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Marschalkenzimmern,

Gemeinde III. Kl. mit 795 Einw. wor. 5 Kath. – Ev. Pfarrei; die Katholiken sind nach Hochmössingen, OA. Oberndorf, eingepfarrt.

Auf der Hochebene zwischen den Thälern des Neckars und des Heimbachs hat der Ort eine freie, hohe Lage, die eine sehr weitgedehnte Aussicht an die Alp und über einen Theil des Schwarzwaldes erlaubt. Der große, etwas weitläufig angelegte Ort hat neben stattlichen Bauernwohnungen viele minder ansehnliche Häuser und mittelgut erhaltene Ortsstraßen. Seinem ursprünglichen Namen Zimmern wurde, zur Unterscheidung von andern Dörfern gleicher Benennung „Marschalken“ vorgesetzt.

Die Pfarrkirche, welche Eigenthum der Stiftungspflege ist, wurde den 20.–22. September 1634 von einem Streifcorps nebst Pfarrhaus, Schulhaus und mehreren andern Gebäuden theilweise niedergebrannt und später 1712 u. ff. in einem einfachen Style, jedoch ziemlich geräumig und hell wieder aufgebaut. Über dem spitzbogigen Eingang an der westlichen Giebelseite steht die Jahrszahl 1512; auch ist oben an dem Giebel noch eine alte Rosette eingemauert. Über dem Eingang an der Südseite steht: renovirt 1785. Das Innere des Langhauses enthält, außer einem gut gearbeiteten Bild des Gekreuzigten und einem im spät germanischen Styl ausgeführten Taufstein, nichts Bemerkenswerthes. Von dem Langhaus führt ein runder Triumphbogen in den mit einem Kreuzgewölbe gedeckten Chor. Auf der vorderen Giebelseite sitzt ein hölzerner, mit Blech beschlagenem Zeltdach gedeckter Dachreiter, der drei Glocken enthält, welche sämmtlich in Ludwigsburg, eine 1767 von Christian Ludwig Neubert, die andern 1831 und 1835 von Ludwig Neubert gegossen wurde.

Der Ort, in welchem gleich nach seiner Vereinigung mit Württemberg (1598) die lutherische Lehre eingeführt wurde, hatte anfänglich wirkliche Pfarrer. In Folge des 30jährigen Krieges wurde seit 1635 die zeitweilig auf ein Paar Duzend Seelen herabgeschmolzene Einwohnerschaft zuerst von Fürnsaal in den letzten Zeiten dieses Kriegs und darauf noch bis 1682 von Dornhan aus pastorirt. Im letzteren Jahre erhielt Marschalkenzimmern einen Pfarrvicar, bis im Jahr 1739 der Ort wieder zu einer wirklichen Pfarrei erhoben wurde.

Das gut erhaltene, freundliche, im Jahr 1845–46 massiv erbaute| Pfarrhaus ist Eigenthum des Staats. Es steht auf der Stelle des früheren Pfarrhauses, das ursprünglich Graf von Grävenitz zu einer Sommerwohnung im Jahr 1722 erbaute, aber nicht vollendete, und das erst im folgenden Jahrzehent zur Pfarrwohnung eingerichtet worden war. Früher, seit 1682 hatten die Vicarii perpetui in der längst abgebrochenen alten Burg (s. u.) gewohnt. Die Pfarrei besitzt eine von der Herzogin Franziska gestiftete Bibliothek, welche auf 200 Bände angewachsen ist.

Der mit einer Mauer umgebene Begräbnißplatz liegt um die Kirche.

Das minder ansehnliche Schulhaus wurde im Jahr 1805 von der Gemeinde erkauft und in den Jahren 1825 und 1844 vergrößert; es enthält außer zwei Lehrzimmern die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Eine Industrieschule ist vorhanden.

Das im Jahr 1837, auf der Stelle der vormaligen Pfarrscheune erbaute Rathhaus befindet sich in gutem Zustande.

Der Ort bezieht sein Wasser nur aus Cisternen, die in heißen Sommern austrocknen, so daß alsdann das Wasser auf große Entfernungen herbeigeholt werden muß; auf den Fall der Feuersgefahr und zum Pferdeschwemmen sind einige kleine Wetten im Ort angelegt.

Durch den Ort führt die von Alpirsbach herkommende Poststraße nach der 2 Stunden nordöstlich gelegenen Oberamtsstadt; überdieß ist eine Vicinalstraße nach Hochmössingen angelegt.

Zu Marschalkenzimmern, wo sein Vater Pfarrer war, wurde geboren den 16. Merz 1734 Georg Friedrich (v.) Griesinger, ein Zögling der württembergischen Seminarien, 1766 Diaconus in Stuttgart, 1783 Stadtpfarrer zu St. Leonhard allda, 1786 Consistorialrath, 1791 Prälat von St. Georgen. Vieljähriges Mitglied des Consistoriums wirkte er viel für die Verbesserung des Kirchen- und Schulwesens; das Gesangbuch von 1790 ist sein Werk. Im Jahre 1822 in den Ruhestand versetzt, starb er, über 94 Jahre alt, den 27. April 1828 zu Stuttgart.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe, mit Ausnahme von zwei Schildwirthschaften, einer Ziegelhütte und einem Krämer, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen. In den Vermögensumständen, welche noch vor 30–40 Jahren zu den günstigsten der Umgegend gehörten, sind die Einwohner in Folge der zunehmenden Bevölkerung, der Vertheilung der größeren Hofgüter, der Hofmetzgerei etc. etwas zurückgekommen und die Zahl der| Wohlhabenden hat sich vermindert. Der wohlhabendste Bürger besitzt 70 Morgen Felder und 10 Morgen Waldungen, der sog. Mittelmann 25–30 Morgen Felder und 5–6 Morgen Waldungen und die minder Bemittelten besitzen theils nur 1–2 Morgen, theils gar kein Grundeigenthum.

Vor Zeiten bestunden hier nur das Schloßgut und 9 Bauernlehen. Von den letztern wurde eines am Ende des 16. Jahrhunderts zum Schloßgut gekauft[1]; seitdem waren nur noch acht derselben im Orte, von denen bis auf neuere Zeiten ohne höhere Genehmigung und starke Lehenstaxen nichts vertheilt werden durfte, welche aber jetzt alle mehr oder minder zerstückt sind.

Die meist eben gelegene Feldmarkung hat im Allgemeinen einen mittel ergiebigen, düngerbedürftigen Boden, der theils schwer, theils leicht genannt werden darf; vorherrschend sind die Zersetzungen des Hauptmuschelkalks, während die der Lettenkohlengruppe (Lettenkohlendolomit), welche einen leichten, sandigen Boden liefern, untergeordnet sind. Einige Steinbrüche im Lettenkohlensandstein sind in neuerer Zeit abgegangen.

In Folge der hohen Lage ist die Luft trocken, rauh und meist bewegt, nicht selten stürmisch, daher auch feinere Gewächse nicht mehr gedeihen. Frühling und Ernte treten um 2–3 Wochen später ein als im Unterlande. Hagelschlag ist seit 60 Jahren nur 3mal theilweise und 1mal vollständig vorgekommen, indem das 1/4 Stunde westlich gelegene „Burgöscher Wäldle“, eine Wetterscheide bildet.

Die Landwirthschaft wird im Allgemeinen gut betrieben und verbesserte Ackergeräthe, wie z. B. der Schwärzische Pflug, haben Eingang gefunden, übrigens wird der deutsche Pflug zuweilen noch angewendet; auch die Düngerstätten sind ziemlich zweckmäßig angelegt und auf die Gewinnung der Jauche ist man in neuerer Zeit sehr bedacht. Die Winterfrucht wird geschnitten, die Sommerfrucht gemäht.

In dreizelglicher Flureintheilung baut man die gewöhnlichen Cerealien, und in der zu 1/3 angeblümten Brache Kartoffeln, dreibl. Klee, Erbsen, Linsen, Rüben, Reps etc. Auf den Morgen werden 10 Simri Dinkel, 4 Sri. Roggen, 6 Sri. Haber, 4 Sri. Gerste ausgesäet und der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 6–7 Scheffel Dinkel, 3 Scheffel Roggen, 4 Scheffel Haber und 3 Scheffel Gerste angegeben. Die höchsten Preise eines Morgens| Acker betragen 400 fl., die mittleren 150 fl. und der geringsten 50–75 fl. Über den eigenen Bedarf können jährlich etwa 600 Schffl. Dinkel und 200 Schffl. Haber nach Außen verkauft werden. Der Absatz der Früchte geht vorzugsweise in das Großherzogthum Baden.

Natürliche Wiesen, namentlich Wässerwiesen, sind keine vorhanden, sondern nur künstlich angelegte, sog. Mähfelder, wozu die besten Äcker im Preis zu 300–400 fl. per Morgen verwendet werden; sie sind zweimähdig und ein Morgen erträgt etwa 28 Ctr. Futter.

Die Obstzucht ist nicht ausgedehnt und beschäftigt sich nur mit spätblühenden Mostsorten; einer größeren Ausdehnung wirken hauptsächlich die häufigen Stürme entgegen. Eine kleine Baumschule ist vorhanden, aus ihr, besonders aber auch von Händler werden die Jungstämme bezogen. Das Obst reicht nicht einmal für den eigenen Bedarf.

Die Pferdezucht ist nicht unbedeutend und es werden nicht nur ziemlich viele Pferde nachgezogen, sondern auch verkauft; man züchtet hauptsächlich eine starkknochige Race von mittlerer Größe und die Mutterstuten kommen auf die Beschälplatte nach Sulz zur Bedeckung.

Die Rindviehzucht, welche sich vorzugsweise mit einer schäckigen Landrace beschäftigt, wird ziemlich gut betrieben und durch 2–3 Farren, die ein Bürger Namens der Gemeinde hält, unterhalten. Die Stallfütterung ist eingeführt und nur im Herbst kommt das Vieh noch auf die abgemähten Wiesen. Einer vollkommneren Viehzucht steht hauptsächlich das starke Anspannen vor die Pflüge im Wege. Der Handel mit Vieh ist nicht beträchtlich.

Schafe werden meist von den Bürgern in geringer Ausdehnung gehalten, zuweilen verpachtet man auch die Schafweide an einen fremden Schäfer, was alsdann der Gemeindekasse 100–110 fl. jährlich einträgt. Der Pfercherlös belauft sich jährlich auf etwa 120 fl.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen werden in fruchtbaren Jahren viele Ferkel, meist bayerische und badische aufgekauft und theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf gemästet.

Die Zucht des Geflügels und der Ziegen ist ganz unbedeutend.

Die Bienenzucht ist nicht sehr ausgedehnt, indem derselben die hohe, den Stürmen ausgesetzte Lage entgegenwirkt.

Die Gemeinde besitzt 50–60 Morgen Waldungen, die zwanzig Klafter jährlich ertragen, welche meist für Heizung der Schule und des Rathhauses verwendet werden.

Ein Schulfond von 250 fl. ist vorhanden.

In der Nähe des Pfarrhauses stand die Burg, die im Jahr 1767| abgebrochen wurde und von der gegenwärtig nur noch unbedeutende Spuren des Walls und Burggrabens sichtbar sind; die Stelle der ehemaligen Burg wird der Schloßplatz und eine hinter demselben führende Ortsstraße „hinter der Burg“ genannt. Im Hofraume ist eine noch jetzt benützte Cisterne. Zu dem Schloß gehörten 1695/8 Mrg., 12 Ruthen Waldungen und 165 Mrg. 11/2 Viertl. 83/4 Ruthen Felder; das ehemalige Schloßgut ist nun Eigenthum des Staats, der es bis 1767 an einen einzigen, darauf bald an vier bald an acht Pächter verlieh, seit 1799 aber stückweise verpachtet. Dem Schloß gegenüber stand der sog. Neuebau, welcher 1634 abbrannte. Auf der Markung befinden sich viele Erdfälle, von denen die sog. Schelmengrube, in der nach der Sage Bergbau getrieben wurde, der bedeutendste ist.

1

Marschalkenzimmern gehörte den Grafen v. Lupfen; Graf Hans von Lupfen belehnte den 17. Merz 1390 mit Burg und Dorf Marschalkenzimmern (jetzt schon so geschrieben) Volkarten von Ow, welchem Jörg von Gippich (Stammburg bei Wolfach) im Jahre 1396 das halbe Schloß und Dorf Marschalkenzimmern und 1399 den hiesigen Kirchensatz abkaufte. Genannter von Lupfen belehnte im Jahre 1405 den letzteren, Graf Eberhard von Lupfen im Jahr 1438 Jörgs Söhne, Dietrich und Jörg. Albrecht, Jörgs d. ä. Enkel, wies mit Heinrichs von Lupfen Erlaubniß seine Gattin darauf an. Albrechts Schwester Anastasia war mit Burkhard v. Reckenbach verheirathet und brachte ihm 1/4 Burg, Kirchensatz und Dorf Marschalkenzimmern zu, womit Heinrich von Lupfen 1461 in ihrem Namen ihren Sohn Hans von Reckenbach belehnte; dieser und sein Bruder Georg von Reckenbach kauften 1465 mit Bewilligung Graf Heinrichs von Lupfen den übrigen und Haupttheil des Schlosses und Dorfes von Diepold von Gippich und wurden 1473, nachdem Diepold auf die anfangs vorbehaltene Wiederlosung verzichtet hatte, von Graf Sigmund von Lupfen damit belehnt. Sofort diente Marschalkenzimmern ein paar Generationen den Herren von Reckenbach zum Sitz. Jakob von Reckenbach, welcher den 19. Febr. 1584 den Reckenbach’schen Mannsstamm beschloß (Grabstein in der Kirchhofscapelle zu Oberndorf), veräußerte 1551 Marschalkenzimmern Schloß und Dorf mit Zugehörungen sammt der Caplanei zu Weiden für 8300 fl. an Wilhelm von Graveneck, Hofrichter zu Rottweil, welcher von Heinrich dem letzten Grafen von Lupfen († 1582) im Jahre 1563 damit belehnt wurde und sich „von M.“ schrieb. Nach des Grafen Tode kam die Oberlehensherrschaft an den Reichsmarschall Konrad von| Pappenheim († 1603), welcher auf eine, vom deutschen Kaiser ertheilte Anwartschaft für die lupfische Landgrafschaft Stühlingen und als Zugehörung derselben auch Marschalkenzimmern in Besitz nahm. Dieser ertheilte seine Zustimmung, als Ferdinand von Graveneck (Wilhelms Sohn), welcher am 12. Dec. 1590 von K. Rudolf II. mit dem hiesigen Blutbann belehnt worden war, Marschalkenzimmern mit Schloß, Kirchensatz, hohem und niederem Gericht, dem Patronat der Kapelle zu Weiden und einer Mühle zu Oberndorf den 8. April 1598 an Herzog Friedrich von Württemberg um 37.000 fl. verkaufte (Sattler, Herz. 5, 217), worauf der Ort durch den Landtagsabschied vom 25. Januar 1605 dem Lande incorporirt wurde (Landesgrundverfassung 322). Herzog Johann Friedrich von Württemberg, der Sohn und Nachfolger Herzog Friedrichs, empfing 1608 das Lehen über M. von dem Landgrafen Maximilian von Stühlingen, Sohn obigen Konrads von Pappenheim und vergabte es wieder als Afterlehen. Er verlieh es den 8. Mai 1613 seinem Rath- und Stallmeister Ludwig Friedrich von Anweil († 1646 als Hofrichter, auch Obervogt zu Tübingen, Herrenberg und Sulz), nämlich Dorf und Schloß M. nebst den zugehörigen Höfen Butschhof, Wenthof und Bruderhaus als rechtes Mannlehen, übrigens mit Vorbehalt der pfarrlichen, landesherrlichen und Malefiz-Obrigkeit, deren Handhabung in diesen Orten dem Vogtamte in Sulz übertragen wurde. Die Gefälle jener Höfe hatte bisher die Kellerei in Sulz bezogen. Auf sein Ansuchen erhielt der Stallmeister am 24. Juli 1615 auch das hohe und Blutgericht in M., nicht aber in den zugehörigen Höfen. Unter den Bedingungen bei dieser Belehnung war auch diese, daß die Besteurung von M. in Verbindung mit dem Ämtchen Dornhan der württembergischen Landschaft vorbehalten blieb. Hingegen erhielten die von Anweil mit den Lehen auch Zinsbriefe und anderweitige Vergünstigung. Mitbelehnt mit Ludwig Friedrich wurde auch dessen Bruder Hans Albrecht, welcher seinen Sitz zu Mötzingen im Gäu hatte, desselben wird aber sonst nicht weiter bei Marschalkenzimmern gedacht. Nicht lange nach dem Übergang an die Anweil’sche Familie wurde M. ein Marktflecken. Es kamen aber jetzt bald über es die Drangsale des 30jährigen Krieges, besonders im Spätjahr 1634, als – gegen Ende Sept. – viele Gebäude eingeäschert wurden und große Verödung erfolgte. Die Anweil’sche Herrschaft währte nicht ganz 51 Jahre, indem der Sohn obigen Ludwig Friedrichs, Eberhard Friedrich von Anweil den 17. Merz 1664, der letzte seines Mannsstammes, verschied. Sofort ließ Herzog Eberhard III. die| Huldigung im eröffneten Lehen einnehmen vom Jahre 1665 an aber solches zum Kammerschreibereigut ziehen. Am 3. Oct. 1710 belehnte Herzog Eberhard Ludwig mit diesem Kammergut nebst der Burg Albeck und dem Schloßgut Burgösch als einem Afterlehen, gegen die Summe von 8000 fl., seinen Oberhofmarschall den Graf Friedrich Wilhelm von Grävenitz, behielt sich jedoch vor – die Episcopal- und Malefiz-Jurisdiction, hohe Jagd, das Jus armorum und andere Regalien; im J. 1733 wurde das Lehen wieder eingezogen. Sofort hatte bis 1807 die Kammerschreiberei eigenthümlich das Schloßgut, die Waldungen, den großen und kleinen, auch den Heu- und Blutzehnten, die hohe und niedere Jurisdiction und jährliche Gülten und Gefälle; die Herrschaft Württemberg aber Steuern, Zoll und Accis.

Die Oberlehensherrlichkeit aber hatte sich von obigem Landgrafen Maximilian von Stühlingen († 1639) auf dessen Tochtermann Friedrich Rudolf Grafen von Fürstenberg, Landgrafen von Stühlingen, vererbt und verblieb sofort dem Hause Fürstenberg bis in das gegenwärtige Jahrhundert herein.

Der Ritterkanton Neckarschwarzwald aber machte lange noch Ansprüche auf die Collectation in M. und entsagte denselben völlig erst durch den Vertrag vom 30. Okt. 1769.

Im Jahre 1807 wurde Marschalkenzimmern gleich vielen andern Kammerschreibereiorten von der Hof- und Domänenkammer an die Finanzkammer abgegeben. Hiemit nahm nicht nur die Schloßverwaltung eine Nebenstelle der Vogtei, Oberamtei Sulz ein Ende, sondern auch das Stabsgericht über die Höfe Burgösch, Ramstein, Butschhof, Wenthof und Bruderhaus, wovon die vier letzteren dem Oberamt Rottweil einverleibt wurden. Von 1613–1664 und von 1710–1734 waren eigene Vögte der adelichen Lehensbesitzer im Ort aufgestellt gewesen. Auch während letzteres der Fall war, stund M. dennoch unter der Aufsicht eines benachbarten württembergischen Vogtes, so namentlich im 17. Jahrhundert unter der des Vogts in Dornhan, bis diesem den 12. April 1665 nach erfolgtem Heimfall des Lehens die Beamtenstelle über M. selbst übertragen wurde.

In katholischen Zeiten ging nach M. eine starke Wallfahrt.

Ein Brandunglück vom 3. April 1726 zerstörte 14 Häuser.


  1. Ein Stück desselben „der gemeine Bühl“ wurde 1833 von der königl. Finanzkammer an die Bürgerschaft verkauft.
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