schnell in das Haus und rief seinen Vater, Uhland und Mauer, sie sollten in den Garten herabkommen, es sei etwas ganz Merkwürdiges passirt, und erzählte ihnen flüchtig den Vorgang. Als sie herabkamen, hatte sich die Situation so weit geklärt, daß Schwab und der schwarze Herr friedlich neben einander auf der Bank saßen und sich den Schweiß von der Stirn trockneten, als hätten sie einen großen Kampf gekämpft.

„Es ist ein Mißverständniß,“ sagte Schwab, „und daran ist nur der Theobald schuld!“

„Ja, es war ein unseliges Mißverständniß,“ seufzte der schwarze Herr; „ich glaubte, der liebe Herr hier befinde sich in magnetischem Schlafe, wie mir ernsthaft versichert wurde, aber ich kann mir’s nie verzeihen, daß ich den Herrn so erschreckt habe; ich bin der Schulrath Kilzer aus Frankfurt und wollte den Herrn Doktor Justinus Kerner kennen lernen.“

„Der bin ich!“ rief Kerner, „und das sind meine Freunde Ludwig Uhland, Karl Mayer und Gustav Schwab, und der [283] Schlingel da, der Sie so seltsam bei Schwab eingeführt hat, ist mein Sohn Theobald.“

Der Schulrath war freudigst überrascht, sich plötzlich im schwäbischen Dichterwald zu sehen, und konnte nicht genug sein Glück rühmen, die jetzt persönlich kennen zu lernen, mit deren Gedichten er schon so oft seine Schüler in der Litteraturstunde bekannt gemacht hatte; der vielbelesene Mann unterhielt sich namentlich mit Schwab sehr gut; doch plötzlich schien ihn immer wieder eine quälende Erinnerung zu erfassen, und dann drückte er Schwab die Hand und sagte:

„Aber bester Herr Oberkonsistorialrath, Sie sind mir doch nicht böse?“

„Nein, gewiß nicht! warum sollte ich?“ versicherte Schwab und verbreiterte seinen Mund mit den großen weißen Zähnen zum gutmüthigsten Lächeln; insgeheim schlug ihm wohl auch das Gewissen, daß er den ehrlichen Schulrath einen Gauner genannt hatte.

„Der Wagen ist angefahren!“ wurde gemeldet, und jetzt kam es zum Scheiden. Uhland, ein Mann strenger Pflicht und der Uhr (darum von dem Reisenden nicht mit Unrecht für einen Uhrmacher gehalten), hatte sich trotz aller Bitten nicht bewegen lassen, länger als die vorher bestimmte Stunde zu bleiben, und Schwab und Mayer fuhren mit ihm. Innig umschlangen sich die Freunde und küßten sich; selbst dem trockenen Uhland schien der Abschied diesmal recht schwer zu fallen. Traurig schauten Kerner und sein Rikele dem Wagen nach, bis er den Berg unten um die Ecke verschwand. Kilzer blieb da, doch war der Abend still und Kerner traurig; er fühlte sich vereinsamt. Ahnte er, daß die vier Freunde sich diesmal zum letzten Male so fröhlich in Weinsberg zusammen gefunden hatten? Der Erste, der dem Freundeskreise, den nur der Tod trennen konnte, entrissen wurde, war der Jüngste und Kräftigste unter ihnen, Gustav Schwab; dann starben Kerner und sein Rikele, bald darauf Uhland; der Letzte von ihnen war Karl Mayer. Alle, welche an jenem schönen Sommertage im Kerner-Hause froh vereint beisammen saßen, sind längst todt; nur der Kobold des Hauses, der einst den friedlich schlummernden Schwab so schnöd des Somnambulismus zieh, lebt noch, ist aber allen Uebermuths entkleidet jetzt auch ein alter Mann geworden und denkt, während er dies niederschreibt, wehmüthig zurück an die lichten Tage seiner Jugend.




Herzenskrisen.

Roman von W. Heimburg.
(Schluß.)

Ein eisig kalter Wind hatte sich erhoben; die zahllosen Pfützen der schlecht gepflasterten Straßen waren leicht überfroren, die Wolken gewichen und ein klarer Sternenhimmel schimmerte hernieder.

Mademoiselle trat Adler sichtlich erregt im Hausflur entgegen. „Mein lieber Doktor,“ rief sie, „welche Geschichten! Verzeihen Sie nur, daß ich Sie stören mußte, grad’ heute stören –“

Sein blasses Gesicht blickte sie fragend an.

„Was denken Sie, was geschehen ist?“ lamentirte sie. „Um Mitternacht hören wir – die Minna vielmehr – ein jammervolles Kinderweinen, und wie sie hinzu läuft, findet sie ein todkrankes Kind – ich versichere Sie, solch dicken rothen Kopf!“ – Mademoiselle wies mit den Händen in weitem Bogen um ihr eigenes Haupt – „und das Allerschlimmste: Lucie ohnmächtig am Ofen! Sie ist wieder bei sich; aber sie sitzt wie eine Irrsinnige neben dem Bette des Kindes und rührt sich nicht.“

Er wandte sich und stieg rasch die Treppe empor; er nahm immer gleich zwei Stufen auf einmal. In Luciens Zimmer brannte eine verschleierte Lampe, und an dem Bette, dessen Vorhänge weit zurückgenommen waren, saß das Mädchen regungslos wie ein Wachsbild, und so gelblich bleich schien auch das schmale Gesicht in der dämmernden Beleuchtung.

Sie stand auf, als er über die Schwelle kam, und wies stumm auf das Bett; dann trat sie an das Kopfende und faltete die Hände über einem geschnitzten Engelskopf, der als Verzierung diente.

Er sah die Kleine gar nicht an, nur sie. Aber sie blickte nicht auf. So standen sie eine ganze Weile. Dann bog er sich herab zu dem fiebernden Kinde. „Worüber klagt sie zumeist?“ fragte er.

„Ueber den Hals,“ war die leise Antwort.

Sie brachte ein Licht auf sein Verlangen. Er erschrak, als er das Mädchen in der hellen Beleuchtung erblickte: so verstört, so unheimlich erschien ihm der Ausdruck des sonst so lieblichen Gesichtes.

„Es ist eine einfache Halsentzündung mit Fieber,“ sagte er und löschte das Licht. „Ich werde in der Apotheke etwas verschreiben.“

Sie stand wieder am Kopfende des Bettes, an dem vorigen Platz. „Ist sie sehr krank?“ fragte sie.

„Die Kleine nicht, aber Sie scheinen es zu sein.“

„Nein!“ sagte sie abweisend.

„Ja!“ sprach er laut und fest.

Sie erwiederte nichts. Sie hatte den Kopf gesenkt; ihre Hände klammerten sich fester an die Bettverzierung und über ihre Wangen rannen langsam ein paar große stille Thränen.

„Ich habe Remmert gesprochen,“ klang es leise in ihr Ohr.

Sie nickte zustimmend und senkte aufs Neue den Kopf.

„Sie haben Schweres übernommen, Lucie, zu Schweres fast für Ihre Jugend.“ Er sprach so langsam, als ob er seiner Zunge nicht mächtig wäre.

Sie rührte sich immer noch nicht, und ihm dünkte, als ob sie selbst es nicht mehr sei: so groß war die Qual, die sich auf ihrem Antlitz spiegelte.

„Gott gebe Ihnen alles Glück!“ murmelte er; dann wandte er sich schnell. Er fühlte, seine Kraft war plötzlich zu Ende. Im nächsten Augenblick schon war er an der Thür.

Da hallte ein Schrei durch das Zimmer, der Ausbruch einer wahnsinnig geängstigten Seele; das Mädchen war in die Kniee gebrochen und ihre Hände hatten sich in das Haar gewühlt. „Muß ich denn? Muß ich denn – ich kann doch nicht!“

Im nächsten Augenblick war er bei ihr und hielt sie in seinen Armen.

„Gehen Sie!“ wehrte sie ihm; „gehen Sie doch!“

„Ich soll gehen? Jetzt gehen? – Sprich, warum ist es Dir nicht möglich? Sprich, Lucie – es ist ja das Wenigste, was Du thun kannst, mir zu sagen, daß Du mich doch nicht ganz vergessen hast –“

Sie antwortete nicht; sie sah ihn an mit ausdruckslosen Augen.

„Für all das Leid nicht ein gutes Wort, Lucie?“

„Wozu mich so grenzenlos quälen!“ rief sie außer sich, als käme sie erst jetzt zur Besinnung. „Ich sehe mein Unrecht ja ein! Ich bitte Sie ja um Verzeihung für Alles, und wenn es Sie beruhigt, so wissen Sie, daß ich das elendeste und herzensärmste Geschöpf bin auf der weiten Welt. Und nun gehen Sie und sagen es Ihrer Braut, und – werden Sie glücklich!“

Sie hatte heftig gestikulirt; nun fühlte sie ihre Hände gehalten.

„Sich mich an, Lucie,“ sagte er mit fester Stimme, „wie kommst Du dazu, mir von einer Braut zu sprechen? Denkst Du, daß es so kinderleicht ist, Dich zu vergessen? nach Dir – eine Andere lieb zu haben? – Nein, Lucie, ich gehöre in diesem Augenblick noch ebenso Dir wie damals, als Du mir den ersten Kuß gegeben; weißt Du, im Walde, unter den Buchen? O, Du hast viel gut zu machen, Lucie. Willst Du das?“

Sie sagte kein Wort; sie legte, in Thränen ausbrechend, die Arme um seinen Hals, und immer heftiger ward ihr Schluchzen. Es war, als ob alles Leid und alle Angst von ihrer Seele mit den Thränen fließen sollte.

Er ließ sie stumm gewähren.

„Auch ich trage meinen Theil der Schuld,“ flüsterte er endlich und hob ihren Kopf empor und küßte die Tropfen von den Wimpern und das wirre blonde Haar, „auch ich, Lucie!“ – 0000000000

Als er wenige Minuten später die Treppe hinunter kam, fand er Mademoiselle mit blassem Gesicht in der geöffneten Thür ihres Zimmers angstvoll seiner wartend.

„Ist es so schlimm?“ fragte sie. „Sie blieben ja eine Ewigkeit!“

„Die Kleine schläft,“ erwiederte er. „Es ist eine leichte Halsentzündung. Sie können ruhig hinaufgehen, Mademoiselle, ich [284] bitte Sie sogar darum. Nehmen Sie sich meiner Braut etwas an, sie ist furchtbar angegriffen.“

Comment?“ fragte die alte Französin und sah ihn verständnißlos an.

Er reichte ihr die Hand herüber. „Lucie ist wieder mein,“ sprach er.

Mais non – ich meine – ich denke, Sie sind verlobt?“

„Ja freilich! Gute Nacht, Mademoiselle.“ Er küßte die kleine runde Hand und ging hinaus.

Die alte Dame stand ganz fassungslos, dann stieg sie die Treppe empor und kam in Luciens Zimmer. Das Mädchen saß wieder im Sessel neben dem Bette und blickte auf das schlummernde Kind; sie hatte die Hände gefaltet: über ihrem Gesichte lag ein seliger Schimmer.

„Lucie, quelle surprise!“ rief Mademoiselle. „Ich träume wohl, wie ist es möglich?“

Lucie legte den Finger auf den Mund und ging leise zu der alten Dame hinüber.

„Mademoiselle,“ flüsterte sie und nahm die Hände der Erstaunten, „wollen Sie ein glückliches, dankbares Menschenkind sehen? Schauen Sie mich an –.“

„In Wahrheit, Lucie? Mais je ne comprend pas – warum erst jetzt? Sie konnten ja schon längst so glücklich sein! Wie wunderlich seid Ihr deutschen Frauen!“

„O Mademoiselle, mein Herz war so schwach und krank. Haben Sie nie gehört, daß kranke Leute die Welt anders betrachten als gesunde?“

„Und nun ist die Krise vorüber?“

Das Mädchen fiel, statt zu antworten, ihr um den Hals und küßte sie auf das gute Gesicht.

„Wunderlich!“ murmelte die alte Dame. „Aber legen Sie sich; er will es; Sie müssen frisch sein morgen. Wenn es nicht ansteckend ist – wahrhaftig nicht? – so will ich wachen.“

„Nimmermehr!“ erklärte Lucie, „das Sofa ist bequem; lassen Sie mich, Mademoiselle. Ich habe so Vieles gut zu machen, auch hier.“




„O, und ich will mich nur noch recht schön bedanken, liebe Adlern,“ sagke Selma’s Mama, die plötzlich gar nicht mehr verschlafen aussah, während sie ihren Mantel und ihre Kapuze in der Wohnstube der Frau Steuerräthin des Morgens um vier Uhr ablegte – sie waren eben vom Balle gekommen; „schön bedanken, daß Du so gut auf Selma Acht gegeben hast.“

Frau Adler sah verwundert ihre Freundin an; sie war schon so ärgerlich über des Sohnes Verschwinden vom Balle. Was sollte denn nun noch kommen?

Fräulein Selma saß in ihrem zerdrückten grünen Kleide schluchzend in der Ecke am Ofen.

„Ja, weine nur,“ schalt die Mutter, „der Vater wird schon dafür sorgen, daß Du Deine Thränen trocknest, Du undankbares Kind.“

„Ich kann doch nichts dafür,“ schluchzte das Mädchen.

„Verlobt hat sie sich, Klara!“ wandte sich die zürnende Frau zu der sprachlosen Steuerräthin, „verlobt mit diesem Herrn Provisor da. Hast Du denn gar nichts bemerkt? Du bist doch sonst so schlau in dergleichen Dingen? Und das ist Alles fix und fertig und abgemacht! – O, und wir denken, sie ist hier in den besten Händen!“

„Selma!“ rief Frau Adler, „pfui! Schämst Du Dich denn nicht?“

„Du hättest nur besser aufpassen sollen,“ fiel die Mutter ein. „Ich denke, es wird ein schöner Tanz werden mit meinem Mann. Zieh’ Dich an, mein Kind, und packe Deine Sachen ein; sobald es hell ist, wird gefahren.“

„Der Vater könnte ihm doch eine Apotheke kaufen,“ tönte es weinend hinter dem spitzenbesetzten Battisttuche des Mädchens hervor.

„Apotheke kaufen? Als ob es ein Pfefferkuchen wäre! Was weißt Du von Geld! So stehen die Angelegenheiten jetzt: Verlobt hast Du Dich – von Heirathen ist keine Rede, mein Kind!“

Das kleine Dienstmädchen brachte Kaffee; aber es mußte ihre Herrin erst dreimal um den Schlüssel zur Zuckerdose bitten, so verdonnert stand diese da –. Alles umsonst, Alles; dieses undankbare Mädchen!

„Wo habt Ihr Euch kennen gelernt?“ examinirte die Mutter, „heraus mit der Sprache!“

„Auf dem Schützenfest, im Sommer.“

„Wie denn das?“

„Im Cirkus. Ich saß zufällig neben ihm, und dann – ich war mit Postmeisters da – sind wir noch, die Liese und ihr Vetter, und er und ich, Karoussel gefahren, und da hat er mich nach Hause gebracht.“

„Recht hübsch! Und das hast Du erlaubt, Klara? – Wo habt Ihr Euch noch sonst gesehen?“

„Auf der Straße und in der Apotheke.“

„Aha! Daher die vielen Bedürfnisse an Talkum, Cold Cream und Brausepulver! Und wann hat er es Dir gestanden?“

„Schon lange, schon vor acht Wochen –“

„Empörend!“ sagte Frau Steuerräthin und schob ihre Kaffeetasse zurück. „Selma, Du bist eine ganz falsche Person! So lohnst Du mir alle Freundlichkeit?“

„Ich bin nicht falsch,“ vertheidigte sich das Mädchen weinend, „ich habe niemals geheuchelt, daß ich mich für den Herrn Doktor interessire.“ Wenn er das gedacht hat, so –

Da richtete sich Frau Steuerräthin in ihrer ganzen Höhe auf „Mein Sohn?“ fragte sie, „mein Sohn? Was hat denn mein Sohn mit dieser ganzen Angelegenheit zu thun? Du hast Dir doch nicht etwa eingebildet, daß er Dich –? Lächerlich!“

Und sie rauschte in ihrem Grauseidenen majestätisch nach der Schlafstube, und als sie zurückkam, trug sie ihren Schlafrock und ein Lächeln um ihre Lippen, und nöthigte zum Kaffee.

Als eben der Tag graute, brachte das Dienstmädchen des Herrn Doktors einen Brief an die Frau Steuerräthin. Die alte Dame hatte sich nicht gelegt, denn ihr Besuch rüstete zur Abfahrt; sie saß und sah in die graue Morgendämmerung und in ihrem Herzen war eitel Zorn und Weh.

Da kam das Schreiben. „Mein Gott, was will er denn? Und wie lang!“ Sie holte die Brille hervor, ging zum Lichte und las.

Wie? Das that er ihr? Regungslos verharrte sie – war denn die Welt aus den Fugen gegangen?

„Ich hoffe, die Mutter wird sich bemühen, das Mädchen, an dem des Sohnes ganzes volles Erdenglück hängt, lieb zu haben so sehr sie kann, und sie mag versichert sein, daß dann zwei innig dankbare Herzen sich bestreben werden, den Abend ihres Lebens hell und freundlich zu gestalten.“

Also: „Beide – oder Keines!“ las sie zwischen den Zeilen. O, und es gab doch eine ganze Welt voll hübscher, reicher Mädchen! Zornig knitterte sie den Brief in der Hand. Da fiel ihr Blick auf ein kleines Daguerreotyp, das an der Fensterwand über ihrem Nähtisch hing, ein lockiger Bub’ im karrirten Kittelchen mit treuen guten Augen. So war er, als er noch auf ihrem Schoße saß und die Aermchen um ihren Hals schlang und sie mit heimlicher Lust an die Zukunft dachte. Sie hatte die ganzen Jahre hindurch nur den einen Gedanken gehabt, den Abend ihres Lebens in seiner Familie zu verbringen, geehrt und geliebt und um Rath befragt, in Küche und Keller und Kinderstube.

„Meine liebe Mutter!“ hörte sie den Klang der hellen Kinderstimme von damals. – Er war kein Kind mehr, er war ein Mann geworden, ein rechter Mann mit stärkem Willen, war ihr Stolz, ihr Einziger! Wie hatte sie vor ein paar Stunden erst wieder im Ballsaal so viel des Lobes über ihn eingeerntet! Da hatte eine dankbare Mutter ihr die Hand gedrückt, der er Trost zugesprochen am Krankenlager der Kleinen; hatte ein Mann, dem er die Gattin erhalten, gesagt: „Wie glücklich müssen Sie sein, diesen Sohn zu besitzen!“ Und die Frau eines kränkelnden nervösen Mannes war in begeistertes Lob ausgebrochen: er sei nicht allein Helfer dem kranken Körper, er richte auch die gebeugten sorgenbeschwerten Herzen auf. Und sie wollte diesem Sohne ein Glück mißgönnen?

Wenn’s nur eines wäre!

Aber die Frau sucht sich jeder tüchtige Mann allein aus – nein, so Einer läßt sich keine aufschwatzen. Und diese Selma, diese –

Eben kam sie herein mit ihrer Mutter. Wie sah sie doch aus, so grau der Teint, so plump die Figur in dem dicken Mantel, und so mürrisch! Luciens leichte zierliche Gestalt, ihr süßes Kindergesicht tauchte vor ihren Augen auf „Hübsch ist sie und fein, ja, ja – hm –“

„Adieu, Adlerchen,“ sagte die Mutter. „Das Wiederkommen kann ich Dir nicht versprechen; ich bin zu böse auf Dich.“

„Ich will Dir Etwas sagen,“ begann die Frau Steuerräthin, „rede Deinem Alten zu – wenn die Selma nun einmal den

[285]

Ludwig Uhland.
Originalzeichnung von R. Huthsteiner.

[286] Mann liebt. Es ist doch eine nette Sache, so eine Apotheke; mein Seliger behauptete immer, sie sei besser als ein Rittergut. Man muß darin den Kindern nachgeben; was sie sich einmal in den Kopf gesetzt haben, drücken sie durch. Mein Alfred ist doch auch schon seit längerer Zeit heimlich verlobt mit –“

Fräulein Selma sah mit offenem Munde die Redende an.

„Mit seiner alten Lucie. Ja, ja, mein Kind, Du hast davon nichts gemerkt. – Hätte ich übrigens den Kopf nicht so voll gehabt, so wäre ich doch am Ende dahinter gekommen, wie es zuging, daß Du den ganzen Tag Magenmorsellen geknabbert und Reglise gelutscht hast.“

„Mit Lucie Walter?“ stammelte das Mädchen. „Na, und siehst Du, Mähnerten, die Lucie hat auch nichts, gar nichts, aber Alfred liebt sie nun einmal, und schließlich haben doch die Beiden, die zusammen leben wollen, die Hauptstimme bei der Sache. – Nun sei verständig und red’ den jungen Leuten das Wort und laß uns wie früher Freundinnen bleiben und trinke Deinen Kaffee nach wie vor bei mir, wenn Du in die Stadt kommst. Denke einmal, was wir Beide Alles durchgemacht haben! Wie mein Mann starb, da hast Du neben mir auf dem Sofa gesessen und hast mit mir geweint, und als Dein Aeltester ertrank, da bin ich es gewesen, die den schweren Gang zu Dir that, um Dir die schreckliche Nachricht zu bringen. So etwas –“

Frau Mähnert weinte und gab der Steuerräthin die Hand. „Wie Gott will!“ sagte sie und ging aus der Thür, von Fräulein Selma gefolgt. Und die Frau Steuerräthin sah aus dem Fenster und rief den Einsteigenden zu: „Gut Glück! Und schickt bald eine fröhliche Nachricht!“

Dann stellte sie sich vor das Bildchen ihres Sohnes: „Gelogen habe ich niemals gern,“ sagte sie laut, „aber heute – der liebe Gott wird es mir doch nicht übel nehmen? – Eine Antwort will er haben, der Junge, gut! Aber erst muß ich schlafen.“

Als es zwölf Uhr Mittags schlug, that sich die Hausthür der Frau Steuerräthin auf, und sie ging im Pelz und Sonntagshut und in feierlich schwarzseidenem Kleide an der Mauer entlang und klingelte an der Meerfeldt’schen Pforte. Peter öffnete und führte sie hinein, Mademoiselle kam der alten Dame im Flur entgegen.

„Lucie ist oben, Madame; sie pflegt das Kind,“ sprach sie, „wollen Sie sich hinaufbemühen? Ihren Herrn Sohn werden Sie ebenfalls treffen.“

Sie stiegen mit einander die Treppe empor, Mademoiselle öffnete eine Thür und ließ Frau Steuerräthin eintreten. Dettchens Stimme scholl ihr entgegen:

„Ich versichere Euch, Kinder, ich thue es herzlich gern; ich bin glücklich, wenn ich aushelfen kann.“

„Du Seele von einer Tante!“ sagte der Doktor.

Frau Steuerräthin räusperte sich vernehmlich ein paarmal; da wandte sich der blonde Kopf, der an des Sohnes Schulter lag, und große erstaunte Augen schauten sie an.

„Die Mutter!“

Lucie war hinüber geeilt, blaß vor Ueberraschung, und still lächelnd folgte der Bräutigam.

„Du – hier?“ sagte das Mädchen noch einmal, „und wir wollten eben zu Dir gehen; ich mußte nur warten, bis Tante Dettchen mich ablöste bei der Kleinen.“

Sie beugte sich über die Hand der ernsthaften Frau, die steif wie ein Götzenbild stand und sich selbst zu wundern schien über ihr Hiersein.

„Sei mir wieder gut,“ bat Lucie. „Ach, wenn Du wüßtest, wie ich mich gegrämt habe um ihn –“

Frau Steuerräthin sah das schmale Gesicht an und die bleichen Wangen; sie bestätigten ihr vollauf die Wahrheit. Sie war so bewegt und ergriffen, daß sie sich kaum zu fassen wußte – aber zeigen durfte man das nicht. Tapfer schluckte sie die Rührung hinunter und küßte die Schwiegertochter auf die Stirn.

„Wir wollen das Alles vergessen,“ sagte sie und gab auch ihrem Sohne die Hand; „es ist gut, wenn man seinen Irrthum einsieht, so lange es noch Zeit ist zur Umkehr. Was fehlt denn der Kleinen da?“

„Sie hat sich ein wenig erkältet und muß noch im Bette bleiben.“

„Und ihr Vater ist auch hier? Welche Unvernunft, mit solchem Wurm in dieser Jahreszeit zu reisen! Wo ist er denn? Der Mann hat wohl gar keine Ahnung, wie Kinder behandelt werden müssen?“

„Mein Schwager sitzt beim Herrn Baron und erzählt von den letzten Jagden,“ berichtete Lucie, die des Bräutigams Hand nicht losließ. „Er reist Nachmittag wieder ab, und wenn die Kleine gesund ist, so wird Tante Dettchen sie zurückbringen.“

„Und vorläufig bei ihm bleiben,“ ergänzte der Doktor.

„Will er das? Wie kommt er darauf?“

„Ich habe ihm den Vorschlag gemacht,“ erklärte der Sohn.

„So, und Du?“

Der Doktor zog die Braut näher an sich.

„Für mich ist gesorgt“ sagte er glücklich. „Das Jahr soll nicht zu Ende gehen, bevor in mein Haus die Frau einzieht.“

Als die Frau Steuerräthin ging, bat Lucie sie, einen Brief mit auf die Post zu nehmen. „Frau Hortense Weber“ war die Aufschrift. Die alte Dame schob ihn in den Kasten, und als sie die Frau Postmeisterin am Fenster gewahrte, klopfte sie mit dem Regenschirm an die Scheiben.

„Sagten Sie nicht gestern, Sie hätten einen Preiskourant fertiger Herrenwäsche aus Berlin? Borgen Sie ihn mir doch einmal, Liebste, Alfred heirathet gleich nach Weihnacht und die Zeit ist so kurz.“

Die runde kleine Frau am Fenster schlug die Hände zusammen. „Mein Himmel! Also wirklich? Wohl gestern Abend? Wen denn – Sel–?“

„Lucie Walter – wen denn sonst? Das ist ja nie ganz aus gewesen; sie haben nur ein wenig – na, wie das so manchmal ist. Ihr Kleiner kann wohl den Katalog herumbringen? Guten Morgen, Liebste!“

„So!“ sagte sie im Weiterschreiten vor sich hin. „Verlobungskarten konnten sie doch nicht gut noch einmal schicken – dies thut’s auch.“




Es war am Sylvesterabend. Bei völliger Windstille schneite es, und der lockere weiße Schnee legte sich auf die Rasenplätze im Garten des Herrn Doktor Adler, auf jedes Zweiglein der hohen Bäume, auf die Spitzen und Verzierungen des Thores und breitete sich wie eine köstliche leuchtende Decke über das Dach des kleinen Hauses aus. Darunter lugten helle Fenster gar traulich hervor, und an einem derselben zeichnete sich ein Schatten ab auf den weißen Vorhängen, der behende hin- und herglitt. Das war im Eßzimmer; Frau Lucie deckte dort den Tisch. Sie erwartete offenbar Besuch; es lagen vier Kouverts auf, und inmitten der Tafel unter der Hängelampe stand eine einfache Glasschale auf hohem Fuß, in der anmuthig Tannenzweige und Christrosen geordnet waren. Tafeltuch und Servietten zeigten ein altes Damastmuster; die stammten noch aus dem Brautschatz ihrer verstorbenen Mutter und waren so fein, so seidenglänzend – ach, heut zu Tage giebt es so etwas gar nicht mehr! Mit schmeichelnder Hand strich die junge Frau über das schimmernde Linnen.

Auch die Weingläser, die Teller und Schüsseln sprachen von vergangener Zeit; wenn auch hier und da eine Stelle an den vergoldeten Rändern etwas abgenutzt war, was that es? Davon hatten in Zufriedenheit und Freude ehrenwerthe prächtige Menschen gegessen, und mit den alten Römern war schon auf Luciens Taufe angestoßen.

Die junge liebliche Frau betrachtete endlich mit verklärtem Lächeln ihr Werk, sie meinte, noch nie etwas Trauteres, Behaglicheres gesehen zu haben, als diesen einfachen runden Tisch in der mäßig großen, niedrigen Stube, und sie faltete die Hände, wie in inniger Dankbarkeit.

Da klopfte es mit leisem Finger an die Thür, und in dem Rahmen derselben stand gleich darauf Hortense, in Pelzmantel und Mützchen, auf dem noch leuchtende Schneesternchen lagen.

„Guten Abend, Luz! Ich komme etwas früher als Waldemar, er sitzt noch bei Großpapa am Bette; mich aber,“ sie küßte die Wange der kleinen Frau Doktor, „mich trieb es zu Dir, ich wollte Dich auch einmal allein haben. Dein Mann ist noch aus?“

„Zu Schlitten nach Bützow,“ erwiederte Lucie, „vor acht Uhr wird er nicht zurück sein,“ und sie nahm geschäftig den Mantel von Hortense’s Schultern.

„Ich sehe ja nur vier Kouverts?“ rief diese nicht unzufrieden, „sind wir allein?“

„Meine Schwiegermutter feiert heute bei Mähnert’s Verlobung mit, da durfte sie ja doch nicht fehlen! Und Mademoiselle gab mir einen Korb.“

[287] „Ja, sie wollte bei Großpapa bleiben; seine Pflegerin kommt erst morgen an: in Wahrheit glaube ich aber, sie hat sich auf Deiner Hochzeit den Magen verdorben.“

„Hortense, Du bist doch immer noch die alte Spötterin,“ sagte Lucie, aber sie mußte lachen dabei; denn ihr Mann hatte es bereits bestätigt. Mademoiselle aß zu leidenschaftlich gern etwas Gutes, und da der alte Herr von Meerfeldt ihr überlassen hatte, das Menu für diesen Ehrentag zu bestimmen, so war es echt französisch ausgefallen. Frau Steuerräthin bemerkte hinterher, es habe gut geschmeckt; aber woraus die einzelnen Gänge nun eigentlich bestanden, das hätte sie nicht herausgekriegt: es könne alles Mögliche in den Ragouts gewesen sein; und nun glaube sie auch, daß die Franzosen Anno siebzig in Paris Giraffen und Strauße wirklich schmackhaft zubereitet hätten; mit den Saucen müßte Alles schmecken, selbst Schuhsohlen.

„Wie geht es Tante Dettchen?“ fragte Hortense.

„Gut! Die Kinder hängen an ihr, und Georg schreibt, die Behaglichkeit sei mit ihr wieder eingezogen.“

„Werden sie bald heirathen?“

„Ich kann Dir keine Auskunft geben. Aber setze Dich, Hortense, oder Wollen wir hinaufgehen in meine Stube?“

Aber Hortense saß schon am Ofen auf der Truhe, die sie Lücken geschenkt hatte, und sah sie ernsthaft an. „Wie Du blühst,“ sagte sie lächelnd, „das ist Dein altes Gesicht wieder.“

Die junge Frau erglühte über und über. „Ich bin glücklich,“ sprach sie.

„Komm her, Lucie,“ bat Hortense; und als sie neben einander saßen, flüsterte die schöne Frau: „Bist Du mir noch böse, Lucie? Ich hätte Dich so gern auf Deiner Hochzeit schon gefragt; aber Du warst so ernst, so ganz in der Bedeutung des Tages verloren, daß ich es nicht wagte.“

„Ach, laß das ruhen, Hortense; ich war Dir niemals böse, ich war nur traurig. Mich friert, wenn ich an die Zeit denke, da wir uns Beide einbildeten, frei und glücklich zu sein, erhaben über alles Mögliche, und ich so recht im innersten Herzen krankte. Gott sei gelobt, es ist überwunden!“

Hortense saß ganz still. „Du hast Wohl Recht; mir kommt es zuweilen vor, als hätte ich dumpf und fieberhaft geträumt. Es ist schön, so zu erwachen. Aber Du, Luz, Du kamst gesund hierher, Dich habe ich angesteckt; ob Du mir das vergeben willst, möchte ich wissen?“

„Ach tausendmal, Hortense! Ich weiß ja jetzt erst mein Glück so recht zu schätzen. Nun sei ruhig davon, auf immer!“

Sie bog sich herüber und küßte die junge Frau. „Horch!“ rief sie dann aufspringend, „da klingen Schlittenglocken!“

Sie eilte hinaus und den verschneiten Weg entlang. Vor dem Gartenthor hielt das Gefährt; ein Mann im Pelz sprang eilends heraus.

„Alfred!“ rief sie jubelnd.

„Wie? Mein eigenes, leichtsinniges Weib?“ antwortete er fröhlich, „da muß ich ja schelten, obgleich wir erst drei Tage verheirathet sind! Du willst Dich erkälten, wie? Komm her, Du Bösewicht,“ fuhr er fort, und er nahm die zierliche Gestalt mit unter den weiten Pelz, und so kamen sie langsam, eng an einander geschmiegt, den Gang hinauf, wie ein Liebespaar im Mai.

„Wie ist’s meiner kleinen Frau ergangen, während ich fort war?“ fragte er zärtlich, „hat sie an mich gedacht?“

„Ich habe gar keine Zeit gehabt, Dich zu vermissen; ich habe Heringssalat gemacht für unsere Gäste.“

Er lachte laut und glücklich. Sie standen nun vor der Hausthür, über der noch die Tannenguirlanden hingen mit der Inschrift: „Gott segne Euren Eingang!“ Sie sahen sich ernst in die Augen, und er bog sich hinunter und küßte sie. Und um sie her wogten die Klänge der Glocken, die das alte Jahr zu Ende läuteten.

„Nehmt mich mit!“ sagte eine lachende Männerstimme hinter ihnen, „mich friert hier draußen.“ Es war Waldemar Weber.

Lucie floh erglühend in das Zimmer zu Hortense. „Sie kommen alle Beide!“ rief sie; die junge Frau wandte sich lächelnd um, sie hatte am Fenster gestanden.

Bald saßen sie am Tische, vier glückliche Menschen, und sprachen von allen möglichen Dingen, wie fröhliche Leute es thun.

Dann stand der Doktor auf. Er hielt das Glas in der einen Hand, mit der andern ergriff er Luciens Rechte. Eben schlug die alte Uhr auf der Konsole „Zwölf“.

„Ein neues Jahr,“ sprach er bewegt, „es sei gegrüßt! Möge es das Glück befestigen, welches das scheidende uns so überreich gebracht!“




Blätter und Blüthen.

Uhland-Häuser in Tübingen. Das Bild, welches wir hier bringen, stellt das Haus dar, welches der berühmte schwäbische Dichter im Jahre 1836 in seiner Vaterstadt kaufte. Wenn man über die Neckarbrücke zur Stadt hinüberwandert, steht rechts am Thor neben schönen Akazienbäumen ein hübsches Haus mit vorgemauerter Terrasse und mit großen ionischen Pilastern. Hinter dem Hause steigt steil der Oesterberg hinan mit dem Garten und Weinberg, welcher zum Besitzthum des Dichters gehörte und eine freundliche Aussicht darbot. Hier lebte Uhland still und zurückgezogen mit seiner geliebten Gattin.

Uhland-Haus.
Die Neckarbrücke in Tübingen und das Uhland-Haus.

Doch noch ein anderes Uhland-Haus hat die württembergische Universitätsstadt aufzuweisen. Es ist das Geburtshaus des Dichters, das an der Neckarhalde liegt und auf der alten innern Stadtmauer ruht; es ist ein altes gutbürgerliches Haus mit drei über einander vortretenden Stockwerken und hohem spitzen Giebel. Vor ihm steht die äußere Mauer mit dem Zwinger, an dem der Neckar hinabströmt; rückwärts stößt es an den Schloßberg und zwar an das erste so malerische Thor des Schlosses, das, auf sehr hoher Mauer stehend, mit seinen zwei kecken Erkerthürmchen gerade über dem Firste des Hauses emporsteigt. So schildert uns Paulus in seiner Schrift „Ludwig Uhland und seine Heimath“, die jetzt in einer Jubiläumsausgabe vorliegt, diese Dichterhäuser und daneben die landschaftlichen Reize der Neckarstadt, den poetischen Zauber ihrer Umgebung, von welchem der Dichter angeregt wurde und den er im Spiegel seiner Dichtung für die Nachwelt aufgefangen hat. †

Uhland als Kind. (Mit Illustration S. 273.) Dies Bild, welches sich im Besitze des Herrn Arthur Meyer in Stuttgart, eines Neffen des Dichters, befindet, [288] zeigt uns ein liebliches Knabenantlitz mit sinnigem, träumerischem Ausdruck: es kündet bereits den Sänger jener Naturlieder an, die in Uhland’s Dichterkranz als die anmuthigsten Blumen eingeflochten sind. Oder wer würde sich nicht beim Anblick dieser freundlichen Züge des schönen Uhland’schen Frühlingsliedes erinnern, welches wir in dieser Nummer mit illustrirtem Schmuck mitgetheilt haben?

Uhland’s Gedichte und Dramen in Jubiläumsausgabe. Daß die Feier des hundertsten Geburtstages des schwäbischen Sängers eine Fluth von Gelegenheitsschriften in gebundener und ungebundener Rede, Aufsätzen und Gedenkreden heraufbeschwören werde, konnte von Anfang an nicht zweifelhaft sein. Denn wen, wie unsern Uhland, es so ganz sein eigen nennt, den wird das Volk bei einem so hervorragenden Gedenktage in Wort, Lied und Bild preisen, weil es unwillkürlich fühlt, daß es in den dankbaren Huldigungen für den Dichter am meisten sich selbst ehrt. Und so bringt denn in der That jede der letzten Wochen neue Schriften über Uhland, die alle, wie verschieden sie auch unter sich in ihren Zielen sein mögen, doch in den einen Accord zusammenfließen, daß die Gedenkfeier des 26. April gleichermaßen dem Dichter und Menschen gilt, dem Menschen, dessen schlichte Einfachheit und fleckenlose Reinheit ihren Wiederhall in seinen Gedichten fanden, weil er ihnen das Leben seines eigenen Gemüthes lieh. Aber wie jeder wahre Dichter, so hat sich auch Uhland in seinen Werken, vor Allem aber in seinen poetischen – und von diesen nur kann hier die Rede sein – das beste Denkmal selbst gesetzt, ein Denkmal, das nach 72 Jahren, da 1815 die Gedichte erstmals von ihm gesammelt veröffentlicht wurden, noch immer in unvergleichlicher Frische prangt und den liebenswerthen Dichter in der ganzen Fülle seines zauberischen Reizes zeigt. Und diese Gedichte, mit seinen beiden großen patriotischen Dramen verbunden, bietet die J. G. Cotta’sche Buchhandlung aus so festlicher Veranlassung in einer geschmackvollen Jubiläumsausgabe, die in elegantestem Einband nur 7 Mark kostet. Ein starker Großoktavband, bringt diese Ausgabe in sauberstem, auch für die schwächsten Augen leicht lesbarem Drucke, den eine zierliche Einfassung schmückt, außer den Gedichten und Dramen noch eine biographisch-litterarhistorische Einleitung von berufener Hand, das Portrait des Dichters nach dem Original von Morff aus dem Jahre 1818 und endlich das Gedicht „Die sanften Tage“ in faksimilirter Wiedergabe der Handschrift Uhland’s, welche wir mit freundlicher Erlaubniß der Verlagshandlung auf S. 281 reproduciren. So dürfen wir denn auch bekennen, daß, wer ein bleibendes Erinnerungszeichen an den Dichter, dessen Name in diesen Wochen genannt und gefeiert werden wird, so weit die deutsche Zunge klingt, wer seine Lieder in formvollendeter Ausgabe sich zu eigen machen will, diese Jubiläumsgabe mit besonderer Freude willkommen heißen muß, da sie ihm in Wahrheit goldene Früchte in silberner Schale bietet.

Lichtstrahlen aus Uhland’s Werken. Uhland ist kein sentenzenreicher Dichter; bei ihm überwiegt die Empfindung; aber sie hat oft einen dichterischen Ausdruck in Versen gefunden, die sich dem Gedächtniß des Volkes einprägen. Solche Gedankenverse hat Dr. Adolf Kohut gesammelt in seiner Schrift: „Ludwig Uhland. Lichtstrahlen aus seinen Werken.“ (Dresden und Leipzig. E. Pierson’s Verlag, 1887.) Eine biographische Charakteristik und ein Portrait des Dichters sind der kleinen Sammlung beigefügt. Alle Freunde des Dichters – und wer zählte nicht zu seinen Freunden? – werden sich an dieser köstlichen Auslese aus seinen Dichtungen erfreuen. Und manche werden vielleicht erstaunt sein, daß bei einem so stimmungsvollen Poeten, bei dem die lyrische Schilderung überwiegt, sich ein immerhin so reichhaltiges Schatzkästlein sinn- und bedeutungsvoller Aussprüche findet.

Der Frühling. (Zur Erläuterung des Bildes von W. Kray S. 276 und 277.)

Der Lenz, der durch die Lande zieht,
Hat auf die Flur sein Füllhorn ausgegossen;
Die Jugend und die Schönheit sieht
Ihr eignes sonnenhelles Reich erschlossen.

Da auf der Wiese Stern an Stern
Und Kinder schlingen blühende Guirlanden,
Und wenn die Liebe winkt von fern,
Da haben rasch die Herzen sich verstanden.

Ueber Heilung der Lungenschwindsucht. Wer kennt nicht, wenigstens dem Namen nach, die schlesische Heilanstalt Görbersdorf? Romantisch in den Waldenburger Bergen nicht weit von der böhmischen Grenze gelegen, hat dieser Kurpalast, wie man die großartige Anstalt des Dr. Brehmer nennen könnte, bereits Tausende von Lungenkranken beherbergt, einer sehr großen Zahl vollständige Heilung oder doch wesentliche Linderung verschafft. Davos in Graubünden, Falkenstein im Taunus und andere ähnliche Kuranstalten sind in so fern als Filialen von Görbersdorf zu betrachten, als sie von Assistenzärzten Brehmer’s gegründet wurden, welche, wenn auch mit einzelnen Abweichungen, doch im Ganzen auf Grundlage seiner wissenschaftlichen Lehre ihre Heilmethode aufbauten. Es gab eine Zeit, wo Dr. Brehmer als Charlatan verschrieen wurde, weil er die Heilbarkeit der Lungenschwindsucht verkündete, während diese damals so verketzerte Ansicht jetzt von allen Kathedern gelehrt wird. Von den deutschen Aerzten hat Brehmer die größte klinische Erfahrung und Praxis auf dem Gebiete dieser Krankheit, wo sein Wirken geradezu als ein bahnbrechendes bezeichnet werden kann; er hat mehr als 13 000 Lungenkranke untersucht und behandelt, und während in den städtischen und Universitätskliniken meist nur Patienten aufgenommen werden, bei denen der Krankheitsproceß bereits ein sehr fortgeschrittener ist, hat er bei vielen Tausenden die Krankheit von ihren ersten Stadien an beobachten können und ebenso den Heilproceß, dem ja bei frühzeitiger Behandlung ein günstiges Prognostikon zu stellen ist.

Man durfte gespannt sein, wie sich dieser hervorragende deutsche Lungenarzt zu der neuen überaus wichtigen Entdeckung des Dr. Koch, dem Tuberkelbacillus, stellen würde. Darüber giebt er Auskunft in seiner Schrift „Die Therapie der chronischen Lungenschwindsucht“ (Wiesbaden, Bergmann). Er erkennt den außerordentlichen Werth dieser Entdeckung vollständig an, was das Bestehen der Schwindsucht betrifft; er entläßt keinen als geheilt aus seiner Anstalt, dessen Auswurf nicht gänzlich frei von Bacillen ist; aber für das Entstehen der Lungenschwindsucht durch den Bacillus schränkt er die Bedeutung desselben wesentlich ein: er übt eine scharfe Kritik an den bisher hierüber aufgestellten Theorien und kritisirt eben so scharf die Heilmethoden der neuesten Aerzte, welche die Schwindsucht als eine Infektionskrankheit behandeln. Er stellt ihnen seine auf der klinischen Erfahrung ruhenden Anschauungen gegenüber und verlangt für die Heilung eine geschlossene Kuranstalt unter fortwährender Beaufsichtigung des leitenden Arztes mit über Berg und Thal ausgedehnten Anlagen für die Kurpromenaden und die Lungengymnastik, einen „immunen“ Höhenkurort, eine fettreiche Diät, Weine, besonders Ungarweine; außerdem giebt er Vorschriften für die einzelnen Symptome, Husten, Fieber u. a.

Da Lungenleiden so weit verbreitet sind, wird die hervorragende Schrift eines Fachmannes gewiß die größte Aufmerksamkeit erregen; sie wird auch dazu beitragen, die Gespensterfurcht vor dem allgegenwärtigen Bacillus wesentlich einzuschränken. Brehmer ist ein scharfsinniger Kopf, schlagfertig, gewandt und wissenschaftlich durchgebildet, und da er selbst aus fester Ueberzeugung heraus die Grundsätze seiner durch lange Jahrzehnte hindurch bewährten Praxis verkündet, so weiß er auch die Leser zu überzeugen.

Eine Zeitschrift für deutsche Sprache wird von Professor Dr. Daniel Sanders, einem der ersten deutschen Sprachgelehrten, herausgegeben, der durch seine Wörterbücher, seinen deutschen Sprachschatz und zahlreiche Schriften auf diesem Gebiete seinen hervorragenden Beruf für Förderung der Kunde der deutschen Sprache glänzend dargethan hat. Die neue Zeitschrift (Verlag von J. F. Richter in Hamburg) soll sich an den großen weiten Kreis aller Gebildeten wenden, die von dem Streben erfüllt sind, sich in unserer neuhochdeutschen Schriftsprache mit vollkommener Sicherheit gut, gewandt, rein und richtig auszudrücken. Es sollen darin besonders Fragen behandelt werden, über welche die gewöhnlichen Sprachlehren keine sichere Auskunft geben. Bei noch schwankendem Gebrauche soll das Für und Gegen möglichst eingehend erörtert und sorgfältig gegen einander abgewogen, auch sollen sprachliche Fragen aus dem Kreise der Leser beantwortet werden; ferner will Sanders sprachliche Erläuterungen und Bemerkungen an bestimmte Lese- und Musterstücke aus guten Schriftstellern anknüpfen.

Gewiß wird die Sanders’sche Zeitschrift in weitesten Kreisen Anklang finden; die überzeugenden Lehren eines solchen Sprachmeisters werden eine Sicherheit hervorrufen, welche aus dem klaren Bewußtsein der Gründe hervorgeht. Der deutsche Stil, selbst in vielen angesehenen Zeitungen und Zeitschriften, läßt noch manches zu wünschen übrig; es ist daher kein müßiges Unternehmen, auf die Befestigung einer guten und klaren Ausdrucksweise hinzuarbeiten in einer Zeitschrift, welche sich ausschließlich der deutschen Sprache widmet.




Ketten-Räthsel.

An die Stelle der Kreuzchen sind folgende Buchstaben: 3a, 1c, 4d, 9e, 1g, 2h, 4i, 2k, 3l, 1m, 8n, 1o, 3r, 4s, 4u so zu setzen, daß in der Reihenfolge der Ziffern 1 bis 8 zu lesen ist, im: 1. Ring: ein Held der griechischen Mythe, 2. Ring: ein Zustand, in dem man nicht die Ursache eines Vergehens ist, 3. Ring: eine Bezeichnung für Wappenkunde, 4. Ring: eine Stadt am Genfer See, 5. Ring: ein Gebirge in Frankreich, 6. Ring: ein Land des Alterthums in Afrika, 7. Ring: ein berühmter griechischer Philosoph aus der Zeit Alexander’s des Großen.

Die Buchstaben an den Verknotungspunkten der Ringe nennen einen deutschen Dichter.


Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)

R. P. in Stettin. Der deutsche Officiersverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, verabschiedeten Officieren, die noch arbeitsfähig sind, Anstellung und Beschäftigung zu vermitteln. Jedenfalls eignen sich Officiere a. D. für besondere Vertrauensfunktionen, wie z. B. Kassenverwaltungen, Oberaufsicht über Bureaus oder Arbeitsplätze, Buchführung bei größeren Güterkomplexen oder Fabrikanlagen, Führung und Registrirung von Privatkorrespondenzen, sowie für alle Stellen der Selbstverwaltung. Da Sie für Ihren Güterkomplex einen derartigen Beamten brauchen, so rathen wir Ihnen, sich an den deutschen Officiersverein, Berlin NW., Dorotheenstraße 77–79 zu wenden.

Treue Abonnentin in Lüdenscheid. Vergleichen Sie die Biographie W. Heimburg’s im Jahrgang 1884 der „Gartenlaube“, S. 648.


Inhalt: Götzendienst. Roman von Alexander Baron v. Roberts (Fortsetzung). S. 273. – Ludwig Uhland. Von Rudolf v. Gottschall. S. 278. – Ludwig Uhland im Kerner-Hause. Jugenderinnerungen von Theobald Kerner. S. 279. – Die sanften Tage. Gedicht von Ludwig Uhland. Mit Illustration. S. 281. – Herzenskrisen. Roman von W. Heimburg (Schluß). S. 283. – Ludwig Uhland. Portrait. S. 285. – Blätter und Blüthen: Uhland-Häuser in Tübingen. Mit Illustration S. 287. – Uhland als Kind. S. 287. Mit Illustration S. 273. – Uhland’s Gedichte und Dramen in Jubiläumsausgabe. S. 288. – Lichtstrahlen aus Uhland’s Werken. S. 288. – Der Frühling. S. 288. Mit Illustration S. 276 und 277. – Ueber Heilung der Lungenschwindsucht. S. 288. – Eine Zeitschrift für deutsche Sprache. S. 288. – Ketten-Räthsel. S. 288. – Kleiner Briefkasten. S. 288.


Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von A. Wiede in Leipzig.