BLKÖ:Weidenfelder, Lorenz

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 53 (1886), ab Seite: 254. (Quelle)
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Weidenfelder, Lorenz (Geschichtsforscher, geb. zu Michaelsberg in Siebenbürgen am 13. Jänner 1693, gest. daselbst am 28. August 1755). Sein Vater war Pfarrer zu Michaelsberg, einem Dorfe im früheren Hermannstädter Kreise Siebenbürgens. Nachdem Lorenz im Heimatlande die Vorbildung erhalten hatte, vollendete er seine Studien auf ausländischen Universitäten, in Jena, Wittenberg, Utrecht und Leyden. Bei seiner Heimkehr wurde er Diaconus zu Mühlbach und erhielt 1723 dazu das Schulrectorat. Von da kam er auf die arme Pfarre in Donnersmark, wo er zehn Jahre in den dürftigsten Verhältnissen verlebte, in dem Umstande aber, daß er in diesen Gegenden verschiedene römische Alterthümer, Urnen, Kriegszeichen und dergleichen entdeckte, einigermaßen ein Genügen fand. 1734 berief ihn die Gemeinde von Großprobstdorf und 1739 jene von Michaelsberg, in welcher sein Vater gewirkt hatte, und in dieser letzteren starb er als Pfarrer im Alter von 62 Jahren. Seine Beschäftigung mit der Geschichte seines Vaterlandes brachte ihm die Ehrenwürde eines Historiographen des Hermannstädter Capitels, einen Titel ohne Mittel. Seine Arbeiten und geschichtlichen Forschungen [255] befinden sich in vier starken Foliobänden, welche, wie Schuler von Libloy bemerkt, Wichtiges enthalten und nur zum geringsten Theile bekannt sind, in der Capitular-Bibliothek zu Hermannstadt und bestehen aus einigen wenigen eigenen Arbeiten, aus Sammlungen von alten Urkunden, Staatsschriften und Briefen, aus Auszügen aus gedruckten Büchern und Handschriften, aus Vorreden zu Werken verschiedener Autoren und dergleichen. Da sie für den Forscher doch wohl Interesse haben könnten, theilen wir in gedrängter Kürze, im Uebrigen auf Seivert und Trausch verweisend, dieselben hier mit. Es sind folgende: „Problema historico-criticum in Daciae veteris et Romanae inscriptionem lapidariam M. Ulp. Nerv. Trajani, olim nostrae Provinciae domitoris fere primi. 1744“; – „Imago scholae novae Müllenbachianae“, da Weidenfelder es selbst war, der als Diaconus zu Mühlbach 1723–1734 die Reform dieser Schule durchgeführt hatte, gibt er in diesem Bericht eine Darstellung derselben; – „Particula historica in urbem Sabesum“, Anmerkungen zu einer Arbeit des Georg Soterius [Bd. XXXVI, S. 32, Nr. 2]; – „Noctes Michaelis Montanae seu specimen Soterianum historiae et antiquitatis ΑΠΛΩΣ Romano-Dacicae... 1744“, außer seinen meist dem Original eingeflochtenen Anmerkungen ist das vierte Capitel von seiner Feder: „De moribus et ritibus, immo et superstitione Coloniarum Romano-Dacico Valachicarum in Transylvania“; – „Otia canicularia, seu epitaphia omnino bina Armamentarii Cibiniensis praefecti Josephi Taeubele etc.“, die Autorschaft des lateinischen Epitaphs wird von Einigen dem Johann Grafen Lázár [Bd. XIV, S. 241] zugeschrieben; – „Copia curatior Instrumentorum variorum membranaceorum statum Transylvaniae pristinum mire illustrantium“, es sind deren neun Urkunden aus dem 13., 14., 15. und 16. Jahrhunderte, welche sämmtlich in die „Anecdota ad Hungariae et Transylvaniae statum interiorem spectantia ipsamque historiam Saeculi XIII–XVIII egregie illustrantia“ von Schmeizel [Bd. XXX, S. 158] aufgenommen sind. Die 1796 zu Hermannstadt gedruckte Sammlung: „A Magyar Nyelvmivelő Társaság Munkáinak első Darabja“, enthält S. 134 u. f. zwei ins Magyarische übersetzte, 1754 an den Hermannstädter Stadtpfarrer Christian Roth geschriebene Briefe Weidenfelder’s, in welchen dieser von großen (wahrscheinlich vorweltlichen Thier-) Knochen, Urnen, einer Isis, einem Fechter aus Bronze und dergleichen mehr, welche theils bei Donnersmark an der großen Kokel im Jahre 1736, theils bei Kleinschalken gefunden wurden, Nachricht gibt.

Trausch (Joseph). Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literarische Denkblätter der Siebenbürger Deutschen (Kronstadt 1871, Joh. Gött und Sohn, gr. 8°.) Bd. III, S. 480. – Seivert (Johann). Nachrichten von siebenbürgischen Gelehrten und ihren Schriften (Preßburg 1785, Weber und Korabinsky, 8°.) S. 481 u. f. – Horányi (Alexius). Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Posonii 1777, A. Loewe, 8°.) tomus III, p. 494. – Schuller von Libloy. Kurzer Ueberblick der Literaturgeschichte Siebenbürgens u. s. w. Sylvestergabe (Hermannstadts 1857,. 8°.) S. 95.