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Hostie,

Hostia (Schlachtopfer, Opferthier, Osterlamm), ist der figürliche Name für die Oblate (oblatus panis, das zum Geschenk in die Kirche gebrachte Brodt, welches allmählig zu einer runden Scheibe verkleinert wurde), sofern im Brodte des Abendmahls der Leib Christi verstanden und zugleich durch das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt und sich für [417] sie opfert, bezeichnet wird. Die runde Form des Brodtes stammt schon aus dem 4ten Jahrhundert. Die kleine Scheibenform der Oblaten wurde aber erst im 12ten allgemein. Hostie heisst sie erst als panis consecratus, sobald sie vom Priester geweiht ist. Der Stoff muss reines Waizenmehl seyn; ob auch andere Stoffe erlaubt seyen, darüber entstanden sehr unnütze scholastische Fragen und Streitigkeiten. Eine Hostie, in die etwas Unreines eingebacken war, konnte nicht geweiht werden. Die runde Form und Kleinheit empfiehlt sich durch Reinlichkeit und Handlichkeit; beim Brechen des grössern Brodtes fällt zu leicht etwas ab. Man presst auf die Hostie ein einfaches Kreuzeszeichen oder den Namen Christi. Vgl. Binterim, Denkw. IV. 2. 81. Förmliche Bildchen aufzupressen, scheint misslich, weil es zu leicht zur Spielerei führt. Die Hostie für das Messopfer ist grösser, als die für die Communion der Laien. Binterim a. a. O. 77. Vornehmen Laien ziemt eine solche Auszeichnung durch die Hostie nicht. Man hat sogar Legenden, wonach der Hochmuth eines Vornehmen, der eine grössere Hostie haben wollte, als das gemeine Volk, dem göttlichen Zorn anheimfiel, z. B. ein Ritter von Seefeld in Tyrol. Grimm, deutsche Sagen Nr. 355.

Obgleich die Hostie nur klein ist, stellt sie doch das ganze Brodt, den ganzen Leib dar, und soll daher gebrochen werden. Der ewige Leib theilt sich nicht blos Einem mit, sondern Allen. Daher das schöne Sinnbild vom zerbrochenen Spiegel, in dessen kleinstem Fragment sich doch das ganze Sonnenbild wiederholt, integer in fragmentis. Menetreji symb. 152. Nach dem sogenannten Mozarabicum, einem altspanischen Missale des heiligen Isidorus, brach der Priester die Hostie in zwei Stücke und das eine Stück wieder in fünf Theile nach den Hauptmomenten im Leben Jesu (corporatio, nativitas, circumcisio, apparitio, passio), das andere in vier Theile nach den Hauptmomenten der Verherrlichung (mors, resurrectio, gloria, regnum). Die Theilung der Hostie in fünf Stücke bezog später der heilige Thomas von Aquino auf die fünf Wunden Christi. [418] Bei der Messe ist die Erhebung der heiligste Moment. Sie wiederholt gleichsam die Auferstehung aus dem Grabe.

Der Hostie entspricht das Brodt und die Aehre, daher oft auf Sinnbildern die Aehre für den Leib, wie die Traube für das Blut gebraucht wird. — Wie der Leib Christi zur Hostie werden konnte, versinnbildlichte sich ein grober Humor, in dem vielleicht schon ketzerische Satyre verborgen liegt, in mehrfachen Bildern späterer Zeit. Auf einem alten Bild in Worms drehen die Apostel eine Handmühle, worein Christus geworfen wird und unten kommt die Hostie heraus. Berckenmeyer, Antiqu. I. 56. Ein ähnliches Bild zu Tribsees in Pommern. In Heilsbronn tritt Christus den Kelter und unten fallen Hostien heraus. Waagen, Kunstw. in Deutschland I. 316.

Die Legende kennt unzählige Hostienwunder. Zuerst solche, durch welche die Transsubstantiation oder wirkliche Verwandlung des Brodtes in den Leib und das Blut Christi bewiesen wurde. Dies geschah, indem die geweihte Hostie in der Hand des Priesters blutete. Papst Gregor der Grosse brach die Hostie und sie blutete, als ein Weib, weil es die Hostie gebacken hatte, an die Verwandlungsfähigkeit derselben nicht glauben wollte. Im Jahre 1264 wiederholte das nämliche Wunder Papst Urban IV. zu Bolsena, durch ein berühmtes Gemälde von Raphael verherrlicht. Dasselbe Wunder wiederholte St. Alexander von Hales, der mit Recht verlangte, man solle keine Hostie mehr geniessen, wenn sich die mystische Verwandlung den Sinnen offenbart habe, denn mit solchen ausserordentlichen Offenbarungen bezwecke Gott etwas Anderes, als mit dem gewöhnlichen Genuss des Abendmahls. — Zu Waldthüren, dem besuchten Wallfahrtsort im Würzburgischen, vergoss der Priester im Jahre 1330 einige Tropfen aus dem geweihten Kelch, und sogleich bildete sich auf dem Corporale aus jedem Wein- oder vielmehr Blutstropfen ein vollkommener Christuskopf. Journal von und für Deutschland I. 338. — Nach einer noch ältern Legende [419] ass einmal ein Judenknabe zufällig von den Resten des Abendmahls, sein Vater ward es inne und warf ihn in einen glühenden Ofen, aber der Knabe blieb im Feuer unversehrt. Evagrius IV. 36. — Zu Wilsnak wurde 1383 die Kirche durch einen Herrn von Bülow in Brand gesteckt, aber auf dem allein stehen gebliebenen Altar eine blutende Hostie unversehrt gefunden, zu der man seitdem wallfahrtete. Gieseler, Kirchengesch. II. 4. 330. Temme, Sagen d. Altmark S. 104. Eine andere blutende Hostie wurde zu Zehdenik verehrt, die von einem bösen Weibe in den Keller begraben wurde, aber aus der Erde heraus blutete. Temme S. 103.

Oft wird auch in der Hostie während der Wandlung die kleine Figur des Christkindes erblickt. So vom Sachsenherzog Wittekind, was ihn bewog, an Christum zu glauben. Grimm, deutsche Sag. Nr. 448. Mehrere Beispiele s. in Görres' Mystik II. 104. Johanna Metles konnte daran die geweihten Hostien von den ungeweihten unterscheiden, daselbst 120. Angela von Foligno sah in der Hostie ein Kind, ein Crucifix, ein Paar grosse Augen. Zu Douay in Flandern sah man in derselben Hostie Vielerlei, der Eine ein Kind, der Andere ein Crucifix etc. zugleich, daselbst 107. Nieremberg, hist. nat. 392. Maria von Oignies sah am Christfest in der Hostie ein Kind, in den folgenden Jahresfesten aber einen Knaben, Jüngling und Mann, so dass sich des Heilands ganzes Leben in der Hostie spiegelte. Daselbst S. 106. Eben so noch in neuerer Zeit das Fräulein von Mörl in Tyrol, Ennemoser, Magnetismus S. 163. Weiber fanden auf einer Wiese, wo Hostien ausgeschüttet worden waren, ein Gewimmel von schönen kleinen Kindern. Pater Abraham, Judas II. 350. Derselbe Pater Abraham, II. 362, erzählt von einem Christkindlein in der Hostie, das sich gesträubt habe, in den Mund eines Gottlosen einzugehen. Eine so unwürdige und widerwärtige Vorstellungsweise beweist, wie gut der Rath des Alexander von Hales war. — Ida von Nivelle sah in der Hostie eine Sonne, aus der sieben Strahlen in ihr Herz drangen. Görres, Mystik II. 242. [420] Oft wird die Hostie von Thieren angebetet, wenn der Mensch sich dessen weigert, um die Letzteren desto tiefer zu beschämen. Als ein Ungläubiger die Transsubstantiation leugnete, weihte der heilige Antonius von Padua eine Hostie und sogleich kniete ein Pferd vor derselben nieder.

Gar lieblich sind die kleinen Legenden von geraubten und weggeworfenen Hostien, die von unvernünftigen Thieren angebetet werden, zur Beschämung der Menschen. Nach Cäsarius von Heisterbach IX. 7. stiessen Stiere am Pflug auf eine in's Feld weggeworfene Hostie und knieten augenblicklich vor derselben nieder. Nach Pater Abraham, Judas II, wurde eine mitten im Winter in den Schnee geworfene Hostie vom kleinen Zaunköniglein verehrt. Nach Murer, Helvetia sancta S. 349, verehrten sogar einmal Schweine die in Nesseln geworfene Hostie, zu Ettiswyl. Dasselbe berichtet auch Corneri chron. ad annum 999 bei Eccard, script. rer. Germ. II. 556. Auch ein Esel kniete vor einer weggeworfenen Hostie, Wolf, deutsche Märchen Nr. 173. Ein Pferd, Pauli, Schimpf und Ernst Nr. 516.

Eine Hostie fällt in einen hohlen und abgestorbenen Baum, sogleich grünt und blüht er. Eine fällt auf einen Stein und drückt ihr Bild gleich in ihm ab. Pater Abraham, Judas II. 148. Eine war ein Jahr lang in einem Kasten eingeschlossen, als sie plötzlich zwischen vielen goldnen Aehren daraus hervorwuchs. Silbert, Legenden I. 294.

Anna Vögtley, eine Zauberin, sammelte in der Schlucht von Pfeffers um Mitternacht Zauberkräuter und musste sich dazu einer magischen Kerze bedienen. Um den Zauber noch kräftiger zu machen, brauchte sie eine Hostie und raubte dieselbe. Allein nun umgab sie in der Wildniss des Gebirges eine solche Menge von höhnenden Teufelslarven, dass sie aus Angst die Hostie wegwarf in die Dornen. Sogleich blühte aus den Dornen eine silberne hellleuchtende Rose als Monstranz um die Hostie; Hirten fanden sie und man baute darüber die Capelle von Ettiswyl. Gedicht von Justinus Kerner. [421] Eine gestohlene Hostie wurde in einen Bienenstock geworfen, da bauten ihr die Bienen aus Wachs eine prächtige Monstranz, theilten sich in zwei Chöre und sangen ihr zu Ehren. Thomas Cantiprat. II. 40. Dasselbe thaten die Bienen, als eine geizige Frau, um den Honig zu vermehren, eine Hostie in ihren Stock warf. Caesarius Heisterb. IX. 8. Montanus, Vorzeit von Cleve II. 191 (besungen in neuern Romanzen von Castelli und Victor Strauss). Als ein geiziger Bauer eben so verfuhr, bauten die Bienen der Hostie eine ganze kleine Kirche von Wachs und stellten sie auf den Altar, den Bauer aber stachen sie halb todt. Vincent. Bellov. specul. morale II. 21. 3. Um eine in ein Kornfeld zwischen drei Aehren geworfene Hostie bauten die Bienen eine schöne Monstranz, Stöber, Elsäss. Sagenbuch S. 86. Auch in Lübeck formten einmal die Bienen um eine verlorne Hostie eine wächserne Monstranz, Asmus, Lübecks Volkss. S. 64.

Dem Herzog Karl von Würtemberg wurde einmal eine Hostie gebracht, die in einer Holzkohle noch wohl erhalten gefunden worden war, und die sich schon vor dem Brennen zu Kohlen im Stamme des Buchenholzes befunden haben musste. Es erschien darüber ein eignes Werk: Pragmatische Geschichte einer Hostia etc. Konstanz, bei Wagner, 1789.

Eine Hostie, die in Polen in einen Sumpf geworfen worden war, schwebte leuchtend darüber. Kasimir II. baute hier eine Kirche. Cromerus 18.

Arkenbald von Burde lag schwer erkrankt, als er ein weibliches Klagegeschrei hörte und erfuhr, sein Neffe habe eine Frau entehren wollen. Er liess den Neffen vor sich kommen und erstach ihn mit eigner Hand. Für diesen Mord versagte ihm nachher der Priester das Abendmahl; allein indem der Priester sich zur Thüre wandte, flog die Hostie von selbst aus seiner Büchse dem Sterbenden in den Mund, zum Beweise, dass Gott an seiner Strenge Wohlgefallen gehabt. Caesar. Heisterb. IX. 38.

Zu einem Jäger, der sich auf den Felsen bei Tristach verstiegen hatte und der oben sterben musste, flog die Hostie [422] aus des tief unten stehenden Priesters Hand von selber hoch hinauf in seinen Mund. Beda Weber, Tirol II. 169.

B. Imelda, aus dem reichen Hause Lamberti in Bologna, war noch zu jung, als dass sie das heilige Abendmahl hätte ansprechen können, sehnte sich aber so sehr darnach auf ihrem Krankenlager, dass eine Hostie vom Himmel selbst herabschwebte, die sie wonnevoll empfing und darauf selig starb. 12. Mai 1333. Der seligen Veronica brachte eine Taube die Hostie. Görres, Mystik II. 124. Giuliana Falconieri empfing sie von aussen her mitten durch's Herz, daselbst 125.

Ueber dem heiligen Martin schwebte die Hostie unter der Messe empor und strahlte über seinem Haupte gleich einer Sonne. Berühmtes Bild von Lesueur in Paris. Eine gestohlene Hostie flog aus dem Ranzen des Diebes fernhin zum Bischof, der sie in einem Kelch auffing. P. Abraham, Judas II. 342. Millin, Savoien I. 210.

Dem heiligen Lupus fiel während des Sakraments ein Edelstein vom Himmel in den Kelch. Surius zum 1. September. Der heilige Satyrus rettete sich im Wasser durch ein Stückchen geweihten Brodtes, das ihn nicht untersinken liess. Ambrosius, orat. de obitu Satyri §. 43. Boethius soll nach seiner Enthauptung seinen Kopf noch in eine Kirche getragen und daselbst das Abendmahl empfangen haben. Millin, Savoien II. 41.

In Beda Webers Tirol II. 170. wird erzählt, wie der Geist eines Verstorbenen, dem der Priester auf seine Bitte das Sakrament zu bringen versäumt, ihm, als er zu spät kam, entgegengekommen sey und ihn in Stücke zerrissen habe.

St. Eudoxia von Heliopolis war eine schöne öffentliche Dirne, die sich plötzlich bekehrte, als sie einen christlichen Mönch zum erstenmal feierlich singen hörte. Ihre alten Liebhaber wollten nicht an ihre Bekehrung glauben, und einer schlich sich, als Mönch verkleidet, zu ihr; aber sie tödtete ihn mit einem einzigen Blicke. Als sie vor Gericht gezogen, zur Marter geführt und nackt ausgezogen wurde, verwandelte [423] sich das Sakrament, das sie in ihren Kleidern getragen, in Feuer und verzehrte nicht nur ihre Kleider, sondern auch den Richter und die Henker. Zur Zeit Trajans, 1. März.

Ein Bäckerknecht in Wien, der gottlos gelebt, hoffte sich vor dem Teufel nach dem Tode zu schützen, indem er vor seinem Ableben in sieben verschiedenen Kirchen das Abendmahl nahm. Aber in der Nacht nach seinem Begräbniss kamen schwarze Männer zu zwei Priestern, hiessen den Einen sein Ciborium mitnehmen und führten sie zur Gruft. Da stand der todte Bäckerknecht aufgerichtet da, und indem der Priester ihm das Ciborium vor den Mund halten musste, flogen sieben Hostien wohlerhalten aus dem Munde in das heilige Gefäss. Darauf begleiteten die schwarzen Männer die beiden Priester ehrerbietig zurück. Als die Letztern aber heimeilten, hörten sie hinter sich ein furchtbares Krachen und fanden am andern Tage die Gruft leer. Jene schwarzen Männer waren Teufel gewesen. Unterredungen aus d. Reich d. Geister II. 261.

Ueber Wunder, Heilungen, Rettungen, die durch die Hostie, als ob es durch Christum selbst geschehen wäre, vollbracht worden, vergl. Vincent. Bellov. spec. hist. 22, 98 f. Ueber die ruchlosen Zaubereien, zu denen die Hostie die ihr inwohnende göttliche Kraft für teuflische Zwecke herleihen sollte, vergl. Görres, Mystik III. 625. Wolf, niederländ. Sagen 367. Cardanus, von wunderb. Sachen 1559, S. 926.