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Fisch,

Sinnbild des Christen, weil der Fisch im Wasser lebt und der Christ durch Wasser getauft ist. Tertullian, opp. ed. Migne III. p. 1140. Vincent. Bellov. spec. hist. 30, 78. Auf den ältesten christlichen Grabsteinen kommt sehr oft der Fisch vor als Kennzeichen, dass hier ein Christ begraben liege. Aringhi I. 306. 521. II. 12. 151. Boldetti p. 360. 366. 371. 409. 573. Der Christ soll sich vom Juden und Heiden so [287] unterscheiden, wie sich der Fisch von den übrigen Thieren unterscheidet, sofern der Fluch, der in der Sündfluth alle Thiere traf, nur die im Wasser lebenden Fische verschonte. Durandi, rat. offic. VI. 7. 22. Vgl. Richter, Ichthyotheologie S. 225. Aus demselben Grunde ist das Wasser geheiligt zur Taufe, und ist es erlaubt, in der Fastenzeit Fische zu essen, während das Fleisch aller andern Thiere verboten ist. Wenn Christus nach Matth. 4, 19, Mark. 1, 17. zu Petrus und Andreas sagt, indem er sie vom gemeinen Fischfang zum Apostelamt abruft: „Ich will euch zu Menschenfischern machen,“ so heisst das so viel, als: Ihr sollt die Menschen zum Christenthum bekehren. Wenn er nach Lukas 5, 2. 7. bewirkt, dass Petrus, der die ganze Nacht vergeblich gefischt hat, plötzlich das Netz übervoll bekommt, so weist auch dieses Gleichniss nur auf das rasche Anwachsen des Christenthums hin. Derselben Symbolik gehört die Vergleichung des Taufbeckens mit einem Fischbehälter (piscina) an. Vgl. noch Münter, christl. Sinnbilder I. 48 f.

Piper in seiner Mythologie I. 390. glaubt den Fisch nur überhaupt mit der menschlichen Seele vergleichen zu müssen, die einerseits zum Christenthum bekehrt, also gleichsam vom Apostel gefischt, andererseits aber auch von der Sünde verführt und gerade vom Christenthum abwendig gemacht werden kann. So wenigstens deutet er die Sirenenbilder mit einem Fisch in der Hand, die sich öfters in alten Kirchen vorfinden. Kreuser dagegen in seinem Kirchenbau, II. 46, hält das specifisch Christliche im Fischsymbol fest und glaubt daher in jenen Sirenen eine Allegorie nicht der Verführung zur Sünde, sondern der Wiedergeburt erkennen zu müssen. Ich theile die Ansicht des Letztern. Piper hält die mehrfach vorkommenden Doppelbilder, in denen eine ihr Kind säugende oder einen Fisch haltende Sirene einem menschenfressenden Krokodill entgegengesetzt wird (das erstere z. B. im grossen Münster zu Zürich, das andere im Schottenkloster in Regensburg), für „Lockung und Gewalt“, als wenn die Sirene mit List verführte, das Krokodil mit Gewalt verderbte. Allein [288] diese Bilder scheinen mir vielmehr einander entgegengesetzt, und sowohl das säugende Kind, als der Fisch in der Hand der Sirene die wiedergeborne Seele, die Erhebung in die Seligkeit zu bedeuten, während der Mensch im Rachen des Krokodils den Verdammten in der Hölle bezeichnet.

Ich glaube demnach, der Fisch hat nicht, wie Piper meint, eine gleichgültige Bedeutung als indifferente Seele, sondern er bedeutet immer nur die durch die Taufe oder Bekehrung gewonnene Seele. Dass aber auch der getaufte Christ wiederum in Sünde und Verdammniss fallen kann, versteht sich von selbst, daher das Ausscheiden der Gerechten und Ungerechten am Weltende Matth. 13, 48. mit dem Ausscheiden der lebendigen und der faulen Fische im Netz verglichen wird.

Christus selbst wird unter dem Sinnbild des Fisches dargestellt. Dazu kann beigetragen haben, dass schon die alten Juden ihren Messias gerade in einer Zeit erwarteten, wenn die Sonne im Zeichen der Fische stehen werde. Vgl. die Citate bei Sepp, Leben Jesu I. 27, 31. Das war das letzte Zeichen im Jahre, als man noch das Jahr zu Ostern im Zeichen des Widders zu beginnen pflegte. Der heilige Augustinus sah ein Vorbild Christi in dem Fische des Tobias, der Blinde heilte und Teufel austrieb; daher Raphael den Tobias malte, wie er dem Christkind den Fisch reicht (berühmtes Bild im Escurial). Julius Africanus verglich Christum mit dem Fisch, dessen Fleisch die ganze Welt nähre (Beziehung theils auf den Leviathan, dessen Fleisch nach einer jüdischen Fabel alle Juden speisen soll, theils auf die zwei Fische, mit denen Christus fünftausend Mann speiste, angewandt auf das heilige Abendmahl). Vgl. Münter, christl. Sinnbilder I. 51. Das tertium comparationis bei dieser Vergleichung des Heilands mit einem Fisch dürfte aber hauptsächlich wieder nur im reinen Element des Wassers zu suchen seyn.

Das Fischsymbol steht wahrscheinlich im Zusammenhange mit dem Dogma von der Sündenlosigkeit Jesu. Wenn man dagegen im griechischen Namen des Fisches ἰχϑὺς den [289] Sinn gelegen hat: Ἰησοῦς Χριστὸς Θεοῦ υἱὸς σωτήρ, so ist das nur ein Wortspiel, wie auch die Fischform des Nimbus nur als eine erlaubte Spielerei erscheint. Dahin gehört auch die Vergleichung der Gräten im Hechtkopf mit den Werkzeugen der Passion.

Der Fisch kommt, wie auf christlichen Gräbern, so auch sehr oft auf Taufbecken vor. Didron, icon. p. 353. Beides deutet auf Wiedergeburt und stimmt mit der obigen Erklärung des Sirenensymbols zusammen. Auf einem sehr alten christlichen Bilde in Afrika kommt der gute Hirt (Christus) mit den Schafen (Aposteln) vor, um eins der Schafe aber sind sieben Fische gruppirt. Didron, ic. p. 352. Das ist ein anschauliches Bild der Bekehrung zum Christenthum. – Das Sprichwort: „Er ist weder Fleisch noch Fisch,“ bezieht sich auf die Zweideutigen, die weder ganz heidnisch, noch ganz christlich sind. In der Karthause von Granada befindet sich ein Bild des Abendmahls, auf welchem statt des Lammes ein Fisch in der Schüssel liegt. In Legenden begegnet uns oft die Verwandlung des Fleisches in Fische, um die Heiligkeit der Fasten einzuprägen. Bei einem Kloster St. Leonhards stellten sich immer nur zur Fastenzeit Fische im Wasser ein, sonst nie. P. Abraham, Judas I. 318. Ehmals trug man im Beginn der Fasten feierlich einen Hering durch die Strassen, als Sinnbild des nun beginnenden Fischessens. Frank, Weltbuch S. 131.

Ehemals hing man in allen christlichen Kirchen einen Fisch an der Decke auf. Derselbe hatte Streifen an der Seite, angeblich von den Fingern des heiligen Christoph, welche dieser krampfhaft in den Fisch eingedrückt haben soll, als er das Christkind, dessen Last beständig wuchs, mühsam durch das Wasser trug.

Sehr eigenthümlich ist in dem speculo humanae salvationis aus Benediktbeuern in München ein Bild des keuschen Joseph, der unten in einen Fischleib endet, während die Versuchung [290] daneben als Schlange dargestellt ist. E. Förster, deutsche Kunst I. 197, will in dem Fischleibe Josephs nur die kalte Fischnatur der Keuschheit symbolisirt sehen, was nicht im Geist mittelalterlicher Symbolik gedacht ist. Der Fisch bedeutet auch hier nur die im reinen Element lebende Seele, und eignet sich zum Sinnbild für Joseph, weil dieser als Vorbild Christi galt.

Wenn die Menschen zu unvernünftig sind, um Fische in jenem symbolischen Sinne zu werden, so stellt ihnen die Legende gemeine Fische zum beschämenden Beispiele auf. Als die Menschen den heiligen Anton von Padua verlachten und seine Predigt nicht hören wollten, kamen die Fische in Menge an’s Ufer, um ihn zu hören. Vortrefflich geschildert in Pater Abrahams Judas I. 252. und in einem Volkslied in des Knaben Wunderhorn I. 357. Sehr sinnig ist auch der Glaube, dass vor dem Weltende die stummen Fische reden und die Sünde der Menschen beklagen werden.

In den Legenden kommen die Fische oft als fromme und dienstbare Thiere vor. Als der heilige Brandan über Meer fuhr und eine Messe las, kamen sie aus dem durchsichtigen Meere von allen Seiten heraus und hervor, und hörten andächtig zu. – Eben so umringten sie die heilige Ida von Löwen, wie sie am Wasser wusch, liebkosten sie und küssten ihre Finger. Görres, Mystik II. 225.

St. Meles bewies, als er unerlaubten Umgangs mit einem Weibe angeklagt war, seine Unschuld dadurch, dass er Fische auf trockenem Acker fing. Acta SS. 6. Februar.

Als der heilige Chrysogonus ertränkt worden war, trugen ihn die Fische an’s Land, damit er beerdigt werden konnte. – Der Sarg der heiligen Amalberga, der auf einem Schiff ohne Ruder fortschwamm, wurde von unzähligen Fischen begleitet. – Zu Messina hängt in einer Kirche ein getrockneter Fisch, derselbe, der einst auf Befehl der Mutter Gottes, zu welcher die Schiffer flehten, ein unzugängliches Leck im [291] Schiffe verstopfte. Gumppenberg, marian. Atlas I. 92. – Als St. Comgallus hungerte, brachte ihm ein Engel einen Fisch. Eben so dem St. Gualtherius in Neapel. Wenn Peter[WS 1] Gonzalez (St. Elmo) hungerte, kamen die Fische von selbst herbei, sich von ihm fangen und braten zu lassen.

Im Kloster St. Moritz in Savoien ist ein Weiher, in dem immer genau so viel Fische leben, als Mönche im Kloster. Soll ein Mönch sterben, so sieht man vorher einen todten Fisch auf dem Weiher schwimmen.

In der Legende verwandeln die Heiligen sehr oft zur Fastenzeit Fleisch, welches man ihnen aus Missverstand oder Bosheit vorsetzt, in Fische. So die Heiligen Colganus, Molva, Conradus Eremita, Silaus, Angelus etc. Vgl. Bagatta, admir. IV. 2. 5. Ohne zu wissen, dass es schon Freitag Morgen sey, gab der heilige Ulrich, Bischof von Augsburg, einem Boten ein Stück Fleisch mit; als dieser ihn aber boshaft deshalb verklagte, war das Fleisch in einen Fisch verwandelt, daher ein Fisch auf einem Buche liegend Attribut dieses heiligen Bischofs ist. – Ein Bösewicht wollte einen Geistlichen verleumden, that Fleisch in einen Sack und sagte, er habe es in der Fasten von dem Geistlichen erhalten. Als man aber den Sack öffnete, waren Fische darin.

Sehr alt und merkwürdig ist das Sinnbild des Fisches, der eine längst verlorne Sache wiederbringt. Es kommt auch bei den Indern vor: die berühmte Sakuntala findet ihren Ring im Bauch eines Fisches wieder. Bei den Griechen: Polykrates fand seinen Ring gleichfalls in eines Fisches Bauch wieder. Im jüdischen Talmud: Salomo fand auf gleiche Art seinen Zauberring wieder. Eisenmenger, entd. Judenth. I. 360. In der heiligen Schrift bringt der Fisch keine verlorne Sache, wohl aber den Zinsgroschen, dessen Christus gerade bedarf. Matth. 17, 24. Ein Fisch in den Gewässern Italiens, an dessen Halse noch die Eindrücke der Finger Petri erkennbar sind, soll von ihm abstammen. v. Martens, [292] Italien II. 366. In der spätern Legende sind es indess wieder verlorne und längst aufgegebene Sachen, die der Fisch auf wunderbare Weise wiederbringt. Der verlorne Ring des Evangelisten Markus wurde bei einem Fische gefunden und als grosses Heiligthum, ja als Sinnbild der Herrschaft über das Meer zu Venedig aufbewahrt. Der heilige Gregorius (auf dem Steine zubenannt) hatte unwissend seine eigne Mutter geheirathet und liess sich zur Sühne auf einem einsamen Felsen anschmieden, den Schlüssel zu seinen Fesseln aber in’s Meer werfen. So büsste er 17 Jahre lang. Da ward er zum Papst erwählt, und indem ihn die Boten suchten, fanden sie unterwegs in eines Fisches Bauch auch den Schlüssel zu seinen Ketten. – Bischof Benno von Meissen warf den Schlüssel zum Dom in die Elbe, als Heinrich IV. die Stadt eroberte. Später bei seiner Rückkehr fand man den Schlüssel im Bauch eines Fisches wieder. Aehnliche Fischwunder werden vom heiligen Arnoldus und vom heiligen Bischof Mauritius von Angers berichtet. Vgl. Tales of a Parrot, London 1801, p. 111. Caylus, contes orient. 1780. II. 57.

Ich füge hier noch eine interessante Volkssage an. Theodor, Bischof von Tyrus, befahl, als Kaiser Diocletian alles Brodt mit dem Blut geopferter Christenkinder hatte anfeuchten lassen, seiner Gemeinde, blos gestossene Körner zu essen und das blutige Brodt in’s Wasser zu werfen. Seitdem erst sollen die Fische rothes Blut bekommen haben. Arthur Schott, wallachische Märchen, 2te noch ungedruckte Sammlung.

Auf den ältesten christlichen Bildern, die noch unter dem Einfluss heidnischer Erinnerungen standen, ist der Fisch in der Hand eines Mannes oder auch eines Weibes Sinnbild des Meeres oder Wasserelementes, und findet sich gewöhnlich neben einem Weibe, an dem eine Schlange saugt, oder die eine Schlange in der Hand hält, dem Sinnbild der Erde.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: „Pater“