Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 301. (Quelle)
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Zelený, Wenzel (Mitglied des Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes, geb. zu Borova in Böhmen am 26. August 1828, gest. in Prag 5. April 1875). Er besuchte zuerst die Schule seines Geburtsortes und kam dann auf die Normalhauptschule in Iglau, wo er die deutsche Sprache erlernte, darauf an das Gymnasium zu Deutschbrod, auf welchem er mit dem nachmaligen Agitator Havliček, dessen Einfluß für das Denken und Handeln des Jünglings entscheidend blieb, bekannt wurde. Nachdem er 1843 das Gymnasium beendet hatte, bezog er die Prager Hochschule und bereitete sich daselbst für ein Gymnasiallehramt vor. 1849 wurde er Supplent am akademischen Gymnasium [302] in Prag und nachdem er 1850 die Lehramtsprüfung abgelegt, wirklicher Lehrer der Geschichte und Geographie am Gymnasium zu Neuhaus, und schon im nächsten Jahre erfolgte durch Vermittlung Klicpera’s seine Versetzung an das Gymnasium in der Prager Altstadt. Infolge seines leidenden Zustandes erhielt er vom Ministerium einen längeren Urlaub, den er vom September 1856 bis März 1857 zu einer Reise nach Italien und Frankreich benützte. Als dann bald nach seiner Rückkehr der politische Umschwung im Kaiserstaate stattfand, betheiligte sich auch Zelený an dem neuerwachten politischen Leben und ließ sich am 18. März 1861 im Wahlbezirke Deutschbrod-Humpoletz in den böhmischen Landtag wählen. Aus diesem gelangte er in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrathes. In demselben ist seine Hauptthat – in der Sitzung vom 13. Juli 1861 – der heftige Angriff auf die böhmischen Staatsbeamten, den Minister Lasser mit aller Entschiedenheit zurückwies, während der Statthalter Böhmens, Graf Forgách, Zelený aufforderte, die vorgebrachten Beschuldigungen durch Angabe der Beamten, welche sich Gesetzeswidrigkeiten zu Schulden kommen ließen, zu beweisen. Er blieb den Beweis schuldig und richtete sich für seine ungerechten Angriffe selbst. Als unter solchen Umständen seine Stellung als Gymnasiallehrer für die Dauer unhaltbar wurde, gab er 1863 sein Lehramt auf und wurde der Gesellschafter des Prager Verlegers Kober, der gelegentlich des politischen Umschwungs aus dem deutschen ins čechische Lager übergetreten und nun einer der mächtigsten und einflußreichsten Förderer des Čechismus geworden war. Auf einer neuerlichen Reise durch Deutschland und Belgien studirte Zelený das Schulwesen dieser Staaten und betheiligte sich nach seiner Rückkehr an der Gründung des politischen[WS 1] Blattes „Národ“, d. i. Das Volk, das er auch längere Zeit redigirte. Als dann 1865 die Prager Commune daran ging, ein Realgymnasium auf der Prager Kleinseite zu errichten, wurde er zur Organisirung dieser Anstalt berufen, wie er denn überhaupt um das čechische Schulwesen sich unbestreitbare Verdienste erworben hat. Was seine schriftstellerischen Leistungen betrifft, so gründete er bereits 1854 in Gemeinschaft mit Erben, Storch und Pospišil, die Zeitschrift „Obzor“, d. i. Der Horizont, ein Organ für Volkskunde, Geschichte, öffentliches Leben, Literatur und Wissenschaft, ein ganz vorzügliches, eine Art čechische Revue vorstellendes Blatt, wie solches bis dahin die čechische Literatur nicht besaß. Dann gab er den čechischen Schulatlas für alle Theile der Erde „Školní atlas všech dílů světa“) 1854 in Brünn heraus. Ueber seine Reisen in Italien und Frankreich veröffentlichte er fragmentarische Schilderungen im „Časopis česk. muzeum“, in den „Obrazy života“, d. i. Bilder des Lebens, und in den„Obecné listy“, d. i. Allgemeine Zeitung, welche er in Kober’s Verlag gemeinschaftlich mit A. Mayer und Fr. J. Řezáč herausgab. Als Gesellschafter Kober’s betheiligte er sich auch an dessen sich immer reicher und umfassender gestaltenden Verlage und begründete mit ihm gemeinschaftlich das Sammelwerk: „Biblioteka historická“, d. i . Historische Bibliothek, in welcher die Werke der bedeutendsten Geschichtsschreiber aller Völker Aufnahme finden sollten, und für welche er selbst die Uebersetzung der „Geschichte Englands“ von Macaulay besorgte. Auch betheiligte [303] er sich an dem von Lad. Rieger herausgegebenen „Názorný atlas“, d. i. Bilderatlas, und „Slovník naučný“, d. i. Čechisches Conversations-Lexikon, für welches er die umfangreichen Artikel „Geschichte der čechischen Literatur“ und „Die Čechen“ ausarbeitete. Ferner besorgte er die Herausgabe der gesammelten Werke von Johann Kollár und schrieb für das čechische Taschenbuch „Maj“ in den Jahrgängen 1859–1861 die Biographien von K. J. Erben, Franz Palacký und Johann Kollár. Auch sonst nahm er an verschiedenen literarischen Unternehmungen Theil, mit welchen er das neu erwachende Volksbewußtsein der Čechen mächtig förderte, was ihm aber von Seiten seines Volkes wieder damit erwidert wurde, daß es ihn in die verschiedenen damals und später entstehenden gemeinnützigen und literarischen Vereine und Ausschüsse als Mitglied wählte. Politischerseits gehörte Zelený zur sogenannten Declarantenpartei, mit welcher die unheilvolle Spaltung im Lande Böhmen zur That wurde.

Der Reichsrath. Biographische Skizzen der Mitglieder des Herren- und Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes (Wien 1861, Forster. 8°.) l. Heft, S. 54. – Šembera, (Alois Vojtěch), Dějiny řeči a literatury česko-slovenské. Věk novejší, d. i. Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1869, gr. 8°.) S. 309. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 13. Juli 1861. Nr. 189 [über die Sitzung im Abgeordnetenhause, in welcher Zelený seine Angriffe auf die Chefs der böhmischen Behörden nicht beweisen kann]. – Světozor (Prager illustrirtes Blatt, Fol.) 1871, Nr. 32, S. 378. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. X, S. 317.
Porträts. 1) Holzschnitt ohne Angabe des Xylographen, nach einer Zeichnung von Kriehuber (Sohn) im vorgenannten „Světozor“. 2) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Vácslav Zelený“. F. Anděl 1861 (lith.). Druck von F. Šír (Fol.) – 3) In den „Humoristické listy“, 10. April 1875, Nr. 15.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: polischen