BLKÖ:Well, Johann Jacob von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Welker, Ernst
Band: 54 (1886), ab Seite: 225. (Quelle)
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Well, Johann Jacob von (Arzt und Naturforscher, geb. in Prag am 1. März 1725, gest. zu Wien am 4. April 1787). Anfänglich Apotheker, studirte er dann an der Wiener Hochschule, an welcher er den medicinischen Doctorgrad erwarb. 1760 verband er mit seiner ärztlichen Praxis das Lehramt der Naturgeschichte, welches er auch behielt, als Freiherr von Störck seinen 1772 entworfenen medicinischen Studienplan an der genannten Universität 1775 in Ausführung brachte. Well war in seinem Fache auch schriftstellerisch thätig, und sind von ihm folgende Schriften im Druck erschienen: „Examen physico-medicum“ (Wien, Heubner, 8°.); „Rechtfertigung der Blacke’schen Lehre und der figirten Luft gegen die von Herrn Wiegleb dawider gemachten Einwürfe“ (Wien 1771, Kraus, 8°.); – „Forschung in die Ursache der Erhitzung des ungelöschten Kalkes, nebst einigen freimüthigen Gedanken über die dessen Erhitzung bewirken sollende Feuermaterie“ (ebd. 1772, 8°.); – „Oekonomische Abhandlung über einige zur Nahrung dienende Erdgewächse“ (ebd. 1781, 2. Aufl., 1784, 8°.); – „Kurzgefasste Gründe zur Pflanzenlehre, als ein zur Naturgeschichte unumgänglich nöthiger Theil“ (Wien 1785, Gräffer, 8°.); – „Methodische Eintheilung mineralischer Körper...“ mit 4 Kupfertafeln (ebd. 1786, gr. 8°.). – Von seinen drei Söhnen Jacob Johann, Joseph August und Wilhelm übernahm erstgenannter die Apotheke zum „schwarzen Bären“ und jene im allgemeinen Krankenhause zu Wien, der jüngste aber, Wilhelm (geb. in Wien 1797, gest. daselbst im October 1879), widmete sich dem Studium der Arzeneiwissenschaft an der Wiener Hochschule und erlangte im October 1821 die medicinische Doctorwürde. Schon vier Jahre später erhielt er die akademische Würde eines Procurators der österreichischen Nation. Zugleich mit seiner ansehnlichen ärztlichen Praxis versah er mehrere Jahre hindurch auf mannigfachen Gebieten Spitalsdienste. 1836 erfolgte seine Ernennung zum Vicedirector des medicinisch-chirurgischen Studiums an der Wiener Universität und 1837 seine Berufung als Mitglied der k. k. Studien-Revisions-Commission. Nachdem er eine Reihe von Jahren die Superintendanz der Sabizi’schen, Perlacher’schen und Krausweiller’schen Stiftungen für arme Studirende der Medicin geführt hatte, wurde er 1845 Vicepräses der medicinischen Facultät, 1847 aber Director der medicinisch-chirurgischen Studien und Referent der Studien-Hofcommission mit dem Charakter eines wirklichen Regierungsrathes. Diese Ernennung fand von Seite der öffentlichen Meinung die willkommenste Aufnahme, [226] denn Well erfreute sich nicht nur seines geraden, biederen Sinnes wegen, sondern auch als ein völlig selbständiger Charakter der allgemeinen Achtung, was um so mehr in Anbetracht kam, als er der erste Vicepräsident war, der selbstständig, durch keine Beziehungen zum Hofe eingeengt, seinem Amte vorstehen konnte, denn vordem war letzteres immer mit der Würde des ersten kaiserlichen Leibarztes verbunden und daher der jeweilige Director in seinem Wirken durch dieselbe beschränkt gewesen. Der Leibarzt gerieth nur zu leicht der Facultät gegenüber in die Rolle des keinen Widerspruch vertragenden Autokraten, was für die Professoren und Studirenden bald sehr empfindlich wurde, und namentlich waren unter Well’s Vorgänger, dem kaiserlichen Leibarzte Raimann, die Verhältnisse in den Zustand der Unerträglichkeit gerathen, so daß es in der Facultät zu stürmischen Vorgängen, ja geradezu zu einer oppositionellen Partei, einer im Vormärz unerhörten Thatsache, kam. So begrüßte man denn die Ernennung des humanen, in seinem ganzen Wesen für sich einnehmenden Dr. Well allgemein als ein freudiges Ereigniß. Als dann 1849 die Universitäts-Organisation, ihres Provisoriums entkleidet, zur Thatsache wurde, trat Well als Obermedicinalrath mit dem Range eines Sectionsrathes in das Ministerium des Innern, in welchem ich mit dem liebenswürdigen Arzte und Beamten persönlich verkehrte. 1850 mit dem Referate der medicinisch-chirurgischen Studienangelegenheiten im Ministerium für Cultus und Unterricht betraut, ward er 1856 als Ministerialrath in das Ministerium des Innern zurückversetzt, wo er für seine vielfachen Verdienste im Sanitätswesen 1859 die a. h. Auszeichnung in Verleihung des Leopold-Ordens genoß. 1865 zog er sich unter a. h. Anerkennung seiner treuen und ersprießlichen Dienste ins Privatleben zurück, nur noch die ärztliche Praxis ausübend, bis ihm dieselbe 14 Jahre später der Tod aus der Hand nahm. 1868 erscheint Well auch als Herausgeber der „Oesterreichischen medicinischen Wochenschrift“, die als Ergänzungsblatt des „Medicinischen Jahrbuches des k. k. österreichischen Staates“ bei Braumüller (4°.) herauskam.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. VI, S. 68. – (De Luca). Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch. Des ersten Bandes zweites Stück (Wien 1778, Trattner, gr. 8°.) S. 251. – Meusel (Joh. Georg). Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1815, Fleischmann jun., 8°.) Band XIV, S. 497. – Historisches Portefeuille (Frankfurt a. O., Kunz, 8°.) 1786, 6. Stück, S. 680 in den Briefen auf einer Reise durch Deutschland von Fabricius. – Poggendorff (J. C.). Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften u. s. w. (Leipzig 1863, Ambr. Barth, schm. 4°.) Bd. II, Sp. 1292. – Hecker (J. F. C. Dr.). Geschichte der neueren Heilkunde (Berlin 1839, 8°.) S. 580. – Grenzboten. Herausgegeben von Kuranda (Leipzig 1847, Bd. II, S. 536; Bd. Ill, S. 380; Bd. IV, S. 177. – Neue Freie Presse, 1879, Nr. 5451, Morgenblatt.
Joh. Jac. Well’s des Vaters Porträt. Gürtelbild. Im oberen Theile des Gürtels sein Name. Unten in dem von naturgeschichtlichen Gegenständen, als Muscheln, Krabben u. s. w. und dem Wappen eingefaßten Steine die Worte: In contemplatione | naturae nihil potest | videri supervacaneum | Plin. hist. nat. | cap. I, lib. XI. J. Hickel pinx. J. E. Mansfeld sc., 8°. Schönes seltenes Blatt.