BLKÖ:Soterius, Georg (I.)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Soterius, Andreas
Band: 36 (1878), ab Seite: 32. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Georg Soterius in Wikidata
GND-Eintrag: 131570846, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Soterius, Georg (I.)|36|32|}}

2. Georg (l.) Soterius (geb. zu Bodendorf im Schäßburger Stuhle Siebenbürgens im Jahre 1665, gest. zu Kreutz 10. Februar 1728). Sein Vater Peter war Pfarrer zu Bodendorf. Der Sohn Georg beendete die Vorbereitungsstudien in Hermannstadt, 1693 ging er nach Deutschland, bezog die Wittenberger Hochschule und blieb daselbst bis zum Jahre 1696. Nun begab er sich über Hamburg nach Lievland und hielt sich einige Zeit zu Dörpt und Riga auf. Der Verdacht, daß er an dem unglücklichen Duell seines Landsmannes Johann Binder mit dem Voigtländer Handel betheiligt gewesen, welcher Verdacht jedoch sich später als völlig unbegründet herausstellte, veranlaßte seinen längeren Aufenthalt in Lievland. In Lievland kam er im Mai 1696 nach Nyenhausen (Neuhausen: Neapolis Livonum) auf Empfehlung des Wittenberger Orientalisten Edgardi in die Familie des dortigen Pastors. Dieser hatte sich nämlich an Edgardi gewendet, daß er ihm Jemand sende, welchem die Aufsicht über zwei Knaben und ein Mädchen anvertraut werden könnte. Diese Kinder hingen mit rührender Anhänglichkeit an ihrem Lehrer. Das Mädchen, Martha mit Namen, war die Tochter eines Lithauers Namens Samuel Skawronski. Martha, katholisch geboren, aber protestantisch erzogen, ist das nachmalige Mädchen von Marienburg, welches in der Folge als Katharina I, die Gemalin Peter’s des Großen und nach dessen 1725 erfolgtem Ableben als Katharina 1. Kaiserin von Rußland wurde. Zwei Jahre war Soterius Lehrer der beiden Knaben [33] und des Mädchens Martha gewesen. Nun riefen ihn die religiösen Wirren in seiner Heimat dringend nach Hause. Nach seiner Rückkehr fand er bei dem Königsrichter Frankenstein, der ihn noch als Studenten unterstützt, gastliche Aufnahme und Beschäftigung in dessen Bibliothek, dann wirkte er bis 1708 an der Schule und im evangelischen Ministerium, bis er als Archidiakon zum Pfarrer nach Kreutz berufen wurde. In dieser Stelle verblieb er – indem er noch mittlerweile Syndikus des Keißder Capitels geworden – bis an sein an einem Schlagflusse plötzlich erfolgtes Ableben. Seine ehemalige Schülerin, die Kaiserin, hatte, zum Throne gelangt, ihren einstigen Lehrer nicht vergessen, und in einem an ihn, als er Pfarrer zu Kreutz war, gerichteten Briefe, ihn gefragt, womit sie ihm dienen könne. Soterius war ein Gelehrter, der namentlich die Geschichte seines Vaterlandes gründlich durchforschte, wie dieß sein reicher handschriftlicher Nachlaß bezeugt, welcher folgende Manuscripte enthält: „De rebus Geticis et Dacicis“; – „De rebus Romanorum in Dacia“; – „De religione veterum Getarum“, – „Commentariolus de Dacibus Valachiae“, mit dem Fürsten Bassaraba (um 1330) beginnend und bis zum 39. Johann Nicolaus Maurocordato reichend; – „Transylvania celebris“, enthaltend die Volksstämme, Ortschaften, Familien und denkwürdigen Personen Siebenbürgens; – „Transylvania“, eine ethnographisch-historische Darstellung des alten Siebenbürgen, die aber nur bis ins 11. Jahrhundert reicht; – „Cibinium“, eine ausführliche Topographie der Stadt Hermannstadt; – „Commentarius in Faschingii Daciam veterem“, worin S. mehrere Irrthümer des Jesuiten Fasching berichtigt; – „Scriptores Hungariae et Transylvaniae“; – „Bibliotheca Hungarorum et Transylvanorum, Rerumque Hungaricarum et Transylvanicarum“; – „Reges Hungariae“; reicht nur bis auf Ladislaus Posthumus; – „Genealogia Regum et Principum Hungariae nec non illustrium quarundam familiarum Transylvanarum“; – „Res gestae Bulgarorum“; – „Particula historica in Urbem Sabesum“ (Weidenfelder); – „Particula historica in urbem Segesvariensem“ (Schäßburg); – „Bellum Transylvanorum Turcicum“, eine Darstellung aller Kriegshändel mit den Türken bis auf die Belagerung Wardeins nach Georg Rákoczy’s II. Tode; – „Annales Consulam Cibinensium“, eigentlich nur eine Namenliste; – „Catalogi plurium Episcoporum Hungaricorum“; – „Principes seu Vaivodae quidam Transylvaniae“; – „Libri quatuor de Transylvanis rebus“, ein ausführliches statistisch-geographisches Werk über [34] Siebenbürgen; – „Collectanea rerum ecclesiasticarum aliarumque ad statum publicum pertinentium“; – „Collectanea ad historiam patriam pertinentia“; – „Medulla Historiae Transylvanicae“. Alle diese Sammlungen gelangten zuletzt in den Besitz von Georgs (1.) Urenkel Friedrich [siehe diesen S. 30] und nach dessen Ableben theils in den seines Bruders Albert, k. k. Majors a. D. zu Mediasch, theils in den der Baron Bruckenthal’schen Bibliothek in Hermannstadt. [Seivert (Johann), Nachrichten von siebenbürgischen Gelehrten (Preßburg 1785, 8°.), S. 419. – Trausch (Joseph), Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literarische Denkblätter der Siebenbürger Deutschen (Kronstadt 1871, Johann Gött, gr. 8°.) Bd. III, S. 326. – Blätter für Geist, Gemüth und Vaterlandskunde (Kronstadt, 4°.) 1857, Nr. 8, S. 47: „Georg Soterius“.] –