Der theure Wein
[647] Der theure Wein. (Mit Illustration S. 640 und 641.) Das Bild von B. Vautier führt uns in eine von den Touristen aufgesuchte Dorfschenke in den Schweizer Bergen. Ein mißvergnügter Ferienreisender ist [648] eben im Begriffe, seine Rechnung zu bezahlen. Der behagliche Wirth hat den Preis für das Frühstück verlangt; doch dieser Preis ist dem Gaste zu hoch; mit einer ärgerlichen und verächtlichen Gebärde deutet er auf den theuren Wein, den der Wirth viel zu hoch angerechnet hat; der Rest in der Flasche beweist, daß dieser Wein nicht gerade zu den besonders trinkbaren, den „süffigen“ gehörte. Ueber die Brille hinweg wirft der Gast dem Wirth einen ebenso prüfenden wie strafenden Blick zu. Doch dieser läßt sich nicht aus der Fassung bringen und verliert auch die gute Laune nicht; sein schlaues Lächeln sagt, daß er als tüchtiger Geschäftsmann von den Besuchern seiner Wirthschaft Nutzen zu ziehen weiß, denn daß seine bäuerlichen Stammgäste denselben Wein nicht so theuer bezahlen, das liest man aus ihren ausdrucksvollen Gesichtern, Drei derselben lächeln pfiffig und vergnügt über die unverfrorene Geschäftstüchtigkeit ihres Wirthes; der vierte hat die Pfeife aus dem Mund genommen, die geballte Faust auf den Tisch gelegt; er ist offenbar im höchsten Grade über den „Spitzbuben“ von Wirth belustigt und hält die unverschämte Uebertheuerung des Fremden für einen ganz ausgezeichneten „Witz“. Das anheimelnde Detail des Bildes verräth die Hand des ausgezeichneten Genremalers, welcher mit Vorliebe feine Stoffe dem Volksleben im Schwarzwald, dem Elsaß und der Schweiz entnimmt.