Pfarrhaus ist Eigenthum des Staats. Es steht auf der Stelle des früheren Pfarrhauses, das ursprünglich Graf von Grävenitz zu einer Sommerwohnung im Jahr 1722 erbaute, aber nicht vollendete, und das erst im folgenden Jahrzehent zur Pfarrwohnung eingerichtet worden war. Früher, seit 1682 hatten die Vicarii perpetui in der längst abgebrochenen alten Burg (s. u.) gewohnt. Die Pfarrei besitzt eine von der Herzogin Franziska gestiftete Bibliothek, welche auf 200 Bände angewachsen ist.
Der mit einer Mauer umgebene Begräbnißplatz liegt um die Kirche.
Das minder ansehnliche Schulhaus wurde im Jahr 1805 von der Gemeinde erkauft und in den Jahren 1825 und 1844 vergrößert; es enthält außer zwei Lehrzimmern die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Eine Industrieschule ist vorhanden.
Das im Jahr 1837, auf der Stelle der vormaligen Pfarrscheune erbaute Rathhaus befindet sich in gutem Zustande.
Der Ort bezieht sein Wasser nur aus Cisternen, die in heißen Sommern austrocknen, so daß alsdann das Wasser auf große Entfernungen herbeigeholt werden muß; auf den Fall der Feuersgefahr und zum Pferdeschwemmen sind einige kleine Wetten im Ort angelegt.
Durch den Ort führt die von Alpirsbach herkommende Poststraße nach der 2 Stunden nordöstlich gelegenen Oberamtsstadt; überdieß ist eine Vicinalstraße nach Hochmössingen angelegt.
Zu Marschalkenzimmern, wo sein Vater Pfarrer war, wurde geboren den 16. Merz 1734 Georg Friedrich (v.) Griesinger, ein Zögling der württembergischen Seminarien, 1766 Diaconus in Stuttgart, 1783 Stadtpfarrer zu St. Leonhard allda, 1786 Consistorialrath, 1791 Prälat von St. Georgen. Vieljähriges Mitglied des Consistoriums wirkte er viel für die Verbesserung des Kirchen- und Schulwesens; das Gesangbuch von 1790 ist sein Werk. Im Jahre 1822 in den Ruhestand versetzt, starb er, über 94 Jahre alt, den 27. April 1828 zu Stuttgart.
Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe, mit Ausnahme von zwei Schildwirthschaften, einer Ziegelhütte und einem Krämer, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen. In den Vermögensumständen, welche noch vor 30–40 Jahren zu den günstigsten der Umgegend gehörten, sind die Einwohner in Folge der zunehmenden Bevölkerung, der Vertheilung der größeren Hofgüter, der Hofmetzgerei etc. etwas zurückgekommen und die Zahl der
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/213&oldid=- (Version vom 1.8.2018)