BLKÖ:Zapf, Johann Nepomuk

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zap, Karl Ladislaus
Band: 59 (1890), ab Seite: 178. (Quelle)
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Zapf, Johann Nep. (Tonsetzer, geb. zu Mondsee in Oberösterreich am 2., nach Anderen am 21. Februar 1760, Todesjahr unbekannt, lebte noch 1820). Eines Hutmachers Sohn, verlor er früh seinen Vater und blieb unter Obhut seiner Mutter, bis diese, durch den Brand Mondsees 1770 gänzlich verarmt, den Sohn nach Reichenhall zu einem Verwandten [179] schickte, bei dem er das Badergeschäft erlernen sollte. Dazu zeigte aber der Knabe nicht die geringste Lust. Er kehrte nach Mondsee zurück und trat bei dem dortigen Thurnermeister in die Lehre, bei dem er einige Tänze auf der Violine praktisch herabstreichen lernte, während ihn die Gesellen in mehreren Blas-Instrumenten unterwiesen, was ihm in der Folge sehr zu Statten kam. Auch fand er Gelegenheit, bei dem Organisten, in dessen Hause er wohnte, etwas Clavier zu spielen. Als er aber im dortigen Benedictinerstifte einige Tonstücke von Hasse, Graun, Händel, Bach und dann mehrere Haydn’sche Symphonien zu Gehör bekam, ging ihm denn doch Wesen und Bedeutung der Tonkunst auf, und er wurde inne, daß er nun erst anfangen müsse zu lernen, obgleich er schon damals sich in der Composition von Tänzen, wie Menuets, Märschen, Terzetten u. s. w. versuchte. So mit einigen praktischen Kenntnissen in der Musik ausgerüstet, ging er, 18 Jahre alt, auf Wanderung, spielte da und dort um gewöhnlichen Lohn, bis er 1780 nach Stockerau kam, wo sich ein Geistlicher des jungen Musikers annahm und ihm einigen Unterricht – darunter im Latein – ertheilte. 1784 ging er nach Wien, erhielt eine Hofmeisterstelle, in welcher er sich in jeder Hinsicht gut befand und Andere bildend, sich selbst bildete. Als aber die Familie, in der er lehrte, Alles verlor, stand er selbst wieder brodlos da. Dies geschah 1789. Darauf wendete sich Zapf an den Stadtthurnermeister und zugleich Theaterdirector Glöggl in Linz, bei dem er in der Oper am Clavier Beschäftigung fand. Während zweier Jahre lernte er so alle Opern aus der Partitur accompagniren. Dadurch bereicherte er seine eigenen Ideen, gewann eine musicalische Vielseitigkeit und wagte sich selbst an die Composition einer Oper. Als er diese dem berühmten Abbé Stadler zeigte und ihm derselbe begreiflich machte, daß ihm ja alle Kenntniß des Generalbasses mangle, machte er sich sofort an das Studium der besten Contrapunctisten und drang in die Arbeiten Kirnberger’s, Albrechtsberger’s, Koch’s und anderer Meister des Contrapuncts ein. So ausgerüstet, schrieb er eine zweite Oper, „Die Geisterseherin“, nach einem Text von Richter, die ungeachtet des mißlungenen Textes doch allgemein gefiel. Nun bearbeitete ihm ein Mitglied des Linzer Theaters, Namens Braun, einen Text aus „Tausend und eine Nacht“, betitelt „Schecheristani“. Auch diese Oper gefiel sehr, aber der Brand, von welchem Linz heimgesucht wurde, traf auch das Theater, so daß Zapf einem Rufe nach Brünn als Capellmeister der dortigen Bühne folgte. Die für dieselbe geschriebene mit bedeutenden Musikkräften aufgeführte Cantate „Die Gewalt der Musik“ erfreute sich wie die vorgenannte Oper, die er auch darstellen ließ, großen Beifalls. Aber diese einzelnen doch von der Laune des Publicums abhängigen Erfolge sicherten ihm nicht den Lebensunterhalt für sich und seine Familie, und so begab er sich 1806 nach Wien und lebte daselbst von Musikunterricht, in welcher Thätigkeit er noch 1820 sich befand. Seine Compositionen, welche theils gedruckt, theils aber Manuscript geblieben sind, folgen hier.

Uebersicht der gedruckten und in Handschrift hinterlassenen Compositionen des J. N. Zapf. „Variationen für das Pianoforte in D#“. – „Variationen für das Pianoforte in Es“ auf das bekannte Lied: „Beglückt durch dich“(1801). – „Variationen für das Pianoforte in D#“ über die Galopade“. – „Sonate Nr. 1 für das Pianoforte in D#“. – „Sonate [180] Nr. 2 für das Pianoforte in Es“. – „Sonate für Pianoforte mit Begleitung des Violon und Violoncello in G“. – „Sonate für Pianoforte in B“. – „Sonate für Pianoforte in F“. – Skizzen für das Pianoforte mit Begleitung eines Violon und Violoncello“. 1., 2., 3. Theil (1802). – „Serenade für das Pianoforte mit Begleitung eines Violon und Violoncello in Es“. – „Grande sonate pathétique et périodique für das Pianoforte“. – Variationen auf den Marsch aus dem Schauspiele mit Gesang: Der rothe Thurm in Wien, für die Violine“. – „Variationen aus der „Schweizer Familie““. – „Variationen für zwei Flöten“; die vorgenannten Compositionen sind sämmtlich bei Eder in Wien erschienen. – „Wer sitzt von uns am besten? Quartett für zwei Tenore und zwei Bässe zum Singen.“ – „Der große Sturm in Wien 1807, eine musicalische Zeitgeschichte für das Pianoforte“ (Wien bei Cappi). – „Der Zwist, eine Ehestandsscene in 8 charakteristischen Variationen für das Pianoforte“ (Wien bei Cappi). – „Die Schlacht an der Moskwa, für das Pianoforte“ (ebd.). – „Das Jahr 1813, eine musicalische Schilderung der Ereignisse in diesem Jahre, für das Pianoforte. 1. und 2. Abtheilung“ (ebd.). – „Variationen auf das Menuet aus „Don Juan“, für das Pianoforte“ (Gratz, Trötscher). – „Der Zapfenstreich, mit zwei Trios für das Pianoforte“ (ebd.). – „Die Geisterseherin. Oper“, aufgeführt in Linz; diese und die folgenden Compositionen sämmtlich Manuscript. – „Schecheristani. Oper“, aufgeführt in Linz, Nürnberg, Anspach, Bayreuth, Brünn. – „Die Huldigung. Oper“, aufgeführt in Gratz. – „Heinz von Stein. Oper“, im Auftrage des Directors Hensler in Wien. – „Das Schlossergespenst. Oper“. – „Große Cantate: „Die Gewalt der Musik“, aufgeführt von dem Musikverein in Brünn. – „Grande Symphonie in D#“; – „Concerte für die Violine“. – „3 Quartette für zwei Violinen, Viola, Violoncello“. – „Harmoniestücke, für blasende Instrumente“. – „Redoute-Deutsche für Linz“, sechs Jahrgänge von 1794–1800. – „Missa solennis in C“, in der Hofkirche bei den PP.. Augustinern in Wien aufgeführt. – „Missa solennis in E“, ebendaselbst aufgeführt.
Gerber (Ernst Ludw.). Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler u. s. w. (Leipzig 1814. Kühnel, gr. 8°.) Bd. IV, Sp. 628 [führt nur einige seiner Compositionen an; Gaßner,[WS 1] Bernsdorf-Schladebach, Riemann, Bremer kennen ihn nicht].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gasser