« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Backnang Kapitel B 10 »
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Groß-Aspach,

Gemeinde II. Kl. mit 1277 Einw., wor. 11 Kath.– a. Groß-Aspach, Pfarrdorf mit Marktrecht, 1149 Einw., b. Karlshof, Hof, 20 Einw., c. Fürstenhof, Weiler, 89 Einw., d. Ölmühle, Haus, 5 Einw., e. Stegmühle, Haus, 14 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Oppenweiler eingepfarrt. 3/8 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Zwischen leichtgewellten Ackerflächen liegt, von schönen Obstbäumen umkränzt, auf beiden Seiten des unbedeutenden nach Süden ziehenden Klöpferbachthales der große sehr hübsche Ort mit seinen breiten Straßen und seinen schmucken und stattlichen Bauernhäusern. Auf der Höhe Berghau genießt man eine schöne Fernsicht über die fast ringsum sich erhebenden vielverzweigten Waldgebirge.

Die links am Südeingang in das Dorf noch auf der Höhe, gerade am Thalrand gelegene Kirche besteht aus dem 1780 (diese Jahreszahl liest man über dem Westeingang) neu angelegten, von großen Rundbogenfenstern erhellten Schiffe; östlich stößt daran ein sehr alter Thurm, dreistockig und mit vierseitigem Zeltdach bedeckt, der im ersten Geschosse gegen Osten noch ein romanisches Rundbogenfenster, gegen Süden ein sehr schön gefülltes gothisches Spitzbogenfenster zeigt. Im flachgedeckten Innern, das Chorgewölbe im Thurm ist herausgebrochen, befindet sich ein altes Krucifix. Von den drei Glocken ist die größte verziert und vom Jahre 1787, die beiden andern haben die Umschrift: Jakob Rechlen gos mich in Stuttgardt. Anno 1737.

Die Unterhaltung der Kirche, sowie des Pfarrhauses, ruht auf der Stiftungspflege. Der Friedhof wurde 1836 an der Kirche angelegt.

Das sehr schöne große, äußerst angenehm nördlich von der Kirche gelegene Pfarrhaus ward 1612 erbaut, 1698 erneuert, letztere Jahreszahl steht nebst dem Wappen und einigen Namenszügen der Familie Sturmfeder über dem Eingang. Zwischen ihm und der Kirche dehnt sich der schattige, sehr hübsch angelegte Pfarrgarten hin.

Weiter gegen Norden steht in der Nähe eine alte herrliche Linde, und auf der andern Seite der Straße das stattliche, 1804 erbaute Schulhaus, welches drei Lehrzimmer und die Wohnung des ersten Schulmeisters und des Lehrgehilfen enthält; der zweite Schulmeister wohnt in einem Privathaus. Das zweistockige Rathhaus, ein einfacher tüchtiger Holzbau, ward 1814 erneuert und trägt diese Jahreszahl über dem Eingang.

Gutes Trinkwasser liefern reichlich in Aspach selbst ein in hölzernen Deucheln hergeleiteter laufender, 30 Pump- und 4 Schöpfbrunnen, auf dem Fürstenhof 7 Pumpbrunnen; von ihnen zeichnen sich durch besonders gutes Wasser aus: der Scheuren-, der Spengel- und Gücklesbronnen. Auch die Markung des Mutterortes ist reich an guten Quellen, die bedeutendste davon ist der Stockbrunnen auf | den Stockwiesen, der in den Ort hineingeleitet werden soll. Auf Fürstenhofer Markung sind keine Quellen. Über die Markung fließen der Krehenbach, Klöpferbach, der den Allmersbach aufnimmt, und der Wüstenbach. In heißen Sommern versiegt der Krehenbach vollständig. Nahe beim Fürstenhof liegt ein natürlicher, etwa zwanzig Ruthen großer Feuersee, der nicht abgelassen werden kann; auch besteht eine Wette im Mutterort.

Durch den Ort geht die Hauptstraße von Backnang nach Marbach, von ihr zweigt im Ort die Staatsstraße über Strümpfelbach nach Oppenweiler ab; überdieß sind Vicinalstraßen nach Klein-Aspach, Rietenau und Ober-Schönthal angelegt. Im Gebiet des Mutterortes führen 3 steinerne Brücken und 5 hölzerne Stege über den Klöpferbach, 2 steinerne Brücken über den Krehenbach, dann 2 hölzerne Brücken, ein hölzerner Steg, und beim Fürstenhof eine steinerne Brücke über den Wüstenbach. Hievon hat der Staat die letztgenannte und die über den Krehenbach zu unterhalten.

Von den im allgemeinen kräftigen und gesunden Einwohnern zählen gegenwärtig 4 über 80 Jahre; der Hang zum Mysticismus und zur Sektirerei ist ziemlich verbreitet.

Ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht, daneben im Mutterorte in Gewerben. Unter den Handwerkern sind die Weber am stärksten vertreten und arbeiten viel, namentlich in Baumwolle, nach auswärtigen Fabriken und Handelshäusern, dann die Schuster, Schneider, Schmiede, Wagner, Maurer und Schreiner, die alle auch nach außen arbeiten. Linnenspinnerei wird zum eigenen Gebrauch wie zum Verkauf betrieben; auch ein Korbmacher wohnt hier. Dann ist der Holzhandel ziemlich stark, namentlich aber die Durchfuhr aller Holzarten und Holzwaren, vom Holländerstamm bis zum Besen herab, von Bedeutung und hat seinen Zug vom Murr- und Weissachthal ins Bottwarthal, ins mittlere und untere Neckarthal; nicht minder beträchtlich ist zu Zeiten die Durchfuhr aller Viehgattungen, dann des Rohmaterials und der Fabrikate der Gewerbe in Backnang, insbesondere der dortigen Gerbereien und Tuchfabriken.

Die seit 1864 vorerst auf fünf Jahre bewilligten jährlichen drei Märkte scheinen, bezüglich des Vieh- und Holzhandels, bedeutend werden zu wollen.

Eine Ziegelei, die mit sehr gutem Erfolg betrieben wird, ist vorhanden, dann zwei Mahlmühlen, die Ölmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, einem Ölgang und einer Hanfreibe, und die Stegmühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang und einem Hirsengang, und jede von beiden mit einer Schwingmühle.

Schildwirthschaften bestehen 5, wovon 2 mit Bierbrauereien verbunden sind, dann 2 Kaufläden und ein Kramladen.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut: der Grundbesitz | des vermöglichsten Bürgers in Groß-Aspach beträgt 65 Morgen Feld, der des Mittelmanns 15–20, der der ärmeren Klasse 2 Morgen. Auf dem Fürstenhof beläuft sich der Grundbesitz des vermöglichsten auf 58 Morgen Feld und 11/2 Morgen Laubwald (auf Zwingelhauser Markung), der des Mittelmanns auf 35, und der des geringsten auf 21 Morgen Feld. Freiherr v. Sturmfeder besitzt auf der Markung 230 Morgen zerstreutliegende Güter. Eine zusammenhängende Fläche von 30 Morgen Äcker ist an den rationellen Landwirth Schultheiß Mezger, der Rest parzellenweise an Einzelne verpachtet. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 10 Erwachsene, Kost- und Lehrgelder 12 Kinder.

Die ziemlich große Markung bildet mit Ausnahme einiger ganz leicht eingefurchter Thälchen ein flachwelliges, leicht zu bebauendes Land mit fruchtbarem, meist tiefgründigem, etwas sandigem Lehmboden, der an einzelnen Stellen wegen lettiger Unterlage etwas schwer und naßkalt ist. Bei der Ölmühle wird in einigen Brüchen der Hauptmuschelkalk zu Straßenmaterial abgebaut und auf dem Berghau gewinnt man den Stubensandstein zu Bausteinen. Eine Gipsmergel- und eine Lehmgrube sind vorhanden.

Das Klima ist mild und erlaubt auch den Anbau von feineren Gewächsen, wie Reben, Gurken, Bohnen etc.; schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel sind selten, dagegen haben die Winde freien Zutritt. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanter-Pflug, eiserne Egge, Walze, Repssämaschine) gut und fleißig betrieben; eine Dampfdreschmaschine wurde von einer Aktiengesellschaft aufgestellt.

Von Getreidefrüchten werden vorherrschend gebaut und gerathen am besten Dinkel, Roggen und Haber, dann Weizen, Einkorn und Gerste. Von Brach- und Handelsgewächsen gedeihen besonders Kartoffeln, Angersen, dreiblättriger Klee, Luzerne und Wicken; dann wird gebaut Reps, Mohn, Flachs, Hanf, Hirsen, Erbsen, Linsen, Welschkorn, Bohnen, Ackerbohnen und etwas Hopfen; außer Reps wird wenig davon nach außen verkauft. Von den Getreidefrüchten kommen über den eigenen Bedarf jährlich meist auf der Schranne in Backnang zum Verkauf, von Groß-Aspach: 1000 Scheffel Dinkel, 400 Scheffel Haber und 25 Scheffel Roggen; von Fürstenhof: 150 Scheffel Dinkel und 50 Scheffel Haber.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert theilweise ein gutes, theilweise ein mittelmäßiges Futter; saures Futter ist selten. Die Wiesen sind zwei-, auch dreimähdig; etwa 30 Morgen auf der Markung des Mutterortes können bewässert werden. Futter wird wenig zugekauft.

Weinbau wird nur auf 30 Morgen getrieben und dient fast nur dem eigenen Bedarf. Auf den Morgen kommen 900 Stöcke, | die zum geringsten Theil den Winter über bezogen werden; am häufigsten pflanzt man Elblinge und Silvaner; der Wein ist mittelmäßig bis gut und nicht sehr lagerhaft.

Der Preis eines Eimers schwankt zwischen 25 und 80 fl.; im Jahre 1857 betrug der höchste Preis eines Eimers 60 fl., 1858 40 fl., 1859 50 fl., 1860 25 fl., 1861 40 fl., 1862 55 fl., 1863 40 fl. 1864 45 fl., 1865 85 fl., 1866 44 fl. Die Preise eines Morgens sind wie die in Klein-Aspach und Rietenau. Früher wurde auch in Fürstenhof, auf etwa 4 Morgen, Weinbau getrieben.

Die Obstzucht ist im Zunehmen, namentlich durch Baumpflanzungen von Seiten der Gemeinde; es werden meist nur Most- und Dörrobstsorten gepflegt. Das Steinobst ist am Abgehen. Vom Obstertrag wird nur wenig nach außen verkauft.

Die Gemeinde besitzt 350 Morgen Wald, vorherrschend Laubhölzer, die jährlich 83 Klafter und 4400 Stück Wellen abwerfen; der Ertrag wird verkauft und fließt (2500 fl.) in die Gemeindekasse.

Die Brach- und Stoppelweiden sind gut und werden mit Schafen befahren; die jährliche Pachtsumme beträgt 500 fl., und in Fürstenhof 100 fl., die Pferchnutzung 600–800 fl.; im Fürstenhof wird der Pferch nach Hoftheilen vertheilt. Das Weidrecht haben beide Gemeinden. Ferner hat Fürstenhof das Übertriebsrecht auf der Markung, in jeder Woche zwei Tage mit 600 Schafen, überdieß auf 21 Markungen und zwar im hiesigen Oberamt in Backnang, mit Mittel-, Ober- und Unter-Schönthal, in Zell, Strümpfelbach und Rietenau. Die Allmanden sind mit Obstbäumen bepflanzt und tragen dem Mutterort jährlich 50 fl. ein; Fürstenhof besitzt 11/2 Morgen Allmanden, die jährlich im Aufstreich um etwa 22 fl. verliehen werden. Dann hat die Gemeinde Groß-Aspach viele eigene Güterstücke, die im Aufstreiche stückweise verliehen sind, sie tragen jährlich etwa 2000 fl. ein und rühren meist von 170 Morgen ausgestockter Waldungen her.

Die Pferdezucht (Landrace) ist unbedeutend, aber im Zunehmen begriffen; die Stuten werden auf die Beschälplatte in Winnenden geführt. Die Pferdehaltung ist bedeutend.

Die Viehzucht ist in gutem Zustand und bildet einen besonderen Erwerbszweig; man hält Neckar-Simmenthaler- und Limpurger-Schlag; 3 Farren (Simmenthaler- und Neckarschlag) sind aufgestellt. Handel mit Vieh wird in geringer Ausdehnung auf den hiesigen und benachbarten Märkten getrieben, dagegen ist die Viehmastung von ziemlicher Bedeutung; das Mastvieh wird an Metzger von Ludwigsburg, Stuttgart, Backnang und Marbach verkauft; das schwerste und beste kommt durch Händler nach Paris und London.

Die Schafzucht wird von einem Ortsschäfer als Gemeindepächter, | auf dem Weiler Fürstenhof von einem Weidepächter getrieben. Die Schafe (Bastarde) finden im Ort Überwinterung; den Sommer über laufen 150, den Winter über 500 Stück auf der Markung Groß-Aspach; auf der Markung Fürstenhof im Sommer 200, im Winter 400 Stücke. Die Wolle geht auf den Kirchheimer Wollmarkt, der Abstoß der Schafe geschieht auf den Schafmärkten in Heilbronn, Backnang und Canstatt.

Die Schweinezucht ist nicht unbedeutend; Ferkel werden keine von außen bezogen, dagegen ziemlich viele bayrische und hessische Läuferschweine von Händlern gekauft; man hält Land- und englische Race und deren Kreuzung; nach Backnang werden ziemlich viele Ferkel abgesetzt. Dann ist die Schweinemast zum eigenen Bedarf, wie zum Verkauf nicht unbedeutend.

Von Stiftungen sind vorhanden: 1) die Almosenstiftung, gestiftet (nach den Rechnungen in der Ortsregistratur, die aber nur bis 1655 zurückgehen) von Hanß Lang, ihr Grundstock betrug am 1. Juli 1866 7232 fl. 10 kr. 2) die Heiligenpflege, der Stifter, sowie der ursprüngliche Betrag der Heiligenpflege ist nicht bekannt, die Rechnungen gehen erst von 1731 an; ihr Vermögen bestand am 1. Juli 1866 in Gebäuden, nach dem Brandversicherungs-Anschlag 18.950 fl. werth, dann in Gütern, 41 Morgen, im Anschlag von 6544 fl. und in einem Geldgrundstock von 450 fl. Die Zinsen von dem Almosen-Vermögen verwendet man zur öffentlichen Armenunterstützung, soweit sie hierzu, abzüglich der Verwaltungkosten und der 20–25 fl. betragenden Kosten der Mädchenindustrieschule, reichen. Die Zinsen vom Heiligen-Vermögen werden zum Bau- und Unterhaltungsaufwand am Pfarrhaus nebst Zugehör, am Kirchthurm und an der Uhr, am Schulhaus und am Gottesacker so lange verwendet, als die v. Sturmfeder’sche Bau- und Unterhaltungspflicht noch nicht nachgewiesen ist.

Etwa 1/4 Stunde nördlich vom Ort führt eine Römerstraße, die einst die römische Niederlassung bei Marbach mit der bei Murrhardt verband, vorüber; sie ist auf größern Strecken noch gut erhalten, zeigt noch den Straßenwall und Reste des ehemaligen Pflasters. Zunächst an dem alten Römerweg auf der Flur Hochroth sollen nach der Sage früher Gebäude gestanden sein; ohne Zweifel stand hier ein römischer Wohnplatz.

An der Straße nach Backnang, 1/8 Stunde südöstlich vom Ort, kommen die Flurbenennungen, hinter der Kapelle, Kapelläcker, Kapellgrund, Mairich (wahrscheinlich Mäurich) vor, die auf eine hier gestandene Kapelle hinweisen; hier soll es nicht geheuer sein. Die Benennung Burgweg und zunächst dabei Bürgle lassen eine abgegangene Burg vermuthen (s. auch unten).

| In den ersten Fällen, in welchen Aspach genannt wird, läßt es sich nicht mit Sicherheit entscheiden, ob Groß- oder Klein-Aspach (letzteres O.-A. Marbach) gemeint ist. Nach dem Codex des Klosters Lorsch (Nro. 3510) nemlich vertauschte dieses Kloster im Jahr 862 eine Wiese in Aspach in pago Murrachgowe für 12 Jauchert in Altunstete (nicht zu bestimmen) in eodem pago, und den 29. Jan. 978 befand sich unter den Orten in comitatu Ingerihesheim, in welchen der Diakon Wolpald an das Bisthum Speier Güter vertauschte, auch Aspach (Wirt. Urkb. 1, 222). In der älteren Zeit scheint es auch Herren von Aspach gegeben zu haben, vielleicht als Vasallen der Grafen von Löwenstein, welche nach obiger Urkunde v. 978 (vergl. oben VII. 1) und nach dem Folgenden im Besitz von Groß-Aspach waren, übrigens kennt man nur einen Henricus miles de Aspach als Zeugen in einer Urkunde des Kl. Lorch von 1269 (St.-A).

Im April 1388 verkaufte Graf Albrecht von Löwenstein für sich und seine Brüder, die noch nicht zu ihren Tagen gekommen, um die Summe von 600 Pfd. Heller und 400 Goldgulden an Fritz Sturmfeder das Dorf Groß-Aspach, welches diesem von seinem, des Verkäufers, Vater Graf Albrecht von Löwenstein sel., versetzt gewesen, mit allen Rechten und Zugehörden, insbesondere dem Kirchensatz, Vogteirecht u. s. w. und behielt sich nur die Verleihung der Lehen vor, welche der Grafschaft Löwenstein bisher zugestanden war. Den 21. August 1442 verkaufte Swigger Sturmfeder Zinsen und Gülten hier und in Oppenweiler an Graf Ulrich von Württemberg, welcher 1455 dem Ulrich, Jörg Schultheiß in Backnang, wegen seiner treuen Dienste seine hiesigen Güter von Diensten und Landschaden freite.

In der Folge befand sich Württemberg in dem Besitze der Hälfte des Ortes, obgleich die Art und die Zeit dieses Erwerbes nicht bekannt sind. Darüber, wie dieser Besitz zwischen Württemberg und Sturmfeder getheilt war, gibt das Lagerbuch der Kellerei Backnang von 1528 folgendes an: Württemberg „auch mit ihm Burckhart Sturmfeder sind insgemein und jeder zum halben Theil recht Herrn zu Groß-Aspach, haben daselbst und so fern und so weit ihre Zwing, Zehenten und Bänn gehen und begriffen sind, allein den Stab, auch alle Obrigkeit, Herrlichkeit, Gebot, Verbot, niedere Gericht, Frevel, Strafen und Bußen …; doch ist zu bedenken, daß der Ort unserm gn. Herrn als Herzogen zu Württemberg allein zugehört das Geleit, auch alle fürstliche Oberkeit, hohe Gericht und Malefizsachen“. Hinsichtlich des letzten Punktes, der Oberkeit und hohen Gerichtsbarkeit, findet sich der Beisatz, Sturmfeder habe diesen Artikel bei Abfassung des Lagerbuchs zugegeben, später zwar widersprochen, allein diesem Widerspruch selbst keine Folge gegeben (Reyscher, Statutarrechte 128 und 129). Ähnlich spricht sich auch das Landbuch von 1624 aus und fügt noch bei: „obwohl daselbst ein unzertheilt gemein Recht, so | sind doch die Unterthanen mit ihren Gütern von einander abgesondert und jede Herrschaft hat ihren besonderen Schultheißen, Württemberg aber 50 Unterthanen.“ In gleicher Weise hatte die eine Hälfte des Ortes an Württemberg, die andere an den Ritterschaftskanton Kocher zu steuern; die letztere Steuer wurde im Jahr 1700 von 64 fl. 50 kr. auf 88 fl. 50 kr. erhöht, später wieder auf 73 fl.

58 kr. herabgesetzt, 1759 aber wieder auf 98 fl. 36 kr. erhöht.

Der gemeinsame Besitz und namentlich die von Württemberg, welches die Reservatrechte durch das Backnanger Amt besorgen ließ, geltend gemachte hohe Obrigkeit gaben Veranlassung zu vielen Streitigkeiten, und es kam sogar zu Processen vor dem Reichskammergericht, weßwegen endlich beide Theile, d. h. der Herzog Karl von Württemberg und Friederike Ernest. Dorothea von Sturmfeder als Vormünderin ihres Sohnes Franz Georg, sich auf der Ludwigsburger Tagsatzung vom 20. April 1747 verglichen. Hiernach trug die Familie Sturmfeder das bisher allodial besessene halbe Dorf an Württemberg zu einem rechten wahren Mannlehen auf, nahm auch alle daran anklebende, sowohl strittig gewesene als unstrittige Rechte und Gerechtigkeiten, besonders das Patronatrecht als Lehen und behielt sich nur den großen und kleinen Zehenten und gewisse eigene Güter in der Art bevor, daß Württemberg hinsichtlich dieser Allodialgüter bei einem Konsolidationsfalle die Übernahme gegen eine billige Leistung an die Allodialerben und bei einer Veräußerung das Losungsrecht zustehen sollte. Dagegen übergab Württemberg seine eigene Hälfte am Dorfe der Familie Sturmfeder mit deren Hälfte vereint zu wahrem Mannlehen, so daß diese von nun an das ganze Dorf mit aller Zugehör – ausgenommen obige allodiale Zehenten und Güter – zu Lehen tragen sollte. Für diese Hälfte, deren Jahreseinkünfte kapitalisirt zu 10.174 fl. 30 kr. 5 hllr. geschätzt wurden, trat die Familie an Württemberg ab Gefälle zu Neckarweihingen, Hoheneck und Poppenweiler, Kirchheim am Neckar, Ilsfeld und Affalterbach, sowie ihren Hof zu Oberschönthal mit allen Rechten. In dem früher württembergischen Theile verblieb Württemberg bis auf Weiteres die Kollektation und bestand dessen Nexus mit Stadt und Amt Backnang fort, Württemberg sollte allein im ganzen Ort die malefizische forsteiliche und geleitliche Obrigkeit, auch das jus armorum zustehen. Im Übrigen wurde das gegenseitige Verhältniß zwischen Württemberg und Sturmfeder hier gerade so geordnet, wie durch denselben Vergleich in Oppenweiler.

Diesem Vergleiche gemäß steuerten z. B. im Jahre 1759 allhier 76 Köpfe zum Kanton Kocher, 74 zur Landschaft Württemberg. In dem Vergleich vom 30. Oktober 1769 trat aber Württemberg dem genannten Kanton das Kollektationsrecht mit allen Annexen in seiner früheren Hälfte von Groß-Aspach ab. Auch jetzt noch gab es jedoch häufig Streit, so in den Jahren 1789/91 wegen der Jurisdiktion | und Immunität, 1794 und 1798 wegen Huldigungsangelegenheiten. In Folge der Mediatisirung der Reichsritterschaft durch den Schönbronner Tagesbefehl Napoleons I. vom 19. December 1805 und die Rheinbundsakte vom 12. Juli 1806 wurde der Ort Württemberg einverleibt.

In den 30er Jahren dieses Jahrhunderts kam es wieder zu längeren Verhandlungen zwischen der Krone Württemberg und dem Freiherrn von Sturmfeder über den Umfang der Lehenbarkeit der verschiedenen sturmfederschen Besitzungen, dieselben fanden ihren Abschluß in einem Vergleiche, welchem den 23. August 1840 die königliche Genehmigung zu Theil wurde. Demgemäß bestimmte sich das gegenseitige Rechtsverhältniß in der Hauptsache dahin: alle Besitzungen des Freiherrn von Sturmfeder in Oppenweiler einschließlich der (unbedeutenden) Gefälle zu Lautern und einschließlich der – außerhalb der Markung Oppenweiler liegenden, zu dieser Besitzung gehörigen Grundstücke mit alleiniger Ausnahme eines 123 Morgen großen Waldes auf Steinbacher Markung, sowie die sturmfederschen Besitzungen zu Ingersheim sollten lehenbar, dagegen diejenigen zu Schozach und Groß-Aspach allodial sein.

Einen eigenen – in der Mitte des Orts gelegenen – Hof hatte hier die Familie Nothaft als löwensteinisches Lehen schon im Jahr 1391 erblich inne. Mit Einwilligung des Erzherzogs Ferdinand als Herzogs von Württemberg und des Grafen Friederich von Löwenstein verkaufte jedoch Heimeran Nothaft den 9. Januar 1534 seine löwensteinischen Lehen, darunter auch diesen Hof als freies Eigen an seinen Schwager Ludwig von Freiberg. Nach dessen Tode im Jahr 1569 fiel seine Erbschaft an seine drei Tochtermänner, darunter den württembergischen Hofmeister, Obervogt zu Backnang und Marbach, Hans Georg von Hallweil, und der Hof erscheint in der Folge im Besitz von dessen Familie. Um 1710 kam er durch Kauf und Tausch von den Herren von Gaisberg und Kniestädt an die Herren von Sturmfeder. Im Jahre 1759 gehörten zu ihm 3 Häuser, 1 Scheuer, 1 Morgen Garten, 511/2 Morgen Ackers, 131/2 Morgen Wiesen, jetzt ist er ein Bauernhof mit Haus, zwei Scheuern und einem Armenhäusle; ein Theil der einst zu ihm gehörigen Güter befindet sich noch in sturmfederschem Besitze. Es war dies ein Freihof, denn er hatte seine eigene Jurisdiktion, war von Frohnen, Diensten, Wachen, Quartieren, Umgeld und Steuern jeder Art befreit, und ein ungefährer nicht vorsätzlicher Todtschläger hatte 24 Stunden lang das Asylrecht hier. Dafür mußten aber seine Inhaber alle armen Leute, welcher dahin kamen, über Nacht behalten, weßhalb der Hof auch den Namen Bettelhof führte (Lagerb. v. 1759, Knipschildt de jur. et priv. civit. imperial. ed. 2. 1687, p. 511, 512.

| Im Jahr 1693 wurden durch die Franzosen mehr als ein Duzend Häuser hier in Asche gelegt.

Schon das Speirer Diöcesanregister aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts (s. oben VII. 2) nennt eine Pastorie und eine Frühmeßpfründe hier. Das Patronatrecht gehört der Familie von Sturmfeder, die es im Vergleich von 1747 Württemberg als Lehen auftrug. Durch denselben Vergleich wurden die kirchlichen Verhältnisse Groß-Aspachs in der gleichen Weise geordnet, wie diejenigen Oppenweilers (s. dieses).

Als Herzog Christoph im Jahre 1556 in diese Gegend kam, befremdete ihn eine „erst seit Menschen Gedenken geweihte“ katholische Wallfahrtskapelle zwischen Groß-Aspach und Backnang. Er befahl deren Abbruch, und da der Vogt von Backnang Einsprache von Seiten Sturmfeders fürchtete, gebot er ihm „sich mit Deckern, Zimmerleuten und Maurern nothdürftiglich gefaßt zu machen und die Sache mit angehendem Tag bei aller Frühe anzugreifen, daß solch Götzendienst in einem Tag allerdings abgethan und weggebrochen werde“ (Besold Virg. 141 und 142). Noch jetzt erinnern wohl an diese Kapelle 1/4 Stunde südöstlich vom Dorfe an der Backnanger Straße die Namen „Kapelläcker, Kapellgrund, hinter der Kapelle“.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Karlshof, 1/2 Stunde nordwestlich vom Mutterort, unfern der Vicinalstraße nach Klein-Aspach gelegen; zu dem Hof gehört ein 82 Morgen großes Gut.

c. Fürstenhof, ein ansehnlicher Weiler, der 1/4 Stunde westlich von Groß-Aspach eine schöne freie Lage auf der Hochfläche zwischen dem Wüstenbach und dem Klöpferbachthal hat.

Der jetzige Weiler war ursprünglich nur ein Hof, welcher den Namen Fürstenberg führte. Derselbe war nach dem Lagerbuch von 1528 Württemberg mit aller Ober- und Herrlichkeit zugethan und gehörte in das Gericht zu Groß-Aspach, so daß der dortige württembergische Schultheiß allhier Gebot und Verbot hatte. Er wurde den 8. Mai 1508 von Herzog Ulrich dem Kanzleischreiber Trautwein Vaihinger zu Lehen gegeben, und kam den 18. Juli 1666 durch Kauf von des Syndikus Klöpfers zu Hall Erben für 1800 fl. an Herzog Eberhard III. von Württemberg, welcher ihn jedoch der Landschaft nicht inkorporirte, sondern zur fürstlichen Rentkammer schlug. Im Jahr 1675 wurde er wieder an Michael Läpple, Albrecht Traub und Jakob Trefz für 2000 fl. verkauft. Das Stift Backnang bezog 2/3, das Stift Oberstenfeld 1/3 des großen Frucht- und Weinzehentens (Lagerb. von 1568/69).

Der Fürstenhof war ursprünglich Filial der Pfarrei Steinheim, allein den 15. December 1456 wurde derselbe auf des Klosters Steinheim und seiner Bewohner Bitte durch den Generalvicar des | Bischofs von Speier der näher gelegenen Pfarrei Rietenau zugetheilt (St.-A.); heutzutage gehört er auch kirchlich zu Groß-Aspach.

d. Ölmühle, 1/4 Stunde unterhalb des Mutterorts an dem Klöpferbach gelegen.

e. Stegmühle, liegt nur 1/8 Stunde oberhalb Groß-Aspach am Klöpferbach.


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