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Titel: Benjamin Vautier †
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 387
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[387] Benjamin Vautier †. (Mit Bildnis.) Ein reichgesegnetes Künstlerschaffen, das im höchsten Sinne echt volkstümlich war, hat am 25. April einen jähen Abschluß erfahren: an diesem Tage ist in Düsseldorf, der Stätte seiner langjährigen, von Ruhm und Erfolg gleichmäßig begünstigten Wirksamkeit, der Maler Benjamin Vautier gestorben. Von Geburt ein Sohn der französischen Schweiz, hat Vautier von 1850 an mit wenigen Unterbrechungen andauernd in Düsseldorf gelebt, hier rang er sich aus seinen schüchternen Anfängen schnell und sicher zur vollen Meisterschaft empor, und im deutschen Volksleben, das er am Rhein wie am Neckar, im Schwarzwald wie in Westfalen mit dem gleichen liebevollen Verständnis studierte, haftete seine Kunst mit starken festen Wurzeln und in ihrem innersten Wesen. Zwei deutsche Maler waren es auch, die auf ihn den größten Einfluß ausübten: sein Lehrer Rudolf Jordan in Düsseldorf und Ludwig Knaus, der mit seinen ersten großen ländlichen Genrescenen gerade Aufsehen erregte, als Vautier noch Schüler von Jordan war.

Vautier kam am 27. April 1829 in Morges am Ufer des Genfer Sees als Sohn eines Pfarrers zur Welt. Die erste Kunstunterweisung empfing er bei einem Emailmaler in Genf, bei dem er Uhrgehäuse, Broschen u. a. zu malen hatte. Der Genfer Kunstmaler van Muyden wurde aber rechtzeitig auf das junge Talent aufmerksam; ihm hatte Vautier den Rat zu danken, der ihn nach Düsseldorf führte. Unter dem Eindruck der „Kirmeß“, der „Spieler“ und ähnlicher Bilder von Ludwig Knaus folgte er dessen Beispiel und ging nach Paris, um seine malerische Technik zu vervollkommnen. Hier entstand sein erstes größeres Genrebild „Die Kirchensänger“, das auf der großen Münchner Ausstellung von 1858 glänzende Ausnahme fand. Schon im Jahre vorher hatte er sich aufs neue in Düsseldorf niedergelassen, wo nun unter seinem Pinsel eine ganze Reihe größerer Bilder in schneller Folge hervorging, deren Stoffe sämtlich dem geselligen Leben des Volkes und der Familie entnommen waren. Die seltene Vereinigung von gemütvoller Auffassung mit kraftvoll scharfer Charakteristik, die in ihnen hervortrat, gewann diesen Bildern und den ihnen nachfolgenden Meisterwerken Vautiers eine außerordentliche Volkstümlichkeit, welche mit der Verbreitung Schritt hielt, die ihre Reproduktionen in allen Schichten der Bevölkerung fanden. Die „Gartenlaube“ hat sich angelegen sein lassen, an der Verbreitung der edlen Wirkungen von Vautiers Kunst immer regen Anteil zu nehmen; von seinen bekanntesten Bildern sind viele in den älteren und neueren Jahrgängen erschienen; wir erinnern an die lebensvollen, von feinem Humor durchwürzten Darstellungen „Ein neuer Weltbürger“, „Die Ueberraschung im Wirtshaus“, „Auf dem Standesamt“, „Ein Botaniker auf Reisen“, „Der teure Wein“, „Belauschte Werbung“. Auch direkt für den Holzschnitt hat Vautier gearbeitet. In seinen Illustrationen zu Immermanns „Oberhof“ und Auerbachs „Barfüßele“ finden sich alle Vorzüge seines liebenswürdigen Talents in reichster Fülle entfaltet; mit wunderbarer Anempfindungskraft ist er auf den Geist dieser echt poetischen Dorfgeschichten eingegangen, deren Gestalten heute so, wie er sie gezeichnet, im Volk weiterleben.

Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0387 1.jpg

Benjamin Vautier †.
Nach einer Photographie von Konstantin Luck
in Düsseldorf.