Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 106. (Quelle)
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Zaleski, Wenzel (Staatsmann und Schriftsteller, geb. in Galizien 1800, gest. zu Wien am 24. Februar 1849), bekannter unter dem Pseudonym Wacław z Oleska. Er hörte die philosophischen Vorträge an der Universität in Lemberg, an welcher er durch sein ungewöhnliches mathematisches Talent die Aufmerksamkeit des damaligen Professors der Mathematik, Franz Kodesch von Frauenhorst (geb. 1760, gest. 1832), auf sich lenkte. Dieser verschaffte dem auf sich selbst angewiesenen Jünglinge Unterrichtsstunden und machte es ihm so möglich, die Studien an der Universität zu vollenden. Ja, als der Besuch derselben ein so großer war, daß ein Doppelcurs errichtet werden mußte, wurde Zaleski als Supplent an dem einen Curse bestellt. Darauf trat er in den Staats-, und zwar in den Verwaltungsdienst in Lemberg ein, und neben seinem amtlichen Berufe weckte er in Gemeinschaft mit Bielowski, Piątkiewicz und anderen strebenden jungen Männern jener Tage in Lemberg das unter den bisherigen Verhältnissen erloschene geistige und nationale Leben. Zunächst war es das Theater, dem er seine Aufmerksamkeit zuwendete. Dasselbe bildete überhaupt im Vormärz in Wien und in den [107] Provinzen den Angelpunkt alles geistigen Lebens. Und so eröffnete denn Zaleski in den „Rozmaitosci“, d. i. Miscellen, einem damals mit dem polnischen Amtsblatte zugleich erscheinenden Unterhaltungsblatte, eine stehende Rubrik für Theaterkritik. In einem ausführlichen Essai, in welchem er des Grafen Fredro Lustspiel „Odludki i poeta“, d. i. Die Mysanthropen und der Poet, analysirte, wies er auf dessen Schönheiten hin; dann lenkte er die Aufmerksamkeit auf das spanische Drama und empfahl seinen Landsleuten den freien Calderon’schen Vers und schrieb selbst eine Tragödie „Justina“, von welcher ein Bruchstück in den oberwähnten „Rozmaitosci“ 1827 erschien; außerdem veröffentlichte er im genannten Blatte eine Kritik der Erzählung „Johann von Tęczyn“ von Jul. Niemciewicz, schrieb über das Theater in Polen und die Mittel, es zu heben; über Calderon’s Leben und Werke, über die Zeitschrift des böhmischen Museums und über die böhmische Literatur, wie er denn auch der Erste war, der auf den Aufschwung der čechischen Literatur das Augenmerk seiner Landsleute richtete; erst nach ihm knüpfte Rosciszewski [Bd. XXVI, S. 354] mit den Čechen literarische Verbindungen an. 1828 wurde Zaleski mit Beförderung nach Sącz geschickt, es war dies die im Verwaltungsdienst übliche Form promoveatur, ut amoveatur, um ihn aus seinen mit Mißtrauen beobachteten literarischen Verbindungen zu reißen. Aber ihn ganz abwendig der Literatur zu machen, gelang es wenigstens für die nächsten Jahre nicht. Bis 1832 begegnen wir noch hin und wieder einigen wichtigen Arbeiten seiner Feder in der genannten Zeitschrift, so schrieb er über die Mineralquelle Krynica im Sandecer Kreise (1829), eine Biographie seines Wohlthäters Kodesz, lenkte die Aufmerksamkeit der Leser auf die so interessanten, aber leider wenig beachteten sittengeschichtlichen Werke von Lukas Golębiowski (1832, Nr. 42, 44, 47, 48) und auf die Volkslieder der Polen (1831, Nr. 45–48), deren Bedeutung er mit lebendigen Farben schilderte. Als er dann nach Lemberg zurückkehrte, ging er sofort an die Zusammenstellung eines in der polnischen Literatur wichtigen, heute schon sehr seltenen Buches, das er unter dem Titel: „Piesni polskie i ruskie ludu galicyiskiego z muzyka instrumentowana przez Karola Lipińskiego“, d. i. Die polnischen und ruthenischen Lieder des Volkes in Galizien, mit den dazu gehörigen Gesängen von dem berühmten Virtuosen Karl Lipiński (Lemberg 1833, Franz Piller, gr. 8°., LIX und 516 S. Text, 185 S. Composition) veröffentlichte. Diese Sammlung war die Grundlage für alle folgenden und bleibt immer eine der wichtigsten Quellen in der Literatur des polnischen Volksliedes. Zum Gubernalrath befördert, arbeitete Zaleski in Gemeinschaft mit Alois Stutterheim das Statut und die Instructionen der galizischen Creditbank aus, wovon der Entwurf im Jahre 1842 im Druck erschien. Von da ab bis zu seinem Tode – und in dieser Zeit lernte ich ihn persönlich kennen, da er viel mit dem Bibliothekar der Lemberger Universität Franz von Stroński verkehrte – ging er ganz in seinem amtlichen Berufe auf und gewann im Lande und in den Regierungskreisen durch sein humanes und tolerantes, dabei aber energisches Wesen so großes Vertrauen, daß er, nachdem Graf Franz Stadion die Stelle niedergelegt hatte, im Jahre 1848 zum Gouverneur von Galizien ernannt wurde. Beim [108] Wandel der Verhältnisse in das Ministerium des Innern nach Wien berufen, erhielt er in demselben das Referat über Galizien und die Bukowina zugetheilt. Aber das Klima und die ungewohnten Verhältnisse sagten seiner durch und durch polnischen Natur nicht zu; und da er ohnehin nie von zu fester Gesundheit war, steigerte sich sein Leiden, das den verdienstvollen Staatsmann im Alter von 49 Jahren hinraffte. Zaleski war mit einer Armenierin, einer Schwester des geistvollen Dichters und Homileten Karl Bolosz Antoniewicz [Bd. I, S. 48] vermält. Von den Söhnen aus dieser Ehe machte sich der Eine, Anton (geb. 1842, gest. 1866) als lyrischer Dichter bekannt, dessen „Poezye“ Hugo Zathey (Lemberg 1867, Wild, 8°.) herausgegeben hat. – Ein anderer Sohn, Philipp, trat in die Fußstapfen seines Vaters, widmete sich dem Verwaltungsdienste, in welchem er es in ziemlich rascher Beförderung zum Statthalter von Galizien brachte, wie es sein Vater, leider nur kurze Zeit, gewesen. Als solchen bezeichnet ihn die öffentliche Meinung (Allgemeine Zeitung“, München 16. October 1888, Nr. 288, S. 4227) als einen „ausgezeichneten Beamten, der in der vortrefflichen Verwaltungsschule der österreichischen Beamtenpraxis gebildet, durch seine kluge, gerechte und maßvolle Amtsführung es verstanden hat, in dem von politischen und nationalen Kämpfen durchwühlten Lande Galizien nicht nur die allgemeine Achtung, sondern auch Sympathie zu erwerben“. Als im October 1888 der bisherige Minister ohne Portefeuille Baron Ziemiałkowski seines Postens enthoben wurde, trat Ritter von Zaleski an dessen Stelle. Derselbe ist zur Zeit wirklicher geheimer Rath, Landtagsabgeordneter in Galizien, Ehrenbürger der Städte Drohobycz und Kołomea, Ritter des Ordens der eisernen Krone zweiter Classe und des Leopoldordens.

Antoniewicz (Karol) Przemowa w czasie obehodu pogrzebowego Waclawa Zaleskiego i. t. d., d. i. Anrede aus Anlaß der Beerdigung des Wenzel Zaleski, gehalten am 26. März 1849 (Lemberg 1849, 8°.). – Kłodziński (Adam), Rzecz krotka przy złożeniu dnia 26 Marca 1849.... do grobu W: Zaleskiego...., d. i. Kurze Rede bei Beerdigung des W. Zaleski, Gouverneurs von Galizien.... (Lemberg 1849, 8°.). – Rycharski (L. F.), Literatura polsky w historyczno-krytycz nym zarysie, d. i. Die polnische Literatur im historisch-kritischen Umriß (Krakau 1868, gr. 8°.) Bd. l, S. 88; Bd. II. S. 325. – Helfert (Jos. Alex. Freih. v.), Geschichte Oesterreichs vom Ausgange des Wiener October-Aufstandes 1848 (Prag 1872, Tempský, gr. 8°.) III. Die Thronbesteigung des Kaisers Franz Joseph I. S. 133, 386.
Porträt. Lithographie von F. Teppa (Lemberg, Druck von P. Piller, Folio).