BLKÖ:Bielowski, August

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Bielz, Michael
Band: 1 (1856), ab Seite: 390. (Quelle)
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Bielowski, August (Dichter und Geschichtforscher, geb. zu Krechowiec in Ostgalizien 1806). Studirte in Lemberg, wo er sich frühzeitig schon mit Literatur beschäftigte, wofür in den 30ger [391] Jahren in Lemberg ein günstiger Boden zu sein schien; denn die deutschen und polnischen Schriftsteller wetteiferten um jene Zeit, sich mit ihren Arbeiten zu überbieten. Als Dichter trat er zum ersten Male im „Haliczanin“ (1830) mit Originalgedichten und Uebersetzungen serbischer Lieder auf. Später widmete er sich der Geschichte. Die Früchte dieses Studiums waren mehrere Abhandlungen über die Urgeschichte Polens. Auf dem Felde der Poesie erregte sein „Wyprawa Igora na Polowców. Poemat Śłowianski“, d. i. Der Zug Igors gegen die Polowcer. Slaw. Gedicht (Lemberg 1833, Piller) und die „Volkslieder des ruthenischen Volkes in Galizien“, welche im Almanach „Ziewonia“ 1834 erschienen sind, Bewunderung. Unter seinen Originalarbeiten verdient „Piesń o Henryku Pobożnym“ besonders erwähnt zu werden. Dieses Werk B.’s ist eine eigenthümliche Erscheinung in der Literatur; der Geist, von dem das Gedicht durchweht ist, Sprache und besonders der dem Ganzen eingeprägte Charakter des Alterthums verleihen ihm einen eigenthümlichen Reiz. Der Leser glaubt hier ein Lied vor sich zu haben, gesungen von einem Barden, welcher die Zeiten, die er besingt, selbst geschaut. Den Inhalt bildet der erste Einfall der Mongolen. Die Königinhofer Handschrift[WS 1] im Liede „Jaroslaw“ enthält die weiteren Vorkommnisse nach der Lignitzer Schlacht; Bielowski hat hier so zu sagen den Anfang ausgearbeitet in demselben Geiste und in treuer Schilderung des Jahrhunderts. Die übrigen Werke dieses Forschers sind: „Antoni Malczewski jego żywot i pisma“, d. i. Anton Malczewski, dessen Leben und Schriften (Lemberg 1843); – „Wstęp krytyczny do dziejów Polski. Nakladem Wladz. hr. Dzieduszyckiego“, d. i. Kritische Einleitung zur polnischen Geschichte. Verlegt von dem Grafen Ladislaus Dzieduszycki (Lemberg 1850). Auch übersetzte B. mit Meisterschaft den „Faust“ des Goethe, schrieb eine Biographie des Joseph Dunin Borkowski (s. d.) und viele kleinere Aufsätze, meist ästhetischen oder belletristischen Inhalts, in den polnischen Journalen, welche seit 1833 in Lemberg erschienen sind. In den letzten Jahren erschien von ihm: „Pompeii Trogi Fragmenta, quorum alia in codicibus manuscriptis Bibliothecae Ossolinianae invenit ... ac criticis annotationibus edidit a. Bielowski Ossol. Bibl. custos“ (Leopoli 1853 [Leipzig, Wagner], XXVI. 91 S. gr. 8°.), worin B. sehr interessante scharfsinnige Conjecturen über die polnische Geschichte zog. Bielowski befindet sich bereits seit mehreren Jahren bei der Ossolinskischen Bibliothek in Lemberg angestellt; in letzterer Zeit wurde ihm die Leitung dieser kostbaren Sammlung anvertraut. Er lebt in Lemberg seinem Amte und der Wissenschaft und hat im Sommer 1856 behufs seiner Forschungen eine wissenschaftliche Reise nach Wien u. Deutschland gemacht.

Majorkiewicz (J.), Historya, Literatura e Krytyka, d. i. Geschichte, Literatur und Kritik (Warschau 1850, 2. Aufl., 8°.). – Woycicki (K. Wl.), Historyja literatury polskiej, d. i. Geschichte der polnischen Literatur (Warschau 1845, 4 Bde.) IV. Bd. S. 271. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) VI. Bd. Sp. 33.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergleiche: Königinhofer Handschrift (Wikipedia).