BLKÖ:Welleba, Wenzel Franz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 54 (1886), ab Seite: 226. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Wenzel Franz Welleba in Wikidata
GND-Eintrag: 1020155566, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Welleba, Wenzel Franz|54|226|}}

Welleba, Wenzel Franz (Maler und Schriftsteller, geb. in Prag 3. September 1783, gest. daselbst [227] 4. Juni 1856). Die Humanitätsclassen besuchte er zu Kuttenberg und trieb nebenbei mit Eifer das Studium der Mathematik und Philosophie. Dann aber wendete er sich der Malerei zu und bildete sich unter Hawle [Bd. VIII, S. 97], Bergler [Bd. I, S. 309] und Kohl [Bd. XII, S. 292] für diese Kunst, und zwar besonders in der Landschaftsmalerei aus, in welcher er bald bemerkenswerthe Arbeiten schuf. Dabei vernachlässigte er jedoch durchaus nicht seine humanistische Ausbildung, sondern förderte sie ebenso durch den Umgang mit den Professoren Seibt [Band XXXIII, S. 324] und Meißner [Bd. XVII, S. 301], welche Beide dem talentvollen jungen Manne ihre Theilnahme zuwandten, wie auch dadurch, daß er ihre Vorlesungen besuchte, die seinem Geiste eine entsprechende Richtung gaben; fleißige Lecture aber classischer Werke der älteren und neueren Zeit vollendete dann, was diese Lehrer durch ihre Persönlichkeit und ihre Vorträge anbahnten. Zugleich mit der Malerei begann Welleba auch poetisch zu schaffen, und in den damals gelesensten schöngeistigen Blättern, welche in Prag und auswärts erschienen, wie in André’s „Patriotischem Tagblatt“, im „Journal für Liebende“, in der Zeitschrift „Diotima“, im „Jocus“, in den „Jugendblüten“ erste und zweite Lese und in anderen Blättern veröffentlichte er seine poetischen Arbeiten, welche zwar meist Gelegenheitsdichtungen waren, aber durch Schwung der Sprache, lebhafte Phantasie und eine abgerundete Form sich auszeichneten. Von seinen selbstständig erschienenen Arbeiten nennen wir: „Christus im Leiden. Zehn Momente“ (Prag 1817); – „Trost und Beruhigung in Gesängen“, mit 1 Titelkupfer (ebd. 1820, Calve, 8°.); – „Gefühle für jene Welt. Zur Erbauung für Christen, dargestellt in religiösen Betrachtungen, Gebeten und Gesängen“, mit 1 Kupfer (ebd. 1820, 8°.); – „Gebetbuch für Frauen“ (ebd. 1825); – „Vollkommene Darstellung der Merkwürdigkeiten von Jerusalem, den heiligen Orten und dem heiligen Grabe“, mit 2 Ansichten (Prag 1827, 16°.); – „Die Glorie der hellstrahlenden Sterne des h. Johannes von Nepomuk. Zu dem 100jährigen Jubelfeste seiner Heiligsprechung, dargestellt in 24 merkwürdigen Denkmalen der Vorzeit und Gegenwart“ (Prag 1827, 2. Aufl. 1830, kl. 8°.); – „Die berühmte Prager Brücke mit ihren Statuen“, mit 37 KK. (ebd. 1827, 8°.); – „Die Merkwürdigkeiten der Metropolitankirche zu St. Veit in Prag“, mit 2 KK. (ebd., 8°.). Weleba wurde 1807 auch Urheber eines eigenartigen, den Rosenfesten in anderen Ländern ähnlichen Frühlingsfestes, zu dessen Verherrlichung seit 1817 auch die Liebe-Versammlung des Kleinseitener heiligen Feldes sich anschloß. Die Theilnehmer des Festes wallen nämlich am 1. Mai jedes Jahres auf den Kleinseitener Kirchhof, dessen Boden an diesem Tage einem Blumengarten gleicht, auf dem drei geschmückte Altäre sich erheben. Eine Predigt eröffnet die Feier, dann beginnt das Hochamt. Ein Fahnenzug bewegt sich hierauf zwischen den Gräbern, auf welche 25 Mädchen unter Absingen von Liedern Blumen streuen. Danach wird das Tedeum angestimmt, und der Segen folgt. Eine von einem Mädchen gehaltene Dankrede an den Pontificanten, den jeweiligen Abt des Prämonstratenserstiftes Strahow, schließt diese Feier, für deren Theilnehmer Welleba ein eigenes Andachtsbüchlein: „Der Gottesacker. Vier religiöse Betrachtungen“ verfaßte, dessen Ertrag man unter die Armen vertheilt. Dieses sinnige Fest erfreute sich bald [228] eines solchen Anklanges, daß es seit 1826 auch auf dem Alt- und Neustädter Gottesacker in Wolschan begangen wird. 1843 fand es noch statt und wurde damals öffentlich in einem Blatte beschrieben. Ob sich die schöne Sitte erhalten hat, wissen wir nicht. Wie Nagler berichtet, hätte Welleba, der im Alter von 71 Jahren starb, schöne Zeichnungen von Landschaften hinterlassen.

Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Anton Doll, 8°.) Jahrg. 1811, Bd. IV, S. 351 [heißt daselbst irrig Welluba]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. VI, S. 68. – Frankl (Ludwig Aug.). Sonntagsblätter (Wien, 8°.) II. Jahrgang (1843) S. 525: „Kirchhof und Frühling. Ein Maifest in Prag“. – Nagler (G. K. Dr.) Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XXI, S. 272.