BLKÖ:Wertheim, Zacharias
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| Band: 55 (1887), ab Seite: 121. (Quelle) | |||
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7. Zacharias Wertheim (geb. in Wien 1780, gest. daselbst am 31. December 1852). Er widmete sich aus eigener Neigung dem Studium der Arzeneiwissenschaft, bei welchem er manche äußeren Hindernisse, die in den Verhältnissen der damaligen Zeit gegründet waren, zu überwinden hatte. Unter Lehrern, wie Prohaska, Beer, Jacquin, J. Peter Frank beendete er die Studien an der Wiener Hochschule und erlangte, 22 Jahre alt, den medicinischen Doctorgrad. Nun begab er sich ins Ausland, besuchte mehrere deutsche Hochschulen, darunter jene zu Göttingen, an welcher Blumenbach, der ältere Langenbeck und Conradi lehrten. Dann kehrte er heim, wo er bald Gelegenheit zu eminenter praktischer Thätigkeit fand. Nach der französischen Invasion 1809 war an der Grenze Ungarns eine Typhusepidemie ausgebrochen, und Wertheim bot seine ärztlichen Dienste dem Staate unentgeltlich an. Im folgenden Jahre gab er das Werk heraus, betitelt: „Versuch einer medicinischen Topographie von Wien. Mit 5 Tabellen“ (Wien 1810, Singer und Göring, gr. 8°.). Dasselbe, auf Grundlage authentischer Daten ausgeführt, fand in Fachkreisen die beifälligste Aufnahme. Die Tüchtigkeit dieses Werkes veranlaßte vier Jahrzehnte später sachverständige Männer, sich mit dem ursprünglichen Verfasser zu einer neuen Herausgabe zu vereinigen. Dieselbe in den Bücherkatalogen zu finden, gelang mir nicht. 1816 wurde Wertheim Physicus im Spitale der Israeliten zu Wien, wo sich ihm ein ausgebreiteter Wirkungskreis darbot, da es galt, die bis dahin nur wenig benützte Anstalt zu heben. Als er seine Stelle antrat, fand er, daß während eines Jahres nur 67 Patiencen zur Behandlung gekommen waren; im folgenden Jahre bereits stieg die Zahl derselben auf 148, und da den Hilfesuchenden auch Hilfe und liebreiche Behandlung zutheil ward, wuchs sie allmälig bis auf 700 im Jahre. Die Protokolle der Anstalt weisen während der 36 Jahre, welche er an derselben wirkte, 11.400 Kranke, welche im Spitale selbst behandelt wurden, und 28.500 ambulirende Patienten, somit im Ganzen 59.900 Hilfsbedürftige nach, welche er alle mit seinen Assistenten behandelt hatte. Am 20. Juli 1852 beging er seine Doctor-Jubiläumsfeier, bei welcher Gelegenheit im Operationssaale sein Bild neben dem des Gründers (Rothschild) aufgehängt wurde. Aber nicht lange sollte er diese Feier überleben. Als der 72jährige Greis am 31. December 1852 in Gesellschaft seines Sohnes Gustav das Burgtheater besuchte, in welchem eben Bauernfeld’sStück „Krisen“ gegeben wurde, sank er. als der Vorhang fiel, entseelt auf seinem Sitze hin. Von seinen eilf Söhnen nehmen Gustav, Theodor und Wilhelm ehrenvolle Stellen in der Gelehrtenwelt ein. [Wölfler Bernhard Dr.). Das alte und das neue Wiener Israeliten-Spital nach authentischen Quellen dargestellt (Wien 1873, Gerold, 8°.) S. 25–44. – Wiener Vierteljahrsschrift. Organ für Wissenschaft und Kunst u. s. w. mit besonderer Berücksichtigung israelitischer Zustände (Wien, 8°.) I. Jahrgang (1853), 2. Heft, S. 47 u. f.; daselbst auch S. 52: „Am Grabe des Herrn Med. Dr. Zacharias Wertheim“. Gedicht von F.(rankl).]