Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Havliček, Karl
Band: 8 (1862), ab Seite: 97. (Quelle)
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Havle, Joseph (Lehrer der Geometralzeichnung am polytechnischen Institute zu Prag, geb. zu Münchengrätz im Bunzlauer Kreise Böhmens 9. Mai 1763, gest. zu Prag 19. October 1840). Der Sohn eines Kunstgärtners, der in gräflich Waldstein’schen Diensten stand und einige Kenntnisse besaß, welche seine Verwendung bei der Josephinischen Steuerregulirung möglich machten. Die Verrichtungen des Vaters bereiteten den Sohn auf seine späteren technischen Leistungen vor. Nach beendeten Gymnasial- und philosophischen Studien hörte er die Ingenieur-Wissenschaften unter Fr. L. Herget in Prag und trat nach beendigter Ingenieurschule in Dienste des Grafen Mathias Thun als Ingenieur. Mit 11. September 1788 erhielt er eine Adjunctenstelle an der Ingenieurschule zu Prag und wirkte daselbst bis 1800 an Herget’s Seite. Havle lehrte Feldmessen und Situationszeichnen. Zugleich hörte er höhere Mathematik unter Gerstner und bildete sich in Sprachen aus. Nach Herget’s Tode versah H. (1800) auch dessen Lehramt in der Mathematik, besorgte den Unterricht in der Bauwissenschaft und den Sonntagsunterricht für Künstler und Handwerker, worauf ihm 1803 Adam Bittner, der nachmalige Astronom [Bd. I, S. 414], zugetheilt wurde, da bei dem gesteigerten Besuche der Schule H. einer Aushilfe bedurfte. Als im Jahre 1806 in Prag das polytechnische Institut an die Stelle der Ingenieurschule trat, wurde H. Lehrer der Geometralzeichnung und Adjunct der Lehrkanzel der Mechanik an derselben, und Gerstner zählte ihn zu den eminentesten Lehrkräften des Institutes. Bereits 30 Jahre hatte H. das Lehramt versehen, als er zu kränkeln begann und durch Assistenten unterstützt werden mußte; aber, nachdem er sich erholt, that er seinen Dienst allein bis 1834, in welchem Jahre er in den Ruhestand trat. Die Muße, die ihm sein Beruf ließ, benützte H. zu anderen geistigen Arbeiten; er dichtete Fabeln für die Kinder, zeichnete und besang landwirthschaftliche und idyllische Szenen, worin Salomon Geßner, sein Lieblingsdichter, auch sein Vorbild war. Einige kleine Landschaften, in Kupfer radirt und mit vieler Frische ausgeführt, gab er um 1798 heraus. Als er im Alter von 77 Jahren starb, hinterließ er eine reiche Sammlung von Skizzen, Studien und ausgeführten Tusch- und Federzeichnungen. Zum Erben seines literarischen und Kunstnachlasses setzte er seinen Schüler und Freund, den fürstlich Schwarzenberg’schen Baudirector Johann Wenzel Rulf ein, der ihn auch nach einigen Jahren unter dem Titel: „C. A. F. Hennig’s Kunstrathgeber nach älteren und neueren Grundsätzen bei perspectivischer Darstellung von Jos. Havle“ Drag und Berlin 1848) herausgab. Nur die große und seltene Anspruchslosigkeit, die H. auszeichnete, ließ ihn mit dem kleinen Kreise, in dem er unermüdet und erfolgreich wirkte, sich begnügen und auf höhere Posten verzichten, für welche er die Kenntnisse und Fähigkeiten besaß.

Jelinek (Carl Dr.). Das ständisch-polytechnische Institut zu Prag. Programm zur fünfzigjährigen [98] Erinnerungsfeier an die Eröffnung des Instituts (Prag 1856, G. Haase’s Söhne, 8°.) S. 188. – Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. I, Sp. 582 [erscheint daselbst als Hawle, und Nagler’s „Allgemeines Künstler Lexikon“, Bd. VI, S. 1 i, führt ihn sogar als Hawel an].