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aus: Christliche Symbolik
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Abendmahl.

Vermittelst der Transsubstantiation (Wesenverwandlung, Wesenübertragung) wird das Brodt und der Wein im heiligen [5] Abendmahle zum wirklichen Leibe und Blute des Heilands, gemäss den Worten, mit denen er selbst beim Austheilen des Brodtes und Weines am ersten Abendmahle zur wiederholten Feier desselben aufforderte: „Dieses ist mein Leib, für euch gebrochen, und mein Blut, für euch vergossen.“ Vgl. Joh. 6, 54. 56: „Wer mein Fleisch isst etc., wird das ewige Leben haben, der bleibt in mir und ich in ihm.“ Abweichend ist die jetzt von der reformirten Kirche vertretene Ansicht, wonach Brodt und Wein den Leib und das Blut nur bedeuten, nur ein Gleichniss davon seyn sollen. Luther suchte zu vermitteln, indem er die Transsubstantiation gelten liess, jedoch nur in dem Momente des Genusses selbst. Die katholische Kirche nimmt die nicht den Sinnen erkennbare wirkliche Verwandlung von dem Augenblicke an, in welchem der Priester Brodt und Wein consecrirt hat.

In der an das heilige Abendmahl geknüpften Symbolik nimmt daher der Opfertod Christi am Kreuze die erste Stelle ein, sowohl für die Katholiken, Griechen und Lutheraner, die im Abendmahle eine beständige Wiederholung des Opfers selbst, als für die Reformirten, welche darin nur eine Vergleichung und Erinnerung erkennen. Das Opfer wird von Christo für die Menschen und durch Christum von den Menschen, für die er eintritt, Gott dargebracht, um der ewigen Gerechtigkeit zu genügen. Es ist aber zugleich eine immerwährend neue Opferung des Heilands. „Seine immerwährende Herablassung zu unserer Dürftigkeit in der Eucharistie bildet einen grossen Opferakt.“ Möhler, Symb. 2te Aufl. 280. „Als der am Kreuze sich Opfernde ist Christus uns noch fremd, im Cultus aber unser Eigenthum, unser Opfer.“ Ders. 281. Schon der heilige Augustinus bemerkte, ein heidnischer Götze verlange Opfer, der Gott der Christen bringe sie. Es bedarf nur, dass der Mensch, indem er Gottes Opfer annimmt, ihm hinwiederum seine Seele zum Opfer darbringe.

Die Vervielfältigung des Leibes Christi, damit unzählbare Menschen von ihm geniessen können, ist nur mystisch zu erklären. Schon Justinus und Irenäus erkannten in dem [6] sich im Abendmahle dahingebenden, von Allen genossenen und doch nie verzehrten Leibe und Blute den Logos. Das Essen des Leibes und Trinken des Blutes bezeichnet nur das Eingehen der innigsten Gemeinschaft, geistig durch den Logos, aber zugleich auch leiblich, weil es nicht blos einer für Alle gleichförmigen Belehrung für den Geist, sondern einer durch und durchgreifenden leibhaftigen Einigkeit bedarf. Daher der von Irenäus festgestellte Glaube, die Auferstehung des Fleisches hänge ab vom Genusse des Abendmahls, das Fleisch werde erst unsterblich durch die Gemeinschaft mit dem unsterblichen Gott. Vgl. Schröckh, Kirchengeschichte III. 222. In gleichem Sinne heisst es in dem Auto: „Der Sünde Zauberei“ von Calderon: Jede irdische Speise ist nur Schein und Trug, die einzige wirkliche Speise ist die Hostie. Schon im ersten Briefe an die Korinther (10, 17.) heisst es: „Denn Ein Brodt ist’s, so sind wir viele Ein Leib, dieweil wir alle Eines Brodtes theilhaftig sind.“

Das Essen im Abendmahle ist der nothwendige Gegensatz gegen das Essen beim Sündenfalle. Adam ass, was teuflisch inficirt war durch die Schlange, die Sünde, den Teufel selbst; im Abendmahle isst man das göttlich Inficirte, den Gott selbst. Hierin liegt das entscheidende Moment der christlichen Abendmahlssymbolik, und nicht in der Vergleichung mit dem cerealischen Todtencult der alten Heiden. Persephone wird begraben, damit sie als Saat wieder emporwachse, die alle Menschen nährt. Das ist ein schönes heidnisches Sinnbild, welches aber nichts mit dem christlichen Abendmahle zu schaffen hat, weil ihm der Begriff der Gottmittheilung und der Gegenwirkung gegen das Reich des Teufels gänzlich abgeht.

Wie nun aber in dem sündigen Adam die Menschheit auseinanderfiel und vom Ebenbilde Gottes, welches sie seyn sollte, durch Entartung immer mehr sich entfernte, so wurde sie durch Christus, wie gereinigt und geläutert, so auch wieder vereinigt. Die aus Adam hervorgegangene Vielheit der Generationen, Verschiedenheit der Racen etc. folgt dem centrifugalen Principe der Sünde; hätte Adam nicht gesündigt, so [7] würde er das vollkommene Eine Ebenbild Gottes geblieben seyn. Diese Einheit nun, das Verschmelzen aller gläubigen Christen gleichsam wieder zu Einer Person mit Christo, wird durch den Genuss des Leibes und Blutes im heiligen Abendmahle erzielt, wie vorher die Zertheilung aus dem verbotenen Genusse des Apfels hervorgegangen war. Vgl. Dorner, Person Christi S. 59. 79. Baur, Dreieinigkeit II. 324.

Natürlicherweise musste das Abendmahl das Hauptsakrament der Kirche werden, der Centralpunkt des Gottesdienstes. Auch in allen andern Sakramenten wird der zu Christo bekehrten Menschheit sein Geist und seine Kraft mitgetheilt, die innigste Vereinigung mit ihm geht der Mensch aber im Sakrament des Altars ein. Darin vornehmlich offenbart sich die ewige Gegenwart Christi, der uns nicht ein vergangener, historisch dagewesener, sondern ein unvergänglicher, noch gegenwärtiger, ewig lebendiger ist. Christus nimmt noch immer gegenwärtig in seine Gemeinschaft auf durch das Sakrament der Taufe; er vergibt noch immer den Reuigen im Sakramente der Busse; er theilt noch immer den Heranwachsenden seinen Geist mit im Sakramente der Confirmation; er weiht noch immer im Sakramente der Ehe den Bund zwischen Menschen ein, damit sie nicht wie die Thiere leben, sondern sich als in der Gemeinschaft Christi ansehen und dem Himmel neue Bürger erziehen; er tröstet die Sterbenden im Sakramente der letzten Oelung: er setzt im Sakramente der Priesterweihe sich selber die Organe ein, durch die seine nie ermüdende Thätigkeit wirkt. Dies ist nach katholischer Lehre die Harmonie der Sakramente, die siebenfache Ausstrahlung der Einen wirkenden Kraft. Möhler, Symb. 2te Aufl. 273.

Wie das Abendmahl das Hauptsakrament der Kirche war, dessen Geniessung das ewige Leben verhiess, und zugleich dem Einzelnen das volle Bürgerrecht in der christlichen Gemeinde sicherte, so war auch der Ausschluss davon, excommunicatio, die Hauptstrafe, welche die Gemeinde oder ihre Vorsteher über unwürdige Glieder verhängen konnten. Am höchsten aber war der unwürdige Genuss dieses heiligsten [8] Sakramentes selbst verpönt. Wer das Abendmahl unwürdig geniesst, isst es sich zum Gericht. In einem alten Evangelienbuch der Stuttgarter Bibliothek (Bibl.-Nr. 28.) sitzt auf dem Bissen, welchen Judas aus Christi Hand selbst am Abendmahle empfängt, ein kleines schwarzes Teufelchen.

Auch in der Wahl der Zeit für die vornehmste Abendmahlsfeier im Jahre drückte man die Segnung aus, die der irdischen Natur durch Mittheilung der himmlischen geworden war. Die Hauptfeier des Abendmahls blieb immer Ostern, die Zeit, in welcher der Heiland selbst das Abendmahl eingesetzt, also der grüne Donnerstag, als der Abend vor dem Charfreitage, an dem er den Opfertod für die Menschheit gelitten hatte. Diese Zeit fällt aber genau mit der ältern heidnischen Frühlingsfeier zusammen, in welcher die Auferstehung der Natur aus dem winterlichen Tode gefeiert wurde. Begreiflicherweise musste nun Manches von der Symbolik jenes alten Naturfestes auf das christliche Osterfest übertragen werden, so weit es eben die Idee der Auferstehung vom Tode oder der Befruchtung der todten Erde durch Keime des Himmels und durch die Einwirkung eines segnenden Sonnenlichts ausdrückte. Unbeschadet des viel tiefern christlichen Sinnes konnten bezeichnende und edle Sinnbilder der heidnischen Feier beibehalten werden, und es ist dabei auch nicht entfernt an ein verstecktes Heidenthum im Christenthum zu denken, wie die modernen Feinde Christi so gern voraussetzen. Wenn man die Auferstehung der Natur aus dem Grabe des Winters, die Ausstrahlung des Lichts aus der steigenden Sonne nach der langen Winternacht zum Sinnbilde des Segens wählte, der den sündigen Menschen durch Mittheilung der himmlischen Seelennahrung und des himmlischen Lichts geworden war, so konnte man in der That kein natürlicheres und passenderes Sinnbild wählen; aber nur eine völlig unverständige oder böswillige Auslegung kann vorgeben, man hätte in Christo immer noch den alten Sonnengott verehrt, der als Dionysos, Osiris, Adonis etc. im Herbste stirbt und im Frühjahr wieder aufersteht. Das Himmelszeichen des Widders, in das Ostern [9] fällt, musste eben so natürlich auf das Osterlamm der Juden bezogen werden, während man unter dem Sinnbilde des Lammes, das die Siegesfahne trägt, doch etwas ganz anderes verstand, als was die Heiden unter dem Sinnbilde des Frühlingswidders verstanden hatten. Die den altjüdischen Schaubrodten verwandten ungesäuerten und hostienförmigen Darunsbrödtchen und der Homsaft der alten Perser, die schon Justinus Martyr mit dem Abendmahle der Christen verglich, gehören einem andern Ideenkreise an.

Wie die Jahreszeit, so ist auch die Tageszeit symbolisch. Obgleich das Abendmahl ursprünglich am Abende eingesetzt wurde, so liess man es doch in ältern Zeiten (wie noch jetzt in Syrien geschieht) erst nach einem vorbereitenden Gottesdienste am Sonnabend, der sich am Sonntagmorgen fortsetzte, und das Leiden und Sterben des Heilandes gleichsam dramatisch vor der Gemeinde vorüberführte, genau in der zwölften Stunde Sonntag Mittag den Gläubigen austheilen, damit die innige Vereinbarung des Geschöpfes mit dem Schöpfer mit dem Culminationspunkte der Sonne zusammenfalle und darin ihren symbolischen Ausdruck finde. Alt, Theater und Kirche S. 338. Damit hängt überhaupt die Sonntagsfeier genau zusammen. Der Sonntagsgottesdienst ist ursprünglich nichts anderes, als Abendmahlsfeier, Messe, eine symbolische Handlung, die das Erlösungswerk beständig vergegenwärtigt und die Frucht desselben der Gemeinde im heiligen Sakramente geniessen lässt. Von der reichen Symbolik der Messe glaube ich in einem besondern Artikel handeln zu müssen, und gebe hier nur die Hauptunterschiede der christlichen Kirchen im Gebrauche des Sakraments.

Vorbereitung zum Genusse des Abendmahls ist die Beichte. Bei der Feier selbst werden in der katholischen und zum Theil auch noch in der lutherischen Kirche auf dem Altare Lichter angezündet, um an die abendliche Zeit der ersten Feier zu erinnern. In den frühern Zeiten begann die Feier mit der Darbringung von Opfern, die auf den Altar gelegt wurden (Augusti, Denkw. VIII. 243.). Früher gab der Priester auch [10] Jedem, dem er das Abendmahl ertheilte, den Friedenskuss. In der katholischen Kirche ist die Consecration der Hostie und des Weins, wodurch die Transsubstantiation bewirkt wird, von der Bekreuzigung begleitet. In der unirten preussischen Kirche blieb die Bekreuzigung, die Reformirten lassen sie ganz weg. Dann folgt in der katholischen Kirche die Erhebung und Anbetung des bereits verwandelten Heiligthums (elevatio und adoratio), wobei ein Glöckchen erklingt und alle Gläubigen auf die Kniee fallen. Diese Anbetung verwerfen die Protestanten, weil Luther die Verwandlung nur im Genusse selbst anerkennt, nicht vorher und nachher. Nach allgemeinem Gebrauche empfängt das männliche Geschlecht das Sakrament zuerst, das weibliche erst nachher; weshalb auch bei den hauptsächlich in Spanien üblichen Prozessionen, bei denen das Sakrament herumgetragen wird, die Männer vor, die Frauen hinter der Hostie gehen. Man empfängt das Sakrament knieend oder auch stehend, worin der Gebrauch wechselt. Das Brodt war ursprünglich einfaches Brodt, doch kam man überein, dass es Waizenbrodt und immer weiss seyn müsse. Das farbige und andere Getreidearten wurden davon ausgeschlossen. Die griechische Kirche behielt gemeines gesäuertes Brodt, die römische wählte ungesäuertes, weil Christus selbst nach altjüdischem Gebrauche ungesäuertes ausgetheilt haben musste. Die Griechen wollten aber so wenig als möglich mit den Juden gemein haben. Anfangs brach man das Brodt, und zwar in drei Theile, in deren Mitte man den Kelch stellte. Die Reformirten, die das gemeine Brodt wieder einführten, brachen es auch wieder. Die Katholiken behielten, als sie das Brodt in die kleine Form der Hostie verwandelt hatten, das Brechen derselben bei. Luther dagegen behielt zwar die Hostie, brach sie aber nicht mehr. – Der Wein wurde nach orientalischer Sitte immer mit Wasser gemischt; nur die Armenier und später auch Luther verwarfen das Wasser und nahmen reinen Wein. Die griechische Kirche dachte bei der Vermischung des Weins mit dem Wasser an die des Heilands mit der Gemeinde, und sah in den drei Bestandtheilen des Sakraments die Dreieinigkeit wiederholt. [11] In derselben Kirche wird das Brodt in den Wein getaucht, nachdem man denselben mit warmem Wasser vermischt hat, und in einem Löffel gereicht, worüber Luther in den Tischreden spottete. Der Wein musste roth seyn, um dem Blute zu gleichen. Nur die mailändische Kirche zog den weissen, als den reinern, vor (weil der lombardische rothe Wein schwarz wie Dinte ist). Den Protestanten kam es nicht auf die Farbe an. Karl der Grosse verbot im capitulare de villis das Keltern mit den Füssen, weil der Wein zum Abendmahle gebraucht werde.

Dass in der katholischen Kirche den Laien der Kelch mit dem Genusse des Blutes entzogen und den Priestern vorbehalten wurde, hängt mit der Einführung der priesterlichen Ehelosigkeit zusammen. Wer durch den Kelch in den Blutadel Christi aufgenommen war, musste jeder irdischen Blutsverwandtschaft entsagen. Bei der Austheilung des Weins an das ganze Volk kam man überdies leicht in die Gefahr, kostbare Tropfen zu verschütten und dadurch zu entweihen. Uebrigens gehört die Entziehung des Laienkelchs nur der Disciplin und nicht dem Dogma an.

Die exaltirte Phantasie und das sophistische Raffinement der christlichen Sekten führte zu den abscheulichsten Formen der Abendmahlsfeier. Während die Aquarii, Ketzer des 3ten Jahrhunderts, ihren nüchternen Verstand dadurch beurkunden wollten, dass sie Wasser anstatt Wein in den Kelch füllten (Irenaeus, haeres. V. 1. 3.), und die Hydrotheitae dies thaten, weil sie das Wasser für die Gottheit hielten und sich durch diese Wasserkur mit ihr vereinigen wollten (Augustin. haer. 75. Binterim, Denkw. IV. 2. 63.), liessen dagegen die gnostischen Ophiten die Oblation von der Schlange belecken, die sie als ein Symbol der göttlichen Kraft verehrten. Die Montanisten feierten mit dem Abendmahle zugleich die Wahl ihres Oberpriesters auf eine entsetzliche Weise. Sie zerstachen nämlich ein einjähriges Kind mit Nadeln und mengten das ausfliessende Blut mit Asche, woraus sie das heilige Brodt bucken. Starb das Kind, so verehrte man es als Martyrer; blieb es am Leben, [12] so wurde es der Oberpriester der Sekte. Die Katharisten und Euchiten gingen in ihren Ausschweifungen noch weiter. Görres, Mystik III. S. 40. Eben so die Valentinianer. Epiphanius, haeres. 26. und Irenaeus, haeres. I. 24. — Augustinus, haeres. 48, gedenkt der Artotyroiten (von ἄρτος und τύρος), die im Abendmahle Brodt und Käse genossen (als edelste Extrakte und Sinnbilder des Pflanzen- und Thierreichs). Die Jakobiten im Orient gebrauchen im Abendmahle Salz und Oel, ebenfalls als edelste Extrakte der Natur. Salz mit Brodt und Wein ohne Oel gebrauchen die Mingrelier nach Chardin, Reise I. 319.

Als freche Parodien des heiligen Abendmahls kommen in den Hexenprozessen häufig die Teufelsmessen vor. Auf dem Hexensabbath liest der Teufel Messe und erhält eine kohlschwarze Hostie (Görres, Mystik IV. 2. 284.), oder theilt eckelerregende Dinge statt Brodt und Wein aus. Soldan, Hexenwesen S. 225. — In der französischen Revolution wurde in den entweihten Kirchen das Abendmahl in Branntwein, den man in den Kelch schüttete, und in Würsten, die man auf die Patenen legte, ausgetheilt. Leo, Weltgeschichte V. 113.

In den Legenden begegnen uns eine Menge von Abendmahlswundern, die grossentheils auch auf den Kirchenbildern dargestellt sind. Die wichtigsten betreffen den Beweis der Transsubstantiation. Zweifler erblicken in der gebrochenen Hostie wirkliches Fleisch und Blut oder das Christkind, im vergossenen Abendmahlswein wirkliches Blut. Vgl. die Artikel Blut, Hostie. Ungewöhnliche Darstellungen des Abendmahls auf Kirchenbildern sind folgende. Christus selbst theilt das Abendmahl seinem Bruder Jakob (Kunstbl. 1838, S. 52.), ein andermal der heiligen Veronika aus. Acta SS. I. 925. Engel reichten das Abendmahl dem heiligen Bonaventura, Marcus Eremita, Paschalis, Secundus, der heiligen Agnes von Montepulciano und Eudoxia; Tauben dem heiligen Albert von Ogna und der heiligen Ida von Löwen. — Die heilige Aleydis schmeckte das Sakrament als eine unaussprechliche Süssigkeit. Görres, Mystik II. 88. Viele Heilige genossen gar keine irdische Speise, sondern nur das Sakrament. So Angela von Foligno, Columba [13] von Rieti, Dominica vom Paradiese, Katharina von Siena, Lidwina etc. Der heilige Lucian theilte das heilige Abendmahl seinen Mitgefangenen im Kerker auf seiner Brust aus, weil er keinen würdigeren Altar dazu fand. Als die Türken Constantinopel einnahmen, verschwand der in der Sophienkirche eben Messe lesende Priester mit dem heiligen Sakrament in die Mauer und soll erst wiederkehren, wenn die Türken vertrieben seyn werden. Hahn-Hahn, oriental. Briefe I. 218.

Als Gleichniss und alttestamentalisches Vorbild des heiligen Abendmahls gilt der Mannaregen und die Oeffnung der Quelle aus dem Felsen durch Moses in der Wüste. Ferner der Bienenstock im Löwenrachen aus der Geschichte des Simson. Boschius, der ihn in seine Sinnbilder aufgenommen, gibt die Inschrift dazu: Morte unius tot millia vivunt. Man hat auch das Hohelied hieher bezogen und in der Confirmation die Mannbarerklärung der Seele, im Sakrament des Altars die Hochzeit der Seele mit Christo erkannt. In diesem Sinne ist der Maler Eberhard noch weiter gegangen, und hat als Pendant zum Abendmahle die Heimsuchung gemalt, was so viel sagen will als: Christus soll im Abendmahle in uns gezeugt werden und wachsen. Kunstbl. 1838. Nr. 23.

Aus dem alten Testamente hat man ferner die Garben, welche Joseph im Traume gesehen, und die grosse Weintraube, welche Josua und Caleb aus dem gelobten Lande brachten, auf das Abendmahl bezogen. Vgl. Journal von und für Deutschland I. 432. Aehren und Trauben kommen in diesem Sinne schon auf den ältesten christlichen Gräbern in den römischen Katakomben vor. Vgl. Piper, Myth. I. 213. Aehren und Trauben von Engeln gebracht in S. Silvester, auf Monte Cavallo in Rom, desgleichen in Sevilla, in der Nicolaikirche in Leipzig etc. Fiorillo IV. 152. Besonders oft wurden Aehren und Trauben auf Monstranzen und bei den Ceremonien des Frohnleichnamsfestes angebracht. Auf einem alten Holzschnitt zu Polydorus Virgilius, Augsburg 1537. S. 3, steht Christus zwischen einem Kornfeld und einem Weinberge. Auf einem Bilde von Correggio steht das Christkind zwischen [14] Joseph, der Palmfrüchte bricht, und Maria, die Wasser schöpft. F. Schlegel, Werke VI. 31. Dahin gehört das schöne Gedicht von Calderon: Auto sacramental de las plantas. Die Pflanzen streiten um den Vorzug; da kommt die fremde Ceder und bringt das Kreuz als das kostbarste Gut; aber der neidische Dornstrauch schleicht sich hervor und zerkratzt das Kreuz. Aus diesem aber fliesst Blut, und die Aehren und der Weinstock eilen herbei, es aufzufangen. Das Kreuz strebt in die Luft empor und Aehre und Weinstock erhalten den Preis als die edelsten unter allen Pflanzen, weil sie die meiste Demuth geübt.

Sofern Christus mit einem Fische verglichen wurde (s. Fisch), und in der Fasten Fische statt Fleisch gegessen werden, nannte Julius Africanus Christum einen Fisch, von dessen Fleisch die ganze Christenheit während ihrer irdischen Fastenzeit, d. h. lebenslang, speise. In ähnlichem Sinne nennt man das Abendmahl Wegzehrung für Pilger, d. h. für Pilger, die durch die Erde zum Himmel wallen, z. B. in einer schönen Hymne des Thomas Aquinas. Königsfeld, lat. Hymnen 148. Daselbst heisst das Sakrament auch Speise der Engel. Jakob Böhme in seiner Aurora 6, 20, und Abendmahl 3, 2, sagt dagegen nur, wie Gott des Vaters Leib Wohnung der Engel, so sey des Sohnes Leib Wohnung der Menschen. In der heiligen Schrift selbst ist von einem „Abendmahle des grossen Gottes“ die Rede, zu welchem der Engel in der Sonne die Seligen einladet. Offenb. Joh. 19, 17. Dieses Abendmahl der Seligen in der Sonne scheint in Beziehung zu stehen zu dem Hochzeitsmahle aller Bräute Christi im Himmel.

In Bezug auf das Blut hat man die altgermanische Blutbruderschaft (geschlossen durch Mischung und gemeinschaftliches Trinken des eignen Blutes) auf das christliche Sakrament angewendet, und das letztere Blut des neuen Bundes genannt, kraft der im Abendmahle bewirkten Blutvermischung. Der heilige Bernhard aber nahm eine ebenfalls der deutschen Sitte entlehnte Belehnung der Christen mit dem Leibe und Blute ihres Herrn an, wodurch sie Vasallen des Himmels werden. Schröckh, Kirchengesch. 28, 53.

[15] Die heilige Hildegard sah in einer Vision das Sakrament des Altars personificirt in einer schönen Frau, die sich mit Christo am Kreuze vermählt, umgeben von Engeln und fünf Klassen von Menschen, die das Abendmahl empfangen, von den reinsten und engelähnlichen herab bis zu den unreinsten, in denen die Physiognomie des Teufels und die Verwesung des Todes ausgedrückt ist.

Das einfachste Symbol für das Abendmahl ist der Kelch, über dem die Hostie schwebt. Mit zwei Fackeln verbunden, war es das Zeichen der Tempelherren.